Sight & Sound: Die besten Filme aller Zeiten

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Das macht im Internet die Runde und ist hier wohl auch ganz interessant:

Die britische Zeitschrift Sight & Sound hat wiedereinmal (alle 10 Jahre um genau zu sein) die "Besten Filme aller Zeiten" wählen lassen. Aufgeteilt wird das dann auf zwei Listen; Einmal die besten Filme, gewähöt Kritikern und einmal die besten Filme, gewählt von Filmemachern. Während die letzten Jahrzehnte Citizen Kane unantastbar auf Nummer 1 rangierte, wurde dieser jetzt durch HItchcocks Vertigo abgelöst. Hier die ganzen Listen:

Kritiker:

1.Vertigo (Alfred Hitchcock, 1958 )
2.Citizen Kane (Orson Welles, 1941)
3.Die Reise nach Tokio (Yasujiro Ozi, 1953)
4.Die Speilregel/Le règle du jeu (Jean Reanoir, 1939)
5.Sonnenaufgang/Sunrise: A Song of Two Humans (F.W. Murnau, 1927)
6.2001: A Space Odyssey (Stanley Kubrick, 1968 )
7.The Searchers (John Ford, 1958 )
8.Der Mann mit der Kamera/Chelovek s kino-apparatom (Dziga Vertov, 1929)
9.Johanna von Orléans/La passion de Jean d'Arc (Carl Theodor Dreyer, 1928 )
10.8 1/2 (Frederico Fellini, 1963)

Die restlichen 40 Platzierungen hier: http://www.bfi.org.uk/news/50-greatest-films-all-time

Filmemacher:

1.Die Reise nach Tokio
2.2001: A Space Odyssey
2.Citizen Kane
4.8 1/2
5.Taxi Driver (Martin Scorsese, 1973)
6.Apocalypse Now (Francis Ford Coppola, 1979)
7.Der Pate/The Godfather (Francis Ford Coppola, 1972)
7.Vertigo
9.Mirror/Zerkalo (Andrey Tarkovskyi, 1975)
10.Bycicle Thieves/Ladri di biciclette (Vittor DeSica, 1948 )

Um einiges interessanter als die, vorsichtig ausgedrückt, sehr einseitigen und Pre-1960 bezogenen Gesamtlisten finde ich allerdings die Top 10 Listen der Regisseure von unter anderem Woody Allen, Quentin Tarantino, Martin Scorsese, Guillermo delToro und einigen anderen, die man fortlaufend ab hier finden kann. Da sind hin und wieder einige ganz witzige Überraschungen dabei: Die Goonies und Und töglich grüßt das Murmeltier zum Beispiel.

So oder so ist das natürlich nur eine von vielen Listen der angeblich besten Filme aller Zeiten, wenngleich auch eine von sehr vielen, sicher wissenden Leuten zusammengetragene. Trotzdem finde ich, wenngleich damalige vielleicht Filme qualitativ hochwertig und stilbildender waren, die Konzentration auf Filme von größtenteils 1920-1960 etwas sehr einseitig. Auch sonst, muss wohl jeder für sich selber entscheiden, wie man die Liste findet. Persönlich finde ich es ja witzig, dass es anscheinend 30 Jahre gedauert hat, um zu merken, dass Vertigo doch besser ist als Citizen Kane. Wo Vertigo, meiner Meinung nach, lange nicht andere Hitchock-Werke wie Psycho, Die Vögel, Das Fenster zum Hof, Der unsichtbare Dritte oder Shadow of a Doubt herankommt. Auch finde ich das komplette Fehlen von Animationsfilmen jeglicher Art recht schade. Trotzdem, eine recht schöne und internationale Liste von Filmklassikern (Ob sie gut sind, sei mal dahingestellt), die man vielleicht gesehen haben sollte.

Meinungen? Kritik? Wie viele gesehen? Oder noch nie von den Filmen gehört? Oder auch eine eigene Liste auf Lager?*
(*Merke: Beste Filme müssen nicht zwingend die Lieblingsfilme sein)
 

Der Pirat

New Member
Gesheen hab ich von den beiden obigen Listen Taxi Driver, Apocalypse Now, 2001 und das wars dann auch schon...

Ne eigene Liste hab ich grad nicht parat.
Aber ganz sicher dabei wären Matrix, LEON der Profi und Fight Club. Wahrscheinlich sogar in den Top 5 :biggrin:
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Die beiden Top Ten Listen zusammengenommen habe ich 7 der Filme gesehen.
Wenn man die Top 50 Liste nimmt, sind's gerade mal 9. :ugly:
 

McKenzie

Unchained
Ich finde die Liste idiotisch. Ehrlich, das FIlmemachen hat seither immens an Qualität dazugewonnen, fast jeder beliebige Scorsese ist besser als die meisten Filme da aus der Liste, möcht ich wetten. Klar waren die damals immens wichtig und sind auch heute noch gut; Dennoch kann ich eine Liste nicht ernst nehmen, die alle Filme nach den 60ern ignoriert. Riecht zu stark nach früher-war-alles-besser.
 

Der Pirat

New Member
Du hast einfach keine Ahnung McKenzie :smile:
Die Ersteller der Listen wissen schon was gute Filme sind. Und da zählt eben nix was nach Zeitpunkt X gekommen ist. Ich mein wer will schon so einen Schund wie Pulp Ficiton, Matrix oder LEON der Profi gucken? :hae:
 

Joel.Barish

dank AF
Hrmph...

Klar, einige Listen der über 800 (!) Listenersteller, deren Konsens (!!) diese Topliste bildet, sind natürlich Gepose. Natürlich ist es auffällig, dass es wenig bis keine Genres gibt, dass es nahezu ausschließlich schwere und ernste Filme sind, dass nach 1970 scheinbar nur noch ne Hand voll gute Filme gemacht wurden. Aber so läuft eine Konsens-Wahl nunmal ab und viele Filme brauchen eben ihre Zeit, um ins emotionale Langzeitgedächtnis zu rücken. Und man darf die Platzierungen auch nicht überbewerten. "Vertigo" hat, wie ich gelesen habe, mit knapp 200 Stimmen gewonnen. Das heißt, dass über 600 Voter hier nicht meinen, "Vertigo" zu den bzw. ihren besten Filmen aller Zeiten zu zählen. Gonzo hat es mit den Namen berühmter Regisseure ja angedeutet, aber diese Voter sind ja nicht irgendwelche Trottel. Das sind zu einem großen Teil Kritiker, Filmwissenschaftler oder eben Filmemacher, die ihre persönlichen Toplisten abgeben. In der Form ist die S&S Liste schon ein echtes Pfund und auch eine Institution, die aber dennoch nicht den Anspruch hat - und das auch nicht so formuliert - hier tatsächlich faktisch den besten Film aller Zeiten zu wählen. Jeder Voter hat ja seinen eigenen, subjektiven Geschmack.

Denn was heißt "Bester Film aller Zeiten"? Wenn man euch danach fragt, was nennt ihr dann? Beste Filme? Lieblingsfilme? Wie berücksichtigt man die subjektive, emotionale Verbindung zu einem Film, den man unter anderen Vorzeichen vielleicht ganz anders bewerten würde? Ich habe ein paar der Kritiker verfolgt und da ging es auch darum, die Top 10 als einigermaßen abwechslungsreiche Repräsentation ihres Filmgeschmacks zu gestalten. Filme aus welchen Epochen, aus welchen Ländern? Manche wollten Regisseure nicht doppelt nennen, manche verzichteten auf Film X, da sie davon ausgingen, dass der eh gewählt wird.

Können wir daher nicht aufhören, unseren eigenen Lieblingsfilmen, die dort nicht erwähnt sind, nachzuweinen, obwohl sie nichts gewonnen hätten, würden sie dort stehen? Können wir stattdessen nicht diese Listen, die Top 50 und die vielen Einzellisten, die ab 15. August auf der S&S Seite zu finden sind (ebenso wie die zu den vorherigen Wahlen :wink:), als Fundgrube für Filmtipps nehmen? Scheinbar gibt es da ja noch Nachholbedarf. Ich habe 34 Filme aus der Critics' Top 50 gesehen (und bin noch nicht satt) und ich kann behaupten, die sind eigentlich alle mindestens einen Blick wert. Natürlich sind das in nahezu allen Fällen "andere" Filme, als man heutzutage im Kino vorgesetzt bekommt und ja, man schaut sich einen Tarkovski nicht mal eben so zum Frühstück an. Aber man ist gerne eingeladen, über den eigenen Tellerrand zu schauen.
Über Toplisten kann man immer gut streiten und nie einig werden, aber statt die Nase zu rümpfen, sollte man als Filmfreund die Augen aufhalten und auf Entdeckungstour gehen. Zwei Filme aus der Top 50 sagten mir zuvor absolut gar nichts und ich werde jetzt versuchen, die irgendwie in die Finger zu bekommen oder sie mir immerhin zu notieren, bis ich irgendwie über (Auslands-)DVDs oder das TV (alleine da hätte man in den letzten 5 Jahre die Hälfte der Top 50 erwischen können) dran komme.

... ach ja: Und auch wenn nicht nur die S&S Abteilung "Citizen Kane" lange Zeit regelmäßig zum besten Film aller Zeiten gekührt hat, so tut es dem Film glaube ich gut, jetzt mal bei dieser wohl prestigeträchtigsten und traditionsreichsten Liste ihrer Art nicht mehr die #1 zu sein. Ich will nicht wissen, wie viele sich in den letzten Jahre CK angeschaut haben, mit dem Wissen, den angeblich besten Film aller Zeiten zu sehen, und dann enttäuscht waren. Auch da hilft es, die Liste nicht als unumstößlichen Fakt zu sehen, sondern als Anreiz.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Joel.Barish schrieb:
Können wir stattdessen nicht diese Listen, die Top 50 und die vielen Einzellisten, die ab 15. August auf der S&S Seite zu finden sind (ebenso wie die zu den vorherigen Wahlen :wink:), als Fundgrube für Filmtipps nehmen? Scheinbar gibt es da ja noch Nachholbedarf.
So geht es mir eigentlich. Ich finde gerade sowas ist eine tolle Chance, gerade bei Regisseuren, die und deren Filme man selbst gerne mag, deren Filme daraufhin anders zu sehen.

Edgar Wright, der ebenfalls eine Top 10 abgeben durfte, hat auch darüber gebloggt , wie schwierig es eigentlich ist, so eine Liste zu erstellen, da man einerseits seine Lieblingsfilme nicht vernachlässigen möchte, die andererseits aber aus emotionalen Gründen eben diese Lieblingsfilme sind und man objektiv nicht als beste Filme aller Zeiten wählen würde. Deswegen hüte ich mich persönlich auch davor einen oder mehrere Filme als "Beste Filme aller Zeiten" zu bezeichnen bzw da selber eine Liste zu machen.
 

McKenzie

Unchained
Ich habe bewusst keine bestimmten Gegenbeispiele genannt, weil ich nicht mit meinen Lieblingsfilmen daherkommen will, die bei mir natürlich höher im Rang stehen, durch emtionale Basis usw. :wink:

Dennoch, ein "bester Film aller Zeiten" sollte mMn so ziemlich alle (oder die wichtigsten) Aspekte des Filmemachens bedienen. Ein Citizen Kane aber ist Kameratechnisch natürlich extrem innovativ gewesen, vielleicht auch, was den Aufbau der Geschichte betrifft, aber die Story an sich war (zumindest in meinen Augen) doch eher zäh, auch im Vergleich mit anderen Filmen aus der Zeit. Zumindest empfand ich ihn als ziemlich trocken. Könnte man so wohl auch für 2001 übernehmen, den hab ich allerdings noch nicht ganz gesehen. Technische Belange und alles großartig, aber ein Film sollte einen ja auch mitreissen - Allein die lange Jogging-Szene, nur um zu zeigen wie toll die gebauten Kulissen sind, müsste so nicht sein, und wirft mich aus dem Film.
Und nun ist für mich das Schwierige daran: Diese Filme haben vieles in die Wege geleitet. Spätere Filmemacher wurden dadurch erst inspiriert, machten es aber dann oft besser nach, eine Evolution quasi. Welcher ist denn nun der bessere? Der, der's erfunden hat, oder doch der, der es erweitert und verbessert hat? Ich kann diese Frage für mich nicht beantworten, deshalb lehne ich solche Listen auch eher ab. Ich denke, man kann evtl. eine Liste für jedes Jahrzehnt machen. Oder mehrere, nach Genres unterteilt. Aber über 100 Jahre Filmgeschichte ist unfair.

Ich würde mich ja für den Altersschnitt der Voter interessieren.
 

Joel.Barish

dank AF
Hatte ich nach Gegenbeispielen gefragt? :check: Das ist eigentlich nicht nötig, es sei denn, wir wollen das hier zum Geheimtipp-/Klassikertipps-Sammelthread machen, aber ich glaube, so was haben wir schon.

Und wir können gerne über das Für und Wider von "Citizen Kane" und "2001" diskutieren, aber darum geht es ja nicht. Ob einem die Filme, die hier genannt sind, am Ende gefallen, ist weniger wichtig. Die Liste und die dazugehörigen Kurzlisten sollen Tipps sein, auch wenn das nicht explizit dran steht. Da aber vermutlich den meisten Votern klar sein wird, was für eine unmögliche Aufgabe die wirkliche Suche nach dem einen "besten" Film aller Zeiten ist, kann man das hier durchaus so lesen. Man sollte natürlich Interesse an Filmhistorie und alten Filmen haben, sonst braucht man der Sache hier gar keine Aufmerksamkeit schenken. Hat man dieses Interesse und entdeckt, dass man viel davon noch nicht kennt, ist es in meinen augen einfach unsinnig und schädlich, sich nur an Auslassungen und vermeintlichen Fehlentscheidungen zu stören. Wie gesagt, stattdessen hat man hier einen super Einblick in Filme, die man noch entdecken könnte.

Und du sagst, dass eine "Aller Zeiten" Liste nach diesem Muster unfair ist. Und genau so hat sicherlich jeder einzelne Voter für sich festgelegt bzw. eingegrenzt, wie er die Fragestellung beantwortet. Schau dir an, was Gonzo verlinkt hat, was Edgar Wright sich überlegt hat und was für Filme er genannt hat. Dass sicherlich, ohne das kontrolliert zu haben, über 60% der Voter über 50 Jahre alt sind, darf auch erwähnt sein. Aber solche Listen lassen sich immer besser aufstellen, wenn man viel gesehen hat und viel zu sehen erfordert Zeit. Woher will man wissen, ob "Inception" wirklich besser sind als "Persona" und "Außer Atem", wenn man letztere nicht gesehen hat? Und da es schon daran scheitert, dass man die Filme eh kaum vergleichen kann, ignoriert man die hochtrabende Betitelung dieser Liste und ist verdammt nochmal neugierig auf neue Filme. :wink:

Und die Jogging-Szene in "2001" ist mit Sicherheit nicht nur da, um die (wirklich tollen) Kulissen zu präsentieren. Aber du sprichst auch mit jemandem, der so ziemlich jede Sekunde von "2001" absolut genial findet. :ugly:
 

McKenzie

Unchained
Das mit den Gegenbeispielen hab ich nur darauf bezogen
Können wir daher nicht aufhören, unseren eigenen Lieblingsfilmen, die dort nicht erwähnt sind, nachzuweinen
War zwar evtl. eh nicht ich explizit gemeint, aber sicher ist sicher...


Ich lehn mich mal aus dem Fenster und sage, dass das hier
Woher will man wissen, ob "Inception" wirklich besser sind als "Persona" und "Außer Atem", wenn man letztere nicht gesehen hat?
wahrscheinlich auch beim einen oder anderen Voter umgekehrt der Fall sein könnte. Ob ihr's glaubt oder nicht, es gibt die Früher-war-alles-besser-Fraktion. Sie sind unter uns! :ugly:

Der Artikel von Wright ist allerdings aufschlussreich. Wie er sagte, soll er 5 Lieblingsfilme nehmen und 5 Klassiker? Schätze, dass viele der Voter ein paar persönliche Favoriten reingehaut haben und ein paar Nummer Sicher - Kandidaten, die gut sind und in der Liste sicher nicht falsch liegen. Und nachdem das dann alle (Verallgemeinerung) machen, landen diese Klassiker dann ganz oben auf dem Treppchen. Eigentlich eine simple, aber wohl zutreffende Erklärung.

Also ja, als Tippliste alter (verdienter) Klassiker kann man das natürlich durchgehen lassen. In dem Fall stör ich mich dann tatsächlich nur an der hochtrabenden Betitelung. :wink:



Und ja, ich glaube das ewige Im-Kreis-Gelaufe ist nur wegen dem tollen großen beweglichen Teil so lang im Film :ugly:



Edit: Da musste ich letzt lachen bei Wright's Liste:
Above my number one and indeed above ranking was… RIKI OH: THE STORY OF RICKY
 

The Walking Dad

New Member
Dieses "Beste aller Zeiten" geht mir eh auf den Zeiger...
Erstens kann man bei Tausenden von Filmen nicht DEN Besten nennen, und ausserdem beeinhaltet "aller Zeiten" ja auch die Zukunft. :ugly:

Da kann man schon besser nach Lieblingsfilmen fragen....der bei mir nach wie vor Fight Club ist.
Aber ist er auch der "beste aller Zeiten"........Wo setzt man da die Maßstäbe??

Nee, das ist sinnlos.
 

McKenzie

Unchained
"Passiv Filmschaffende" find ich ja einen lustigen Ausdruck :biggrin:

Ich warte dann lieber auf die Regisseure, die Listen würden mich dann doch sehr interessieren...Tarantino hat glaub ich The Good, The Bad and The Ugly auf Platz 1 gewählt, und nachdem ich den Film letzte Woche wieder mal gesehen hab, wär ich fast geneigt ihm recht zu geben...abgesehn von HDR, aber das ist wieder zuviel persönlicher Geschmack.
 

Joel.Barish

dank AF
Ja, habe mich gestern schon ein bisschen durch die Top 250 und einige einzelne Listen gewühlt. Warte aber auch noch sehnlichst auf die Listen der Regisseure, da ich bei den Kritikern nur eine Hand voll gezielt gesucht habe, deren Listen mich wirklich interessierten. Und Roger Eberts Liste war ja schon seit Monaten bekannt.
Ganz lustig übrigens die Liste des Neuseeländers Ant Timpson, dem Organisator des New Zealand Film Festival, der wohl einen Fetisch für Exploitation und Sleaze hat. Auf seiner Liste (die offiziell immer noch unter dem Titel "Beste Filme aller Zeiten" läuft) finden sich nicht nur John Waters Bad Taste Kult-Schund "Pink Flamingos" und der 1972er Hardcore Pornofilm "Behind the Green Door" (und "Harold und Maude"), sondern auch dieses Ungetüm.... :plemplem: [NSFW]

Da sieht man mal, was diese Liste sonst noch so anspülen kann und wie sie interpretiert werden kann.

@Walking Dad
Wo man die Maßstäbe setzt? Die hat wohl jeder Voter für sich selbst gesetzt. Man kann davon ausgehen, dass viele Voter "Beste Filme" mit "Lieblingsfilmen" ersetzt bzw. gleichgesetzt haben. Die Topliste ist, wie schon gesagt, ein Konsens. Und es gibt tatsächlich Leute, für die ist Kubricks "2001" oder ein sperriger Bergman ein richtiger Lieblingsfilm und nicht nur Gepose. :whistling:
 
W

Wurzelgnom

Guest
Habe die Liste gerade durchgescrollt und finde sie absolut lächerlich. WEnn mich jemand Fragen würde, was die besten Filme aller Zeiten sind, würde ich niemals diese Liste empfehlen, sondern eher Richtung IMDB Top Liste gehen. Auch wenn da natürlich Hater und Fanboys voten, egalisieren sich die 0er und 10er Wertungen meist ganz gut.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Hab mir das Heft dazu gestern durchgeblättert, da waren die Regisseurslisten auch drin und die meisten davon sagen mir zumindest nichts (Wobei ich es auch nur überflogen habe). Die Listen der halbwegs bekannteren Regisseure sind da schon im Internet, dafür gibts da von einigen noch genauere Ausführungen wieso und warum.

@Wurzelgnom
Wieso lächerlich?
 

Joel.Barish

dank AF
Klar, die imdb Liste ist abwechslungsreicher, aber da sind dann auch so Unfassbarkeiten drin wie "American History X" in der Top 40, "Der Untergang" höher als "Das siebente Siegel" und "Rebecca", oder "Sin City" über "The Deer Hunter", "Jaws" und "Annie Hall". Die imdb-Liste ist eben die Popularitätsliste, deswegen sind ja abgesehen von "Following" und "Insomnia" ja auch sämtliche Nolans in der Top 250 vertreten, was wahrscheinlich auch Nolan selbst reichlich bekloppt findet. Und selbst jetzt könnte man mich damit ausbremsen, wenn man das sagt, was ich zur S&S Liste gesagt habe: Jeder fasst die Frage nach den "besten Filmen aller Zeiten" subjektiv anders auf. Die S&S Top 250 wurde eben von Kritikern, Filmwissenschaftlern und Journalisten erstellt. Die imdb-Liste ist (zum überwiegenden Teil) eben Ausdruck der (überwiegend amerikanischen) filmschauenden Allgemeinheit. Beides sieht man und beides kann seine Vorteile haben.

Mir persönlich ist die imdb-Liste zu modern, zu amerikanisch und zu stark anfällig für Hypes und Trends. Und dennoch würde es nicht schaden, sich da mal von oben nach unten (oder andersrum) durchzuarbeiten. Wenn du aber genau guckst, Wurzel, wirst du feststellen, dass nicht wenige der höher platzierten S&S Filme auch in der imdb auftauchen. Und wenn du gezielt auf die Suche gehst, wirst du feststellen, dass die Ozus, Dreyers und Bressons von der S&S Liste auch in der imdb häufig einen Durchschnitt über 8.0 Punkten haben, jedoch mit zu wenigen Votes, um in der Top 250 zu landen. Und deswegen sehe ich die Schwächen eher auf Seiten der imdb, wo populäre Filme noch populärer werden, während viele ältere und/oder kleinere Filme relativ unbekannt bleiben. Bei imdb geben sich stattdessen die Fanboys gegenseitig High Fives, weil es zwei Batmans in die Top 20 geschafft haben.

@Gonzo
Hast du dir das Heft gekauft? Hatte es gestern am Bahnhof auch in der Hand und hätte es nicht 14€ gekostet, hätte ich es mitgenommen.
 
W

Wurzelgnom

Guest
Natürlich ist keine Liste perfekt. Und dass Dark Knight Rises so weit oben steht, finde ich auch nicht gut. Aber das ist normal, nachdem ein Film frisch released worden ist und erstmal die Fanboys gevoted haben. Nach einigen Monaten, wenn auch alle anderen Menschen gevotet haben, gleicht sich das aus. (War bei Dark Knight auch so, der war sogar kurz auf Platz 1 und jetzt hat er sich stabilisiert). Grundsätzlich gibt es immer Filme, die man persönlich weiter oben oder unten sehen möchte. Mit American History X habe ich zb gar kein Problem, im Gegenteil, ich finde, der gehört zurecht weit nach oben. Filme wie Forest Gump, Matrix, Fight Club, Sieben, Memento und co gehören meiner Meinung nach zu den Top Filmen und wenn solche Filme bei S&S gar nicht erst zu finden sind, dann kann ich die Liste auch nicht ernst nehmen.


Bei S&S ist es ja so (korrigiert mich, wenn ich falsch liege), dass eine gewisse Anzahl an Personen aus dem Business nach Filmen gefragt werden. 200 von 600 haben also Vertigo genannt. Das ist gerade mal ein drittel. Die anderen 2 drittel haben den Film nicht genannt. Wenn jetzt die 200 Leute den Film mit 10/10 bewerten würden und die zwei drittel den Film mit 5/10 (ist natürlich nur hypothetisch), dann wäre das theoretisch gerade mal 6,6/10 im Schnitt. Und sowas soll der beste Film sein? Die Liste ist eher ein "Welcher Film wurde am häufigsten als Lieblingsfilm genannt" und hat absolut null Relevanz wenn es darum geht, objektiv die besten FIlme aller Zeiten aufzulisten.

Wenn man von den besten Filmen aller Zeiten redet, dann redet man nicht über die Lieblingsfilme einzelner Menschen oder Gruppen, sondern möchte das möglichst allgemein halten. Und da kommt IMDB vermutlich näher an eine vernünftige Liste, als alles andere. Wieso? Weil auf der Plattform jeder Mensch auf der Welt voten kann und in erster Linie die Filme für sich allein bewertet werden. Aus allen Votes für den Film wird dann der Durchschnitt gebildet und mit anderen verglichen und der Film mit dem hächsten Durchschnitt gewinnt eben.
Und das ist eben eine deutlich sinnvollere herangehensweise.

Man kann ja ein ganz einfaches Experiment machen. Man erstellt eine Liste von 25 Filmen und sagt 25 Leuten, die sollen den besten Film aus der Liste rauspicken. Und dann sagt man, die sollen alle Filme mit Punkten von 1-10 bewerten. Ich bin mir 100% sicher, wenn man eine Liste nach den Durchschnittspunkten macht, ist die aussagekräftiger als die Liste, welcher Film am häufigsten genannt worden ist.

Wenn ich mir nun die IMDB Liste anschaue, in der in den Top10 mindestens ein Film aus den 50ern, 60ern, 70ern, 80ern, 90ern und aus dem neuen Jahrtausend zu finden sind, dann ist diese Liste ein Abbild der unterschiedlichen Geschmäcker und Meinungen. AUs jeder Epoche, aus jedem Genre und verschiedener Sprachen sind Filme vertreten. Natürlich hat diese Liste auch ihre Schwächen. Aber wenn mich jemand danach fragt, was die besten Filme aller Zeiten sind und wonach man sich richten sollte, wenn man gerne Filme gucken möchte und mitreden kann, dann würde ich immer auf IMDB verweisen.
 

Joel.Barish

dank AF
Über 1.000 Voter waren an der Critic's Top 250 beteiligt, fast 2.500 Filme wurden insgesamt genannt. Und ja, mit knapp 200 Stimmen ist "Vertigo" auf Platz 1, aber gleichzeitig eben nicht der unbestreitbar beste Film aller Zeiten. Warum ist das denn plötzlich ein schlechtes Zeichen? :ugly: Das ist eben Konsens.
Das jetzt aber in Punktebewertungen umzurechnen, kannst du nicht machen. Welche Grundlage hast du für deine Annahme? Du sagst zwar selbst, es sei nur hypothetisch, aber was bringt es zu unterstellen, "Vertigo" hätte nur ne 6,6/10 Durchschnittsbewertung, wenn die Realität doch ganz anders aussehen könnte und wohl auch (wesentlich wahrscheinlicher) völlig anders aussieht. Die Voter mussten sich für zehn Filme entscheiden. Dass danach noch 50 weitere Filme für jeden persönlich kommen, die auch 10/10 kriegen würden, halte ich für durchaus möglich. Viele lehnen Punktebewertungen auch radikal ab. Und ob jetzt Punktedurchschnitt bei imdb oder Top 10 Konsens bei S&S - definitive Aussagen über DEN besten Film aller Zeiten lassen sich nicht treffen. Das behauptet auch (fast) keiner.

Über die Probleme zwischen "besten Filmen" und "Lieblingsfilmen" habe ich mich schon ausgelassen und haben sich schon einige der Voter ausgelassen. U.a. Edgar Wright, was hier im Thread auch nachzulesen ist. Du erwartest bei der Suche nach dem besten Film aller Zeiten irgendwie eine objektive Allgemeingültigkeit, aber wie soll man die technischen, narrativen und inszenatorischen Neuerungen in Meilensteinen wie "Panzerkreuzer Potemkin" oder "Citizen Kane" mit "Herr der Ringe" vergleichen? Entweder man hat eine akademische Haltung und stellt Pionierarbeit über gelungene Weiterverwendung, oder man greift auf subjektives Empfinden (ergo "Lieblingsfilm") zurück. Und das ist absolut legitim.

Du sprichst von Aussagekraft, aber was für eine Aussagekraft? Worüber? Ich persönlich schlage bei der imdb Top 250 regelmäßig die Hände überm Kopf zusammen. Und die Topliste des deutschen Pendants in der ofdb kann man für meinen Geschmack erst recht in die Tonne kloppen. Und jetzt? Habe ich recht oder du? Je nach dem wen du fragst, wie diese Person zu Filmen steht, du wirst keine allgemeingültige Antwort auf die Frage nach dem besten Film aller Zeiten finden. Deswegen - und das hatte ich zu Beginn dieses Threads schon gesagt - sollte man die Listen eher nutzen, seinen Horizont zu erweitern. Kritiker XY, der auf Ozu, Hitchcock und Welles abfährt, täte es vielleicht mal ganz gut, sich "Herr der Ringe" anzuschauen. Aber höchstwahrscheinlich hat er von HdR zumindest gehört (da kam man ja seinerzeit nicht drumherum) und einfach beschlossen, dass effektreiche Fantasy nichts für ihn ist. Ich wage - ganz dreist - zu behaupten, dass ein durchschnittlicher imdb User (und die sind zu einem überdurchschnittlichen Anteil amerikanisch, männlich, zwischen 16 und 40) in der S&S Liste schneller auf Filme stößt, von denen er noch nie zuvor gehört hat. Was nicht heißt, dass man diese Filme mögen muss, aber statt sich irgendwie der Illusion einer klaren Urteilsfindung über den besten Film aller Zeiten anzunähern, sollte man sich für Neuentdeckungen öffnen. Und ja, Neuerungen kann man auch in der imdb finden, aber dass es 25.000 Votes braucht, um in die Top 250 Liste (mit der nötigen Punktzahl) aufgenommen zu werden, führt nur dazu, dass manche Filme noch weiter ausgegrenzt und irgendwann vergessen werden, während die großen Nummern noch größere Nummern werden.
Denn dass Filme von vor 1970 und allgemein nicht-englischsprachige Filme eher einen Popularitätsschub gebrauchen können, als "Herr der Ringe", "Matrix" oder "Pulp Fiction" steht nach meinem Empfinden nicht zur Diskussion.
 
Oben