Komme auch gerade aus der Preview, und zum besseren Verständnis teile ich meine Meinung mal in zwei Teile auf - was Normalos zu erwarten haben - und was Filmfreaks.
Für Normalos
Wer Spider-Man 1 und 2 mochte, der kann sich auch den dritten bedenkenlos ansehen. Spider-Man 3 ist Popcornkino vom Feinsten, mit vielen lustigen und actionreichen Szenen, guten Figuren und einer liebenswerten Story, die alles unter einem Dach nach Schema Spaß vereint.
Man muss die ersten beiden Filme nicht unbedingt gesehen haben, um 3 voll genießen zu können, da sich die Story aber durch alle drei Teile entwickelt, ist es ratsam auch die anderen mal gesehen zu haben.
Für Filmfreaks
Was funktionierte:
- die Eröffnungstitel, wieder mal sehr schön gemacht
- Tobey Maguire, hervorragend, da gibt es nichts zu beanstanden. Als Peter Parker ist er ein liebenswürdiger Trottel, als guter Spider-Man ein heldenhafter Held, als böser Spider-Man eine gute Abwechslung
- Casanova Peter, alle Trailer haben in dieser Hinsicht einen falschen Eindruck gemacht. Das mit seiner Frisur ist im Film nicht albern, und Peter versucht nicht eine Minute lang eine böse Version von sich selbst zu sein; stattdessen ist er ein Casanova, der das Tanzbein schwingt. Eine unheimlich lustige Szene.
- man sieht, wo die 250 Millionen Dollar geblieben sind; effekttechnisch ein grandioses Meisterwerk, für das sich auch Transformers und Fluch der Karibik III warm anziehen müssen
- filmerisch, keine Frage, WELTKLASSE. Hier nach kann Raimi alles machen, egal was, ob den Hobbit, ob Terminator 4, Matrix 4, in Sachen Unterhaltungskino ist ihm jetzt alles zuzutrauen
- Sandman / Flint Marko (Thomas Haden Church), zum einen wirklich sensationelle Sandeffekte, zum anderen trotz kurzer Charakterszenen sehr stark gespielt. Die Actionsequenzen mit ihm: top, das Godzilla-Brüllen haben sie übrigens noch mal ausgetauscht
- Harry Osborn (James Franco), tolle Geschichte, tolle Entwicklung und als Gegner Goblin 2 rasant inszeniert, die drei Actionszenen mit ihm sind eine Wucht
- Mary-Jane (Kirsten Dunst) hat im dritten Teil etwas mehr zu tun und singt sogar, beides recht gut
- Gwen Stacy (Bryce Dallas Howard) ist süß, spielt ihre unwichtige Rolle wie Honig
- J Jonah Jameson (JK Simmons) sorgt wieder für viele Lacher
- der Cameo von Bruce Campbell ist einer der Comedyhöhepunkte im Film, er spielt allerdings nicht Quentin Beck, wie manche im voraus dachten, auch ist Jason Schwartzmann nicht mit Kirsten auf der Bühne
- man hört nicht, dass Danny Elfmann nicht mehr die Musik übernommen hat; liegt wohl auch dran, dass hauptsächlich Elfmann's alte Musik verwendet wird
- Betty Brant (Elizabeth Banks) und Hoffman (Ted Raimi) lassen schmunzeln
- bei Dr Connors (hoffentlich kommt im vierten endlich der Lizard) steht ein Echsenskelett im Hintergrund
Was nicht funktionierte:
- der Flow. So schade sich das anhört, aber die Lebhaftigkeit des Films ist bei weitem nicht so flüssig und harmonisch wie bei Teil 1 und 2. Eher erinnert das ein wenig an Fluch der Karibik II, der da auch so seine Schwierigkeiten mit hatte.
- der Film ist zu lang, mindestens um 10-15 Minuten, auf 120 min gekürzt, wäre er eine ganze Ecke geschmeidiger
- Gwen Stacy's Auftritt hinterlässt keine Emotionen, und bis auf seine Mini Charakterszenen kämpft Sandman genau so platt wie Rhino und Shocker, ohne deren Humor oder Charisma, er wirkt eher wie eine Naturgewalt, als würde Spidey sich mit einem Wirbelsturm oder Baum anlegen
- das Finale auf einer großen Baustelle wirkt irgendwie befremdlich und strange, passt nicht so recht zum Rest des Films
- Venom / Eddie Brock (Topher Grace). Venom zieht seine Energie aus Hass, aus Negativität, und eigentlich müsste Eddie Brock die absolute Verkörperung an Hass sein. Peter gibt ihm zwar einen Grund, aber das steht in gar keinem Verhältnis zu Harry Osborn, der Spider-Man schon seit 3 Filmen hasst und einen guten Grund hat ihn zu töten (Rache an dem Tod seines Vaters). Sein Charakter und seine Entwicklung sind schwach und kein Vergleich zu Norman Osborn, Doc Ock, Sandman oder Harry.
Dazu kommt, dass er nicht recht am Platz wirkt. Mit seinem Alienkopf und dem animalischen, viel zu hohem Gekreische, dem plötzlichen Zahnzuwachs wirkt er zwischen den anderen Bösewichten langweilig. Er stört einfach, er nimmt den tausendmal faszinierenderen Sandman & Harry wertvolle Zeit weg.
Dann ist er auch noch visuell langweilig. Venom hat nur eine einzige Actionszene (!), und in der klappt er auch noch laufend sein Gesicht auf, um als Eddie Brock zu Peter zu sprechen. Man sieht nicht ein einziges Mal seine Zunge und kämpferisch macht er auch nichts her. Für den berühmtesten Spider-Man Bösewicht der 90er ist das eine Blamage...
Ein kleines bisschen rettet seine letzte Szene, die gut gemacht ist.
Fazit: Spider-Man 3 ist super, ohne Venom wäre er aber besser gewesen. Also, die Sache mit dem Symbionten passt prima, die Verwandlung mit Venom und all das hätte man sich jedoch für den vierten Teil sparen sollen. Dafür stört es a) den Rest des sehr guten Films und b) hätte Venom viel mehr Leinwandzeit verdient.
Lässt aber nicht vergessen, dass Spider-Man 3 erstklassige und die meiste Action hat, sehr lustig ausfällt und genug Abwechslung für einige Zeit bietet. Einer der besten Comic-Filme, aber zu viele Macken um der beste zu sein.
Spider-Man 1 > 9.3 / 10
Spider-Man 2 > 9.6 / 10
Spider-Man 3 > 9.0 / 10