Steamboy von Katsuhiro Otomo (Akira, Roujin Z, Neo Tokyo)

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AlecEmpire

Guest
"Steamboy"

Den wollte ich mir schon seit langem mal ansehen, ich sage nur Katsuhiro Otomo, neben Miyazaki wahrscheinlich die Göttlichkeit Japans schlechthin, bezogen auf Mangas und Animes. AKIRA von 1988 ist bis heute das Cyberpunk Vorhängeschild aus japanischer Schmiede, ein Heiligtum das unangetastet bleiben sollte.
Steamboy aus dem Jahre 1994 verschreibt sich dem Steampunk und versetzt das Geschehen von Neo Tokyo (Akira) in's London des 19 Jahrhunderts. Zu dieser Zeit wird dort die 1. Weltausstellung eröffnet, in der die wissenschaftliche Elite ihre neusten Errungenschaften präsentieren. Eine neue Energiequelle, die alles bisher Dagewesene in den Schatten stellt, weckt die Gier, insbesondere beim Militär.

Ein zweites AKIRA darf niemand erwarten, auch das geniale Roujin Z von 1991 dient keinswegs als Blaupause. Steamboy ist, und das sage ich mit etwas Pipi in den Augen, im hohen Maße unlogisch in all seinen dargebotenen Aktivitäten und verarbeitet die Kapitalismuskritik und den Schrecken der modernen Wissenschaft zu plakativ und stereotyp. Unterschwellige Fingerzeige sind kaum ersichtlich, das ganze Geschehen scheint zudem derart absurd, dass man relativ schnell eine reale Bindung zu den Charakteren und der Geschichte verliert. Steamboy würde gut als amerikanisiertes Remake eines japanischen Originals herhalten können, so aber bin ich doch etwas enttäuscht. Positiv hervorzuheben ist natürlich die zeichnerische Qualität und die Ideenvielfalt, der gelungene Score und die originellen, wenn auch sehr unrealistischen Actionszenen. Wer ein mediales Opus erwartet wird durchaus belohnt. Für ein Werk von Katsuhiro Otomo bietet mir Steamboy insgesamt zu wenig Anspruch, ist mir zu unlogisch und zu plakativ. Eine Empfehlung möchte ich für Interessierte trotzdem aussprechen. 6,5/10
 
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