Story XXIX: Der Blitz

Mrs. Rotwang

New Member
Eine wirklich schöne Idee soweit. Leider hatte ich den Kniff zu schnell raus (direkt beim ersten Monster) und habe mich im Nachhinein gefragt, womit du mit deiner einleitenden Geschichte hinwolltest. Ich hatte erst vermutet, dass
du Marie mit ebenslchen Fähigkeiten ausgestattet hast und sie das 'wahre Gesicht' von Leuten malen lässt. So ist die eine mit der anderen Geschichte leider nicht logisch versponnen und hängt trotz angedeuteter Spannung im leeren Raum.
Besonders gut, hat mir die Reaktion des Erzählers auf die Kanzlei-Leute gefallen, dagegen finde ich
einen Priester und alle Polizisten als Monster darzustellen sehr klischeeverhaftet und keine galante Lösung.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Die Story ist ganz schön lang und die erste Hälfte unterscheidet sich stark von der zweiten (hätte kürzer sein können). Der Schreibstil ist in Ordnung.

Anders als meine Vorrednerin habe ich es so verstanden, dass er halluziniert. Es ist keine Geschichte über eine Welt voller Monster, sondern über einen Menschen, der überall Monster sieht. Die Szene mit dem Baby im Fahrstuhl würde sonst auch keinen Sinn machen. Der Doktor hat ihm ja etwas über elektromagnetische Felder und Phosphen erzählt.
Kann aber auch sein, dass er doch die wahre Natur der "Menschen" sehen konnte.

Insgesamt eine solide Geschichte, würde ich sagen.
 

Sittich

Well-Known Member
Schöne Geschichte mit reichlich Interpretationsspielraum. Erinnert von der Idee her an die "Zehn-Uhr-Leute" von Stephen King (oder dem dort angesprochenen "Sie leben!") oder auch Dean Koontz' "Zwielicht". Die haben mir beide gut gefallen und dementsprechend kann ich auch dieser Geschichte etwas abgewinnen. Würde mich aber nicht überraschen, wenn dem Autor zumindest eine der Geschichten auch nicht allzu fremd ist :wink:

Wie erwähnt lässt sich die Geschichte verschieden deuten.

Am ehesten würde ich zu der von Tyler beiläufig erwähnten Deutung tendieren, von wegen er (der Protagonist der Geschicht) sehe die wahre (böse) Natur der Menschen. Zumindest ist es ja sehr auffällig, wie alle als Monster beschriebenen Personen gerade was Böses machen oder allgemein als böse geschildert werden, wenn teilweise auch nur durch Andeutungen. Gegen eine Halluzination würde dann sprechen, dass er bspw. von den zwei älteren Frauen noch gar nicht wissen kann, wie die drauf sind, bevor er sie als Schweinefratzen sieht. Der Part mit dem Baby ist allerdings merkwürdig :check:
Vielleicht ist es bewusst so gemacht, aber mir fehlte bei den ersten Begegnungen des Protagonisten mit den Monstern die entsprechenden Reaktionen von seiner Seite. Dieses beklemmende "Oh mein Gott, welch ein Schock, ich bin so entsetzt, darf es mir aber nicht anmerken lassen, das Monster guckt schon so komisch"-Gefühl. Auch bekannt als Angst :squint:

Insgesamt hat mir die Geschichte also gut gefallen. Nach dem ersten Lesen war ich mir bei der Bewertung noch nicht so sicher, weil mir die Idee so bekannt vorkam, aber wenn ich dem Locevraft-Ding Punkte gebe, brauch ich mich hier auch nicht zu scheuen :wink:
 

MamoChan

Well-Known Member
Eine gute Geschichte, wobei ich den Anfang beim ersten Mal lesen etwas schleppend fand.
Es würde mich nun interessieren, ob er tatsächlich die "wahre" Natur des Menschen sehen kann, oder ob er es sich nur einbildet. Die Episode mit dem Baby, das zu ihm telepathiert, könnte halt ebenso ein Wink seines Gehirns mit dem Lattenzaun gewesen sein, dass er sich mal untersuchen lassen soll.
Ich vermute mal, dass er sich nur einbildet, die wahre Natur der Menschen zu sehen, denn ansonsten hätte er doch bestimmt auch das Gegenteil von Monstern, Menschen mit engelsgleicher Erscheinung oder so sehen müssen, da ich mir nicht vorstellen kann, dass alle Menschen im Inneren Monster sind.
 

Deathrider

The Dude
Hehe, erinnerte auch mich sehr stark an "Sie leben!", aber das ist ja nix Schlechtes.

Ich finde das "Design" der Monster zwar ein bisschen holzhammerartig (heißt: ein Tacken zu eindeutig), aber recht originell. Spannung ist auch vorhanden. Allerdings wirken einige Stellen etwas ungelenk, bzw. unnötig kompliziert. Da geht die Demonstration des Wortschatzes ein wenig zulasten der tatsächlichen Eloquenz und vor allem bei einigen Stellen mit wörtlicher Rede wirkt es doch sehr gestellt, was der Sache leider eine unfreiwillige Komik verleiht.
"Willst du damit sagen, dass Markus Stiermann, ein angesehener Mann und Mitglied des Stadtrates, ein Lügner ist?"

"Bitte Herr Wachtmeister ich werde besser aufpassen Bitte hören Sie auf ich werde mich bessern ich werde die Stadt verlassen"
Fällt mir schwer diesen Dialog vor dem geistigen Ohr ablaufen zu lassen.
Besonders schön wird's aber hier:
"Die blau-gelben Tapeten, die Christine in ihre neue Wohnung gehängt hat, sind überaus hübsch", meint eine von ihnen, als sie sich dem Taxi nähern, der am Straßenrand auf sie wartet.
"Dafür sieht die Couchgarnitur furchtbar aus", erwidert ihre Freundin mit vor Abscheu gerümpfter Nase. "Diese Farben passen überhaupt nicht zusammen und zeugen von einem äußerst primitiven Geschmack."
Die erste Dame dreht sich zu dem Gepäckträger um und pickt ihn mit der Spitze ihres Gehstocks in die Brust. "Kannst du nicht etwas schneller gehen, du nichtsnutziger Faulsack?"
Mit diesen Worten kann man beschreibend arbeiten, aber so spricht doch niemand... auch wenn's irgendwie schön wär. Komischer Weise sind die Dialoge mit der (Ex-)Freundin nicht so gekünstelt.
Trotzdem bleibt die sprachliche Ebene auf gutem Niveau.

Inhaltlich hat mich nur eine Stelle gestört:
Einer Eingebung folgend, strecke ich meine rechte Hand aus und berühre mit meinen Fingerspitzen die schimmernde Oberfläche,
och, nööööööö... :sad: Bitte lieber keine Begründung oder die eines Unfalls als diese Begründung dafür, dass der Protagonist den Kugelblitz berührt!

Das klingt alles viel negativer als es gemeint ist. Ich möchte damit bloß zum Ausdruck bringen, dass hier der Teufel im Detail sitzt. Mit ein bisschen mehr Überarbeitung wär's definitiv eine Top-Story!

Meiner Interpretation nach sind es übrigens auch Halluzinationen.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Diese ist von mir. Vielen Danke fürs Lesen und Kommentieren und für die Stimmen.
Sittich schrieb:
Schöne Geschichte mit reichlich Interpretationsspielraum. Erinnert von der Idee her an die "Zehn-Uhr-Leute" von Stephen King (oder dem dort angesprochenen "Sie leben!") oder auch Dean Koontz' "Zwielicht". Die haben mir beide gut gefallen und dementsprechend kann ich auch dieser Geschichte etwas abgewinnen. Würde mich aber nicht überraschen, wenn dem Autor zumindest eine der Geschichten auch nicht allzu fremd ist :wink:
Die Zehn-Uhr-Leute habe ich mal vor vielen Jahren gelesen, inzwischen schon fast komplett vergessen. Jedenfalls habe ich beim Schreiben nicht daran gedacht.

Vielleicht ist es bewusst so gemacht, aber mir fehlte bei den ersten Begegnungen des Protagonisten mit den Monstern die entsprechenden Reaktionen von seiner Seite.
Ich wollte, dass die Szenen mit den Monstern surreal wirken. Deshalb reagiert er kaum auf sie und deshalb sind ihre Dialoge so seltsam. Sie sind nämlich genauso wie die Monster reine Einbildung:wink: Die Halluzinationen sagen ja ungefähr so viel über die Psyche eines Menschen wie seine Träume. Wenn z.B. Marie den Kugelblitz berührt hätte, dann hätte sie in ihren Visionen vielleicht Hyänen oder berühmte Maler gesehen.
 

Deathrider

The Dude
Tyler Durden schrieb:
Ich wollte, dass die Szenen mit den Monstern surreal wirken. Deshalb reagiert er kaum auf sie und deshalb sind ihre Dialoge so seltsam. Sie sind nämlich genauso wie die Monster reine Einbildung:wink: Die Halluzinationen sagen ja ungefähr so viel über die Psyche eines Menschen wie seine Träume. Wenn z.B. Marie den Kugelblitz berührt hätte, dann hätte sie in ihren Visionen vielleicht Hyänen oder berühmte Maler gesehen.
Okay, das macht Sinn. Bloß kam es leider nicht rüber. Hmmm... weiß jetzt aber auch nicht wie man das anders hätte schreiben können.

Trotzdem gute Geschichte!
 
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