HurriMcDurr
Well-Known Member
ES
Es kommt immer wieder. Immer.
Nie geht es fort.
Es hat es auf mich abgesehen. Es will nur mich.
Ich will es töten. Vernichten. Kaputt machen.
Schon früh morgens ist es in meinem Zimmer.
Es ist auf einmal da. Plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen. Es steht vor mir. Lange. Zieht an meiner Decke. Es schreit mich an. Schüttelt mich. Die Worte verstehe ich nicht, sie sind so laut. So durchdringend. Es muss einen Sirenenapparat in sich drinnen haben. Vielleicht ist es kaputt oder krank? Es brüllt und kreischt. Nie hört es auf. Nur wenn ich etwas tue gibt es manchmal für eine kleine Zeit Ruhe. Aber nie lange.
Doch die Bettdecke nützt mir schon lange nichts mehr, einfach fortgerissen wird sie. Ich habe Angst. Große Angst. Es folgt mir. Überall hin. Einmal wollte ich weglaufen, doch es hat mich gepackt. Am Arm. Ich habe geblutet.
Ich fürchte mich. Die Schule oder meine Kumpels helfen mir auch nicht. Ich habe ihnen davon erzählt. Sie sagen das ich spinne. Ich solle mal zum Arzt gehen. „Man Klinger, du Arsch mit Ohren, aus deinem Mund kommt nur scheiße“. Sie spinnen selber.
Niemand. Niemand hilft mir. Niemand glaubt mir. Doch es ist da, ich sehe es doch.
Es hat mir heute morgen gesagt, dass es in der Schule war. Es hat mit mir gesprochen. Es hat mir erzählt, dass es sich durch die Tür meiner Klasse 4b geschlichen hat. Es hat mit meiner Lehrerin gesprochen. Die beiden stecken jetzt zusammen. Sie herrschen zusammen. Und sie haben nur ein Ziel. Mich zu vernichten. Alle sind böse.
Ich schaffe es nicht. Es ist stark. Und groß. Und hässlich. Großer Mund, große Zähne. Viele Haare. Ich habe einmal versucht daran zu ziehen um mich zu wehren. Es tut mir weh. Jedoch kann es laufen, es hat Beine und Füße. Die Haut ist weiß und glänzt. Es sieht immer gleich aus. Hässlich.
Ich mag die Nacht. Es ist die eine schöne Zeit in der es nicht kommt. Es ist manchmal bei mir, bevor ich schlafen gehe. Es sitzt auf der Bettkante und stiert mich an. Erbarmungslos. Einmal wollte es mir über den Kopf streicheln. Ich habe es gebissen. Es hat mich mit seinen Klauen gekratzt. In der Nacht wache ich manchmal auf, dann ist es weg. Fort, als gäbe es es gar nicht. In solchen Nächten schlafe ich dann nicht mehr ein.
Ihm zu helfen habe ich schon versucht. Ich habe es gefragt ob es krank ist. Es ging fort, suchte sich einen Platz im Haus.
Manchmal höre ich es im Haus. In der Küche, im Wohnzimmer und im Keller. Nie gehe ich dort hin wo es ist. Es sucht mich manchmal, doch ich habe ein paar Verstecke gefunden. Es schreit herum, doch ich will das es leise ist. Es wird noch eines Tages die anderen aufwecken.
Ich möchte sterben, dann geht es weg von mir.
Es sagt, dass es mich liebt. Und mich vor allem Bösen beschützen möchte.
Es ist das Böse.
Ich hasse es.
Es ist hier, genau jetzt.
Es schleicht durch unser Haus.
Jetzt. Ich kann es hören.
Das Telefon klingelt. Ich erstarre.
Das Klingeln erstirbt.
Es hat den Hörer abgenommen.
Es spricht.
„Marion Kingler, hallo?. Nein, mein Sohn Stefan ist nicht zu Hause.“