Story XXIX: ES

HurriMcDurr

Well-Known Member
ES​

Es kommt immer wieder. Immer.
Nie geht es fort.
Es hat es auf mich abgesehen. Es will nur mich.
Ich will es töten. Vernichten. Kaputt machen.

Schon früh morgens ist es in meinem Zimmer.
Es ist auf einmal da. Plötzlich, wie aus dem Boden gewachsen. Es steht vor mir. Lange. Zieht an meiner Decke. Es schreit mich an. Schüttelt mich. Die Worte verstehe ich nicht, sie sind so laut. So durchdringend. Es muss einen Sirenenapparat in sich drinnen haben. Vielleicht ist es kaputt oder krank? Es brüllt und kreischt. Nie hört es auf. Nur wenn ich etwas tue gibt es manchmal für eine kleine Zeit Ruhe. Aber nie lange.
Doch die Bettdecke nützt mir schon lange nichts mehr, einfach fortgerissen wird sie. Ich habe Angst. Große Angst. Es folgt mir. Überall hin. Einmal wollte ich weglaufen, doch es hat mich gepackt. Am Arm. Ich habe geblutet.
Ich fürchte mich. Die Schule oder meine Kumpels helfen mir auch nicht. Ich habe ihnen davon erzählt. Sie sagen das ich spinne. Ich solle mal zum Arzt gehen. „Man Klinger, du Arsch mit Ohren, aus deinem Mund kommt nur scheiße“. Sie spinnen selber.

Niemand. Niemand hilft mir. Niemand glaubt mir. Doch es ist da, ich sehe es doch.
Es hat mir heute morgen gesagt, dass es in der Schule war. Es hat mit mir gesprochen. Es hat mir erzählt, dass es sich durch die Tür meiner Klasse 4b geschlichen hat. Es hat mit meiner Lehrerin gesprochen. Die beiden stecken jetzt zusammen. Sie herrschen zusammen. Und sie haben nur ein Ziel. Mich zu vernichten. Alle sind böse.

Ich schaffe es nicht. Es ist stark. Und groß. Und hässlich. Großer Mund, große Zähne. Viele Haare. Ich habe einmal versucht daran zu ziehen um mich zu wehren. Es tut mir weh. Jedoch kann es laufen, es hat Beine und Füße. Die Haut ist weiß und glänzt. Es sieht immer gleich aus. Hässlich.

Ich mag die Nacht. Es ist die eine schöne Zeit in der es nicht kommt. Es ist manchmal bei mir, bevor ich schlafen gehe. Es sitzt auf der Bettkante und stiert mich an. Erbarmungslos. Einmal wollte es mir über den Kopf streicheln. Ich habe es gebissen. Es hat mich mit seinen Klauen gekratzt. In der Nacht wache ich manchmal auf, dann ist es weg. Fort, als gäbe es es gar nicht. In solchen Nächten schlafe ich dann nicht mehr ein.

Ihm zu helfen habe ich schon versucht. Ich habe es gefragt ob es krank ist. Es ging fort, suchte sich einen Platz im Haus.
Manchmal höre ich es im Haus. In der Küche, im Wohnzimmer und im Keller. Nie gehe ich dort hin wo es ist. Es sucht mich manchmal, doch ich habe ein paar Verstecke gefunden. Es schreit herum, doch ich will das es leise ist. Es wird noch eines Tages die anderen aufwecken.
Ich möchte sterben, dann geht es weg von mir.
Es sagt, dass es mich liebt. Und mich vor allem Bösen beschützen möchte.
Es ist das Böse.
Ich hasse es.
Es ist hier, genau jetzt.
Es schleicht durch unser Haus.
Jetzt. Ich kann es hören.
Das Telefon klingelt. Ich erstarre.
Das Klingeln erstirbt.
Es hat den Hörer abgenommen.
Es spricht.
„Marion Kingler, hallo?. Nein, mein Sohn Stefan ist nicht zu Hause.“
 

Mrs. Rotwang

New Member
So, was kleines, feines zum Auftakt :wink:
'Klein und fein' bleibt dabei meine schlussendliche Wertung. Die Idee ist süß, mir war die Pointe aber leider schon zu schnell klar.
Spätestens als es sich mit der Lehrerin vereint hatte...
Am Gruseligsten fand ich allerdings die Ausdrucksweise der Grundschüler: wir haben in der 4ten noch nicht so miteinander gesprochen :crying:

Übrigens: Mein Monster als Kind war immer ein Krokodil, welches unter meinem Bett hauste und mich fressen wollte. Die Hochbettleiter war daher tabu (es hätte mir ja die Zehen abfressen können) und so bin ich immer gesprungen und seitlich wieder hochgeklettert. Kinderlogik :ugly:
 

Deathrider

The Dude
Sehr kurzer Beitrag. Kurz muss nicht immer schlecht sein, aber hier hätte "mehr vom Vorhandenen" schon gut getan. Um was es sich bei dem Monster handelt, da hatte ich bereits beim zweiten Textblöckchen einen verdacht. Sehr viel was die Geschichte interessant machen könnte liegt leider im Unklaren und hätte noch ein paar Zeilen verdient. Ich bin ja nicht der Ansicht dass immer alles 100% aufgeklärt werden muss, aber ein paar mehr Hints hätten die Geschichte greifbarer gemacht. Ich stelle mir das Gelesene gerne vor und habe in diesem Falle keine Ahnung wie ich das anstellen soll. Leidet der junge Erzähler unter einer Wahrnehmungsstörung? Hat Er/Sie ein gestörtes Verhältnis zur Mutter? Oder die Mutter vielleicht eher zum Erzähler? Weil so viel derart kaputt ist, warum ist keiner von beiden in einer Anstalt oder irgend sowas? Fragen über Fragen, die allesamt unbeantwortet bleiben und die Geschichte daher sehr diffus wirken lässt, wie durch einen Nebelschleier.

Manchmal ist weniger mehr... Doch das trifft nur zu wenn entweder schon viel da ist, oder das wenige was da ist phänomenal gut ist. Letzteres ist hier leider nicht der Fall, obwohl die Idee gut ist.

Größere Rechtschreib- und Formfehler kann ich keine ausmachen (ich bin, was das angeht ja auch keine Leuchte, aber es gibt ja Geschichten, da springt einen sowas geradezu an). Der kurze Satzbau mutet sehr hektisch an, was ja je nachdem was man vermitteln möchte durchaus okay ist.

Vielleicht erschließt sich mir der Clou der Story (noch) nicht ganz, aber bis er das vielleicht doch noch tut bleibt die erste Geschichte in meinen Augen ein wenig zu dünn um zu beeindrucken.



Mrs. Rotwang schrieb:
Übrigens: Mein Monster als Kind war immer ein Krokodil, welches unter meinem Bett hauste und mich fressen wollte. Die Hochbettleiter war daher tabu (es hätte mir ja die Zehen abfressen können) und so bin ich immer gesprungen und seitlich wieder hochgeklettert. Kinderlogik :ugly:
Das erinnert mich an eine meiner erstrn Stories die ich hier mal gepostet hatte (bzw. hab posten lassen). Kenne das auch selber, nur war's nie ein Krokodil.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Eine kleine, aber feine Geschichte, die ordentlich geschrieben und trotz Vorhersehbarkeit nicht langweilig ist. Wie Deathrider aber schon sagte, könnte sie etwas länger sein. Erinnerte mich an eine Folge von "Malcolm mittendrin":squint:
 

Sittich

Well-Known Member
Zu dieser Geschichte fällt mir nicht viel ein. Ich habe nicht viel zu kritisieren, aber sie hat mich einfach nicht getoucht ( :wink: ).

Ich habe ja den Verdacht, dass das gar nicht seine Mutter ist. Schließlich hat sie einen anderen Namen als er :tongue:
 

MamoChan

Well-Known Member
Leider wusste man schon sehr früh, worauf diese Geschichte am Ende hinausläuft. Ich nehme an, dass der abgehackte Schreibstil so gewollt war, aber mir fiel es dadurch auch schwer einen Zugang zur Geschichte zu finden.
 
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