Woodstock
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Das ist die komplette, nochmal überarbeitete Version meines Wettewerbsbeitrag, Story XXXV - Die Legende der fünf Schiffe.
Anmerkung: Ein Lied das ich während des Schreibens gehört habe: This Will Destroy You - The Mighty Rio Grande
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Die Legende der fünf Schiffe
Es geht eine laue Brise durch das niedrige Gras. Es ist weich, vom Regen der Tage zuvor aber nicht zu nass. Ein Junge steht am Hang eines Berges. Vor ihm erstreckt sich das Tal; die Lichter des Dorfes leuchten hell, aber nicht heller als die Sterne. Man erkennt die Lichter der Mondstation im Vollmond besonders gut.
Der Junge kommt jeden Abend hierher und blickt in den Himmel. Eine junge Frau mit dunklen Haaren kommt auf ihn zu und legt den Arm um ihn: „Woran denkst du?“, fragt sie mit heller und fürsorglicher Stimme. „Ich denke an uns“, antwortet der kleine Junge und blickt zu seiner Mutter.
„An uns?“, Jetzt war die Mutter doch ein bisschen überrascht, da sie mit dieser Antwort nicht gerechnet hat. „Ja. Ich habe in der Schule gelernt, dass es eigentlich ein gewaltiger Zufall war, dass es uns gibt. Dass unser Planet durch Zufall entstanden ist. Und dass keiner der Planeten, die wir bereits gefunden haben, unserem auch nur ähnlich ist.“
„Das stimmt.“
„Aber das bedeutet auch, dass wir allein sind. Dass wir die einzigen sind, die nachts zu den Sternen schauen.“
Die Mutter überlegt kurz und beginnt dann zu lächeln: „Was siehst du, wenn du zu den Sternen blickst?“
„Lichter, Punkte. Es sind Sonnen, Galaxien …“, antwortet der Junge, aber er wird von seiner sanft lachenden Mutter unterbrochen: „Das ist alles richtig. Aber was siehst du?“ Sie tippt ihn mit dem Zeigefinger auf die Brust. Der Junge schaut wieder nach oben: „Ich sehe Abenteuer, Weltraummonster, nette Aliens, große Raumschiffe und gewaltige Planeten - viel größer als unserer und tausendmal hübscher." Dann fügt er traurig hinzu: „Aber das alles gibt es gar nicht.“ Seine Mutter widerspricht ihm lächelnd: „Oh doch, das gibt es.“ Der Junge senkt den Kopf: „Nein, gibt es nicht.“
Die Mutter hebt sacht den Kopf ihres Jungen an: „Weißt du, was sie dir nicht sagen? Dass es nicht darauf ankommt, was wir bereits wissen, sondern darauf, was wir nicht wissen. Weißt du, was ich sehe, wenn ich nach oben blicke?“ Der Junge schüttelt den Kopf. „Ich sehe die Sammlung von allem, was wir nicht wissen und allem, was möglich ist.“
„Auch Weltraummonster?“
„Besonders Weltraummonster!“
Der Junge beginnt zu lächeln und schaut wieder hinauf.
„Aufwachen Paul!“, reißt ihn eine weibliche Stimme aus seinem Schlaf. Paul öffnet seine Augen und wird sofort geblendet. Nur langsam gewöhnt er sich an das grelle Licht der Sonne, welches durch das Bullauge des Transportschiffes fällt. Natürlich regelt der Schild den Licht- und Strahlungseinfall, aber es ist trotzdem ein strahlend heller Anblick. Der Schmerz in seinen Augen verschwindet langsam und er sieht um sich herum. Alles ist voller Menschen unterschiedlicher Herkunft und Geschlechts, festgeschnallt in stabilen Sesseln, um bei der Beschleunigung in der Schwerelosigkeit nicht gegen die Wand zu klatschen. Jeder trägt einen blauen Overall.
„Bist du endlich wach?“, fragt die dunkelhäutige, sehr dünne Frau mit indischem Akzent neben ihm und fasst ihn an die Schulter. „Ja, Kanti. Ich bin wach“, gähnt Paul mehr, als zu sprechen. Er fährt sich mit den Fingern durch seine schwarzen Haare, welche bei der Schwerelosigkeit immer in allen Richtungen abstehen. Das Problem, nur schlimmer, hat auch Kanti. Ihre langen schwarzen Haare versperren ihm fast die Sicht. „Ich weiß, der Flug ist nicht so aufregend, aber die Ankunft wolltest du sicher nicht verpassen.“
Diese Information muss nach dem stundenlangen Flug von der Merkurstation hierher erst in sein müdes Gehirn eindringen. Sie sind angekommen.
Kanti, Paul und alle anderen Passagiere blicken erwartungsvoll hinaus und sehen die fünf gewaltigen Schiffe, die ihre baldigen Zuhause werden. Die fünf Schiffe befinden sich in einer Linie um die Sonne mit den Spitzen auf den Stern gerichtet, und verbunden mit einer Station in der Mitte. Alle Schiffe sind geschützt mit ihren eigenen ausfahrbaren, gewaltigen Spiegeln, ebenso wie die Station. Die Schiffe sind alle gleich in ihrer Bauart. Eine lange, jedoch flache Trapezform mit einer glatten Oberfläche.
Kanti beginnt zu erklären, verliert sich jedoch immer mehr ins Schwärmen: „Die Africa, die Eurasia, die Australia, die America und unseres: Die Antartica." Sie zeigt mit dem Finger auf Pauls rechte Schulter auf dem das Symbol für ihr Schiff steht. Es ist die Sonne, welche vor einer menschlichen, blauen Hand schwebt. Darunter steht der Name des jeweiligen Schiffes und darüber der Schriftzug: „Der Griff nach den Sternen.“ Kanti schwärmt weiter: „Fünf Generationsschiffe ausgelegt für Warpantrieb. Kannst du dir vorstellen, dass auf jedem dieser Schiffe eintausend Mann Besatzung und elftausend Passagiere leben werden? Zwölftausend Menschen pro Schiff. Beinahe einhundert Jahre der Planung und fünfzehn Jahre Bauzeit. Gedacht für eine friedliche Expansion in das Mysterium, das wir als Universum kennen. Ausgerüstet mit der neusten Technik was Antrieb, Waffen, Schilde und Lebenserhaltung angeht.“ Ihr schwärmender Ton wird zunehmend ernster und sie ergänzt: „Und unsere letzte Hoffnung.“
Paul verliert sein Staunen und sieht die Schiffe nun mit ganz anderen Augen. Nach einem Jahrhundert der Forschung hatten die Astronomen zwar viele erdähnliche Planeten gefunden, aber keinen einzigen, der ebenfalls eine Atmosphäre wie die Erde aufweisen konnte. Immer mehr verschwand der Gedanke eines neuen Heimatplaneten für die Menschheit in das Reich der Mythen und Legenden. Man fand sich damit ab, dass ihr Planet wahrscheinlich ein Unikat im Universum ist.
Da machte man hinter Triton, dem letzten Mond des Neptuns, eine verhängnisvolle Entdeckung. Eine Art Portal öffnete sich und spuckte unförmige Schiffe aus. Sie sahen aus wie eine Mischung aus Maschine und lebender Materie. Sie waren nicht sehr schnell, aber zahlreich und unerbittlich und hatten die Angewohnheit, aus dem Nichts aufzutauchen.
Der erste Kontakt war eine Katastrophe und anhand der Tatsache, dass man nichts über sie wusste und woher sie gekommen waren, nannte man sie Tritons - nach dem Ort ihrer Entdeckung.
Paul erinnert sich noch an die Präsentation in der Grundschule. „Tritons – Der erklärte Feind der Menschheit“ und wie sein Lehrer, den sonst immer alles kalt gelassen hatte, bei diesem Thema sehr motiviert und sogar lustig wurde. Wie erklärt man einem Sechsjährigen auch, dass er wahrscheinlich das Ende der Menschheit miterleben wird.
Beinahe dreißig Jahre lang gewannen die Menschen jede Schlacht, doch sie büßten alle Bastionen der Menschheit ein: Europa, Titan, die Wolkenstädte auf Jupiter. Stück für Stück wurde der Raum kleiner und es wurde ersichtlich, dass das Fortbestehen der Menschheit keine Selbstverständlichkeit mehr war. Es war schon paradox. Die Ankunft der Tritons hatte bewiesen, dass die Menschen nicht alleine existierten, sondern dass es da draußen noch andere Welten gab. Dies war gleichzeitig der Grund dafür, dass man diese nun erforscht.
Ein Schatten kommt durch das Fenster und die Schiffe verschwinden hinter dem Spiegelschild der Mittelstation. Ein Ruck geht durch das Schiff und Kantis schwebende Haare fallen hinab. Die künstliche Schwerkraft der Station greift auf ihr Transportschiff über. Die Gurte der Sitze öffnen sich und eine Durchsage ertönt: „Bitte verlassen Sie das Schiff geordnet und warten Sie, bis Ihre Sitzreihe aufstehen darf.“
Paul beobachtet, wie die ersten Personen aufstehen dürfen und durch die Tür verschwinden. Er kann es nach all der Zeit noch immer nicht fassen. So viele qualifizierte Menschen sind an dieser Mission beteiligt. Kanti Sen hatte sich aus den Slums in Indien hochgearbeitet, zu einer der fähigsten Exobiologinnen ihrer Genration. Und er selbst? Armee, Pilot und einer der ersten im Warpprogramm. Trotz aller seiner Leistungen weiß er genau: Ohne seinen Vater, Admiral Berger, den großen
Anmerkung: Ein Lied das ich während des Schreibens gehört habe: This Will Destroy You - The Mighty Rio Grande
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Die Legende der fünf Schiffe
Es geht eine laue Brise durch das niedrige Gras. Es ist weich, vom Regen der Tage zuvor aber nicht zu nass. Ein Junge steht am Hang eines Berges. Vor ihm erstreckt sich das Tal; die Lichter des Dorfes leuchten hell, aber nicht heller als die Sterne. Man erkennt die Lichter der Mondstation im Vollmond besonders gut.
Der Junge kommt jeden Abend hierher und blickt in den Himmel. Eine junge Frau mit dunklen Haaren kommt auf ihn zu und legt den Arm um ihn: „Woran denkst du?“, fragt sie mit heller und fürsorglicher Stimme. „Ich denke an uns“, antwortet der kleine Junge und blickt zu seiner Mutter.
„An uns?“, Jetzt war die Mutter doch ein bisschen überrascht, da sie mit dieser Antwort nicht gerechnet hat. „Ja. Ich habe in der Schule gelernt, dass es eigentlich ein gewaltiger Zufall war, dass es uns gibt. Dass unser Planet durch Zufall entstanden ist. Und dass keiner der Planeten, die wir bereits gefunden haben, unserem auch nur ähnlich ist.“
„Das stimmt.“
„Aber das bedeutet auch, dass wir allein sind. Dass wir die einzigen sind, die nachts zu den Sternen schauen.“
Die Mutter überlegt kurz und beginnt dann zu lächeln: „Was siehst du, wenn du zu den Sternen blickst?“
„Lichter, Punkte. Es sind Sonnen, Galaxien …“, antwortet der Junge, aber er wird von seiner sanft lachenden Mutter unterbrochen: „Das ist alles richtig. Aber was siehst du?“ Sie tippt ihn mit dem Zeigefinger auf die Brust. Der Junge schaut wieder nach oben: „Ich sehe Abenteuer, Weltraummonster, nette Aliens, große Raumschiffe und gewaltige Planeten - viel größer als unserer und tausendmal hübscher." Dann fügt er traurig hinzu: „Aber das alles gibt es gar nicht.“ Seine Mutter widerspricht ihm lächelnd: „Oh doch, das gibt es.“ Der Junge senkt den Kopf: „Nein, gibt es nicht.“
Die Mutter hebt sacht den Kopf ihres Jungen an: „Weißt du, was sie dir nicht sagen? Dass es nicht darauf ankommt, was wir bereits wissen, sondern darauf, was wir nicht wissen. Weißt du, was ich sehe, wenn ich nach oben blicke?“ Der Junge schüttelt den Kopf. „Ich sehe die Sammlung von allem, was wir nicht wissen und allem, was möglich ist.“
„Auch Weltraummonster?“
„Besonders Weltraummonster!“
Der Junge beginnt zu lächeln und schaut wieder hinauf.
„Aufwachen Paul!“, reißt ihn eine weibliche Stimme aus seinem Schlaf. Paul öffnet seine Augen und wird sofort geblendet. Nur langsam gewöhnt er sich an das grelle Licht der Sonne, welches durch das Bullauge des Transportschiffes fällt. Natürlich regelt der Schild den Licht- und Strahlungseinfall, aber es ist trotzdem ein strahlend heller Anblick. Der Schmerz in seinen Augen verschwindet langsam und er sieht um sich herum. Alles ist voller Menschen unterschiedlicher Herkunft und Geschlechts, festgeschnallt in stabilen Sesseln, um bei der Beschleunigung in der Schwerelosigkeit nicht gegen die Wand zu klatschen. Jeder trägt einen blauen Overall.
„Bist du endlich wach?“, fragt die dunkelhäutige, sehr dünne Frau mit indischem Akzent neben ihm und fasst ihn an die Schulter. „Ja, Kanti. Ich bin wach“, gähnt Paul mehr, als zu sprechen. Er fährt sich mit den Fingern durch seine schwarzen Haare, welche bei der Schwerelosigkeit immer in allen Richtungen abstehen. Das Problem, nur schlimmer, hat auch Kanti. Ihre langen schwarzen Haare versperren ihm fast die Sicht. „Ich weiß, der Flug ist nicht so aufregend, aber die Ankunft wolltest du sicher nicht verpassen.“
Diese Information muss nach dem stundenlangen Flug von der Merkurstation hierher erst in sein müdes Gehirn eindringen. Sie sind angekommen.
Kanti, Paul und alle anderen Passagiere blicken erwartungsvoll hinaus und sehen die fünf gewaltigen Schiffe, die ihre baldigen Zuhause werden. Die fünf Schiffe befinden sich in einer Linie um die Sonne mit den Spitzen auf den Stern gerichtet, und verbunden mit einer Station in der Mitte. Alle Schiffe sind geschützt mit ihren eigenen ausfahrbaren, gewaltigen Spiegeln, ebenso wie die Station. Die Schiffe sind alle gleich in ihrer Bauart. Eine lange, jedoch flache Trapezform mit einer glatten Oberfläche.
Kanti beginnt zu erklären, verliert sich jedoch immer mehr ins Schwärmen: „Die Africa, die Eurasia, die Australia, die America und unseres: Die Antartica." Sie zeigt mit dem Finger auf Pauls rechte Schulter auf dem das Symbol für ihr Schiff steht. Es ist die Sonne, welche vor einer menschlichen, blauen Hand schwebt. Darunter steht der Name des jeweiligen Schiffes und darüber der Schriftzug: „Der Griff nach den Sternen.“ Kanti schwärmt weiter: „Fünf Generationsschiffe ausgelegt für Warpantrieb. Kannst du dir vorstellen, dass auf jedem dieser Schiffe eintausend Mann Besatzung und elftausend Passagiere leben werden? Zwölftausend Menschen pro Schiff. Beinahe einhundert Jahre der Planung und fünfzehn Jahre Bauzeit. Gedacht für eine friedliche Expansion in das Mysterium, das wir als Universum kennen. Ausgerüstet mit der neusten Technik was Antrieb, Waffen, Schilde und Lebenserhaltung angeht.“ Ihr schwärmender Ton wird zunehmend ernster und sie ergänzt: „Und unsere letzte Hoffnung.“
Paul verliert sein Staunen und sieht die Schiffe nun mit ganz anderen Augen. Nach einem Jahrhundert der Forschung hatten die Astronomen zwar viele erdähnliche Planeten gefunden, aber keinen einzigen, der ebenfalls eine Atmosphäre wie die Erde aufweisen konnte. Immer mehr verschwand der Gedanke eines neuen Heimatplaneten für die Menschheit in das Reich der Mythen und Legenden. Man fand sich damit ab, dass ihr Planet wahrscheinlich ein Unikat im Universum ist.
Da machte man hinter Triton, dem letzten Mond des Neptuns, eine verhängnisvolle Entdeckung. Eine Art Portal öffnete sich und spuckte unförmige Schiffe aus. Sie sahen aus wie eine Mischung aus Maschine und lebender Materie. Sie waren nicht sehr schnell, aber zahlreich und unerbittlich und hatten die Angewohnheit, aus dem Nichts aufzutauchen.
Der erste Kontakt war eine Katastrophe und anhand der Tatsache, dass man nichts über sie wusste und woher sie gekommen waren, nannte man sie Tritons - nach dem Ort ihrer Entdeckung.
Paul erinnert sich noch an die Präsentation in der Grundschule. „Tritons – Der erklärte Feind der Menschheit“ und wie sein Lehrer, den sonst immer alles kalt gelassen hatte, bei diesem Thema sehr motiviert und sogar lustig wurde. Wie erklärt man einem Sechsjährigen auch, dass er wahrscheinlich das Ende der Menschheit miterleben wird.
Beinahe dreißig Jahre lang gewannen die Menschen jede Schlacht, doch sie büßten alle Bastionen der Menschheit ein: Europa, Titan, die Wolkenstädte auf Jupiter. Stück für Stück wurde der Raum kleiner und es wurde ersichtlich, dass das Fortbestehen der Menschheit keine Selbstverständlichkeit mehr war. Es war schon paradox. Die Ankunft der Tritons hatte bewiesen, dass die Menschen nicht alleine existierten, sondern dass es da draußen noch andere Welten gab. Dies war gleichzeitig der Grund dafür, dass man diese nun erforscht.
Ein Schatten kommt durch das Fenster und die Schiffe verschwinden hinter dem Spiegelschild der Mittelstation. Ein Ruck geht durch das Schiff und Kantis schwebende Haare fallen hinab. Die künstliche Schwerkraft der Station greift auf ihr Transportschiff über. Die Gurte der Sitze öffnen sich und eine Durchsage ertönt: „Bitte verlassen Sie das Schiff geordnet und warten Sie, bis Ihre Sitzreihe aufstehen darf.“
Paul beobachtet, wie die ersten Personen aufstehen dürfen und durch die Tür verschwinden. Er kann es nach all der Zeit noch immer nicht fassen. So viele qualifizierte Menschen sind an dieser Mission beteiligt. Kanti Sen hatte sich aus den Slums in Indien hochgearbeitet, zu einer der fähigsten Exobiologinnen ihrer Genration. Und er selbst? Armee, Pilot und einer der ersten im Warpprogramm. Trotz aller seiner Leistungen weiß er genau: Ohne seinen Vater, Admiral Berger, den großen