Wir wissen doch inzwischen alle, dass Gebiete, in denen nur geringe Kontrolle und Extremsituationen herrschen, auch in den Menschen das extremste zum normalen wird. Was keine Entschuldigung ist, aber erklärt, wie es dazu kommen kann. Rache, Hass, Wut - all solche Emotionen werden in Situationen in denen das eigene Leben riskiert wird vervielfacht. Kriegsverbrechen zeigen dies schon seitdem der Mensch die Geschichte aufgeschrieben hat - sobald Soldaten das Gefühl haben, einer Bestrafung entgehen zu können, keiner Kontrolle zu unterliegen, zeigen sie ihre niedersten Triebe. Nun sollte man davon ausgehen, dass die Kontrolle des Generalstabs über die Soldaten (ergo auch die militär juristische Aufklärung) im Verlauf der Zeit zugenommen haben sollte, so ist doch das genau dies seit einer Zunahme der asymmetrischen Kriegsführung eher rückläufig. Soldaten operieren in einem asymmetrischen Kriegsgebiet erstaunlich autonom um auf wechselnde Situationen zeitnah reagieren zu können. Wenn man nun bedenkt, dass diese kleinen Einheiten über längere Zeit, wiederholt miteinander agieren und oftmals freundschaftlich mit dem direkten kommandierenden der Einheit vor Ort verbunden sind - so ist eine unabhängige Kontrolle in der direkten Situation nur selten gegeben. Das alles schafft ein Umfeld, in denen in Menschen, die eh schon seltsame Züge in sich tragen, diese plötzlich und ohne unmittelbare Konsequenzen ausgelebt werden können, solange man sich auf Kameradschaft und gemeinsame Erlebnisse beruft. Ich denke immer, wir kriegen davon nur die Spitze des Eisberges mit. Gerade im Bereich privater Militärfirmen gibt es Fälle von Mord, Folter, Menschenhandel und Sexuellem Missbrauch, die in in Bereichen von partial control ausgeübt wurden. Hab vor einem Monat noch eine Studienarbeit genau darüber geschrieben ob die Regierung der USA für solche Menschenrechtsverletzungen juristisch zu Rechenschaft gezogen werden können und wenn ja, inwieweit dies überhaupt praktisch umsetzbar ist - ist eher ernüchternd.