Clive77
Serial Watcher
In der Folge "Ian Garvey" der US-Serie The Blacklist suchen Elizabeth und ihr Team nach Tom. Red ist da einen Schritt weiter und will verhindern, dass ein bestimmtes Geheimnis ans Licht kommt. Das Midseasonfinale endet mit dem Tod einer Figur, die seit der ersten Staffel dabei war.
Ian Garvey
Fangen wir mit den kleineren Schwachstellen dieser Tour de Force an. Die finden sich beim titelgebenden Bösewicht Ian Garvey (Jonathan Coyne), mit dem schon in "The Kilgannon Corporation" nicht gut Kirschenessen war und der hier gleich in den ersten Minuten die Leichen von letzter Woche in einem Holzhäcksler entsorgen lässt. Kompromisslos und grausam geht Ian vor, um die sterblichen Überreste aus dem Koffer sowie das Ergebnis der DNA-Untersuchung in seinen Fingern zu behalten. Da können wir von Glück reden, dass Agnes und das Kindermädchen am Ende nicht in der Wohnung waren.
Aber wie konnte Ian überhaupt so schnell dort aufschlagen? Und dazu noch wieder mit neuen Leuten, nachdem er zuvor eine gefühlte Unmenge an Handlangern verloren hatte? Er müsste da schon über enorme Möglichkeiten verfügen, was ihm als Gegner natürlich Gewicht verleiht und die Bedrohung, die von ihm ausgeht, unterstreicht. Eine genauere Charakterisierung gibt es aber (noch) nicht. Wir erfahren lediglich, dass er Raymond (James Spader) mit Hilfe der ominösen Leiche zu kontrollieren gedenkt.
Aber Moment mal, Reds Imperium wurde doch zerschlagen und er hat erst vor Kurzem damit begonnen, es wieder aufzubauen - was anhand einiger der letzten Episoden offenbar in seinen Kreisen auch bekannt ist. Nimmt Ian also bloß an, dass Red sich wieder zu alter Größe aufschwingen wird oder ist bei ihm noch nicht angekommen, dass Raymonds Mittel momentan limitiert sind? Beides würde nicht unbedingt viel Sinn ergeben, denn an sich wirkt Ian wie ein sehr informierter Typ, dem kaum etwas entgeht. Und von der Kontrolle über jemanden, dessen Imperium sich erst wieder auf alte Höhen aufschwingen muss, hätte er erst auf lange Sicht etwas.
Ist Ian jetzt eigentlich mit dem großen Preis entkommen? Seit der Aktion in der Wohnung sind zehn Monate vergangen. Konnte Red zu ihm aufschließen und das Geheimnis (wieder) begraben oder schwebt da ein Damokles-Schwert über seinem Kopf? Das werden wir wohl leider erst im Frühjahr erfahren. Für eine Episode, die den Bösewicht im Titel trägt, erfährt man jedenfalls wenig über ihn und - was noch etwas merkwürdiger ist - seinen zukünftigen (mit dem Episodenende vielleicht schon vergangenen) Werdegang.
Raymond Reddington
Der Flash Forward aus dem Staffelauftakt hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Es war nicht Red, der Tom (Ryan Eggold) ins Jenseits geschickt hat, denn das haben Ians Messerstiche erledigt. Red könnte man höchstens indirekt die Schuld zuschieben. Er probiert zwar alles, um Tom aus seiner misslichen Lage zu befreien beziehungsweise die Befreiung aufrecht zu erhalten, aber den entscheidenden Schritt - auf den wohl jeder Zuschauer im Episodenverlauf gewartet hat - unternimmt er nicht. Daran können auch Dembes (Hisham Tawfiq) Worte nichts ändern.
Es ist wirklich zum Haare raufen, dass Red sein Geheimnis nicht an Tom weitergibt. Dieser hätte anschließend nämlich keinerlei Anlass gehabt, sich mit den sterblichen Überresten zu verkrümeln. Okay, vielleicht doch, das hängt wohl wirklich davon ab, wie schwer die Identität der Leiche einzuschätzen ist (was ziemlich hoch sein dürfte). Aber ein offener Red hätte hier gerade nach der Offenbarung, wie sehr er Tom doch schätzt und dass er ihn als einen festen Bestandteil von Lizzies (Megan Boone) Glück sieht, womöglich bewirkt, dass der sich nicht davonmacht.
Das Ende vom Lied bleibt, dass Liz zwar überlebt, aber durch den Tod von Tom einen gewaltigen Schlag erlitten hat. Und Red war am Ende ungewohnt machtlos, um diesen Tod zu verhindern. Es war schon zu spät, als er am Ort des Geschehens eintraf und seine Mitschuld (am Unglück für Liz) dürfte ihm da in Zukunft noch zu schaffen machen.
Außerdem konnte er sich nie sicher sein, dass Liz überlebt, was noch eine ganze Ecke schwerer wiegen dürfte. Er ist ihr Vater (was für den Rezensenten mittlerweile außer Frage steht - wie sonst sollte man sich seine Fürsorge erklären?) und seine Geheimniskrämerei hat jetzt dazu geführt, dass seine Tochter für zehn Monate im Koma lag. Da müssen einfach Schuldgefühle aufkommen und womöglich auch die Einsicht, in Zukunft mal die Karten etwas klarer auf den Tisch zu legen. Ob es dazu kommt? Warten wir es ab.
Tom Keen
Zuerst einmal Hut ab vor der Figur. Die Rückblicke mit Lance Henriksen wären da fast nicht nötig gewesen, waren aber trotzdem eine Bereicherung. Fraglos war das Verhältnis zwischen Tom und Liz mit einigen Aufs und Abs verbunden, aber seine Beziehung zu ihr (zumindest auf jetzigem Stand) ehrlich und aufrichtig.
Ein letztes Mal erleben wir hier Tom Keen, wie er aus quasi aussichtslosen Situationen entkommt, dem Gegner ein Schnippchen schlägt und am Ende sogar noch verhindern kann, dass Liz von ihren Peinigern ermordet wird. Kein doppeltes Spiel, keine simple Rolle ohne größere Bedeutung mehr. Wir haben den festen Partner von Liz vor uns und der ist uns obendrein einen Schritt voraus. Denn er kennt das große Geheimnis, was uns noch länger auf die Folter spannen wird. Dass er jenes mit ins Grab nimmt, ohne uns (oder ihr) vorher was mitzuteilen, ist natürlich in gewisser Weise ärgerlich. Aber man kann es ihm nicht wirklich verübeln.
Verübeln kann man ihm hingegen, dass er keinen besser gewählten Treffpunkt auserkoren hat. Wie leicht wäre es gewesen, Liz mal eben zu einem unvorhersehbaren Ort zu bestellen? Gerade bei Tom hätte sich da was anderes als die Wohnung angeboten, die Ian (kurioserweise) vorhersehen konnte. Aber dass soll nur ein kleines Minus sein, denn Tom ist diese Woche der Held, der seinen letzten Auftritt hat.
FBI
Unsere Task Force ist anwesend, kann aber keine großen Sprünge machen. Die Szenen der Ermittlungen sind nicht weiter wichtig, weil Red ihnen stets einen oder mehrere Schritte voraus ist. Hier bewegt sich alles im üblichen Rahmen, auch wenn am Ende die Trauer doch recht groß ausfällt.
Man könnte vielleicht monieren, dass da ein paar figürliche Interaktionen wünschenswert gewesen wären, aber in Anbetracht der Tatsache, dass es eben um Red, Liz und Tom ging, kann man gerne über derlei Dinge hinwegsehen.
Fazit: Ein sehr gelungenes Midseasonfinale. Leichte oder schwere Kritik liegt im Auge des Betrachters. Action gibt es jedenfalls zuhauf und bei den Figuren lassen sich zahlreiche (Tief-)Schläge anführen, die in der Form nicht unbedingt hätten sein müssen, aber doch recht gut ins Bild passen.
8,5/10
Ian Garvey
Fangen wir mit den kleineren Schwachstellen dieser Tour de Force an. Die finden sich beim titelgebenden Bösewicht Ian Garvey (Jonathan Coyne), mit dem schon in "The Kilgannon Corporation" nicht gut Kirschenessen war und der hier gleich in den ersten Minuten die Leichen von letzter Woche in einem Holzhäcksler entsorgen lässt. Kompromisslos und grausam geht Ian vor, um die sterblichen Überreste aus dem Koffer sowie das Ergebnis der DNA-Untersuchung in seinen Fingern zu behalten. Da können wir von Glück reden, dass Agnes und das Kindermädchen am Ende nicht in der Wohnung waren.
Aber wie konnte Ian überhaupt so schnell dort aufschlagen? Und dazu noch wieder mit neuen Leuten, nachdem er zuvor eine gefühlte Unmenge an Handlangern verloren hatte? Er müsste da schon über enorme Möglichkeiten verfügen, was ihm als Gegner natürlich Gewicht verleiht und die Bedrohung, die von ihm ausgeht, unterstreicht. Eine genauere Charakterisierung gibt es aber (noch) nicht. Wir erfahren lediglich, dass er Raymond (James Spader) mit Hilfe der ominösen Leiche zu kontrollieren gedenkt.
Aber Moment mal, Reds Imperium wurde doch zerschlagen und er hat erst vor Kurzem damit begonnen, es wieder aufzubauen - was anhand einiger der letzten Episoden offenbar in seinen Kreisen auch bekannt ist. Nimmt Ian also bloß an, dass Red sich wieder zu alter Größe aufschwingen wird oder ist bei ihm noch nicht angekommen, dass Raymonds Mittel momentan limitiert sind? Beides würde nicht unbedingt viel Sinn ergeben, denn an sich wirkt Ian wie ein sehr informierter Typ, dem kaum etwas entgeht. Und von der Kontrolle über jemanden, dessen Imperium sich erst wieder auf alte Höhen aufschwingen muss, hätte er erst auf lange Sicht etwas.
Ist Ian jetzt eigentlich mit dem großen Preis entkommen? Seit der Aktion in der Wohnung sind zehn Monate vergangen. Konnte Red zu ihm aufschließen und das Geheimnis (wieder) begraben oder schwebt da ein Damokles-Schwert über seinem Kopf? Das werden wir wohl leider erst im Frühjahr erfahren. Für eine Episode, die den Bösewicht im Titel trägt, erfährt man jedenfalls wenig über ihn und - was noch etwas merkwürdiger ist - seinen zukünftigen (mit dem Episodenende vielleicht schon vergangenen) Werdegang.
Raymond Reddington
Der Flash Forward aus dem Staffelauftakt hat sich glücklicherweise nicht bestätigt. Es war nicht Red, der Tom (Ryan Eggold) ins Jenseits geschickt hat, denn das haben Ians Messerstiche erledigt. Red könnte man höchstens indirekt die Schuld zuschieben. Er probiert zwar alles, um Tom aus seiner misslichen Lage zu befreien beziehungsweise die Befreiung aufrecht zu erhalten, aber den entscheidenden Schritt - auf den wohl jeder Zuschauer im Episodenverlauf gewartet hat - unternimmt er nicht. Daran können auch Dembes (Hisham Tawfiq) Worte nichts ändern.
Es ist wirklich zum Haare raufen, dass Red sein Geheimnis nicht an Tom weitergibt. Dieser hätte anschließend nämlich keinerlei Anlass gehabt, sich mit den sterblichen Überresten zu verkrümeln. Okay, vielleicht doch, das hängt wohl wirklich davon ab, wie schwer die Identität der Leiche einzuschätzen ist (was ziemlich hoch sein dürfte). Aber ein offener Red hätte hier gerade nach der Offenbarung, wie sehr er Tom doch schätzt und dass er ihn als einen festen Bestandteil von Lizzies (Megan Boone) Glück sieht, womöglich bewirkt, dass der sich nicht davonmacht.
Das Ende vom Lied bleibt, dass Liz zwar überlebt, aber durch den Tod von Tom einen gewaltigen Schlag erlitten hat. Und Red war am Ende ungewohnt machtlos, um diesen Tod zu verhindern. Es war schon zu spät, als er am Ort des Geschehens eintraf und seine Mitschuld (am Unglück für Liz) dürfte ihm da in Zukunft noch zu schaffen machen.
Außerdem konnte er sich nie sicher sein, dass Liz überlebt, was noch eine ganze Ecke schwerer wiegen dürfte. Er ist ihr Vater (was für den Rezensenten mittlerweile außer Frage steht - wie sonst sollte man sich seine Fürsorge erklären?) und seine Geheimniskrämerei hat jetzt dazu geführt, dass seine Tochter für zehn Monate im Koma lag. Da müssen einfach Schuldgefühle aufkommen und womöglich auch die Einsicht, in Zukunft mal die Karten etwas klarer auf den Tisch zu legen. Ob es dazu kommt? Warten wir es ab.
Tom Keen
Zuerst einmal Hut ab vor der Figur. Die Rückblicke mit Lance Henriksen wären da fast nicht nötig gewesen, waren aber trotzdem eine Bereicherung. Fraglos war das Verhältnis zwischen Tom und Liz mit einigen Aufs und Abs verbunden, aber seine Beziehung zu ihr (zumindest auf jetzigem Stand) ehrlich und aufrichtig.
Ein letztes Mal erleben wir hier Tom Keen, wie er aus quasi aussichtslosen Situationen entkommt, dem Gegner ein Schnippchen schlägt und am Ende sogar noch verhindern kann, dass Liz von ihren Peinigern ermordet wird. Kein doppeltes Spiel, keine simple Rolle ohne größere Bedeutung mehr. Wir haben den festen Partner von Liz vor uns und der ist uns obendrein einen Schritt voraus. Denn er kennt das große Geheimnis, was uns noch länger auf die Folter spannen wird. Dass er jenes mit ins Grab nimmt, ohne uns (oder ihr) vorher was mitzuteilen, ist natürlich in gewisser Weise ärgerlich. Aber man kann es ihm nicht wirklich verübeln.
Verübeln kann man ihm hingegen, dass er keinen besser gewählten Treffpunkt auserkoren hat. Wie leicht wäre es gewesen, Liz mal eben zu einem unvorhersehbaren Ort zu bestellen? Gerade bei Tom hätte sich da was anderes als die Wohnung angeboten, die Ian (kurioserweise) vorhersehen konnte. Aber dass soll nur ein kleines Minus sein, denn Tom ist diese Woche der Held, der seinen letzten Auftritt hat.
FBI
Unsere Task Force ist anwesend, kann aber keine großen Sprünge machen. Die Szenen der Ermittlungen sind nicht weiter wichtig, weil Red ihnen stets einen oder mehrere Schritte voraus ist. Hier bewegt sich alles im üblichen Rahmen, auch wenn am Ende die Trauer doch recht groß ausfällt.
Man könnte vielleicht monieren, dass da ein paar figürliche Interaktionen wünschenswert gewesen wären, aber in Anbetracht der Tatsache, dass es eben um Red, Liz und Tom ging, kann man gerne über derlei Dinge hinwegsehen.
Fazit: Ein sehr gelungenes Midseasonfinale. Leichte oder schwere Kritik liegt im Auge des Betrachters. Action gibt es jedenfalls zuhauf und bei den Figuren lassen sich zahlreiche (Tief-)Schläge anführen, die in der Form nicht unbedingt hätten sein müssen, aber doch recht gut ins Bild passen.
8,5/10