The Last Ship S03E03 - Shanzhai

Clive77

Serial Watcher
In der Folge "Shanzhai" der US-Serie The Last Ship begibt Tom Chandler sich auf die Suche nach den gefangengenommenen Crewmitgliedern. Diese versuchen derweil, das Beste aus ihrer Situation zu machen, bleiben nicht untätig und erfahren nebenbei, was sie erwartet.

An Bord der USS Nathan James
Letzte Woche erreichten neben Tom Chandler (Eric Dane), Wolf Taylor (Bren Foster), Sasha Cooper (Bridget Regan) und Jesse (Dichen Lachman) auch Danny Green (Travis Van Winkle) und Carlton Burk (Jocko Sims) unser altbekanntes „Last Ship“. Doch wer jetzt meint, dass allesamt direkt am gleichen Strang ziehen, irrt sich. Zwar sind (fast) alle daran interessiert, Slattery (Adam Baldwin) und die restlichen entführten Kameraden zu suchen und zu befreien – betroffene Blicke auf dessen Stuhl machen dies unter anderem mal wieder deutlich - aber es gibt auch diverse Spannungen an Bord zu verzeichnen.
Zunächst einmal ist auch der Stab um Michener (Mark Moses) nicht gerade sehr erbaut darüber, dass sich der Chief of Naval Operations wieder ins Actiongetümmel bringen will. Aber Toms Argumente sind überzeugend, auch wenn von „unauffällig“ beziehungsweise „low profile“ wohl kaum die Rede sein kann. Besonders riskant wird es, als er darauf besteht, an der Mission in Shanzhai teilzunehmen, obwohl so ziemlich jeder dank seinen Taten in den ersten beiden Staffeln sein Gesicht kennt – und er die Mission im Grunde genommen damit sogar mehr gefährdet als wenn er Sashas Ratschlag folgen würde und an Bord bleibt. Aber mehr dazu später.
Eine kleine Enttäuschung muss Cameron Burk (LaMonica Garrett) von Tom hinnehmen. So wird Burk nicht zum XO ernannt, weil er zu „emotional“ reagierte als er das Fischerboot in seichte Gewässer verfolgte und damit das Auffinden der Nathan James für die anderen erschwerte. Stattdessen wird Alisha Granderson (Christina Elmore) die Rolle des ersten Offiziers übergeben. Dabei liegt Burk durchaus richtig, wenn er später mit seinem Bruder darüber diskutiert und meint, dass Chandler in seiner Situation sicher genauso gehandelt hätte – als kleinen Beweis für die Emotionalität des Captains lässt sich da zum Beispiel seine spätere Reaktion auf den Träger von Slatterys Klamotten anführen. Jaja, immer rational denken und sich nicht von seinen Emotionen übermannen lassen…
Aber im Vergleich zu Jesses Vorhaben, die USS Nathan James (und damit Sasha) möglichst schnell wieder hinter sich zu lassen, sind die oben genannten Dinge natürlich nur Lappalien. Zumal die Crew den Helikopter (samt Pilotin) gut gebrauchen könnte. Hier ist es wohl Granderson zu verdanken, dass Jesse sich später doch um entscheidet und mit dem frisch reparierten Heli den anderen aus der Klemme hilft. Nebenbei erfahren wir auch, dass sie Sasha für den Tod ihres Bruders verantwortlich macht, was einen weiteren Teil zur Erklärung des gespannten Verhältnisses der beiden liefert. Wie bereits letzte Woche vermutet, wird uns Jesse somit noch länger erhalten bleiben – eine gute Entscheidung, denn die Figur bringt einiges an Potenzial mit und sorgt schon jetzt für frischen Wind unter der Besatzung.

Shanzhai
Wie erwartet kann Sasha einige wichtige Hinweise dazu liefern, wohin es Slattery & Co. verschlagen haben könnte. Shanzhai wird dabei als halbwegs bekannte Hochburg der Piraten bezeichnet und ist auch schließlich der Ort der Episode, wo sich die meiste Action abspielt. Denn nicht nur Chandler, Wolf, Sasha und Green statten dem Ort einen Besuch ab. Auch Pengs (Fernando Chien) Schergen um Lau Hu (Stephen Oyoung) tauchen dort auf und sorgen dafür, dass unser Ermittlerteam in die Bredouille gerät.
Der anfängliche Teil in Shanzhai verläuft ohne große Überraschungen. Schon fast zu schnell findet Chandler dank Sasha Hinweise auf den Verbleib der Crew, auch wenn sie noch keinen Anhaltspunkt auf den Aufenthaltsort der Gefangenen bekommen. Der wichtigste Hinweis kommt aber anschließend mehr oder weniger per Zufall als Chandler ein Kleidungsstück von Slattery an einem der Leute im Ort entdeckt. Ab hier explodiert dann auch die Action und Lau Hu kreuzt mit seinen Männern auf. Ein kleines Highlight ist der Kampf Hu gegen Wolf, von dem sich manch andere Serie eine Scheibe abschneiden könnte – sehr schön choreographiert und entsprechend toll anzusehen.
Im letzten Akt in Shanzhai wird uns schließlich der Name des Unbekannten genannt, der Slattery und die anderen in seinen Fingern hat: „Takehaya“ (Hiroyuki Sanada). Doch außer einem Namen wissen Chandler und die anderen noch nicht viel. Denn Takehaya gilt als ein Geist, eine Legende, dessen Existenz zwar nicht angezweifelt, aber der sich seinem Ruf nach sicher nicht einfach ausfindig machen lassen wird.

In den Staaten
Während der Hauptteil der Folge in Asien stattfindet, spielt sich ein kleinerer Handlungsstrang in den USA ab. Wesentlicher Punkt dort ist eine Pressekonferenz, in der Michener den Reportern Rede und Antwort stehen muss. Ein drohender Krieg mit China wird jedenfalls von einem der Reporter thematisiert, denn mittlerweile hat sich herumgesprochen, dass die Verteilung des Heilmittels dort nicht nach Plan läuft und die Skepsis gegenüber Peng anwächst.
Wie sich bereits in den ersten beiden Folgen andeutete, bröckelt das Vertrauen der Bevölkerung in Michener weiter. Vielleicht war es da kein guter Zug von ihm, in der Pressekonferenz die Situation in Asien als weniger riskant darzustellen, als sie in Wirklichkeit ist. Andererseits können wir natürlich verstehen, dass er sich bei dem Thema bedeckt hält. Aber die Videoübertragung mit den „Kriegsgefangenen“ dürfte sich für ihn nicht gerade positiv auswirken – denn nun ist klar, wie brenzlig die Lage ist.
Kleine Anmerkung am Rande: Dass die USS Nathan James jetzt oft Kontakt in die Heimat hat, ändert die Lage für unsere Crew doch wesentlich. Jetzt kann Chandler (oder wer auch immer gerade das Kommando hat) nicht mehr auf sich allein gestellt Entscheidungen treffen. Es muss alles mit der Kommandozentrale daheim abgesprochen und gerechtfertigt werden. Das öffnet natürlich die Tür für Spekulationen, ob und inwiefern sich da für den jeweiligen Captain noch Probleme ergeben werden. Und nehmen wir einmal an, dass Michener tatsächlich bald abgesägt wird und ein anderer plötzlich an der Spitze der Nation steht – da könnten sich große Konflikte anbahnen, was das Ausführen von Befehlen angeht.

Im Dschungelcamp
Die Gefangenen erreichen zu Beginn der Episode ihren vorläufigen Zielort – das Camp von Takehaya. Der entpuppt sich dabei als der weitere große Gegenspieler, der sich letzte Woche angedeutet hat. Jetzt wissen wir auch, für wen die unfreiwilligen Blutspenden vorgesehen sind. Allerdings fehlen uns weiterhin einige Puzzleteile und zwar vor allem die, was die größeren Motive von Takehaya angeht.
Die Figur als solche ist aber interessant genug, um noch mehrere Episoden zu füllen. Hoffen lässt da auch, dass Sanada bereits in Helix und Extant gute Antagonisten abgegeben hat. Wobei „Antagonist“ eigentlich das falsche Wort ist, denn seine Figuren in den beiden Serien waren stets nicht so recht einzuordnen. Da ist die Annahme, dass er auch in The Last Ship noch eine entsprechende Charakterisierung bekommt, sicher berechtigt. Auch wenn es zugegebenermaßen momentan noch nicht so ganz danach aussieht (schließlich sollten wir nicht vergessen, was letzte Woche mit Mason (Chris Sheffield) passiert ist).
Für die Gefangenen heißt es derweil, das Beste aus der Situation zu machen. Es war schon in der letzten Folge eine schöne Abwechslung, der Crew dabei zuzuschauen, wie sie über ihren Aufenthaltsort und ihr Reiseziel rätseln und sich dabei ihre erlernten Fähigkeiten (ausnahmsweise einmal nicht die zum Kämpfen) zu Nutze machen. Diese Woche versucht Jeter (Charles Parnell), den Längengrad des Camps zu ermitteln. Ferner können Diaz (Adam Irigoyen) und Miller (Kevin Michael Martin) durch ihre kleine, kurze Fluchtaktion ein gutes Stück der Umgebung ausspähen. Wobei die Radiostation zusammen mit Jeters Positionsermittlungen bestimmt schon einen mehr als deutlichen Hinweis darauf geliefert hat, wie die anderen um Chandler die Position der Gefangenen beziehungsweise den richtigen Längengrad bekommen werden.
Unterm Strich waren die Handlung im Camp und der Abstecher nach Shanzhai die beiden besten Handlungsstränge der Woche. Stellenweise vielleicht ein wenig vorhersehbar, aber doch spannend, tempo- und actionreich, womit die Serie ihrer Linie treu bleibt. Das Camp kann zudem mit der Einführung von Takehaya punkten.

Fazit: Die dritte Staffel schlägt sich weiterhin gut und lässt das Popcorn ordentlich schmecken. Das liegt natürlich in erster Linie daran, dass die Suche nach Slattery und den anderen fünf entführten Crewmitgliedern momentan das Geschehen bestimmt und wir auch gute Einblicke in die Lage der Gefangenen bekommen. Ob es auch nach Auflösung dieser Krise so weitergeht, bleibt abzuwarten und kleinere, übliche Mängel lassen sich auch im aktuellen Geschehen finden. Die schmälern aber nicht den Gesamteindruck, der sich doch bislang und auch dank diverser neu eingeführter Figuren recht gut gestaltet.

8/10
 
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