Clive77
Serial Watcher
In der Folge "Resistance" der US-Serie The Last Ship steuert die USS Nathan James die Heimat an, um sich von der neuen Situation zu überzeugen und dagegen vorzugehen. Die heimische Miniwiderstandstruppe um Kara hofft derweil auf genau diese Art von Verstärkung.
Schöne neue Welt
Am Beispiel von Kalifornien wird uns diese Woche gezeigt, wie die Welt aussieht, die Manuel Castillo (Al Coronel) und die anderen regionalen Anführer im Sinn haben. Städte wie Las Vegas sind wie leergefegt, weil sämtliche Nahrungsmittel abtransportiert wurden. Der Bevölkerung bleibt keine Wahl, als sich den Anordnungen der jeweiligen Obrigkeiten zu beugen – denn wer will schon den Hungertod sterben? Da nimmt man dann auch Massentransporte in Güterzügen hin, wenn denn am Zielort einige Nahrungsmittel auf einen warten.
Die Lage nach der Verteilung des Heilungsmittels wurde uns zu Beginn der Staffel eigentlich ganz aussichtsreich präsentiert. Es gab zwar selbstredend Engpässe in der Versorgung, aber die Regierung unter Michener (Mark Moses) schien die Situation richtig anzugehen und war bemüht, sich um die gesamte Bevölkerung (und nicht nur um einige Auserwählte) zu kümmern. Uns wurde zwar immer wieder von Unruhen berichtet, aber im Großen und Ganzen blieb der Eindruck bestehen, dass es den Einwohnern in den Vereinigten Staaten unterm Strich recht gut ging und die Normalisierung in vollem Gange war.
In "Resistance" hat dieses Bild sich innerhalb von zwei Wochen radikal verändert. Die Verantwortlichen haben keine Zeit verloren, ihre Pläne umzusetzen und auch wenn sich hier und dort – wie zum Beispiel bei einem der Soldaten, der seine Zweifel gegenüber General Bradley äußert – ein gewisses Unwohlsein bemerkbar macht, scheint sich doch kein großer Widerstand zu formieren. Stellt sich die Frage, weshalb das so ist. Außer Kara (Marissa Neitling), Tex (John Pyper-Ferguson), dessen Tochter und Präsident Oliver (John Cothrane) scheint es aber keinen Widerstand zu geben. Haben die Leute etwa seelenruhig zugesehen, wie die Nahrungsmittel abtransportiert wurden? Obwohl es aufgrund der Rationierung schon Unruhen gab?
Unterm Strich sieht die Situation, die zwar von langer Hand geplant und vorbereitet wurde, ein wenig zu trostlos für die Bevölkerung aus. Es müsste schon chaotischer zugehen und das dezentralisierte neue Militär müsste weniger problemlos agieren können. Der Zeitraum von zwei Wochen erscheint hier viel zu kurz, als dass die Lage sich derart verändert haben könnte. Und überhaupt, es werden Arbeiter für diverse Anlagen benötigt, aber manche Dinge wie zum Beispiel das Raketenabwehrsystem funktionieren einwandfrei. Klar, wir sollen mit ansehen, wie aussichtslos die Lage geworden ist und weshalb Tom Chandler (Eric Dane) und die anderen benötigt werden. Aber in Sachen Glaubwürdigkeit lässt sich vieles kritisieren, was innerhalb von zwei Wochen stattgefunden haben soll.
USS Nathan James
Etwas zu schnell wirkt außerdem, wie sich Tom und die anderen die stattgefundenen Ereignisse zurecht reimen, von denen sie eigentlich noch nicht so viel wissen können. Innerhalb von wenigen Minuten erfassen sie die Situation, noch bevor sie überhaupt in der Heimat eintreffen. Selbst den Raketenangriff sieht der findige Chandler voraus und schickt zum Test erstmal den chinesischen Zerstörer (natürlich unbemannt) in Küstennähe, dessen explosiver Untergang sogleich die Hoffnungen von Kara und Tex mit in die Tiefe zieht.
Insofern wirkt der Anfang schon arg erzwungen. Besser wird die Episode erst, wenn man die neue Situation sowie die teilweise hellseherischen Fähigkeiten von Chandler und seiner Crew akzeptiert hat. Dann macht die Folge auch wieder Spaß und lädt zu einem spannenden Ritt ein. Aus dramaturgischer Sicht wäre es aber besser gewesen, wenn die James tatsächlich unter Beschuss geraten wäre und sich hätte behaupten müssen – denn dass unser „Last Ship“ nicht so einfach versenkt wird, dürfte wohl jedem klar gewesen sein.
Resistance
Sehr gelungen wirkt das Wiedersehen zwischen der Crew, Kara und Tex. Endlich darf Kara ihren Danny (Travis Van Winkle) wieder in die Arme schließen und Tex ist selbstredlich eine willkommene Verstärkung im Team. Etwas skeptischer darf man hingegen Saras (Bridget Regan) Fähigkeiten als Scharfschützin betrachten – die Dame scheint ein Multitalent zu sein.
Das Highlight der Episode kommt schließlich mit dem gemeinsamen Einsatz, in dem es gilt, einen Zug zu überfallen. Stellenweise mag man hier zwar erkennen, dass einige Szenen vor einem Greenscreen gedreht wurden, aber insgesamt wirkt das alles schon sehr Blockbuster-reif. Auch die Überraschung, was die Fracht anging, kam gut gelungen herüber (abgesehen natürlich von den oben weiter angemerkten Kritikpunkten).
Was das Tempo angeht, mit dem Tom und die anderen anschließend ihre Reihen verstärken (im Grunde genommen überzeugen sie ja Bradley und den Rest seiner Truppen im Handumdrehen), ist das zwar erfreulich hoch. Aber wenn sie so weitermachen (Castillo ist jetzt auch schon quasi weg vom Fenster), wird nächste Woche im Finale vielleicht schon alles abgeschlossen. Das wäre dann doch etwas arg schnell. Aber vielleicht hatten sie nur in Kalifornien leichtes Spiel und treffen bei den anderen regionalen Anführern auf größeren Widerstand? Abwarten.
Ganz unerwähnt sollte an dieser Stelle auch Allison Shaw (Elisabeth Röhm) nicht bleiben, die mehrere Szenen mit Roberta Price (Lucy Butler) bekommt. So ganz grün sind sich die beiden Damen nicht und Shaw hätte gerne ein größeres Stückchen vom Kuchen ab. Aber das gegenseitige Geplänkel wirkt doch eher belanglos. Als Zuschauer steht man jedenfalls außen vor und nimmt diese verbalen Konflikte mit einer gewissen Gleichgültigkeit hin. Anders sähe das vielleicht aus, wenn man sich für eine der beiden Damen erwärmen könnte – aber dieser Zug ist schon lange abgefahren.
Fazit: Storytechnisch wirkt vieles zu gehetzt, was uns zu Beginn der Folge präsentiert wird. Und auch später, nachdem der Zug gestoppt wurde, läuft für unsere Protagonisten einiges zu einfach und zu schnell. Dafür kommen wir aber actiontechnisch wieder voll auf unsere Kosten und das Wiedersehen der Crew mit Kara und Tex war ein willkommenes Ereignis. Bleibt noch abzuwarten, was das Staffelfinale nächste Woche bringen wird. Beim jetzigen Tempo lässt sich schon fast mit einem Abschluss der Handlung in den Staaten rechnen. Oder nicht?
6,5/10
Schöne neue Welt
Am Beispiel von Kalifornien wird uns diese Woche gezeigt, wie die Welt aussieht, die Manuel Castillo (Al Coronel) und die anderen regionalen Anführer im Sinn haben. Städte wie Las Vegas sind wie leergefegt, weil sämtliche Nahrungsmittel abtransportiert wurden. Der Bevölkerung bleibt keine Wahl, als sich den Anordnungen der jeweiligen Obrigkeiten zu beugen – denn wer will schon den Hungertod sterben? Da nimmt man dann auch Massentransporte in Güterzügen hin, wenn denn am Zielort einige Nahrungsmittel auf einen warten.
Die Lage nach der Verteilung des Heilungsmittels wurde uns zu Beginn der Staffel eigentlich ganz aussichtsreich präsentiert. Es gab zwar selbstredend Engpässe in der Versorgung, aber die Regierung unter Michener (Mark Moses) schien die Situation richtig anzugehen und war bemüht, sich um die gesamte Bevölkerung (und nicht nur um einige Auserwählte) zu kümmern. Uns wurde zwar immer wieder von Unruhen berichtet, aber im Großen und Ganzen blieb der Eindruck bestehen, dass es den Einwohnern in den Vereinigten Staaten unterm Strich recht gut ging und die Normalisierung in vollem Gange war.
In "Resistance" hat dieses Bild sich innerhalb von zwei Wochen radikal verändert. Die Verantwortlichen haben keine Zeit verloren, ihre Pläne umzusetzen und auch wenn sich hier und dort – wie zum Beispiel bei einem der Soldaten, der seine Zweifel gegenüber General Bradley äußert – ein gewisses Unwohlsein bemerkbar macht, scheint sich doch kein großer Widerstand zu formieren. Stellt sich die Frage, weshalb das so ist. Außer Kara (Marissa Neitling), Tex (John Pyper-Ferguson), dessen Tochter und Präsident Oliver (John Cothrane) scheint es aber keinen Widerstand zu geben. Haben die Leute etwa seelenruhig zugesehen, wie die Nahrungsmittel abtransportiert wurden? Obwohl es aufgrund der Rationierung schon Unruhen gab?
Unterm Strich sieht die Situation, die zwar von langer Hand geplant und vorbereitet wurde, ein wenig zu trostlos für die Bevölkerung aus. Es müsste schon chaotischer zugehen und das dezentralisierte neue Militär müsste weniger problemlos agieren können. Der Zeitraum von zwei Wochen erscheint hier viel zu kurz, als dass die Lage sich derart verändert haben könnte. Und überhaupt, es werden Arbeiter für diverse Anlagen benötigt, aber manche Dinge wie zum Beispiel das Raketenabwehrsystem funktionieren einwandfrei. Klar, wir sollen mit ansehen, wie aussichtslos die Lage geworden ist und weshalb Tom Chandler (Eric Dane) und die anderen benötigt werden. Aber in Sachen Glaubwürdigkeit lässt sich vieles kritisieren, was innerhalb von zwei Wochen stattgefunden haben soll.
USS Nathan James
Etwas zu schnell wirkt außerdem, wie sich Tom und die anderen die stattgefundenen Ereignisse zurecht reimen, von denen sie eigentlich noch nicht so viel wissen können. Innerhalb von wenigen Minuten erfassen sie die Situation, noch bevor sie überhaupt in der Heimat eintreffen. Selbst den Raketenangriff sieht der findige Chandler voraus und schickt zum Test erstmal den chinesischen Zerstörer (natürlich unbemannt) in Küstennähe, dessen explosiver Untergang sogleich die Hoffnungen von Kara und Tex mit in die Tiefe zieht.
Insofern wirkt der Anfang schon arg erzwungen. Besser wird die Episode erst, wenn man die neue Situation sowie die teilweise hellseherischen Fähigkeiten von Chandler und seiner Crew akzeptiert hat. Dann macht die Folge auch wieder Spaß und lädt zu einem spannenden Ritt ein. Aus dramaturgischer Sicht wäre es aber besser gewesen, wenn die James tatsächlich unter Beschuss geraten wäre und sich hätte behaupten müssen – denn dass unser „Last Ship“ nicht so einfach versenkt wird, dürfte wohl jedem klar gewesen sein.
Resistance
Sehr gelungen wirkt das Wiedersehen zwischen der Crew, Kara und Tex. Endlich darf Kara ihren Danny (Travis Van Winkle) wieder in die Arme schließen und Tex ist selbstredlich eine willkommene Verstärkung im Team. Etwas skeptischer darf man hingegen Saras (Bridget Regan) Fähigkeiten als Scharfschützin betrachten – die Dame scheint ein Multitalent zu sein.
Das Highlight der Episode kommt schließlich mit dem gemeinsamen Einsatz, in dem es gilt, einen Zug zu überfallen. Stellenweise mag man hier zwar erkennen, dass einige Szenen vor einem Greenscreen gedreht wurden, aber insgesamt wirkt das alles schon sehr Blockbuster-reif. Auch die Überraschung, was die Fracht anging, kam gut gelungen herüber (abgesehen natürlich von den oben weiter angemerkten Kritikpunkten).
Was das Tempo angeht, mit dem Tom und die anderen anschließend ihre Reihen verstärken (im Grunde genommen überzeugen sie ja Bradley und den Rest seiner Truppen im Handumdrehen), ist das zwar erfreulich hoch. Aber wenn sie so weitermachen (Castillo ist jetzt auch schon quasi weg vom Fenster), wird nächste Woche im Finale vielleicht schon alles abgeschlossen. Das wäre dann doch etwas arg schnell. Aber vielleicht hatten sie nur in Kalifornien leichtes Spiel und treffen bei den anderen regionalen Anführern auf größeren Widerstand? Abwarten.
Ganz unerwähnt sollte an dieser Stelle auch Allison Shaw (Elisabeth Röhm) nicht bleiben, die mehrere Szenen mit Roberta Price (Lucy Butler) bekommt. So ganz grün sind sich die beiden Damen nicht und Shaw hätte gerne ein größeres Stückchen vom Kuchen ab. Aber das gegenseitige Geplänkel wirkt doch eher belanglos. Als Zuschauer steht man jedenfalls außen vor und nimmt diese verbalen Konflikte mit einer gewissen Gleichgültigkeit hin. Anders sähe das vielleicht aus, wenn man sich für eine der beiden Damen erwärmen könnte – aber dieser Zug ist schon lange abgefahren.
Fazit: Storytechnisch wirkt vieles zu gehetzt, was uns zu Beginn der Folge präsentiert wird. Und auch später, nachdem der Zug gestoppt wurde, läuft für unsere Protagonisten einiges zu einfach und zu schnell. Dafür kommen wir aber actiontechnisch wieder voll auf unsere Kosten und das Wiedersehen der Crew mit Kara und Tex war ein willkommenes Ereignis. Bleibt noch abzuwarten, was das Staffelfinale nächste Woche bringen wird. Beim jetzigen Tempo lässt sich schon fast mit einem Abschluss der Handlung in den Staaten rechnen. Oder nicht?
6,5/10