Öh, Herr Knobel, ists schon zu spät?
Meiner einer würde nämlich schon vor der Synchro warnen wollen. Ich finde die doch sehr missraten in einigen Szenen.
Dennoch tut das dem großartigen Film nicht wirklich einen Abbruch und bleibt einer der ganz ganz wenigen Makel. Der Tatsache zum Trotz, dass der Film frisch angelaufen ist, war in einem recht großen Kino - sonst sehr freigiebig mit großen Sälen - scheinbar schon nur noch ein sehr kleiner Kinosaal übrig, der dafür wenigstens stark gefüllt war. Ich will mal hoffen, dass man dem Film dennoch eine längere Laufzeit beimisst und nicht schon in 2 Wochen wieder aus dem Programm nimmt, denn das hätte dieses kleine große Meisterwerk nicht verdient.
Mickey Rourke zeigt hier eine Meisterleistung und spielt bestimmt zumindest ein kleines Stück weit auch sich selbst, z.B.wenn er über die fürchterlichen 90er herzieht (inkl. Kurt Cobain-Schelte
) und dagegen die guten alten 80er Jahre rühmt. Schwer vorzustellen, dass Sean Penn der Oscar-Jury zufolge in "Milk" da wirklich noch besser sein soll.
Nach dem opulenten "The Fountain" hätte ich zudem vieles von Aronofsky erwaret, aber wohl am wenigsten diese Kehrtwende zu einer schmutzig-spärlichen Optik, die mit geschicktem Minimalismus und Detailverliebtheit punktet.
Randy (Robin) "The Ram Jam" ist der totale Sympathieträger für den Zuschauer und man wird spürbar mitgerissen in dessen Schicksal, hat aber dennoch auch viel zu lachen in eine Fülle von rührenden bis tragikomischen Szenen. Man muss dafür auch kein großer Wrestling-Fan oder Experte sein (ich war/bin es auch nicht unbedingt). Aber allein die Szenen hinter den martialischen Shows, wenn man sich als Wrestler untereinander abspricht und kumpelhaft loszieht, bringen einen immer wieder zum schmunzeln. Gleichzeitig ist es Rourkes "heruntergekommenes" Gesicht, was hier die eigentlich unglaubliche Anstrengung glaubhaft macht, wenn Randy im Gym an den Hanteln schuftet und man sieht, wie sich bei den Übungen das ganze gealterte Gesicht wie eine Gummizone zerknautscht.
Der Film schafft es mit der nötigen Ruhe, der Verfolger-Perspektive und viel Geduld, die Einsamkeit um den Menschen selbst fast greifbar zu machen. Ein hervorragendes Ensemble steht Rourke aber auch unterstützend zur Seite.
Der Bezug, den man zu Randy herstellt, wird im Finale dann absolut gänsehauterzeugend. Und ja, da kommt ein bisschen Pathos, ein bisschen idealistische Rede auf, aber das wirkt nicht künstlich und aufgesetzt, sondern zu diesem Zeitpunkt authentisch und dadurch ergreifend bis zum tollen Abspann-Song. Wenige Filme schaffen das.
Eine tolle Geschichte über ein Leben und die Wirklichkeit, über Einsamkeit und Familie, über Beruf und Leidenschaft und alles, was danach noch kommen mag oder auch nicht.
Noch ein definitives, frühes Highlight 2009, in dem wohl wirklich jeder etwas für sich finden könnte.
9-9,5/10 Ayatollahs