Habe die Serie jetzt auch mal endlich beenden können.
Meine Güte. Das ist echt 18 Stunden ungeschliffenes Lynch Material. Ich weiß gar nicht, wo ich da anfangen soll. Ich versuchs mal der Faulheit halber in Stichsätze zu packen:
- wirkt gleichzeitig neu und modern, aber auch völlig klassisch Lynch, passt genau zu Twin Peaks, Lost Highway, Mulholland Drive
- vollgestopft mit Fanservice und belohnt volle Möhre jeden, der S1+2+FWWM noch frisch in Erinnerung hat - ist aber auch kein faul zusammengeschustertes Werk für Fans, sondern was eigenständiges, was teils auch gegen Fanwünsche arbeitet
- wie so oft eine Mischung aus seltsam, spannend, gruselig, rätselhaft, langatmig, trollend, elegant, skurrilwitzig und trotz finsterster Momente wirkts dennoch alles sehr casual kurzweilig (Anmerkung: ohne die vermeintlichen schlechten Aspekte würds sich nicht so anfühlen, wie es sich anfühlt)
- die 8te Folge... oh Junge oh Junge
- es ist charmant, welch schlechte Computereffekte Lynch teils einsetzt, ohne dass es peinlich wirkt (irgendwie musste ich öfters an die Phantasm Reihe denken)
- durchweg gute Musik, und ich musste doch sehr grinsen, als da plötzlich Nine Inch Nails auf der Bühne standen
Und noch ein paar Gedanken / Eindrücke zum Inhalt:
- die Waldleute sind so schaurig wie der Typ hinter dem Müllcontainer
- beste Armwrestlingszene seit Over the Top
- wtf Audrey? wirkte ein bisschen, als wollt Lynch sie dabei haben, als sollte sie aber bloß mit niemanden was zu tun haben
- Naomi Watts ist ganz großartig als Powermom, DIE hätte die Equalizer Serie kriegen müssen
- beste Kartonszene seit Sieben
- amüsant, dass David Duchovny nach all den Jahren nochmal Denise spielen würde
- ich hätte nicht gedacht, in Twin Peaks mal eine Atombombe zu sehen
- Michael Cera
......... im Ernst? hat Lynch wohl einmal im Pokern gegen ihn verloren
- "Fuck you, Tammy"
- "I am the FBI" - das war ein echter Breaking Bad Moment
- wer hätte gedacht, dass Jim Belushi jemals noch was nennenswertes machen würde? Hier war er echt lustig, und dann auch noch zusammen mit Robert Knepper
- David Bowie ist .... natürlich was sonst
- wie gern hätt ich gesehen, wie Lynch David Patrick Kelly trifft und ihm Jerry Hornes Rolle in S3 erklärt
- ich hätt gern mehr von Ashley Judd gesehen
Insgesamt echt ein Unterfangen. Ich muss gestehen, einige Male gedacht zu haben, dass ich hinwerfe und das nur stundenlanges Getrolle ist. Es fügt sich mit der Zeit aber und lohnt am Ende.
Brauchen wir noch eine Staffel? Ich weiß nicht. Zudem ist Lynch über 70. Vielleicht sollte er seine verbleibende Zeit für originelle Stoffe nutzen. Toppen wird er S3 eh nicht, und ob er noch einmal alle zusammenkriegt für neue Folgen ist auch noch mal eine Frage.
SO gut hätten Akte X S10+11 sein müssen.