Wieso das Verlangen nach einer 1:1 Umsetzung?

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Kann man ja auch auf Remakes, oder zeitlich arg verspätete Fortsetzungen ausweiten.
Die Macher einer Verfilmung, eines Remakes usw. können und sollen sich selbstverständliche Freiheiten herausnehmen, aber der KERN der Vorlage muss für mich erhalten bleiben. Sonst ist es nichts mehr als ein ausquetschen einer populären Marke, ohne sich an dieser zu orientieren.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
So eng seh ich das nicht, d.h. für Neuinterpretationen bin ich immer offen. Ich stimm Knobel aber 1:1 zu, was die bereits bekannten Grundelemente betrifft.

Nehmen wir mal Silent Hill. Mir ist völlig egal, wer da durch die Geisterstadt läuft aber egal wie, da müssen düstere Gemäuer und abgefahrene gruselige Gestalten drin sein, die Stimmung muss ruhig bis schaurig bleiben. Der Film nahm sich also Freiheiten und bis auf das bisschen zu überladene Ende war alles gelungen. Wieso? Weil die Basics drin waren.

Nehmen wir Halloween. Die Grundlagen sind da eigentlich so blöde simpel, dass eigentlich nur ein Vollpfosten in der Lage wäre, das zu versemmeln: Michael ist ein anscheinend normales Kind, das plötzlich zum Mörder wird, danach nie wieder ein Wort spricht und von dem durch Fanatismus in den Wahn getriebenen Loomis gejagt wird. Könnte man auf tausend verschiedene Arten verfilmen.

Das Remake kriegt soviel Brach hier, weil Rob es gewagt hat Änderungen einzubringen. Änderungen bedeuten aber Risiko. Risiko, dass die neuen Ideen vielleicht nicht mit den alten mithalten könnten. Risiko, dass die neuen Ideen vielleicht vollkommen Mist sind. Mir ist es völlig unverständlich wie man davon ausgehen kann, dass es spitze ist, wenn Michael Myers als bärtiger Obdachloser herumläuft, Autos umwirft oder dass scheinbar jede einzelne Person in Michaels Welt wie bildungsloser White Trash redet.

Es gibt schrottige Sequels wie Halloween 8 und Blade 3, aber da kann man noch drüber hinweg schauen, da die Elemente immer noch die gleichen sind - in diesem Fall Myers und Blade. Beide erleben dämliche Abenteuer, sind aber wie immer. So wie man sie kennt und mag.

Was Bücher betrifft? Wenn die Änderungen - wie im Falle von Hannibal - zum Besseren sind, gern, aber Robinson Crusoe muss sich nicht in Freitag verlieben.

Wollt ihr wissen, wieso so oft gerade Game-Verfilmungen geändert werden? Weil Game-Verfilmungen - selbst wenn sie sehr bekannt sind - nur im Kreise der Gamer bekannt genug sind, dass Leute dafür Geld ausgeben. Durch ihre Änderungen hoffen Produzenten, dass es dem anderen Publikum dadurch eher gefällt. Deswegen sprach der Hitman, deswegen war Resident Evil ein Action- und kein Horrorfilm und deswegen hat man bei Chun-Li tatsächlich versucht, ihr eine Story zu geben.
 

gimli

Elbenfreund
Ist eine schwierige Sache. Sicherlich kann man ganz schön vor den Kopf gestoßen werden, wenn die Filmmacher plötzlich einen komplett anderen Weg einschlagen als in der Vorlage, aber trotzdem bin ich der Meinung, dass es wichtiger ist, dass der Film gut wird.
Besonders bei Buchvorlagen finde ich, dass man bei bekannteren Werken oftmals zu stark zwischen Vorlage und Film vergleicht, während es bei eher unbekannter Literatur einem völlig egal ist, wie nah diese nun am Buch ist. Der hier sehr beliebte "Children of Men" hat bis auf die Namen der Figuren und das Grundthema eigentlich überhaupt nichts mehr mit der Vorlage zu tun und die gesamte Handlung wurde dort komplett umgeschrieben. Trotzdem bin ich der Meinung, dass sowohl Film als auch Buch sehr gut funktionieren. Deshalb finde ich schon, dass Regisseure ihre eigenen Freiheiten erhalten sollten, denn auch sie sind Künstler und ein bloßes kopieren der Vorlage geht für mich fast immer in die falsche Richtung.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Warum muss denn ein Künstler, der sich Freiheiten erbittet, überhaupt auf einer "ach so eingefahrenen" Straße wandeln, wenn er eh´ bei der nächsten gelegenheit rechts abbiegt, um etwas völlig neues zu machen? Warum fährt er dann nicht von Beginn an auf seiner Straße und gibt die Richtung vor?
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Weil niemand Tyrannosaurus Rex und jeder Teil 2 von dem Horrorfilm finanzieren will, der letztes Jahr 80 Mio eingespielt hat? :wink:
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Schon klar, Jig :wink: Und das Zombie sich mit seiner Haltung sowieso der absoluten Lächerlichkeit preis gegeben hat, ist doch sowieso offensichtlich.
Ich will aber betonen, dass ich ganz bewusst nicht das Wort "Halloween" oder "Zombie" benutzt habe, sondern es allgemein meinte.

Es geht mir derzeit bei vielen Umsetzungen so, dass es mir einfach auf den Sack geht, wie offensichtlich da auf den vermeintlich breiten Markt geschaut wird. Ich freue mmich über jeden Film, der urplötzlich viel Kohle einspielt. Aktuellstes Beispiel: "Hangover". Da aht doch kein Schwein mit gerechnet. Und was passiert jetzt - Sequel. :sad:

Ich fühle mich mittlerweile eher im DVD Bereich zu Hause, weil mir der mainstream Markt immer blöder wird, immer berechenbarer und immer schlechter. Und der Mainstream Markt besteht faktisch gesehen zu mindestens 60% aus Sequels, Remakes, Reboots, Spieleumsetzungen usw.
Der letzte Blockbuster der mir fast uneingeschränkt gefiel? "Iron Man". Dann müsste ich schon sehr lange überlegen. Die letzen Sachen, die mir im Kino generell gefielen und für mich Ausnahmeerscheinungen der letzten Jahre darstellten? "Rocky Balboa" und "Gran Torino".
Filme, die eine Seele hatten, Herz und hand gemacht waren. Und wenn ich, um auf das Thema zurück zu kommen, aus einem atmosphärischen Slasher, ein 08/15 Schlachtfest mache, von einer Spielvorlage nur den Titel übernehme, dann gibt es eben bei einer gewissen gruppe von zuschauern Stress. Allerdings schmilzt der Anteil dieser Gruppierung,zumindest ist das mein Eindruck.
 
V

vlad

Guest
Fans sind ja auch die undankbarsten Kinogänger :wink:
Ich glaube besonders mit Spieleverfilmungen kann man es keinem Recht machen. 1:1 Wäre doch schon ziemlich langweilig, weil die, die es interessiert, die ganze Story ja schon kennen. Dann ist es auch n eine Andere Richtung schwierig.
Bei vielen Spielen, die verfilmt werden, oder werden sollen, ist die Story ziemlich schwach (es gibt natürlich auch viele Gegenbeispiele). Da muss man eben mehr dazuschreiben. Bei Actionverfilmungen wollen die Studiobosse meistens noch eine Lovestory dazu, um die Massenkompatibilität zu steigern. Man sollte nie vergessen, dass Filme besonders aus einem Grund gedreht werden: Geld.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Anspruch ... ? definiere mal Anspruch.

Blockbuster, die mir gefallen haben: "Jurassic Park", "Terminator 2" oder die alten "Indiana Jones" Filme. Ich kann Spaß an "Sinnlosigkeiten" haben, aber das was da in letzter zeit auf den markt geworfen wurde. :sauer:
und dazu, um erneut zum thema zurück zu kommen, gehören eben insbesondere Umsetzunegtn, Sequels, remakes usw.
 
V

vlad

Guest
Naja wegen Anspruch dachte ich einfach, weil du da Gran Torino stehen hattest.
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Ich finde jetzt "Gran Torino" nicht anspruchsvoll, sondern nur qualitativ gut und mit Herz gemacht.

War ja auch nur ein allgemeines Standing, ursprünglich geht es ja um Umsetzungen, Remakes, Sequels usw, die in der Regel auf relativ wenig Gegenliebe stoßen, so offensichtlich auf den Massenmarkt getrimmt sind, aber irritierenderweise gutes Geld einspielen, siehe "Resident Evil".
 

Dr. Serizawa

Oxygen Destroyer
Bei mir hängt es irgendwie immer von der Vorlage ab. Ist aber eben so dass wenn man die Vorlage eben kennt und sich dann den Film anschaut es keine überraschungen mehr gibt. Wie bei Max Payne, wer das Spiel kannte wusste ja eigentlich wer für was verantwortlich war und der Film wurde dann langweilig.

Bei Watchmen ist Snyder das Risiko eingegangen einiges zu verändern und es gelang ihm auch etwas gutes hinzukriegen.

Wie Jig und der Doc es sagten, der Kern muss aber drin sein.

Hab mich am Mittwoch total aufgeregt als ich den Film "The Princess Blade" (der eine Verfilmung des Mangas Lady Snwoblood ist), denn der hat bis auf den Namen der Hauptperson und dem Fakt dass es eine Rachestory ist rein gar nichts mit der Vorlage zu tun. Da waren die von Dragonball sogar noch viel näher an der Vorlage.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Was Remakes betrifft: Man sollte einen gesunden Mittelweg finden, denn wenn man sich zu sehr an das Original hält, erzählt man einfach exakt das Gleiche, was einfach überflüssig ist (siehe Psycho). Das ist so, als würde ich ein bekanntes Buch nehmen und den Inhalt einfach abtippen.
Wenn man sich zu sehr vom Original entfernt, dann wirkt das so, als wollte da jemand einfach einen bekannten Namen ausnutzen, um dann seine eigene Ideen zu verwirklichen. Warum den Film dann so nennen, wenn er bis auf die Namen der Charaktere nichts mit der Vorlage gemeinsam hat?

Was Buchverfilmungen betrifft: hier kann man das überhaupt nicht pauschal sagen. Es gibt Verfilmungen, die ziemlich stark von der Vorlage abweichen (Hannibal, Fight Club, Children of Men) und trotzdem mindestens so gut (oder gar besser) sind. Es gibt aber auch Verfilmungen, die sich stark an dem Buch orientieren und trotzdem nicht funktionieren. Als Beispiel kann man hier so einige King-Verfilmungen nennen.
Der Grund, weshalb man meistens sagt (und hört) "Das Buch ist viel besser als der Film" ist wohl der, dass man nichts so gut darstellen wie man es sich vorstellen kann. Und nicht selten sind manche Stellen in dem Buch (nahezu) unverfilmbar, sodass sie durch was anderes ersetzt oder komplett gestrichen werden.
 
W

Wurzelgnom

Guest
Das Problem bei nahezu allen Buchverfilmungen ist eine viel zu kurze Laufzeit und damit einhergehend viel zu viele Kürzungen, die für die Haupthandlung nicht wichtig sind, aber den Charakteren und der Story Seele verleihen.

Ein 600 Seiten Buch auf 100 Seiten Drehbuch zu kürzen kann einfach nicht gut gehen.


Das ist auch mit der Grund, warum Herr der Ringe so beliebt ist. Hier hat sich Peter Jackson die Freiheiz genommen die Filme so lang zu machen wie er wollte. Und wenn der gekürzt ins Kino kommt, egal, gibt es die Extended Edition auf DVD.
Natürlich wurden auch hier viele Details verändert und Kürzungen getroffen, oder Szenen aus Büchern in einen anderen Film gesteckt. Aber die Änderungen waren meist logisch und im Sinne der Filme vertretbar.

Wenn ich mir dagegen andere Filme anschaue, wie den goldenen Kompass, in dem wichtige Details verändert worden sind, oder gar das WTF Ende des Buches einfach mal komplett rausgelassen worden ist... dann ist doch klar dass der schlecht ankommt und als "lahm" bezeichnet wird.

Manchmal hab ich das Gefühl, die Leute in Hollywood sind einfach nur dämlich. Weil viele entscheidende Änderungen sind (für mich eindeutig) schon vorher als totaler Blödsinn und Fehlentscheidungen zu entlarven.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Original von Wurzelgnom
Ein 600 Seiten Buch auf 100 Seiten Drehbuch zu kürzen kann einfach nicht gut gehen.
Im Prinzip hast du natürlich recht, aber hier sollte man auch nicht vergessen, wie viel Platz manche Autoren für optische Beschreibungen verwenden. Also im Buch könnte z.B. das Innere eines Raumes etwa 2-3 Seiten lang beschrieben sein, während man im Film nur 1-2 Sekunden braucht, um es einfach zu zeigen :wink:
 
W

Wurzelgnom

Guest
es wird ja auch niemand meckern, wenn ein 200 seiten buch auf 100 drehbuhseiten gekürzt wird. das ist ja vollkommen in ordnung.

ich nehme hier als beispiel gerne harry potter.

Buch 1: 335 Seiten
Film 1: 147 Minuten

also knapp die hälfte. ist in ordnung. (dass der film dennoch kränkelte, ist mir klar, nur lag das an anderen dingen)

Buch 5: 1022 Seiten
Film 5: 138 Minuten


Nun erklär mir mal jemand, wie das bitte funktionieren soll. Ein Buch, das 3 !!! Mal so lang ist, in einen Film zu packen, der auch noch 9 Minuten kürzer ist.
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Original von Moviefreak
Was den Kern einer Vorlage angeht:

Ich nehme mal Spider-Man als beispiel.
[...]
Die Figur kann von mir aus anders heißen, ein anderes Aussehen haben, auf einem anderen Planeten mit ähnlicher Kultur wie wir leben oder auch andere Kontrahenten haben

:wow:

Also wenn man einen völlig neuen Gegner erfinden würde, könnte ich damit - wenn es denn ein interessant Charakter ist - noch leben.
Aber ein anderer Name für den Helden bzw. die Person, die dahinter steckt? EIn anderes Aussehen? Der Ort des Geschehens auf einem anderen Planeten?

Wozu soll das ganze dann noch Spiderman heißen?

Und da dich die Diskussion um RE auf diesen Thread gebracht hat:

In einemn RE Film muss jetzt keiner der bekannten Charaktere aus den Spielen vorkommen. Der Film muss auch nicht unbedingt in einem Herrenhaus oder irgendeiner Forschungsstation spielen.

Aber es sollte schon ein Virus ausbrechen (ob der nun T, G, oder LOL-Virus heißt, ist mir schnuppe, aber ein Virus sollte es schon geben). Und dann sollten auch nicht nur Zombies rumlaufen sondern auch Hunter, Licker, übergroße Spinnen, Insekten und Würmer sowie zombifizierte Tiere (Krähen, Hunde, Affen). Gut nicht unbedingt gleich alle auf einmal, aber ne gesunde Mischung sollte schon drin sein.

Und dann eben nochn bisschen Information zu den Beteilgten Personen, unter denen natürlich auch 1, 2 böse Wichte sind.

Wen davon kaum was vorhanden ist, braucht man den Film auch nicht Resident Evil nennen. Und genauso sieht es bei den Jovovich Filmen doch aus. Sie sind nicht unbedingt schlecht, aber den Namen RE tragen sie zu Unrecht.
 

Joel.Barish

dank AF
Es gibt gar keine 1:1 Umsetzungen, egal von welchem Medium in ein anderes.

Warum die Leute es wollen? Nun, zunächst mal wollen sie es ja nicht für jedes Werk, aber wenn man Erwartungen an die Umsetzung hat, ist man ja in der Regel Fan der Vorlage und möchte möglichst viel davon in dem anderen Medium, hier also Film, wiederfinden. Möglichst viel heißt nicht, dass Szene für Szene, Wort für Wort 1:1 aus der Vorlage übernommen wurden. Kann auch gar nicht, weil sich Medien und Kunstformen wie Literatur, Film, Videogames komplett anders verhalten. Wird schon bei der Vorstellung deutlich, mal 5 Seiten eines Romans vor dem inneren Auge abspielen zu lassen. Und Filme über vier Stunden sind einfach tödlich, in der Regel sind schon drei ungut fürs Einspiel.

Wenn wir einen Roman gut finden, wollen wir, dass bei der Filmversion der Roman noch erkennbar bleibt, dass die Figuren so bleiben, sich so verhalten und so aussehen, wie man das dem Buch entnommen hat. Dann ist das Aussehen aber schon so ein Faktor, der niemals vollkommen passend in der Übertragung sein kann. Wir wollen, dass die Handlung die bekannte Handlung ist, weil wenn sie es nicht ist, warum heißt das Ding dann so wie unser geliebtes Buch?
Ein Extrembeispiel und eher humorvoll gemein:
Herr der Ringe - Alternativversion(YT)
Wenn das aus Herr der Ringe wird, ist es nicht mehr Herr der Ringe, so wie wir es lieben gelernt haben und Fans sind in der Regel enttäuscht und dem Macher, in diesem Fall Tolkien, wurde nicht der Respekt gezollt, den er verdient.

Adaption ist durchaus schwierig, besonders bei so gigantischen Werken wie "HdR". Auch Potter zu adaptieren ist nicht einfach, aber da ist der allgemeine Konsenz schon stärker zu ernüchterten Fanreaktionen hin. Ich kenne keinen Potter-Fan, der mit irgendeiner Verfilmung absolut zufrieden ist. "Absolut zufrieden" heißt nicht, dass jedes Wort des Romans auf die Leinwand übertragen wurde, sondern dass es immer noch Potter ist und dass die Geschichte die ist, die wir gelesen haben. Etwas komprimiert, hier und da etwas anders und eben ein Film, aber die Geschichte die wir kennen.

Man muss sich auch fragen, was man erreichen will mit einer Verfilmung.
- Will man abkassieren, stutzt man sich die Vorlage so zurecht, dass die Vorlage noch erkennbar ist, aber auch Unkundige keine Probleme haben und am besten Ecken und Kanten und Unwichtiges für Lauflänge und Rating ausbügeln.
- Will man primär Fans beglücken, klammert man sich fast sklavisch an die Vorlage. Die Special Extended Editionen von Herr der Ringe sind z.B. ein Bonbon für die Fans; Jackson hat mehrfach gesagt, dass die Kinofassung quasi seine Director's Cuts sind, oder zumindest sind es die SEEs nicht.
- Will man Kritiker beeindrucken, (schreibt man am besten was Eigenes) hält man sich möglichst nahe an der Vorlage, transportiere die Ideen und Eigenheiten des Vorlagenmediums aber am besten geschickt auf den Film und füge "kluge", aber nicht zu ausufernde eigene Ideen hinzu. Ein Rezept dafür gibt es nicht.

Hitchcock hat z.B. häufig einfach nur die Plots oder einzelne Szenen von Romanen genommen und daraus ziemlich unterschiedliche und stark abweichende Filme gemacht. Für die Rezeption gibt es keine Garantie. Es kommt drauf an, wie sehr man an der Vorlage hängt und wie gut die Umsetzung ist und eigentlich kann man das über jede Variante sagen.

"Watchmen" ist auch ein gutes Beispiel. Etwas mehr als die Hälfte ist wirklich nah dran an einer 1:1 Umsetzung. Das ist bei einem Comic, der die Visualisierung quasi vorgibt, auch schneller ersichtlich. Die zweite Hälfte hatte mehr Abweichungen und in der Regel wurde der Film größtenteils dafür von den Fans kritisiert. Kritiker hingegen warfen Snyder vor, er klammere sich zu sklavisch an die Vorlage, habe keine eigenen Idee und pause nur ab. Wenn ich Snyder richtig verstanden habe, ist er selbst Fan und will es demnach diesen am ehesten recht machen, dennoch aber einen halbwegs guten kommerziellen Erfolg haben und nach Möglichkeit nicht nur Vorwürfe wegen Ideenlosigkeit kriegen, weil Kritiken auch eine Meinung beeinfluss.

Es ist also ein schmaler Grat und da es 1:1 nicht wirklich gibt, ist der Spielraum zwischen zu nah an der Vorlage und zu weit weg von der Vorlage, ziemlich groß. Vom berühmten Mittelweg zu sprechen ist zwar simpel, passt aber. Der Rest ist subjektives Geschmacksempfinden.

Ein Wort noch zu Remakes: Die müssen (!) eigentlich von Natur aus etwas deutlicher Abweichen, damit ihr Zweck überhaupt gerechtfertigt ist. Bei Verfilmung von Literatur geht es eben um diese Übertragung aus einem anderen Medium. Remakes sollten nur gemacht werden, wenn man klar davon ausgeht, Dinge des Originals besser zu werden. Der Technikaspekt wird da gerne genommen, auch wenn ich ihn nicht immer mag. Inhaltlich sollte da auch so Manches möglich sein. Das "Psycho" Remake ist ein einfallslose Pseudo-Hommage, die außer Farbe und ein bisschen deutlicheren sexuellen Referenzen nichts Neues bietet und dadurch gescheitert ist. Das "Halloween" Remake ist nur noch an der Oberfläche, durch die Namen mit dem Original zu verbinden. Die Grundlage ist vollkommen verändert, das Remake wirft zusätzliche Erklärungen hinzu und die färben auch aufs Original ab.
 
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