Einleitung:
Speed Racer ist der allererste Anime, der im deutschen TV ausgestrahlt worden ist und sorgte für viele Kontroversen. Die Zeitung Die Welt glaubte das žpure Vergnügen einer rohen Totschlägergesinnung zu erkennen, Der Spiegel bezeichnete die Serie als žHorror-Comic und žBlut- und Karambolagenspektakel. So war es kein Wunder, dass die Serie kurze Zeit später abgesetzt wurde. Auch in den kommenden Monaten und Jahren stand die Serie unter keinem guten Stern und wurde mehrfach eingesetzt und wieder abgesetzt.
In den USA spielte sich zeitgleich das genaue Gegenteil ab, dort wurde Speed Racer ein riesiger Erfolg und wurde Teil der amerikanischen Fernsehgeschichte. Ein Comic und eine Spin-Off Serie folgten.
Nun versuchen die Wachowski-Brüder, die mit Matrix einen der prägensten Filme der letzten 10 Jahre geschaffen haben, diese Serie auf die Leinwand zu adoptieren.
Story:
Die Geschichte ist ein wenig anders als erwartet und doch genau Das, was man erwartet.
Es ist nicht die typische Geschichte eines Greenhorns, der sich von ganz Unten in die Herzen der Fans fährt und schließlich zum größten Fahrer aller Zeiten wird. Es gibt im laufe des Drehbuchs gerade einmal 2 wirkliche Rennen, die restliche Zeit wird anders ausgefüllt.
Die erste Hälfte verbringen wir mit einer sehr langen und ausführlichen Einführung in die Welt und Charaktere. Dabei werden haufenweise Flashbacks und žmay be Flashforwards benutzt, die zwar inhaltlich gut eingebaut sind, aber den Fluss der Geschichte sehr verlangsamen, sodass es ewig dauert, bis der eigentliche Film beginnt. Matthew Fox wird das bekannt vorkommen.
Im Mittelpunkt der Handlung steht dabei Speed Racer, dessen ganzes Leben nur aus Auto fahren besteht. Als ihm die Augen geöffnet werden, dass alle Rennen und Sieger vorher abgesprochen werden und es faire Wettkämpfe nicht gibt, bricht für ihn die Welt zusammen und er muss die Entscheidung treffen, ob er Teil dieser Manipulationen sein möchte, oder etwas dagegen unternehmen will.
Was dann folgt erinnert stark an das Computerspiel Carmageddon.
Kritik:
Insgesamt ist die Geschichte sehr simpel aufgebaut. Gut und Böse werden klar von einander getrennt, es gibt keine Ironie, keinen Sarkasmus und das Ende und alle so genannten žPlottwists sind schon vorher klar. Ganz im Gegensatz zu den Kritiken in den 70ern stellt dieses Drehbuch keine Actionorgien oder Tötungsmaschinen da, sondern familienfreundliche Unterhaltung im Stile alter Disney Filme, in denen nicht das Ziel sondern der Weg dorthin den Film aus machen. Das junge Mädchen bekommt lustige Szenen mit einem Affen, der ältere Bruder erfreut sich an den Actionszenen, der Onkel findet Autos toll.
Damit gehen die Wachowski-Brüder einen ganz anderen Weg als bisher. Überzeugte doch Matrix, zumindest im ersten Teil, mit Tiefgang und unglaublicher Action, die für Kinder ungeeignet war. Bei V wie Vendetta, den sie produziert haben, war es ähnlich.
Doch genau die Zielgruppe dieser Filme wird mit Speed Racer wohl nicht viel anfangen können, da es ein viel zu lieber Film ist, in dem am Ende eine heile Welt steht in denen die Guten immer gewinnen, wenn sie nur zusammenhalten. Moral und Zusammenhalt steht hier gegen machtgeile und unfaire Einzelgänger.
Das mag einigen zu platt sein, doch wenn man sich die letzten Jahre anschaut, ist es gar nicht mal so weit von der Realität entfernt. Doper im Radsport, Bestechungen im Fußball, Spionage in der Formel 1 und Schiebungen im Tennis. Es gibt keine Sportart, die von sich allen ernstes behaupten kann, sauber zu sein. Speed Racer verarbeitet dies auf eine kindsgerechte Art, ohne dabei mit dem Schlagbohrer vorzugehen und zeigt, wie Einzelne in einer perfekten Welt alles zum Besseren wenden können.
Das erinnerte mich zum Teil an Disney-Klassiker wie Elliot, das Schmunzelmonster oder Mary Poppins, unter anderem auch optisch. War es doch damals eine Sensation Zeichentrick und reale Schauspieler zu vereinen. Und die Optik ist es auch, was Speed Racer besonders macht. Denn niemand wird in diesen Film gehen, um die Story zu sehen, genauso wie niemand den Film auf Grund der Story meiden wird. Entweder man kann sich mit der schrillen Farbigen Optik anfreunden, oder aber nicht. Letztlich gibt es in dem Film viel weniger Action als angenommen, bis auf das Finale sind fast alle Szenen durch diverse Trailer gezeigt worden. Andererseits sind die Szenen im Drehbuch auch nur sehr grob beschrieben und werden auf der Leinwand dann wesentlich größer und ausführlicher sein.
Die Haupt- und Nebenrollen sind genau wie die Geschichte sehr simpel. Racer X ist dabei der Einzige, der ein wenig mehr Facetten bietet, der aber viel zu wenig Screentime bekommt um wirklich glänzen zu können. Auch gibt es, familientypisch, keine wirkliche Romanze, da Trixie und Speed bereits zu Beginn des Films zusammen sind. Die Familie Racer ist dabei zwar sympathisch, ohne jedoch wirklich überzeugen zu können, sodass es auf die schauspielerische Leistung ankommen wird, ob man eine Bindung zu den Charakteren eingehen kann.
Fazit:
Das ganze Drehbuch, Witze und Actionszenen, sind also eindeutig für jüngeres Publikum in Begleitung von Erwachsenen geschrieben. Vor einigen Jahren war es noch undenkbar, junge Erwachsene in so einer Art Film zu sehen, doch dank vieler Animationsfilme, die letztlich auch žnur Familienfilme sind und die viel Geld in den Kinokassen einspielen, könnte es dem einen oder anderen durchaus gefallen.
Wer aber mit familienfreundlichen Filmen rein gar nichts anfangen kann, sollte hier besser die Finger von lassen. Letztlich wird der optische Geschmack entscheiden, ob man Speed Racer anschauen möchte. Das Drehbuch ist dabei weder ein Plus noch ein Minus, da Optik und Plott gut zusammen zu passen scheinen und die Ausführung der Actionszenen und die Untermalung der Musik entscheidend sein werden, ob der Film genießbar ist oder nicht.
Ich befürchte aber, dass der Film in der heutigen Zeit keine richtige Zielgruppe hat um erfolgreich zu sein.
Ich persöhnlich werde dem Film eine Chance geben, da er durchaus eine Menge Spass machen kann, wenn die Wachowskis, wovon ich ausgehe, eine gute Arbeit geleistet haben.
Eine Punktebewertung würde ich ungern geben, da es letztlich auf die Optik ankommt, wie der Film wirken wird. Das Drehbuch an sich würde ich, je nachdem ob man diese Art von Familienunterhaltung mag, mit
4/10 oder 8/10
Tron-Fahrern bewerten.