Kritik: Fight Club[/align]
Wie versprochen, habe ich nun eine längere Kritik zu dem Film geschrieben. Wegen der vielen Zitate ist sie sehr lang geworden.
Ich habe mir heute den Film noch mal angesehen und mir dabei die wichtigsten Zitate notiert.
Vorwort
Da die Figur, die von Edward Norton gespielt wird, keinen Namen hat, werde ich sie hier žIkea-Boy nennen so hat ihn Tyler einmal genannt. Und da der Film ein sehr überraschendes Ende hat und schwer zu beschreiben ist, ohne zu viel zu verraten, werde ich einen Teil der Kritik spoilern.
Schauspieler und Regie
Ein Meisterwerk von David Fincher. Wie schon bei žSieben oder bei žPanic Room, ist es ihm sehr gut gelungen, auch diesem Film eine besondere, einzigartige Atmosphere zu verleihen. Bei diesem Film ist die Atmo dreckig, schmutzig. So wie es in dem alten Haus an der Paper Street aussieht.
Auch die Kamerafahrten sind wieder erste Sahne: Die Fahrt durchs Gehirn, die Fahrt durch den Mülleimer, die Fahrt durch die Wohnung (Explosion), der Aufbau des ZündmechanismusËœ und viele mehr.
Die Effekte sind auch gut, z.B. der Zusammenstoss der Flugzeuge in der Luft.
Die Besetzung könnte nicht besser sein: Edward Norton (Ikea-Boy), Brad Pitt (Tyler Durden) und Helena Bonham Carter (Marla) spielen ihre Rollen sehr überzeugend und erstklassig. Selbst die Nebendarsteller und die Statisten spielen besser als in manchen Filmen die Hauptfigur.
Sound
Die Filmmusik ist sehr gut gewählt und immer passend zu den einzelnen Szenen. Der Soundtrack ist prima.
Thematik
Zum Inhalt des Films möchte ich folgendes sagen: als ich das erste mal den Film gesehen habe, war ich mit meinen Kumpels und wir haben nicht besonders auf den Bildschirm geachtet und auch nicht zugehört. Wir haben geredet und gelacht. Ich habe nur die Kämpfe mitbekommen und dachte mir nur: žWie einfallslos und primitiv. Aber als ich den Film zum zweiten mal gesehen habe diesmal alleine da wusste ich: der Film ist mehr als das. Es geht nicht um Kämpfe. Die sind nebensächlich.
žIm Fight Club ging es nicht um gewinnen oder verlieren, es ging nicht um Worte
Es geht darum, dass die Menschen ihren Besitz überbewerten, dass wir alles kontrollieren wollen, dass wir es nicht einfach laufen lassen wollen. Im Fight Club fühlte man sich lebendig.
žDu bist nicht dein Job. Du bist nicht das Geld auf deinem Konto. Nicht das Auto, das du fährst, nicht der Inhalt deiner Brieftasche.
žDurch die Werbung sind wir heiss auf Klamotten und Autos, machen Jobs, die wir hassen, kaufen dann Scheisse, die wir nicht brauchen.
Ich denke, diese beiden Zitate muss ich nicht erläutern, sie sprechen für sich.
Humor
Der Film ist trotz seines ernsten Themas an manchen Stellen richtig lustig. Der Einbruch in die Fettabsaugklinik oder als er in Unterhosen durch die Gegend läuft und dabei wie ein total verrückter aussieht. Oder als Tyler sich von dem Besitzer schlagen lässt und ihn dann mit Blut bespukt. Und es gibt auch viel Wortwitz. Ein paar kleine Beispiele:
žEs war traumhaft. Wir verkauften reichen Weibern ihre eigenen fetten Ärsche zurück
ž - Ich sag dir was: Es könnte viel schlimmer sein. Eine Frau könnte dir im Schlaf den Penis abschneiden und ihn dann aus dem fahrenden Auto schmeissen.
- Das tröstet sehr
ž Wie so viele andere war ich zu einem Sklaven des Ikea-Nestbautriebes geworden
Lyrik
Dieser Film hat eine besondere Lyrik. Basierend auf dem gleichnamigen Buch von Chuck Palahniuk, wurden hier (zum Glück) viele Sätze so übernommen. Ein paar kleine Beispiele:
žDrei handbreit Beton helfen, wenn die Nachbarin ihr Hörgerät verlegt hat und ihre Gameshows auf voller Lautstärke sehen muss. Oder wenn eine Eruption aus Trümmern deine einstige Einrichtung aus persönlicher Habe durch die Fensterfront blässt und brennend in die Nacht hinaus segeln lässt.
žUnd dann passierte etwas: Ich ließ los. Ich verlor mich und vergessen. In seiner Dunkelheit, seiner Stille, seiner Vollkommenheit. Ich fand Freiheit.
žEs stand jedem ins Gesicht geschrieben, Tyler und ich machten uns bloss sichtbar. Es lag jedem auf der Zunge, Tyler und ich gaben ihm bloss einen Namen
žJeden Abend starb ich. Und jeden Abend wurde ich wiedergeboren. Feierte Auferstehung.
Sonstiges
Es gibt einen Grund, warum wir den Namen der Hauptperson (Edward Norton) nicht kennen. So ist diese Person austauschbar, es könnte jeder von uns sein, er ist ein Jedermann, den wir täglich auf der Strasse oder im Supermarkt treffen können.
Häufig wird vermutet, dass sein Name Jack ist, aber es stimmt nicht. Er findet in dem alten Haus ein paar alte Artikel, wo die Funktionsweise verschiedener menschlicher Organe žkinderleicht beschrieben wird: žIch bin Jacks Medulla Oblongata, ich reguliere Jacks Herzfrequenz etc.
Dieses wird später öfter in dem Film benutzt, um seine Emotionen in verschiedenen Situationen besser zu beschreiben, z.B:
žIch bin Jacks kalter Schweiss er hat Angst
žIch bin JackËœs gebrochenes Herz er ist beleidigt, enttäusch
usw.
Alles in einem ist der Film perfekt, weil er zu keiner Zeit langweilig oder vorausschaubar wird. Man kann ihn sehr oft gucken ohne das er einem auf die Nerven geht.
10/10 Selbsthilfegruppen
Wer den Film noch nicht gesehen hat, sollte an dieser Stelle aufhören zu lesen, sonst verdirbt er sich die Überraschungseffekte und den ganzen Film. Also erstmal schnell zur Videothek und sich den Film ausleihen.
ACHTUNG!!!SPOILER!!!
Nochmal zum Humor:
ž- Das würde ich lassen. Es sei denn, du weißt, welcher Draht welche Funktion hat.
- Wenn du es weißt, weiss ich es auch.
- Oder...Vielleicht wusste ich, dass du es wissen würdest und denk den ganzen Tag bloss an den falschen
Aber nun zum Film.
Ich denke, der entscheidende Wendepunkt des Films war der Moment, in dem Tyler zu Ikea-Boy sagte: žIch will dass du mich schlägst sohart du nur kannst.
Ich denke, der Auslöser für die Spaltung seiner Persönlichkeit war seine Schlaflosigkeit. Er sagte doch, dass er seit 6 Monaten nicht geschlafen hat. Und was ich lustig fand: žWenn man unter Schlaflosigkeit leidet, ist man immer wach. Aber nie richtig. Ich hatte schon ein paar mal die ganze Nacht durchgemacht und fühlte mich am nächsten Tag genauso wie er es sagt.
Noch ein paar Zitate, die ich für wichtig halte:
žDas ist dein Leben. Und es endet Minute für Minute
žIhr macht Jagd auf Leute, auf die ihr angewiesen seid. Wir kochen eure Mahlzeiten, fahren eure Krankenwagen, stellen eure Anrufe durch, holen euren Müll ab. Wir bewachen euch während ihr schlaft
žEins musste man ihm lassen: Er hatte einen Plan und der ergab langsam einen Sinn. Tylermäßig betrachtet. Keine Angst. Keine Ablenkung. Die Fahigkeit, das was ohne Bedeutung ist, weggleiten zu lassen.
Sind euch die vielen Hinweise im Film aufgefallen, durch die man auf die Lösung (ich meine jetzt das Ende) kommen kann?
1. Am Anfang sagt er doch: žIch weiss das. Weil Tyler es weiss
2. žTylers Worte kamen aus meinem Mund
3. žDas ist mein Haus sagt er zu Marla, obwohl er eigentlich sagen müsste: žDas ist Tylers Haus.
4. žAls du zu mir gekommen bist, um Doktor zu spielen, was war da los? sagt Marla. Wir sahen aber, wie Tyler zu ihr ging und sie abholte.
5. žWenn man in einer anderen Zeit aufwacht, an einem anderen Ort, könnte man auch als anderer Mensch aufwachen
Aber ich denke mal, dass es euch so wie mir geht ich habe es einfach nicht bemerkt.