Bin auch gleich drin
Edit um 19:30: Und wieder zurück
Mutter und 7 Jahre alte Nichte haben mich begleitet. Immer wieder schön so ein Familienausflug
Während meine Nichte auch sehr ruhig war, traf das leider nicht auf alle Kinder zu, die besonder bei den Musicaleinlagen eher ungeduldig reagierten. Und damit perfekt die im Film thematisierte Kritik direkt bestätigten
Die vergessenen, ausrangierten Jugendhelden. Einst beliebt, nun durch ADHS-TV ersetzt. Ein neuer Film der Muppets hätte so einfach spielend ein sicherer Geldgarant werden können. Einfach dasselbe machen, was schon zuletzt den Schlümpfen angetan wurde: Eine neue Marke starten, einen auf cool machen, Puppen weg, CGI hallo. 3D ist sowieso ein Muss. Doch, zum Glück, machten es sich die Macher um Jason Segal nicht leicht und bemühten sich um einen Muppetfilm nach alter Schule. Besser noch: Der neue Muppetfilm thematisiert gar das lange Verschwinden der pelzigen Wollsockenpuppenbande und die Situation, dass sie doch eigentlich gar nicht mehr angesagt sind. Geschweige denn gekannt werden.
Direkt von Beginn an wird tief in die Inszenierungswundertüte gegriffen, wir sehen in alten Videoformaten die Brüder Gary (ein Mensch) und Walter (ein Muppet) (Die Eltern hätte ich gerne mal gesehen...) zusammen aufwachsen. Die Welt, in der beide Leben, scheint ein kariessüßer Traum der Spießigkeit zu sein, Musicaleinlagen und Fröhlichkeit werden überstilisiert zur Schau getragen. Wer hier die parodistische Absicht nicht erkennt, wird vermutlich vor triefendster Glückseeligkeit aus dem Kino flüchten.
So und so sollte man sich auf nicht zu wenige Gesangseinlagen den gesamten Film über einstellen. Wer damit generell ein Problem hat, wird mit dem Film nur schwer warm. Und auch nicht jede dieser Musicalszenen ist perfekt gelungen, selten offenbaren sie gar einige Längen.
Doch der ganze Rest ist so gelungen, dass die wenigen Durchhänger, die der Film hat, wenig ins Gewicht fallen. Nach und nach kommen die Muppets zurück, setzt sich die alte Truppe wieder zusammen. Und mit jedem weiteren bekannten Muppet nähert sich der Film einem Gefühl an, dass so lange nicht mehr aufkam und nur von der Chaosclique bekannt ist. Gaststars werden gesucht, auf alte Shows angespielt. Und immer wieder werden selbstkommentierende Sprüche gerissen. Da empfiehlt schonmal der 80er Jahre Roboter Kermits, die restlichen Muppets doch per Montage abzuholen, um Zeit zu sparen.
Gerade die letzte halbe Stunde sollte dann jedem Muppetfan zufrieden stellen. Hier feiern sich die Puppen selbst ab und liefern eine Show wie zu besten Zeiten. Verdient haben sie es sich. Die 13 Jahre Pause verbrachten nicht alle in einer Villa, so wie Kermit. Fozzie Bär verschlug es gar in eine heruntergekommene Kneipe als Teil einer Band, das eigene Büro unter freiem Himmel, im Hintergründ Schüsse und Sirenen. Er ist es, bei dem am deutlichsten wird, was aus den Helden unserer Kindheit wird, wenn sie vergessen werden.
Inwiefern das nun für heutige Kinder interessant ist, ist die eine Sache. Inwiefern die Musicaleinlagen für Erwachsene ansehbar sind, die andere. Ein kleines Zielgruppenproblem muss sich der Film in modernen Turbozeiten wohl gefallen lassen. Doch merkt man ihm eines an, was ach so vielen Versuchen, alte Helden zu reanimieren, abgeht: Leidenschaft! Hier haben Fans der Muppets einen Film für sich selbst gedreht. Einen Film, den sie als Kind gern gesehen hätten. Und sie an frühere Zeiten erinnert.
Während die meisten Kinder bei vielen Gags recht stumm blieben, kriegt sich ein kinderlose Pärchen neben mir fast nicht mehr ein, lacht teils schon einfach nur, wenn eine bekannte Figur auftaucht. Eigentlich auch egal, für wen der Film nun genau ist, solange man so herzhaft drüber lachen und mitfühlen kann!
7,5 entführte Jack Blacks