Mit der Verfilmung des Roald Dahl-Klassikers gibt Wes Anderson nun seinen Animationsfilmeinstand - Und obwohl Fantastic Mr. Fox nicht mal ansatzweiße so melancholisch und anders wie Die Royal Tenenbaums, Die Tiefseetaucher oder Darjeeling Limited ist, ist das ganze eigentlich nur eins: Ein absoluter Kracher und so besonders wie ein Film von Wes Anderson sein muss.
Roald Dahl-Puristen könnte es vielleicht sauer aufstoßen, das die Story des Films bis auf Charaktere und grundlegende Elemente kaum noch was mit der des Buches zu tun hat, doch das stört eigentlich rein gar nicht, denn Anderson und Co-Autor Noah Baumbach schaffen es, die Grundpfeiler des Buches zu erweitern, gleichzeitig aber treu und stilistisch ähnlich zu bleiben, so wie es das schon Spike Jonzes Interpretation von Wo die wilden Kerle wohnen geschafft hat, auch wenn beide Filme so rein gar nicht zu vergleichen sind. Zusätzlich baut Anderson dann noch eigene, storytechnische Stilmittel ein und fokussiert den Film nicht nur auf den titelgebenden Mr. Fox sondern auf dessen ganze Familie, die nicht ganz so fantastisch läuft, wie Mr. Fox es ist. So ist die Wendung der Vater-Sohn-Beziehung zwar etwas klischeehaft, aber passt perfekt zum restlichen Teil der Story und drückt der Dahlschen Story noch einen weiteren "Wes Anderson"-Stempel auf. Insgesamt mag die Story dann auch recht einfach gehalten sein und bietet auch keine größeren Wendungen oder stilistischen Twists, wie bei Die Tiefseetaucher - Aber das stört auch nicht, denn die Geschichte macht spaß, ist ideenreich und wird grandios erzählt.
Was den Film aber zu etwas richtig besonderem macht, das sind Stil und Optik. Letztere dürfte für einige zwar sehr gewöhnungsbedürftig sein, doch wer Andersons Inszenierungen sowieso mag, der wird mit diesem Film seine Freude haben: So hat man nämlich Andersons Stilmittel perfekt auf das Animationsmedium übertragen und es mangelt weder an den typischen Kameratricks- und Fahrten und den wunderbaren Momentaufnahmen sowie der ein oder anderen Kapiteleinblendung (Wobei hier aber zum ersten Mal nicht Andersons Lieblingsschriftart Futura verwendet wurde). Doch das ist nicht alles, denn einen kreativer gemachten Film kann man lange suchen. Hier werden so viele tolle Tricks und Kamerakniffe angewendet, die die letzten Animationsfilme alt aussehen lassen. So zeigt sich der Film absolut kunstvoll inszeniert und unglaublich kreativ und inspirierend, dass es kaum zu glauben ist. Mal ganz zu schweigen vom genialen Produktionsdesign, das den ganzen Film in einem (manchmal vielleicht etwas zu starken) Orangeton erstrahlen lässt und in jeder Szene die Detailverliebtheit und Handarbeit ausstrahlt, die auch dahintersteckt. Die Animation mag dann nicht ganz so sauber sein, wie bei den letzten größeren Stop-Motion-Projekten wie Coraline oder Corpse Bride - Doch das muss es auch gar nicht, denn durch die (eindeutig absichtliche), ich nenn es jetzt einfach mal so, "krude" Animation strahlt der Film etwas ganz besonderes aus. Von schlechter Animation kann da keiner reden, denn man merkt in jeder Sekunde Film, dass da Leute dahinter waren, die wirklich viel Ahnung von der Materie haben, sich nur hier etwas weniger perfektionistisch zeigten, was auf jeden Fall schöner ist als die absolute Perfektion, die schon bei Coraline zu bewundern war, mir aber durch fehlende sichtbare Handarbeit weniger zusagte als hier.
Abgerundet wird dieses (wortwörtlich) bunte Treiben noch von dem, zu recht Oscar-nominierten, tollen Score, von Alexandre Desplat, der wild zwischen Country-Klängen und Ennio Morricone-Italowestern hüpft und die umwerfende Optik ebenbürtig untermalt, sowie den exzellenten Sprechern wie George Clooney, Meryl Streep oder Jason Schwartzman.
Fazit: Fantastic Mr. Fox ist ein vor Ideen überquellender und optisch und stilistisch beeindruckender Film, der aufs Neue zeigt was für ein cleverer und kreativer Filmemacher Wes Anderson ist. Die Story ist nett, wenn auch nicht umwerfend, verbindet aber Roald Dahls Liebe zum abwegigen und schwarzen Humor und Wes Andersons ganz spezieller Art. Auch wenn die Massentauglichkeit gegen 0 geht und der Film weder für Kinder, noch für Ältere, die Ice Age und Madagascar für das Magnum Opus der Animationsfilmwelt halten wirklich geeignet ist. Wer aber auf besondere Sachen und vor allem auch auf Wes Anderson steht, der kann mit Fantastic Mr. Fox nichts falsch machen - Denn was man hier vor sich hat ist eine exquisite Animationsfilmperle durch und durch.
9/10