The House That Jack Built ist ein Film, der sich in gewisser Weise nicht nur wie ein Mord (am Publikum), sondern vielmehr wie ein angekündigter (künstlerischer) Selbstmord anfühlt. Und das erfüllt mich mit Sorge. Ebenso aber die Reaktionen auf diesen Film. Erste oberflächliche Recherchen im Netz zeigen bereits, dass es schon Beifall für diesen Film gibt – und zwar von genau der Seite, von der man dies befürchtet hat: von radikalen Maskulinisten und Incels, die sich dem Attentäter von Toronto nahe fühlen und allein aufgrund der Beschreibungen aus Cannes Dinge äußern wie etwa, dass sie bereit wären, Frauen zu töten, wenn sie diesen Film sehen könnten. Damit muss man heute leider rechnen. Der Film hat das vielleicht nicht intendiert, aber er macht es den Apologeten des Bösen auch verdammt einfach, indem er den Frauen, die getötet werden, weder einen Namen noch irgendeine positive Eigenschaft zugesteht. Vielmehr sind sie dumm, naiv, geschwätzig, reine Objekte, bloße Nummern, nacktes Fleisch – Material eben.
Wir leben in verwirrenden Zeiten – und in gewisser Weise spiegelt Lars von Triers neuer Film genau das wider: Er ist dumm und möchte doch unbedingt weise und klug sein, er ist selbstbezogen, narzisstisch, voller Selbstmitleid, geschwätzig, nervtötend und großmäulig. Er will unbedingt erklären und belehren und bleibt am Ende doch kalt und leer. Er ist wie das Haus, das Jack gebaut hat – vergänglich und provisorisch, eine notdürftig gebaute Hütte aus Leibern, die doch so gerne eine Kathedrale wäre. Und er ist wie die Morde, die Jack begangen hat: voller sinnloser Brutalität und Menschen-, insbesondere Frauenverachtung, voller Kunstwillen und der gleichzeitigen Unfähigkeit, diese auch zu erzeugen. Was am Ende bleibt – auch ästhetisch – ist der Abstieg in die Hölle. Ist der Tod.