Mag sein, dass der im O-Ton ein bisschen witziger ist, was manche Sprüche betrifft, aber das Scheitern - für mich - des Projekts "Borat" hat ganz andere Gründe. Habe den gerade geschaut. Zum ersten Mal. Das war also der Borat-Kult. Dämlich ohne Ende und nicht im Ansatz so entlarvend, wie man das vielleicht gehofft hatte. Stattdessen wird ziellos in diversen Klischeevorstellungen herumgestochert, Kasachstan als dummes, rückständiges und moralisch kaputtes 3. Welt Land präsentiert, ein bisschen mit Antisemitismus geflirtet (wobei Cohen immerhin selbst Jude ist, da wirkt das dann nicht ganz so gefährlich oder daneben) und permanent behauptet, mit Familienmitgliedern Sex gehabt zu haben. Größtes Problem ist aber, dass mehr als die Hälfte ganz offensichtlich gefaked ist.
Das kasachische Dorf ist Fake, der Fahrlehrer ist Fake, der Antiquitätenhändler ist eingeweiht, die Studenten in der lächerlichsten Sequenz des Films sind eh gekauft, Pamela Anderson weiß bescheid und spielt dazu noch schlecht und die älteren, jüdischen Menschen, die ein Zimmer vermieten, wurden zumindest nicht einfach so mitten in der Nacht verlassen. Vielleicht wussten die Feministinnen oder die Etikette-Trainerin tatsächlich nicht, was da abgeht und dem Wetterfrosch kann man seine Reaktion sogar abnehmen, aber a) will der Witz nicht zünden und b) bleibt schleierhaft, was damit jetzt bezweckt werden sollte. Musste man jetzt Frauen beleidigen? Musste man den ohnehin nicht gerade intelligent wirkenden Borat jetzt noch dümmlicher zeigen? Ich dachte das sollte Amerika-Satire sein?! Ziellose Provokation ohne Zweck und gänzlich ohne echten Witz! Höhö, Frauen haben ganz kleine Gehirne. Ein Brüller. Aus dem Mittelalter. Wenn man die Feministinnen damit jetzt als verbohrt outet - meinetwegen, aber ich finde die Reaktion der Frauen nachvollziehbar. Das liegt daran, dass Cohen mehr als platt genau das sagt, was der normale Popcorn-Freund aus der westlichen Welt von einem dummen Kasachen erwartet. Genau dieses Bild sollen auch die Studenten aufgreifen. Schlechtere Schauspieler konnten wohl nicht gefunden werden.
Ein bisschen mehr Satire hätte es gerne sein dürfen. Aber wie soll auch schon eine Realsatire im Dokugewand mit Drehbuch und engagierten Schauspielern funktionieren? Da kommen dann so geplante Szenen wie das abartige Nacktwrestling bei raus, die so penetrant nach dem uramerikanischen GrossOut-Humor rufen, dass es nervt. Oder die langweiligen Szenen mit dem Bären, deren Sinn komplett schleierhaft bleibt. So bleibt die Sequenz beim Rodeo am ehesten in Erinnerung, obwohl der Typ vom Anfang auch etwas zu sehr genau das sagt, was man von rückständigen Südstaatlern erwartet und das Pferd stürzt auch etwas zu sehr auf Kommando. Und die fanatischen Christen? Immerhin schweigt Borat dort und lässt die anderen am Rad drehen. Ein wenig Fremdschämen hier; ein, zwei ganz witzige Szenen da und ein minimaler Hauch entlarvender Satire. Das wars. Und vielleicht sollte man auch Cohens Mut loben, ist er sich doch für nichts zu schade und geht in der Rolle tatsächlich etwas auf. Das macht insgesamt aber weder Spaß, noch ist die Chose so intelligent, wie sie mal verkauft wurde.
3/10