Gestern in 48fps 3D geschaut. Peter jackson ist eine wunderschöne Überleitung zum Hobbit gelungen. Der Anfang ist wirklich sehr gewöhnungsbedürftig, muss sich der Zuschauer doch erst einmal damit abfinden, dass es sich hier um ein Kinderabenteuerbuch handelt. Die Umgebung kommt einem sofort vertraut vor und das schönste ist, dass die Charaktere der Ring-Saga um keinen Tag älter aussehen. Zu der geschichte muss ich nicht viel sagen. Nur soviel: Wer hier ein episches Meisterwerk und eine dramatische Erzählkunst verlangt, der wird bitter enttäuscht. Zwar versucht Peter Jackson durch eigene Storyelemente einen Bogen zum Herrn der Ringe zu spannen, doch dieser scheint aufgrund der in den Vordergrund gerückten "Fröhlichkeit" nie genügend Spannkraft zu besitzen, um an das große Werk Tolkiens anzuknüpfen.
Und das ist auch gut so!
Ich war überrascht, als einige Kinobesucher in der Halbzeit von "Langweilig!" oder "Da passiert ja gar nichts!" sprachen. Ich wollte mich erst umdrehen und mitteilen, dass dies vom Buchautor ja so gewollt ist, dass sich auf der Reise Bilbos keine Ereignisse überschlagen sollen. Anders als noch im Herrn der Ringe folgen wir im Hobbit keiner geteilten Erzählung, sondern begleiten nur einen Handlungsstrang. Wie soll man da auch eine Erzählung über das sich anbahnende Unglück, welches sich 60 Jahre später über Mittelerde auszubreiten versucht, einbinden? Die Szene mit dem weißen Rat ist schon mehr als gewagt, die Einbindung der vom Wiederauferstandenen gesandten Orks und des dunklen Herrschers Sauron hat nichts im Hobbit verloren.
Und komischerweise waren es genau diese Szenen, welche meine Begleiter als die besten Momente empfanden. Einige erinnerten sich gar an das gelesene Buch zurück. Als ich dann verriet, dass "nichts davon" im eigentlich Buch vorkommt und Peter Jackson mit der Dreiteilung einen viel weiteren Bogen spannt, als es Tolkien mit dem Hobbit jemals beabsichtigte, da war es ruhig. Im Kern hätte es hier eigentlich um Zwerge, ihren Gesang, sprechende Wölfe und sprechende Adler, keiner größeren Bedrohung als dem Drachen und einem kleinen Hobbit, der sich selbst dabei entdeckt, wie er seine Angst durch die kleinen Bedrohungen am Wegrand hinter sich lässt. Dass vieles davon gar nicht vorkommt und durch Storyelemente des Herrn der Ringe überschattet wird, hat halt damit zu tun, dass sich der Zuschauer in einem 100%-Hobbit vorkäme, als handle es sich um eine Parodie des Herrn der Ringe. Dass die ursprünglich märchenhafte Erzählung von Tolkien keinen Weg auf die Leinwand fand ist logisch ..... die nötige Fantasie hätte beinahe niemand gehabt.
Wahrscheinlich wäre es besser gewesen Peter Jackson hätte "Die Kinder Hurins" von Tolkien verfilmt. Das Buch hätte in Verbindung mit dem Silmarillion und den Geschichten aus älteren Tagen, um Melkor/Sauron und Gondolin und Mordor eine weitaus epischere Erzählung geboten. Ich bin gespannt, wie sehr sich Peter Jackson im zweiten Teil des Hobbit auf die Originalvorlage einlässt. Mit dem Düsterwald, dem starken Helfer im Wald und dem Drachen Smaug dürfte der zweite Teil eine einzige Bedrohung für den Zuschauer darstellen. Dass diese im dritten Teil durch einen Übergang zum Herrn der Ringe nochmal getopt wird, dürfte den HDR-Fans dann auch wieder besser gefallen.
Zum 3D und 48fps: Störend, da die Magie durch das Erkennen aller Details und CGI gefesselt wird. Ich werde den Film in 2D mit 24 fps noch mal gucken. Das hätte ich vorher tun sollen. Die Effekte sind schlecht und haben im Vergleich zum Herrn der Ringe einen "Episode 1 Nachgeschmack". Die Tatsache, dass hier beinahe jede Nahaufnahme im Wald oder Gebirge vor Green Screen im Studio gedreht wurde und fast alle Orks aus dem Rechner kommen, lässt den Film wie ein Computerspiel wirken. gerade das gegenteil zeichnete meiner Meinung nach den Herrn der Ringe aus. Klar kam beim HDR auch vieles im dritten Teil aus dem Rechner, aber man hatte dort irgendwie immer das Gefühl, dass der Wald und die Orks real wirken. Das fängt bei den kleinsten physikalischen Details an (Schwerkraft) und hört beim Wehen der Bäume oder dem Anblick eines Feuers (jetzt alles CGI) auf. Gollum hingegen wirkte aufgrund der Technik so präsent, wie er es im ganzen Herrn der Ringe nicht tat.
Film: 8/10
Technik: 2/10