Zuallererst muss ich sagen, dass bei mir eigentlich keine Jurassic Park - Nostalgie zu finden ist. Ich habe den ersten Teil irgendwann gesehen, nachdem meine Dino-Phase vorbei war und fand (finde) ihn natürlich wirklich gut, aber das war es dann auch schon. Kann mir aber dennoch ca. vorstellen wie es ist, wenn man den als kleiner Knirps schaut und einfach die Saurier abfeiert.
Jurassic World macht einiges richtig für so ein spätes Sequel, und manches dennoch nicht so ganz ideal. Überraschenderweise empfand ich viele Kritikpunkte die ich im Vorfeld gelesen hatte, aber als gar nicht so schlimm. So wurde etwa angekreidet, dass die Scheidung der Eltern ein unnötiges Detail ist, das nirgendwo hinführt. Dem widerspreche ich. Story Arc der beiden Jungs war, dass sie die leichte brüderliche Beziehungskälte die sich eingeschlichen hat überwinden, egal was da kommen mag. Auch wenn die Eltern sich scheiden lassen (was für die Jungs eine fast ebenso große Bedrohung ausstrahlen mag wie die Dinos rundherum), dei Erkenntnis der Jungen ist dass sie immer Brüder sein und zusammenhalten werden. Fand die beiden auch recht sympathisch, auch wenn der Kleine vielleicht in beängstigenden Momenten nicht immer panisch genug dreinschaute. Ist halt vielleicht auch schwerer mit Greenscreen und grünem Tennisball, als wenn man lebensgroße Animatroniks vor der Nase hat.
Ein anderer Kritikpunkt war, dass sich der Film irgendwie selbst nicht mag. Es wird gemotzt dass die thumben Zuschauer doch heute nur größer/wilder wollen, und das bezieht sich ja auch auf die Metaebene. Führte bei mir erstmal auch wirklich zu einem Augenrollen, aber im Grunde war es das dann auch schon wieder. Hatte mit mehr "Selbstkritik" gerechnet, aber so war es ja im Grunde nur der eine Mitarbeiter mit dem Jurassic Park - Shirt (der generell ein ziemlich witziger Charakter war).
Nun aber zu einem für mich nicht unwesentlichen Problem des Films. Hatte mich die erste Hälfte noch wirklich gut unterhalten und tatsächlich eine gewisse Jurassic Park - Faszination aufleben lassen, war die zweite einfach Monsterfilm. Nicht Dinofilm, Monsterfilm. Alle Saurier wollen möglichst viele Menschen einfach töten. Aus Spaß an der Freude anscheinend. Im originalen Jurassic Park waren es eben Raubtiere die Menschen als Futter ansahen, aber was hier teilweise abgeht, geht weit darüber hinaus. Finde ich persönlich schade. Nicht dass es schlecht gemacht gewesen wäre, aber so wurde halt doch irgendwie austauschbar und die eigentliche Dino-Stimmung geht flöten.
Kommen wir zu den Effekten. Die waren okay. Standard-Hollywood-CGI eben wie erwartet, mal besser (Indominus Rex), öfter auch mal schlechter (die Baby-Triceratopse waren kacke). Allerdings muss man eines wirklich sagen, auch wenn es Klischee ist - Die Effekte in den Vorgängern waren besser. Vielleicht nicht die Texturen der CGI-Modelle u.ä., aber eben die Kombi aus allen Effektarten. Selbst der sonst ziemlich meh-e Teil 3 hatte eine beeindruckende, lebensgroße Spinosaurus-Animatronik. Von den Raptor-Kostümen in 1-3 ganz zu schweigen, die waren perfekt. Nicht verbesserbar. Bei den CGI-Raptoren hier stellt sich nie auch nur annähernd das Gefühl ein, dass die Viecher echt sind. Beim CGI fehlt einfach die Schwere. T-Rex, Indominus, all die Viecher wirken so schwerelos wenn man sie nie physisch geerdet sieht.
Letzter Kritikpunkt wäre dann noch, dass der Film alles sehr einfach und für Dummies geradeheraus erklärt. Die Charaktere sagen einem immer ganz genau wer sie sind, wer gut und wer böse ist, was gemacht wird, usw usf. Exposition bis zum umfallen. Natürlich ist es aber ein Familienfilm, der erste Jurassic Park mag das auch nicht so viel anders gehandhabt haben (hab ich jetzt nicht genau genug im Kopf), und ich bin zugegebenerweise durch den exzellenten Fury Road in der Hinsicht grad verwöhnt.
Daher wiegt das bei mir nicht so schwer, es fiel mir nur auf.
Ok, das klingt nach viel Kritik, aber das meiste davon fällt in Wahrheit eher unter "Joa ging eh, wäre natürlich besser machbar gewesen, aber hat mich nicht aus dem Film gerissen". Ähnlich wie manche Logikprobleme, die halt da waren, die man aber mit zugedrücktem Auge auch mit der Schulter wegzucken konnte. Jurassic Park war immer schon Popcorn-Film, und auch beim vielgeliebten Teil 1 gab es Momente die keinen Sinn machten oder sonstwie blöd waren. Da will ich bei JW auch nicht allzu streng sein.
Auffallend positiv? Wie gesagt, die erste Hälfte fand ich wirklich ziemlich gut. Wie die Stimmung aufgebaut wird, wie man sich schon freut den Park funktionierend zu sehen, sehr schön. Dann fand ich die Referenzen an das Original schön gesetzt. Man wurde nicht mit 1:1-Verweisen erschlagen *husthobbithusthust*, sondern sie traten hier und da auf und entlockten einem ein gedankliches "Ohh
". Generell fand ich auch einzelne Sequenzen stark inszeniert. Über die Sinnhaftigkeit / den Realismus der Besucherkugeln will ich jetzt mal schweigen, aber sie bieten tatsächlich Möglichkeiten für gute Actionmomente.
Wie schon erwähnt fand ich auch die beiden Brüder und ihren Arc nett. Pratt und die Tante waren okay, wobei das einfach Standard war.
Die Raptoren-Trainingssache war..naja noch so okay, gegen Ende wurde es dann aber doch ein wenig blöd (wie ich auch generell vom Finale nicht übermäßig begeistert war). Noch blöder war aber der 90er Jahre Bösewicht, der sie unbedingt als Waffen verwenden will...so Klischee dass es schon wieder fast lustig war...fast.
Generell ist Jurassic World eine durchaus zufriedenstellende Fortsetzung von Jurassic Park, und sicher der zweitbeste Film der Reihe bisher. Sicher kein perfekter Film, aber solide Unterhaltung für die ganze Familie.
7/10