Das letzte mal als ich mich so sehr auf einen Film gefreut habe, musste ich erleben wie ein Held aus meiner Kindheit in einen Kühlschrank stieg und eine Atomexplosion überlebte, wie Fretchen ihn verfolgten, wie Affen sich von Liane zu Liane schwangen und transdimensionelle Aliens uns heimsuchten. Ich war am Boden zerstört, meine Fanseele vergewaltigt. Doch dann kamen die Avenger! Zwar konnten sie meine Fanseele nicht mehr retten aber verdammt nochmal, sie haben sie gerächt.
Ich betrachtete diesen Film mit drei paar Augen. Einmal das des Comicfan, der die Geschichten dieser Helden als Kind verschlang -bis seine große Schwester beschlos das die Hefte zu teuer wurden und er sie ihr nicht mehr klauen konnte.
Dann sah ihn das Spielkind das früher mit seinen Legofiguren und Amateuercomics epische Geschichten uraufführte, zeitlose Helden erschuf, dutzende Monster erschlug und ganze Welten kreierte und sogar noch heute ein fester Bestandteil der Gedanken seines Meisters (ich) ist. Und dann sah ihn noch der Kritiker (Der Spielverderber in jedem von uns).
Die Avengers sieht sich wie ein Comic sich ließt. Marvel lag die Figuren immer am Herzen und jeder hat seine Glanzmomente, seine Duelle und niemand kam wirklich zu kurz. Jeder erhielt genug Zeit im Bild, wurde charismatisch eingeführt und hatte seinen Platz. Manche Umstände und Hintergründe jedoch blieben verborgen. Was mich imenz störte. Die Geschichte wird wunderbar erzählt aber ein wenig mehr Tiefgang für die einzelnen Charaktäre hätte ich mir gewünscht. Manches wurde dem Zuschauer einfach hingestellt und man musste es klaglos annehmen. Das Vorwissen das man sich durch die vorangegangen Filme aneignet wird ganz klar vorrausgesetzt. Man kann ihn zwar auch so genießen aber dem Comicfan in mir sind die Nichtleser sowieso egal.
Das Spielkind kam voll auf seine Kosten (durfte den Inhalt meines Kopfes auf der Leimwand sehen). Ein gedanklicher Amoklauf verpackt in tollen Humor, geradezu unspektakulären Höhepunkten die durch ihre logische Einfachkeit grandios wurden und überragende Action die durchaus das Wort "episch" verdient. Ganz klar, es geht immer ein wenig bombastischer aber du willst nicht sehen wie die Avengers in ihrem ersten Abenteuer plattgehauen werden. Diese Helden, können durchaus fühlen und leiden wie die Menschen die sie beschützen und wurden gerade so mit dem fertig was auf sie zu kam. Dieser Film wurde in ein paar Wochen gedreht aber jahrelang aufgebaut. Du willst sehen wie die Helden ein Team werden, sich dem Feind entgegenstellen und gewinnen. Das ist ihr erster Auftritt ihre Glanzstunde, ihre Premiere, in ihrer fiktiven Welt sowie auch als Film in unserer. Aber genug von dem heldenhaftem alten Stuttgarter (Schwabenpower), genug von den Helden. Auch Loki, gefangen in seinem Wahn, konnte durchaus als Bösewicht überzeugen.
Der Kritiker in mir hat aber nicht nur Lobeshymnen. Schauspielerisch war der Film in Ordnung. Klar, oscarwürdig war niemand aber jedem nahm man seine Rolle ab. Besoders Tom Middleston als Loki und Mark Ruffalo als Hulk haben mich vollkommen überzeugt. Sehr guter Ersatz für Edward Norton, ich habe ihn überhaupt nicht vermisst. Jeremy Renner hat im Prinzip die Rolle gespielt die er immer spielt, genauso wie Robert Downey Jr., Scarlett Johannson aka Black Widow, aka die scharfe Rothaarige Attentäterin die mich gerne auch mal in die Beinschere nehmen dürfte, sah man mal in einer für sie untypischen Rolle was mir gefiel. Cobie Smulders kommt auch ohne NPH klar, auch wenn ich mich Frage ob man ihren Namen irgendwan mal genannt hat.
Fiel euch eigentlich auch auf das fast die ganze Brücke des Schiffes mit Rotschöpfen besetzt war? Schaut das nächste mal genau hin. Überall Ginger und rothaarige Menschen, Stan Lee hat doch einen Fetisch. Mir solls Recht sein. Redheads an die Macht! Wo wir gerade bei rot sind; Der rote Faden, auch wenn es in der Mitte die ein oder andere Länge gab, war duchgängig vorhanden. Man stellte sich nie die Frage, "Was passiert eigentlich gerade?" Auch nicht während der Schlacht. Die Kamerafahrten waren überschaubar, die Übergänge weich und dennoch temporeich. Man könnte meinen das wesentlich weniger Zeitlupe und mehr Tempo in allen Actionszenen steckte, es aber dennoch weit übersichtlicher war als jede Minute Robokloppe in Transformers. Michael Bay, hier kannst du was lernen. Geh nochmal bei Joss Whedon in die Lehre, dann würde ich bei der Ankündigung von Transformers 4 vielleicht wieder hellhörig werden. Was mich zu einer weiteren sehr miesen Textüberleitung bringt. Der Soundtrack; Alan Silvestri macht ja beinahe nichts anderes als Actionfilme, Schießereien und Brügeleien musikalisch zu unterlegen. Das hat er schon mal besser gemacht was aber nicht heißt das der Soundtrack zu Avengers schlecht oder 0815 ist. Er könnte besser sein aber passt durchaus. Das Theme bleibt im Kopf und wird den Momenten gerecht und das sollte es ja können.
Und da die meißten sowieso nur runter scrollen bis zu den Punkten komm ich jetzt zum Fazit:
Der Comicfan vergibt 8,5/10. Warum? Ich habe bekommen was ich wollte aber nicht ganz in dem Umfang den ich mir gewünscht hatte.
Das Spielkind bzw. der Träumer vergibt 10/10. Warum? Ich fand das Gekloppe am Ende so rührend, gefühlvoll, knochzerschmetternd geil das ich anfing zu schwitzen und im Sessel ganz unruhig hin und her rutschte. Gott sei Dank saß neben mir ein Kumpel der das ganze schon gewöhnt war und ein mir absolut unbekannter Comicnerd dem es genauso ging.
Der Kritiker vergibt 8/10 Weiter runter geht einfach nicht. Technisch war der Film top. Der kurze Durchhänger den er hatte, den ein oder anderen Schnitt und ein wenig mangelnde Epic im Soundtrack nahmen gerade mal 2 Punkte.
Der Durchschnitt ergibt 8,8333333... Aber da wir anderen helfen wollen und aufrunden "in" ist, vergeben meine gespaltenen Persönlichkeiten und ich 9/10 Sprengpfeile.