Für mich sind die Oscars wie Pizzas. Selbst die schlechten, immernoch irgendwie gut. Was nicht heißen soll, dass die Verleihung schlecht war. Sicher nicht. Von meinen nun schon 4 Jahren Liveschauen, die zweitbeste. Billy Crystal war gut, die Show stimmig, die Cirque du Soleil-Einlage mit Danny Elfman's Musik großartig.
Viele beschweren sich, dass die Gewinner vorhersehbar waren. Aber ehrlich: Wer sich auch nur ein bisschen mit Filmpreisen beschäftigt, hat halt nunmal eine gewisse Ahnung, welche die Spitzenreiter sind und welche nicht. Warum einen Film auszeichen, der es (vielleicht) weniger verdient hat, nur damit es weniger vorhersehbar ist? Please...
Wie auch immer zur Verleihung und den Preisen: Endlich mal ein Jahr, bei dem ich mich voll und ganz mit den beiden Abräumern anfreunden kann. The Artist hat alles verdient gewonnen und ich gönne es all den Franzosen mit ihren wunderbaren Akzenten. The Artist ist großes Kino und vereint vieles, was Kino ausmacht: Emotionen, Humor, Spannung und Unterhaltung. Ein schöner Gewinner, nicht überraschend, aber verdient und nach der Slumdog Millionär Voll- und der The King's Speech Halbpleite (The Hurt Locker ausgelassen mal) ein Film, für den, und deren Macher ich mich freue.
Auch Hugo hat all seine Kategorien voll verdient, mit Ausnahme der Spezialeffekte, die zwar gut, im Gegensatz zum bahnbrechenden Planet der Affen aber klar schwächer waren. Für mich, mehr oder weniger, die einzige negative Überraschung des Abends.
Sehr freuen mich auch die Gewinne der Muppets und Rango und im großen und ganzen bin ich vollends zufrieden mit den Preisvergaben und dem Abend allgemein. Viele schimpfen ja immer. Das die Oscars eh total doof sind und die Academy keine Ahnung hat und die wirklich guten Filme eh nie gewinnen. Mag sein, gerade da viele Filme dank der merkwürdigen Academy-Entscheidungen leer ausgehen oder unverdient gewinnen, aber am Ende ist es auch nur eine Preisverleihung von vielen, die einen, egal, wie die Entscheidungen einen vielleicht aufregen mögen, für eine Nacht in eine andere Welt entführt und für 5 Stunden vieler (und mein) Lieblingsthema in den Mittelpunkt einer, mal mehr, mal weniger, unterhaltsamen Show stellt, für die es sich eigentlich immer wider lohnt, sie anzuschauen. Und es ist auch immer wieder schön, mit seinen Lieblingen mitzufiebern und sich mit ihnen mitzufreuen, wenn sie denn gewinnen. Und dieses Jahr war das für mich fast durchgehend der Fall.
Jetzt noch was Listen-mäßiges:
Schönste Momente:
-Bret McKenzie gewinnt für die Muppets, bedankt sich bei Jim Henson, Jason Segel strahlt über das ganze Gesicht.
-Dick Smith und James Earl Jones bekommen im Rückblick ihre Ehrenoscars und sind ganz offensichtlich so stolz und gerührt, wie möglich. Ein Beweiß, dass der Oscar vielleicht doch mehr ist als ein 0815-Preis und eine Kommerz-Veranstaltung, die keinen interessieren sollte.
-Jean Dujardins trotz Sprachbarriere barvourös gemeisterte Dankesrede. Charmant und witzig.
-Gore Verbinski, Oscargewinner: “
Someone asked me if this film was for kids. I don’t know, but it was
certainly created by a bunch of grown-ups acting like children.”
-Schöner Opening-Gag:
"Motion Capture this!"
Bester Look des Abends, männlich:
Zach Galifianakis mit Schnauzer und schlecht rasiert, dicht gefolgt von Bradley Cooper mit Schnauzer und schlecht rasiert.
Lustigste Nominee-Verkündigung
Wo wir dabei sind: Will Ferrell und Zach Galifianakis trollen den Abend und machen recht viel Krach und Blödsinn. Sehr schön.
Ehrenwerte Nennung: Emma Stone.
Bester Look des Abends, weiblich:
Rooney Mara und Punkt.
"Ich gewinne, bin aber nicht da, sondern wahrscheinlich irgendwo Klarinette spielen"-Déjà Vu des Abends:
Woody Allen und sein
Midnight in Paris Drehbuch-Oscar
Nerv-Werbung des Abends:
MeetOne, weil deswegen. Moneyball, weil zu oft.
Steven Gätjen Gedächtnismoment des Abends:
Sandra Bullock spricht
deutsch chinesisch.
Prognose-Erfolg des Abends: 13/20 richtig. Ok, aber steigerbar.
Fazit: Schöne Show und ich mag die Oscars, gerade so altbacken wie sie sind. Besser so, klassisch, als sich halbgar den jüngeren Zuschauern anzubiedern wie letztes Jahr, auch wenn Justin Beaber und der andere dicke Junge, dessen Name mir nicht bekannt ist, nicht hätten sein müssen. Nächstes Jahr definitiv wieder dabei. Freue mich.