PAIN & GAIN ist eine außergewöhnliche und rabenschwarze Satire, die auf der unglaublichen aber wahren Geschichte eines Bodybuilding Trios beruht, welches ein geplantes Kidnapping nicht ganz in der gewünschten Form durchzieht un den Folgen die dies mit sich bringt. Dargestellt wird das Trio durch die bunte Mischung aus Dwayne Johnson, Mark Wahlberg und Anthony Mackie. Es beginnt wie so oft dramaturgisch gut strukturiert mit einer dramatischen Szene mit schönen Mega-Zeitlupenaufnahmen und einem anschließenden Rückblick. Danach beginnen 2 extrem unterhaltsame Stunden voller sympathischer Hysterie und pechschwarzem Humor über die Schmerzgrenze hinaus.
Regisseur Michael Bay konnte man die mentale Verschnaufspause zwischen den brachialen Blockbuster-Transformers Teilen nur mehr als gönnen. Der Mann weiß, wie man gute Bilder zumindest für handwerklich hochwertige Mainstream-Filme einfängt wie wir immer wieder sehen konnten. Und so erinnern diverse Kameraschwenks an positive Bilder seiner vorherigen Filme. Der Blick Bay's ist dabei stets bewusst proletarisch gehalten. Er nimmt die moralische Stellung des vermeintlich einfachen Bürgers ein.
Deswegen gibt es eine Menge abschätzige Blicke und filmischen Chauvinismus in Bezug auf "hässliche Dicke", pickelige Jugendliche, unrasierte Intimbereiche und schwule Priester. PAIN & GAIN wird die Gemüter spalten und ich denke für die meisten wird er mehr PAIN als GAIN sein. Insbesondere muss man sich in einigen Szenen die Ironie die das Ganze ausstrahlen soll noch selbst dazu denken und oft hat man das Gefühl Michael Bay meint das alles verdammt ernst. Zuguterletzt fand ich PAIN & GAIN mit über 2 Stunden zu lang und ca. 15 Minuten weniger wären auch vorstellbar gewesen und man hätte diverse Längen im Mittelteil des Films vermeiden können.
Dwayne "The Rock" Johnson platzt förmlich aus allen Nähten und hat sich wohl für diesen Film noch mal zusätzlich etwas antrainiert und wirkt in vielen Szenen gut aufgepumpt. Darstellerisch gefällt er mit in dem Mix aus Muskeln, Klaren Ansagen, Schwachsinn, Drogenmissbrauch, Pragmatismus und Psycho in dieser Rolle am besten. Für Mark Wahlberg scheint die Rolle auch auf den Leib geschneidert zu sein und auch er kann überzeugen. Auch die von ihm und den anderen Protagonisten vor allem anfänglich prägnant aus dem Off kommenden Stimme funktioniert dramaturgisch gut.
Als geniale Performances sind auch die von Tony Shalhoub und Ed Harris als Gegenspieler unseres stets absurd-unterhaltsam agierenden Muskel-Trios zu nennen. Trotz der genannten Schwächen war PAIN & GAIN verdammt unterhaltsam, kurzweilig und sogar für Fitness- und Bodybuilding Begeisterte gibt es tolle Bilder. Immer wieder wird Superzeitlupe eingesetzt und trotz des recht inflationären Gebrauchs stört diese interessanterweise nicht. Auch die immer wieder aufpeitschende, sehr variable Musik zwischen elektronischen Beats, HipHop und RnB verstärkt die handwerklich gute Filmarbeit.
Michael Bay schafft es für mich eine sehr intensive Atmosphäre mit recht überschaubaren filmischen Mitteln zu schaffen, die aber in dem präsentierten Mix eine zündend-schräge Mischung schwarzen Humors und liebenswerter Hektik ergeben haben. Keine Filmkunst im eigentlichen Sinne, aber eine stilvolle und groteske Mischung mit Charakter und Eigenständigkeit wie sie heutzutage nicht jeder zustande bringt. Aufgrund der nicht enden wollenden Bilderflut und schnellen Schnitte bei denen man im ersten Durchlauf nicht alles aufnehmen kann eignet sich PAIN & GAIN auch für eine Zweitsichtung.
7/10 Dildos....äh....Punkten