Gestern gesehen und meine Gedanken mittlerweile geordnet.
Vorab: KEIN. FILM. FÜR. JOEL.
Er mag keine aufgedrängte Truthermessage und (nimoybedingt) keinen sinnlosen Nimoy Cameo haben, weniger Fanservice fahren und sich noch loser an seine Vorlage halten (wobei die Enterprise wie in Teil 3 geschrottet wird) als Into Derpness, aber auch hier gilt Tempo, Action und Effekte über Handlung, Figurenentwicklung und Struktur.
The Good:
- die Kurzweiligkeit des ganzen. ST Beyond will von Anfang an nur rastlose, substanzlose Fastfood Brise sein und das erfüllt er
- die Effektqualität ist großartig
- Justin Lin inszeniert den Film als Schiffspornografie; selten wurde die Enterprise in so umschwärmenden Kamerauafnahmen glorifiziert, und der lange Absturz ist tolles Popcornspektakel
- der erste Akt stellt die Bienen als ordentliche Gefahr vor und etabliert Krall, dessen Design in Bewegung besser funktioniert als in den wenigen Trailerausschnitten, als ernstzunehmenden Gegner
- Jaylah weckt Hoffnungen
- das Crewmiteinander ist wieder mal unterhaltsam
- Giacchinos Score. Ich glaube, von all seinen Werken hat er bei den drei Treks bislang die beste Arbeit geleistet
- 3D ist ok. Bei der ersten Fahrt durch Yorktown wurd mir kurz schwindelig
The Bad:
- ja, wie Fury Road mag der Film super kurzweilig sein, aber im Gegensatz zu Fury Road hat er keine so grandiosen Charakterelemente, die perfekt aufeinander abgestimmt sind, keine Ambivalenz, keine Charakterentwicklungen, die Highlights sind geringer und groß zitieren lässt sich nichts
- je mehr man von Krall erfährt, desto gewöhnlicher wird er, und eine späte Offenbarung über seine Identität ist zunächst reichlich enttäuschend. Ich muss allerdings gestehen, es heute schon wieder passender zu finden, auch was seinen Hintergrund betrifft. Dennoch wäre es wünschenswert gewesen, Gegner bzw neue Völker kennenzulernen, die von mehr als Vergeltungs- und Zerstörungswillen angetrieben werden.
- selbstredend ist Kralls Plan idiotisch und wird Logik mal wieder mit Füßen getreten. Sie hoffen drauf, dass mans ignoriert, weil "sieht cool aus" und "Action!"... und wie bei Into Darkness klappt das sogar wieder
- leider bleibt Jaylah eine nur passable neue Figur. Boutella spielt das gut, ihr Design ist cool, aber sie kriegt halt kaum was zu tun und ihre emotionale Bindung zum Handlanger Kralls hat null Gewicht
- wieder wirkt das NuTrek Versum ziemlich klein
- auffallend wenig Interaktion zwischen Kirk und Spock, was mit zu den besten Szenen der beiden Vorgängerfilme gehörte
- wie relativ emotionslos die Enterprise geschrottet wird, nachdem Kirk in 12 noch sein Leben gab um das Schiff zu retten
The Ugly:
- Beastie Boys in Ehren, aber das war nur blöd
- dass es für Kirk zum dritten Mal in Folge um den Kapitänsposten geht (im vierten dann auch? Schnarch)
Jetzt weiß ich auch, wofür das Beyond steht. Der Film ist das absolute Gegenteil vom klassischen Star Trek Konzept. Hier gehts 0 um Politik, Moral, Entdeckung, Zusammenhalt, Science oder Schiffskrieg. Der ist beyond aller Ansprüche und einfach nur 120 Minuten Bäm Bäm Bäm Action. Selbst der ballerige Nemesis sieht dagegen durchdacht aus.
Temporär ist das kein Problem, denn im Augenblick ist Lins Film sehr unterhaltend.
7/10
Ich frag mich nur, wo die damit hinwollen. Dieser ist das Gegenteil von denkwürdig. Naja, vielleicht stößt das gesunkene Box Office den Gedanken an, dass man sich beim nächsten Film auch mal wieder ruhigere Momente gönnt. Was bei den Bad Robot Filmen durchhallt, ist Angst. Angst, den ADHS Zuschauer auch nur für 2 Minuten langweilen zu können. So darf sich maximal in traurigen Momenten kurz mal in Ruhe unterhalten werden, ansonsten muss es immer während eines Alienangriffs passieren, bei ner Motorradfahrt oder während das Schiff auseinanderbricht. Und wenn das nicht klappt, muss Pille trockene Witze reißen oder laute Musik spielen.
Ich meine, am Anfang des Films erwägt Kirk die Enterprise aufzugeben,
weil zu wenig passiert. Da kommuniziert es der Film sogar direkt.
Als hätte die Crew seit den Khan Ereignissen drei Jahre lang nur den Bildschirmschoner gesehen.
Die müssen von dieser Not weg, dringend.