Der Schwachpunkt ist wohl sicherlich die Reboot-Sache. Überhaupt, glaube ich, sind wir mit Origins-Superheldenstorys schon übersättigt, aber hier haben wir es nicht nur mit wieder eine Originsstory zu tun, sondern sogar einer Originsstory, die wir von dem Helden schon hatten. Das ist einfach doppelt blöd und das grosse Minus. Ich kann mir nur erklären, oder hoffe, dass das aus dem Grund gemacht wurde, dass man so die Basis für eine lange Reihe gemäss den wichtigsten Ereignissen in den Comics machen wollte. Also musste man mit Gwen Stacy beginnen und das war mit Raimis Reihe nicht mehr möglich.
Der Film hat aber auch viel auf der Habenseite. Webb hat bewieser, dass er einerseits wunderbare Dialoge inszenierungen und Beziehungsdynamik darstellen kann. Er hat ein sehr schönes Auge für Bilder und kann verschiedene Tempis und Atmosphären auf die Leinwand bringen und auch miteiannder in eniem Film vereinen. 500 days of summer war immerhin alleine schon von der Struktur eine recht komplexe Angelegenheit, die er mit einer schlafwandlerischen Leichtigkeit umgesetzt hat.
Das andere Plus ist der phänomenale Cast. Tolle Nebendarsteller und tolle Hauptdarsteller. Garfield passt vom Typus und vom Äusseren wunderbar und ist ein grossartiger Schauspieler, der sein können in schon mehreren Filmen gezeigt hat, ohne dabei schon zu den verbrauchten Gesichtern zu zählen - will sagen bringt eine gewisse Frische mit. Emma Stone ist total beliebt und hat einen frechen, einzigartigen Charme. Ifans ist ebenfalls ein toller charismatischer Schauspieler, der allerdings gleichsam noch total unverbraucht für so eine Bösewichtrolle daherkommt.
Ich meine, Raimi war zu bunt, zu kitschig und vieeel zu pathetisch. Dazu war der Cast einfach unpassend gewählt. Maguire wurde für mich nie zu Peter Parke und nervte mich mit seinem Heulgesicht in dauernder Grossaufnahme. Und Dunst brachte nun fast überhaupt nix von der starken sexy MJ auf die Leinwand. Versteht mich richtig, ich liebte damals den ersten Spiderman-Film. Raimi brachte Tragik und Realismus auf eine Weise mit in die Comicwelt hinein, wie noch keiner zuvor. Und damit hat er vieles im Bereich Comicverfilmungen erst möglich gemacht. Trotzdem im Rückblick ist der erste Spideyfilm schlecht gealtert. Fast alles geht heute noch um einiges besser.
Selbst wenn jetzt Amazing Spidey 1 aufgrund der RebootLast auf seinen Schultern noch nicht gleich Amazing werden wird, so wird er, und davon bin ich überzeugt, die Basis für eine grossartige neue Spideyreihe legen, in der tonnenweise Potenzial steckt. Mein Wunsch: in den nächsten zehn Jahren werden wir in regelmässigen Kinobesuchen Peter Parker begleiten, wie er durch die Uni kommt, beim Bugle anpendelt, schwere Schicksalsschläge erleidet, zwei bis drei (falls Black Cat dazugezählt) grosse Lieben erlebt und erwachsen wird und viele böse Irre verkloppt.