The Master ~ Paul Thomas Anderson [Kritik]

Puni

Well-Known Member
Ich wäre schon froh, wenn der Film überhaupt in meiner Nähe gezeigt wird, das war damals bei "There will be Blood" auch schon nicht der Fall (im Gegensatz zu "NCFOM"). Und es ist einfach eine riesige Frechheit, wie spät der erst zu uns kommt.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Da muss ich mir zumindest keine Sorgen machen. The Master ist auch schon in zwei verschiedenen Kinos hier angekündigt. Trotzdem würde ich ihn gern im von PTA gewünschten Format sehen, das ja auch so ziemlich toll aussehen soll.
Aber du hast Recht mit dem späten Startdatum, auch wenn ich das bei einem, mehr oder weniger, Indie-Film wie The Master noch eher nachvollziehen kann, als einem großen Studiofilm wie Frankenweenie, der wohl vollkommen willkürlich ein halbes Jahr später läuft als praktisch überall anders. Hin und wieder fühlt man sich als Filmfan schon mit Füßen getreten.
 

Metroplex

Well-Known Member
Bei dem Titel denk ich immer zuerst an Doctor Who, und bin dann enttäuscht wenn ich realisiere dass es um was anderes geht :ugly:
 

Presko

Don Quijote des Forums
So, dazu muss ich jetzt einfach doch noch was schreiben. Denn der war so grossartig, ich kann das einfach nicht zurückhalten.
Zum Film also:
Freddie (Phoenix) ist ein gebrochener Typ, sowohl psychisch wie physisch. Der Film beginnt damit, wie er mit anderen unter Stresssymptomen leidenden jungen Soldaten aus dem Pazifikkrieg heimkehrt und auf einer Insel durch die Gegend geistert. Er braut sich seine eigenen Drinks aus Alkohol, Sprit und anderen Flüssigkeiten zusammen. Gesöffe, die einen Mann einmal fast umbringen und Dobbs (Seymour Hoffman) später im Film begeistern werden. Seinen späteren Job als Fotograf verliert Freddie, als er unvermittelt auf einen Kunden losgeht. Man wird nicht schlau, was in diesem unberechenbaren Menschen vorgeht. Eines Nachts landet er auf dem Schiff von Dobbs und dessen Familie u. Freunden. Dobbs ist sofort fasziniert von diesem kaputten Kerl und lädt ihn ein, bei ihnen zu bleiben. Dobbs ist Autor, Physiker, Doktor etc. etc., wie er selbst zu sagen pflegt. Und Schriftsteller natürlich. Sein Ziel, und damit das seiner ihm treu ergebenen, ja hörigen Jünger ist es, den Geist von Körper- und Zeitschranken zu befreien (so in der Art jedenfalls). Die Menschen sind gemäss seiner Theorie versklavte, in ihren Körper und der Zeitlichkeit eingesperrte Wesen, die nichts mehr von ihrer wahren Natur wissen. Mittels Übungen, Sitzungen und Befragungen will Dobbs die Mitglieder wieder an die höhere Geistesstufe heranführen, die ihnen eigentlich innewohnt.
Freddie gibt das perfekte Versuchsobjekt für all seine Verfahren ab, die Dobbs für sein zweites Buch noch entwickeln und verfeinern will. Freddie lässt sich auf das Experiment nicht nur ein, nein, eine Art Faszination bindet ihn förmlich an Dobbs, diese Master, der zwischen Selbstbeherrschung und kurzen Wutausbrüchen hin und herschwankt, vor allem ein Mann mit riesigem Charisma ist und der Freddie fordert und ihn tatsächlich dazu bringt, sich mit seinen inneren Dämonen zu befassen. Freddie wird nicht nur zu Dobbs Versuchsobjekt, sondern auch zu dessen Wachhund, der alles und jeden zerfetzt, der seinem Meister schaden will. Zwischen Dobbs und Feddie entwickelt sich eine verzerrte Form von Freundschaft. Sie wissen wohl selbst nie so ganz, was sie eigentlich an den anderen bindet. Dobbs Umfeld beobachtet diese Freundschaft kritisch. Freddie wird als Gefahr wahrgenommen. Die Freundschaft bedeutet zudem ein Kampf um Freddies Individualität. Platz an Dobbs Seite, in der Mitte seiner Anhängerschaft kann er nur haben, wenn sich Freddie in absehbarer Zeit den Regeln und der Uniformität der Gruppe unterwirft und sich in seiner Unberechenbarkeit zügeln lässt.

Ein merkwürdiger Film, dieser „the Master“. Die Story ist eigentlich sehr dünn. Die Figuren machen wenig Entwicklung durch und keine der Figuren bietet sich einem so richtig als Identifikator an. So klein die Story ist, so wuchtig sind die epischen, teils atemberaubenden Bilder. Der Soundtrack pendelt zwischen schräg, orchestral und zeitgenössischen (50er/60er) Klassikern hin und her.
Das Schauspiel, das geboten wird ist phänomenal. Phoenix ist eine Wucht, wie er unberechenbar, physisch ausdruckstark seinen verrückt-traurigen Eigenbrötler gibt. Hoffman legt seine Darstellung weniger exzentrisch an. Ist zurückhaltender, aber nicht minder beeindruckend. Man weiss nicht recht, was man von diesem Dobbs halten soll. Manchmal ist man erstaunt von dessen Charisma, mit der all diese Leute packt, er kann freundliche und spassig kumpelhaft wirken, doch unverhofft verwandelt er sich gleich so in das Bild eines dicken, verschwitzen Möchtegerns, der jähzornig versucht, seine „Familie und seine Rolle darin“ nicht zu verlieren.
Die Nebendarsteller machen ihre Sache alle sehr gut. Jede Rolle hat ihren Platz inne und keine ist überflüssig. Auch wenn sich die Bedeutung meist auf jeweils eine zentrale Szene beschränkt. Bis auf Amy Adams. Sie ist neben Hofmann und Phoenix der geheime dritte Star. Sehr zurückhaltend, ruhig, genauso hart, wie einfühlsam und dann wieder bedrohlich.

Um was geht es in dem Film eigentlich? Um eine Männerfreundschaft? Um die Frage nach der Macht eines charismatischen Führers und den Prozessen, die sich zwischen ihm und seinen Mitläufern abspielen? Geht es um die Mechanismen in einer Sekte? Geht es um die Anfänge Scientologys?
Es gibt zu eigentlich all diesen Themen die ein oder andere eindrückliche Szene, aber ich glaube dennoch, in erster Linie geht es tatsächlich um eine Freundschaft und in zweiter Linie um Individualität. Was bedeutet es, ein Individuum zu sein und was bedeutet es, Individualität aufzugeben? Macken, Exzentrik, Traumatas, Schwächen, ja sogar Psychosen, sind sie Teil der Individualität oder zerstören sie die Individualität – müssen sie ausgemerzt werden oder geht mit ihnen ein Teil des eigenen Selbst verloren? Was kostet es, einen unbequemen Menschen zu bändigen?

Diese Fragen und das Portrait einer äusserst merkwürdigen Männerfreundschaft bilden meiner Ansicht nach das Zentrum dieses Filmes. Und ja, ich fand ihn grossartig.

Für den Anfang, weil ich rein gar nichts zu bemängeln habe, gibts 10/10 Punkte.
 

Revolvermann

Well-Known Member
Schöne Kritik.
Hab weiterhin ziemlich Bock auf den Film. Leider läuft der hier nirgendwo.
Jay, da du schreibst "...nicht so perfekt wie andere Anderson-Werke...". Was hälst du von "Punch Drunk Love" oder "Sydney"?
Hab beide noch nicht gesehen und frage mich ob die sich lohnen. Natürlich auch an alle anderen hier.
 

Hilarious

New Member
Das, was ich bisher gelesen habe (z.B. Filmszene) hat mich mehr als überzeugt. bin sehr gespannt auf den Film... auch wenn ich kein absolut eingefleischter Anderson-Jünger bin
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Revolvermann schrieb:
Schöne Kritik.
Hab weiterhin ziemlich Bock auf den Film. Leider läuft der hier nirgendwo.
Jay, da du schreibst "...nicht so perfekt wie andere Anderson-Werke...". Was hälst du von "Punch Drunk Love" oder "Sydney"?
Hab beide noch nicht gesehen und frage mich ob die sich lohnen. Natürlich auch an alle anderen hier.
Ich würde sogar sagen, dass Punch-Drunk Love PTAs zweitbester ist.
 

Puni

Well-Known Member
Never ever, aber trotzdem ein kleiner, toller Film. Last Exit Reno fand ich hingegen "nur" in Ordnung, seine wahre Genialität entpuppt sich hier noch nicht - trotzdem auch ein recht sehenswerter Erstling. Boogie Nights wischt PDL und Reno aber mit links auf. :biggrin:
 

Revolvermann

Well-Known Member
Ok. Ich denke dann werde ich mir PDL mal besorgen. Gibts schon für wenig Geld.
Ab "Boogie Nights" hab ich alles von Anderson.
 

Joel.Barish

dank AF
"Punch Drunk Love" ist schon ein ziemlich guter Film. Der wird angesichts der übrigen Anderson Meisterwerke ziemlich unterschätzt. (Debütfilm "Sydney"/"Hard Eight"/"Last Exit Reno" wird als überwiegend solides Frühwerk eh irgendwie meist ausgeklammert.) PDL ist aber auch ein Film des Übergangs in Andersons Karriere. Plötzlich waren nicht mehr Ophüls, Scorsese und ganz besonders Altman seine Vorbilder, plötzlich arbeitete er nicht mehr mit großen Ensembles, außer mit Hoffman mit nahezu keinem aus seinem Stamm-Ensemble, sondern macht große, eher sperrige Dramen. Wenn überhaupt mit einem leichten Kubrick Einschlag. Die Reaktionen zu "The Master" bestätigen ja, dass die Eindrücke von TWBB nicht beim nächsten Film schon wieder vergessen sind.

Master gucke ich morgen, aber als großer PTA Fan beobachte ich diesen Wandel schon ne Weile. Und ich glaube, der alte Anderson gefällt mir (bisher noch) besser. TWBB war zweifellos grandios uund fantastisch, aber wenn ich mein Herz entscheiden ließe, wäre der nur #4 in Anderson Oeuvre. Mit Kopf und Herz entschieden, ist er #3, hinter "Boogie Nights" und "Magnolia", die beide 9,5er, na ja, eigentlich 10er Filme sind.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Ohne Kopf Und Verstand ist also Punch-Drunk Love in deiner Top 3 und There Will Be Blood nicht? Persönlich gefällt mir auch PDL besser als TWBB, der bei mir jetzt Platz 3 wäre, noch vor Boogie Nights, den ich nicht ganz so großartig finde. Mir scheint es auch, dass Magnolia, fraglos Andersons allerallerbester Film bisher, etwas unterschätzt wird, nicht zuletzt wegen TWBB. Von seinem Debut hab ich bisher nur die ersten 10-15 Minuten auf YouTube gesehen, leider gibt es die deutsche DVD ja nur zu horrenden Preisen.

The Master schaue ich auch morgen, nicht in 70mm, dafür im O-Ton. Immerhin. :squint:
 

Joel.Barish

dank AF
Den Debütfilm (nennen wir ihn mal so, da ich nicht weiß, welcher Titel sich inzwischen etabliert hat) habe ich vor längerer Zeit mal im TV gesehen. Es gibt schlechtere Debüts großer Filmemacher, aber auch bessere. Ein bisschen was von dem, was noch folgen würde, konnte man aber schon erkennen.
Was die Rangfolge der Filme betrifft - ich weiß, dass TWBB ein klar besserer Film als PDL ist. TWBB ist schlicht großartig inszeniert, in seiner Größe, seinem Mut, seiner inszenatorischen Entschlossenheit PDL klar überlegen. Obwohl PDL ja schon eher experimentell ist. Aber bei PDL bin ich emotionaler dabei, während ich TWBB überwiegend bewundere und als spannendes, faszinierendes Charakterkino sehe.

"The Master" läuft bei mir glücklicherweise auch OmU. Eines meiner zwei Programmkinos bietet jetzt regelmäßig ihre Filme vom Spielplan auch im OmU an. Finde ich super und habe ich bei "Lincoln" und "Celeste & Jesse" direkt mal genutzt. Dafür wurde vor einigen Wochen auf Digitalprojektion umgestellt, was manchen Filmen sicherlich hilft, aber generell schade ist. Andererseits war die Qualität vorher teilweise echt mies. Neue Projektoren wären auch für Film sicherlich von Nöten gewesen.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Wo anfangen? Es stimmt schonmal, dass Joaquin Phoenix und Phillip Seymour Hoffman gleichermaßen grandios sind, Phoenix vielleicht sogar ein bisschen mehr. Wie schon bei There Will Be Blood bringt Paul Thomas Anderson seine(n) Hauptdarsteller zu monumentaler Form und so lebt auch der ganze Film weniger von der Geschichte, die er erzählt als vielmehr von der komplexen Beziehung und dem psychologischen Duell (Mehr oder weniger) zwischen den beiden grundverschiedenen Hauptcharakteren, die trotzdem nicht voneinander ablassen können.

Zeichneten sich Andersons früheren Filme noch durch eine selten unbewegte Kamera aus, ist dieser, noch mehr als There Will Be Blodd vollkommen entschleunigt, sowohl inhaltlich als auch visuell. Hier zieht Anderson die visuelle Kraft des Films aus den großartig komponierten 65mm-Bildern, die einerseits sehr naturalistisch, gleichzeitig aber auch sehr stilisiert und kunstvoll wirken und in einigen Szenen einen beeindruckenden Sog entwickelt, der einen vollkommen für sich beansprucht, auch ohne eine klassische Erzählstruktur von der Anderson hier noch weiter abweicht, als er es schon bei "Blood" tat. Aber auch wenn, vor allem im Mittelteil, nicht sonderlich viel passieren mag, im klassischen Sinne, ist es doch Andersons isnzenatorische Kraft, die umwerfende Montage und dem nahtlosen Übergang zwischen gegenwärtigen Geschehnissen und Flashbacks, das faszinierende Zusammenspiel der Hauptakteure und der großen Sammlung verschiedener Themen, die der Film anspricht, die einen packen und mitreisen. Auch Johnny Greenwoods Score mag gewöhnungsbedürftig sein, verfehlt seine Wirkung aber nicht und gibt dem Film mit seinen oftmals wirren Streicherarrangements eine surreale und schräge Note.

Trotzdem verhebt sich Anderson an Manchen Aspekten des Films. Ob einige laute "Fuck"-Tiraden, dem sonst fein gezeichneten Bild des 1950er Nachkriegs-Amerikas wirklich gut tun ist fraglich. Ebenso gibt es Szenen, die mehr irrititieren, als tatsächlich irgendeinen Zweck zu erfüllen was angesichts des Gesamtbilds nicht allzu schwer zum tragen kommt aber doch schade ist. Gerade da der Film mit vielen Szenen beworben wurde, die nicht im Film sind, aber dem Gesamtwerk und den Figuren und der Atmosphäre eher zu Gute gekommen wären, als, zum Beispiel, Amy Adams Figur, die Pornoliteratur vorliest. Ebenso endet der Film auf einer eher unbedeutenden Note und hängt an das wundervolle letzte Zusammentreffen von Phoenix' Freddy und Seymour Hoffmans Lancaster eine recht sinnlos erscheinde Finalszene an, die schlichtweg unnötig ist. Trotzdem ist The Master , kann man sich den auf die anspruchsvolle, oft dem Zuschauer verschließende Art einlassen, ein sehenswerter Film, der sowohl faszinierender Charakterfilm als auch visuell brilliantes Kino ist. Nur eins ist er nicht: Ein Film über Scientology. Und das ist auch bestens so.

8/10
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Habe ihn heute mit Joel gesehen und war sehr begeistert. Ein wirklich starkes psychologisches Drama mit interessanten Charakteren und ansprechend in Szene gesetzt. Es gab einige schöne Kameraeinstellungen (zum Beispiel ziemlich am Anfang, als wir Freddy von oben auf dem Dach des Schiffes sehen und auf Deck die anderen Matrosen herumgehen) und der Film wurde auch mit einer fast hypnotischen Musik unterlegt.
Von den Schauspielern war Phoenix am herausragendsten, aber auch die anderen (natürlich auch Hoffman) liefern eine überzeugende Leistung ab. Allein schon, wie konsequent und authentisch Phoenix die Körperhaltung und die Mimik rübergebracht hat, ist sehr beeindruckend. Die Sektenthematik ist für mich an sich schon sehr interessant und wurde hier gekonnt umgesetzt.

Ja, stellenweise gab es einen recht derben Humor, der vermutlich nicht jedem gefallen wird. Vor allem kamen die "Gags" immer so unerwartet.

An "Magnolia" kommt er für mich nicht heran, aber trotzdem ein sehr guter Film, der mich trotz seiner Länge an keiner Stelle gelangweilt hat. Faszinierend.

9/10

@Gonzo: Das Ende habe ich so verstanden
Freddy kehrt zur Sekte zurück. Als der Master (der aus gutem Grund die tiefsten Geheimnisse von den Leuten hören will, um sie dann eben am besten manioulieren zu können) ihm das "Trauma-Lied" vorsingt, hat er ihn schon. Ich glaube nicht, dass er Freddy einfach laufen lassen würde, nachdem er (vermutlich) viel Mühe investiert hat, um Freddy aufzuspüren. Dann lädt er ihn nach London ein, fragt ihn kurz, ob er nicht zu ihm zurück will und nimmt dann so leicht die Ablehnung an? Vielleicht fängt Freddy dann auch an, andere Leute zu "bekehren", was er bei der Prostituierten anfängt.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
@Tyler

Sehe ich anders. Den Anruf im Kino hat Freddy ja nur geträumt. Zumindest redet er gegenüber Lancaster von einem Traum, in dem dieser ihm gesagt habe, das er nun wisse woher die beiden sich kennen. Ich denke die letzte Szene zeigt nur, wie sehr die beiden nicht . Aber Freddy merkt, dass er sein Leben doch nicht nur einer Sache widmen kann (Wie schon bei Doris) und auch Lancaster stimmt seiner Frau zu, die sagt, dass Freddy nicht mehr zu helfen ist. Beide versuchen auf eine verzweifelte letzte Art (Angebot Fotos zu machen/Boat to China) sich an den jeweils anderen zu binden, realisieren aber, dass es das Beste ist wieder die eigenen Wege zu gehen. Deswegen erzählt Lancaster ihm auch, dass wenn er geht er ihn nie wieder sehen möchte und sie im nächsten Leben erbittere Feinde sein werden.

Und was weißt am Schluss nichts darauf hin, dass die Frau eine Prostituierte ist. Sowieso, wieso sollte Freddy, nachdem er The Cause beigetreten ist, mit einer fremden Frau schlafen, wo doch die Inhalte der Sekte die sind, von den animalischen Instinkten abzukommen und sich nicht von ihnen und Emotionen leiten lassen? Und wie passt da der Strand-Flashback hinein, der Freddy mit der Sandfrau zeigt hinein, der ja eher zeigt, wie vorher im Film gesagt wird, dass Freddy am Besten dran ist, wenn er nicht unter Menschen ist. Ich denke es spricht eher nichts dafür, dass Freddy tatsächlich für immer The Cause beigetreten ist, eher im Gegenteil.
 

Joel.Barish

dank AF
Wirklich starker Film. Nach dem Ende ging mir zuerst durch den Kopf: "Können wir den bitte gleich nochmal gucken?" Einerseits weil der Film gut war, andererseits, weil ich das Wesen der Sekte und diese faszinierende Beziehung zwischen Freddy und dem Master unglaublich komplex und vielschichtig fand, dass ich es am liebsten gleich nochmal gesehen hätte. Und meine Güte, Phoenix und Hoffman sind ja wohl unfassbar gut in den Rollen. Aber auch Amy Adams - man merkt erst gar nicht, wie gut sie ist, wie sie ihre natürliche Art überspielt und mütterliche Strenge und Durchsetzungsvermögen darstellt. Auch ihr Einfluss auf ihren Mann fand ich sehr spannend. Und ich meine nicht nur die Szene im Badezimmer. :wink: Dann die Kamera, die Musik, die Kostüme und Ausstattung - wirklich grandios. Anderson ist scheinbar kaum noch an einem gewöhnlichen Plot interessiert. Es geht hier kaum wirklich von A nach B, es geht um einen gewissen Zeitraum, in denen wir zwei typisch Anderson'sche Männerfiguren beobachten.

Eine Prostituierte ist die Frau am Ende sicherlich nicht. Es gibt auch kein Indiz dafür, dass sie eine ist. Es war ein erfolgreicher Bar-Flirt. Und gestern hatte ich noch ein paar Zweifel, als du es erwähntest, Tyler, aber mittlerweile bin ich mir recht sicher, dass Freddy die Gruppe verlässt. Ich finde diese letzte Szene aber auch nicht so banal (@Gonzo). Ich hatte bei dem finalen Gespräch, wenn Hoffman singt, auch erst damit gerechnet, dass die Abblendung kommt und die Entscheidung mehr oder weniger offen bleibt. Aber die letzten Szenen führen Freddy noch einmal weiter und wieder zurück. Gerade durch die Wiederholung der Strand-Szene. Gerade im Bezug auf Dodds Aussage, wäre Freddy in der Lage ohne einen Meister zu leben, wäre er der erste Mensch überhaupt. (Oder so ungefähr.) Aber er wendet Dodds Methoden zur psychologischen Prüfung an. Entweder, weil er glaubt, Menschen so kennen zu lernen, oder weil ihn die Zeit in der Sekte doch verändert hat. Er merkt auch, dass er mit dieser Frau auf diese Art nicht wirklich Kontakt aufnehmen kann. Die Fragen beantwortet sie nicht so emotional und offen wie er das gegenüber Dodd getan hat.

Aber sind wir uns denn einig, dass "The Master" in gewisser Weise auch ein tief trauriger Liebesfilm ist? Jetzt nicht im Sinne von "Brokeback Mountain" oder so, aber diese fast schon mystische Verbindung zwischen Freddy und Dodd, zwei eigentlich komplett konträren Männern, hat schon etwas sehr Emotionales und Romantisches. Entsprechend ist Dodd am Ende ja auch enttäuscht, dass sein Seelenpartner Freddy sich wieder von ihm weg bewegt. Das macht die Dialogszene zwischen beiden am Ende noch intensiverer und bitterer.
 

TheGreatGonzo

Not interested in Naval Policy
Nachdem ich jetzt drüber nachgedacht habe, finde ich die letzte Szene auch gar nicht mehr so sinnlos. :ugly: Trotzdem endet es eher auf einer, ha ha, unbefriedigenden Note.
 
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