The World's End ist einer dieser Filme, die sich in letzter Zeit immer rarer machen. Ein relativ groß produzierter Unterhaltungsfilm, der auf keinem vorher irgendwo veröffentlichen Material basiert und bei dem es trotz seines Anspruchs ein unterhaltsames und witziger Sci-Fi-Actionfilm zu sein um etwas geht, und damit meine ich nicht die Handlung. The World's End steckt voller Motive und Themen, die eigentlich sehr ernst sind, aber verpackt in einer aberwitzigen Actionkomödie daherkommen. Das das funktioniert liegt einerseits an der großartigen Besetzung, aber auch am cleveren Drehbuch von Edgar Wright und Simon Pegg, die es in diesem ihrer drei Filme wohl am Besten schaffen die Handlung und Themen zu verbinden, angefangen bei den Pubs, deren Namen alle inhaltiche Relevanz haben hin zur Form der Bedrohung, die nicht umsonst wie Actionfiguren anmuten und Tinte bluten und damit ziemlich genial in das Konzept von Nostalgie, dem ungesunden Hang zur Jugend und Vergangenheit und der Bewältigung derer handelt. Wright vermag es dabei trotz der irrwitzigen und spektakulär gut choregrafierten Kampfszenen voller verblüffender Spezialeffekte (Heute auch schon fast eine Seltenheit) eine gefühlvolle, oftmals auch tragische Geschichte zu erzählen, bei der einem hin und wieder sprichwörtlich das Lachen im Hals stecken bleibt. Vor allem Pegg brilliert als vollkommen kaputte und tragische Hauptfigur, aber auch Nick Frost (in einer mal anderen Rolle) ist sehr gut in den ernsteren und dramatischen Szenen. Das mag denen die hier einen 109 Minuten Partykracher erwarten vielleicht nicht gefallen, doch der wahren Qualität des Films kommt diese reifere Note voll und ganz zu Gute. Und auch Shaun of the Dead und Hot Fuzz hatten ihre ernsteren Untertöne und behandelten Themen, die man in Vollblutkomödien meist eher nicht findet. Hier ist dieser Aspekt nur am offensichtlichsten und ausgebaut, jedoch auch am Besten in die Story integriert, was The World's End zum gleichzeitig gewagtesten, vielleicht aber auch gelungensten Film der innoffiziell-offiziellen "Three Flavours of Cornetto"-Trilogie macht. Gleichzeitig ist The World's End aber der unterhaltsamste, action- und temporeichste Film der Reihe. Der Film findet ein sehr gelungenes Gleichgewicht aus Action- und sowohl ernsten als auch humoristischen Charakterszenen, die vom wundervollen Cast um Pegg, Frost, Considine, Freeman und Spale toll getragen werden. Hier stimmt die Chemie und auch wenn der Fokus größtenteils auf den Figuren von Pegg und Frost und deren Beziehung liegt, bekommen die restlichen Figuren genug Zeit gewidmet und bekommen einen passenden Einsatz im Laufe der Geschichte. Aber auch Edgar Wright legt eine gewisse inszenatorische Reife an den Tag, hält sich zurück mit Reisschwenks- und zooms und anderen Stilspielereien, die er wohl zur Genüge in Scott Pilgrim und (mit Abstrichen) auch Hot Fuzz benutzt hat, die gleichermaßen rasante Schnitt- und Kameraarbeit (Inklusive wunderschön natürlicher und carpenteresk anmutenden Lens Flares) werden Fans von Wrights eingensinnigem Stil (so wie mir) aber trotzdem viel Freude machen, ebenso wie die zahlreichen Verweiße auf die beiden Vorgänger, seien es wiederkehrende Darsteller oder ein Spielautomatensound, der in allen drei Filmen zu hören ist. Und so gelingt Wright, Pegg und Frost ein beinahe perfekter Abschluss ihrer wundervollen Trilogie, die leider, und das ist der große Kritikpunkt, auf einer recht unbefriedigenden Note endet. (Ab hier leichte Spoiler.... ) So wirken die letzten ca. 10 Minuten irgendwie deplatziert, oberflächlich und unpassend und nimmt den Titel, der bis kurz davor noch auf clevere Weiße ironisch war etwas zu genau. Das hat mir in der Form leider nicht sonderlich gefallen, was angesichts des vorigen außerordentlich guten Films etwas schade ist. Aber vielleicht gefällt mir das bei wiederholtem Mal ja noch besser. Bis dahin...
...8,5/10
Shaun of the Dead: 10
Hot Fuzz: 8