Die restaurierte Fassung von "Lawrence of Arabia" hat eine Laufzeit von 227 Minuten und gehört, in meinen Augen, zu einem der besten, spannendsten und interessantesten Filmerfahrungen aller Zeiten. Da ist die Laufzeit auch keinerlei Problem, sondern fast schon eine Notwendigkeit, um die ausufernde Story von T.E. Lawrence vernünftig erzählen zu können.
Die Laufzeit eines Films sollte sich IMMER nach der erzählerischen Notwendigkeit richten. Heutzutage ist allerdings eine Laufzeit von 105-120 Minuten zum Standard geworden, weil man der Laufzeit eine gewisse Wertigkeit zuordnet. Ähnliches sieht man ja auch im Videospiel-Sektor. Wenn da mal ein Spiel seine Story "kurz und knapp" in 8 Stunden erzählt, wird einem "zu kurzen Spiel" gesprochen, obwohl die Entwicklung genau so lange gedauert hat, wie die Entwicklung eines 100+ Stunden RPGs, in dem aber potenziell viel mehr Leerlauf stattfindet.
Viele Director's Cuts sehe ich leider auch nur als Marketing-Gags, um nochmal zu kassieren. Ganz selten bringt so ein Cut für mich einen Mehrwert. Die Extended Versionen des "Herr der Ringe" sind da ein sehr positives Beispiel, weil sie die epische Erzählweise der Romane unterstreichen, was jedoch nicht bedeutet, dass diese ganz ohne Fehler sind. Meiner Meinung nach, merkt man schon einige Probleme mit dem Erzähltempo. Das beste Beispiel für einen Director's Cut mit Mehrwert ist da wohl "Königreich der Himmel", der in der Kinofassung ganz nett, aber im DC wurde der Film massiv aufgewertet.
Ich fürchte, dass der #SnyderCut™ für mich leider eher ein negatives Beispiel wird, weil alle bisherigen Vorzeichen - der "Ultimate Cut" von BvS und "Watchmen" - eher Füllmaterial lieferten, statt die Kinofassungen aufzuwerten. Ich lasse mich gerne vom Gegenteil überzeugen, aber ich sehe im Kern von "Justice League" keinen guten Film bzw. glaube ich nicht, dass zwei zusätzliche Stunden da mehr tun werden, als die Erzählweise etwas weniger holperig zu gestalten.