So, hab den Film heute nun auch gesehe. Hier mal meine Kritik:
Nachdem Tony Jaa mit Ong Bak einen (Achtung Wortspiel!) durchschlagenden Erfolg in den deutschen Kinos hatte und auch Revenge of the Warrior (Originaltitel: Tom Yum Goong) nicht gerade unbeliebt war, hat man nun mit Born to Fight einen weiteren Titel aus Thailand veröffentlicht, der ordentliche Action verspricht. Obwohl Born to Fight nur ein Jahr nach Ong Bak produziert wurde, wurde er erst im Zuge der der Veröffentlichung Tom Yum Goongs auch für die deutschen Kinos gekauft.
Die Story ist wie so oft, schnell erzählt und bildet lediglich einen lockeren Rahmen, um die Action gut in Szene setzen zu können. Nachdem Deaw (Dan Chupong) den Drogenlord General Yang (Nappon Gomarachun) im furiosen Auftakt des Films gefangennimmt und dabei seinen Partner verliert, braucht er eine Auszeit. Seine jüngere Schwester indes wurde von der Tae Kwon Do Association als Repräsentantin ausgewählt, um an einem Wohltätigkeits-Event teilzunehmen. Die Reise soll zu einem kleinen Dorf in der Nähe der Grenze führen, um dort Spenden in Form von Lebensmitteln, Kleidung und ähnlichem unter das Volk zu bringen. Deaw nutzt die Gelegenheit und reist mit, ebenso wie eine illustre Runde weiterer Sportler, welche als Repräsentanten anreisen. Und tatsächlich ist es so, dass keiner der Schauspieler in erster Linie dieser Profession nachgeht, sondern wirkliche Profisportler am Werk sind. Vom Fussballstar, über den olympischen Goldmedaillengewinner, bis hin zur Junior Muay Thai Meisterin, ist so ziemlich alles vertreten.
Unglücklicherweise hat eine Gruppe Terroristen genau jenes Dorf ins Visier genommen, um die Bewohner als Pfand für die Befreiung General Yangs als Geiseln zu nehmen. Dies geht natürlich nicht ohne Waffengewalt und der erste Aufmarsch fordert bereits einen hohen Blutzoll unter den Dorfbewohner. Der Showdown des Films, welcher beinahe ein Drittel des Films einnimmt, hat den Aufstand der gefangenen Dörfler zum Thema.
Born to Fight ist gespickt mit vielen Kampfsequenzen und auch oder gerade an Schusswaffengebrauch wird nicht gespart, dabei geht es erstaunlich blutig daher. Ein ums andere Mal sieht man wie Kugeln Körper an den unterschiedlichsten Stellen durchdringen und schreckliche Wunden reissen. Da der Film vom Verleih mit den Worten: žVon den Machern von Ong Bak. beworben wurde, kommt man nicht umhin die Hand-zu-Hand-zu-Fuss-zu-Kopf-Duelle mit Tony Jaas Performance in Ong Bak oder auch in Tom Yum Goong zu vergleichen. So sehr die Kämpfe vor Ideen auch sprühen mögen, so haben sie leider zu keiner Zeit die Dynamik und Energie, wie man sie von Jaa gewohnt ist. Doch ist es recht beeindruckend anzusehen, wie die verschiedenen Athleten ihren Sportarten entsprechend kämpfen und den Soldaten das Fürchten lehren. Dan Chupong wird jedoch recht klassisch in Szene gesetzt und man sieht den Kämpfen an, dass Panna Rittikrai für die Choreographie verantwortlich ist. Leider sind die Bewegungen manchmal ein wenig zu verspielt, auch wenn sie recht beeindruckend anzusehen sind und den Schlägen und Tritten fehlt es oftmals einfach an Wucht. Trotz alledem macht es Spass die Kämpfer zu sehen, ihre Moves zu bestaunen und sich über die akrobatischen Einlagen zu erfreuen.
Es gibt auch einige digitale Effekte zu bewundern, die jedoch dürftig aussehen und einfach nicht ins Bild passen. Im krassen Kontrast dazu stehen die pyrotechnischen Effekte und die unglaublichen Stunts. Was die Stuntmen für diesen Film auf sich genommen haben, würde man in dieser Form wohl nicht in amerikanischen und schon gar nicht europäischen Produktion sehen. Beispielsweise darf man einen Sturz eines Stuntman von einem fahrenden Truck gegen die Aussenwand eines anderen Trucks bewundern. Doch damit nicht genug, nachdem er das Blech des Trucks geküsst hat, fällt er auf den Boden, genau zwischen die beiden fahrenden! LKW (wobei dies noch eine der harmloseren Stunts ist). Dabei wird die Kamera mit stoischer Ruhe auf den Stuntman gerichtet und verfolgt ihn auf dem seinem kompletten Weg bis hin zum Bodenkontakt. Es gibt keine Matten, welche den Aufprall dämpfen (dass muss der Sand übernehmen) und keine Drahtseile, die den Sturz abfangen. Dass es bei den Dreharbeiten zu keinen schwerwiegenden Verletzungen gekommen ist, ist wirklich verwunderlich.
Die musikalische Untermalung ist primär elektronischer Natur und fügt sich leider nicht immer ins Gesamtbild des Films ein. Man kommt auch in den Genuss thailändischer Musik sowie der thailändischen Nationalhymne und allgemein ist zu erwähnen, dass es einige vor Patriotismus strotzende Szenen zu sehen gibt. Wenn man jedoch im Hinterkopf hat, wie Stolz die Thai auf ihr Land sind und wie sehr sie ihren König verehren (für die Leute, welche den Film schon gesehen haben: das Profil auf der Münze), nimmt sich der Patriotismus nicht so schrecklich aus, wie es oftmals in amerikanischen Filmen der Fall ist. Lediglich die Tatsache, dass einer der Kämpfer lange Zeit mit der Fahnenstange inkl. Fahne durch die Gegend läuft, war schon fast ein wenig lächerlich.
Der Film kann auf die gesamte Laufzeit von knapp 92 Minuten unterhalten und gerade beim ruhigen Part im Dorf ist schön zu sehen, wie es um die Werte in Thailand bestellt ist. Der höfliche Respekt vor dem Alter, die freundliche Natur der Thailänder, welche von manchen fälschlicherweise als Unterwürfigkeit erachtet wird, die Wichtigkeit des Buddhismus, all dies wird in den kurzen Szenen recht offenkundig.
Im direkten Vergleich zu Ong Bak muss Born to Fight leider den Kürzeren ziehen, jedoch sind die Kämpfe immer noch schön anzusehen und auch die Shootouts sind schick in Szene gesetzt. Wer auf Oldschool-Action, gewürzt mit Martial-Arts-Einlagen und teils brutalen/genialen Stunts, steht der wird mit Born to Fight nichts falsch machen.
6,5 von 10 Takraw-Bällen