Wie ich bereits schrieb, man darf das mit den Erwartungen nicht falsch sehen. Nur weil ich gerne was anderes gesehen hätte, oder aufführe, was ihn (für mich) interessanter gemacht hätte, was ich fraglos offen benennen kann, oder was andere ähnliche Filme interessanteres haben, was dieser nicht hat heißt es nicht, dass der Film dies zwingend hätte erfüllen müssen, um mir zu zusagen. Das sind Sachen, mit denen es leichter geht, ja, aber dennoch kann gern auch auf andere Art überzeugt werden.
Die Unzertrennlichen lebt von einem guten Irons; Spider von einem guten Fiennes, von einer starken Atmosphäre. Hat Crapolis nicht.
Es ist korrekt, dass ich mich maßlos gelangweilt habe. Nicht aber, weil Packer ein verschlossener Kerl ist, der sich emotional bloß galaposartig bewegt und seinen Puls nie um 2, 3 Punkte steigen oder sinken lässt. Du sagst, es brodelt in Packer, da tut sich viel, gerade die Bedeutung des abstrusen Friseurs für seine Figur zeigt, dass da was arbeitet. Das ist Fakt auf dem Papier, aber Pattinson bringt es null rüber. Ebenso gibt es nicht uninteressante Ansätze im Gespräch mit seiner Frau, vertane. Die Rolle ist, so auf der Leinwand, fucking langweilig. Lies sie mir so vor und hey, ich stelle mir eine interessante Filmfigur vor. Die nichtmal groß anders sein muss. Ich denke, dass es verfrüht ist ihm fehlendes Talent zu unterstellen, von daher schiebe ich es Cronenberg zu, der ihn offensichtlich so sehr anwies so starr zu bleiben, dass er derart langweilig wirken muss. Das ist eigentlich eine Rolle, die ohne große Worte auskommen könnte. Ein unantastbarer Businessman, verdorben jung, perfekt effizient, seelisch und herzenstechnisch angeknackst. Man denke an Leones Figurenbetrachtung. Harmonicas gegerbtes Gesicht. An Daniel Day-Lewis, wie er in TWWB einfach nur da sitzt und hinter seinem buschigen Schnurrbart durch die Welt linst. Gefahr, Energie ausstrahlt. Ein Daniel Plainview muss nichtmal den Kegel zücken und jemanden erschlagen, er muss nichtmal sauer oder laut werden. Wenige Worte und die gewählte Mimik, sowie das Einfangen des Charakters kreieren einen faszinierenden, mehrkantigen Charakter. Drive hat das im Frühjahr gemacht. Packer ist dies bloß in Theorie, weder Pattinson noch Cronenberg schnitzen was sehenswertes draus. Ich sage, ein Charakter muss sympathisch, wenn nicht sympathisch, dann charismatisch, wenn nicht charismatisch, dann interessant sein. Nichts davon kann ich über Packer sagen. @Presko, gegen die groben Konzepte oder Themen des Films habe ich nichts, nur gegen das Konzept, faden Informationsschwall und leblose Figuren resultiert zu sehen. Thematisch ist da soviel interessantes Zeug drin, dass Cosmopolis mit einigen Änderungen (und ich sage extra nochmal, nicht zwingend in meine Wunschecke) ein guter, gar großartiger Film hätte werden können.
Du sagst selbst, der FIlm sei frustrierend, komisch, Geduld erfordernd, sowie gezielt lethargisch und den Zuschauer anstoßend, abseits des Gezeigten zu lesen. Ich habe gewiss nichts gegen Eigenaufwand oder wichtigem Material zwischen den Zeichen, hell, ich mag so vieles derartiges in anderen Cronenbergs. Liegt ihm aber hierst extremst viel dran , dieses Mal besonders weit über den Tellerrand zu schauen ist es mir in diesem Fall zu weit. Ich will mir Packer nicht völlig eigens zu einem interessanten Charakter basteln, der Anstoß muss vom Film kommen. Ich muss nach zwanzig Minuten mit Packer, egal welche 20 aus dem Film, sagen können, hey, ich will wissen wie es mit ihm weitergeht. Oder, was aus einer der Nebenfiguren werden mag. Giamatti hat schon so viele interessante Rollen gespielt, aber von seinem Arbeiter würde ich keine zusätzliche Minute sehen wollen. HInzu kommen die Departments Kamera, Musik, Sets, Leistungen der Nebendarsteller. Ich kann da beim besten Willen, so gern ich es täte, beloben (und es muss nicht automatisch bedeuten, dass er schlechter als eine Asylum Produktion aussieht). 0 ist provokant, ja, aber wer so einen ohnehin schon besonderen Film derart gewagt umsetzt, und das ist er, provoziert Polemik. Eine Chance, die ich eventuell sehen kann, ist eine spätere zweite Runde im OTon. Die dt. Ausdrucksweise der Dialoge kam mir sehr gezwungen, sperrig und pseudogefüllt vor; möglich, dass es ungünstig übersetzt ist und im Original tiefsinniger, zusammengehöriger, informativer, interessanter, und nicht bloß wie eine endlose Aneinanderkettung von Bla-Geschwafel, vorgetragen von einer lethargischen Armada sich und sich selbst Gleichgültiger. Vielleicht funktionierts ja nur in Buchform.