Leichte Spoiler ahead.
Habe mir den also vorgestern gleich angeschaut, und er hat mir sehr gut gefallen. Ein reinrassiger Horrorfilm ist Crimson Peak wirklich nicht geworden, und wird es den Zuschauern daher auch recht schwer machen. Vielmehr ist Crimson Peak eine tragische Liebesgeschichte mit Horror- und Suspense, und Krimielementen. Auch wenn Guillermo del Toro sich zu ein paar wenigen Jump Scares hinreisen lässt, und die Geister in ihren spärlichen Auftritten eine großartige Präsenz haben (Und nun auch jeder mit Augen im Kopf erkennen kann, dass es sich nicht um reine CGI-Effekte handelt), steht doch die romantische Krimigeschichte im Vordergrund, mit der Guillermo del Toro ein altes literarisches (und später dann auch filmisches) Genre zum neuen leben erweckt, gänzlich befreit von jeglicher Ironie, sichtlich durchzogen von aufrichtiger Liebe zum Genre. Vermutlich verlangt del Toro der "Gothic Romance" dabei wenig neues ab, außer die Sex- und vor allem Gewaltregler um einiges kräftiger hochzudrehen, als das noch vor 100 Jahren der Fall gewesen sein dürfte. Deswegen dürfte man, wenn man denn offen für die teilweise soapigen und wenig zeitgemäß kitschigen (Weil eben nicht ironisch kitschig) Elemente des Films ist, auch seinen Gefallen am Film finden, wenn man mit diesem Genre nicht vertraut ist. Ich auf jeden Fall, habe nun große Lust einige Bücher des Genres zu lesen (Del Toro twitterte auch bereits Empfehlungen) - Ein Horrorfilm, der Schock an Schock reiht darf man in Crimson Peak nicht erwarten, und trotzdem macht die durchweg angenehm unheimliche, wenn auch nie besonders gruselige, Atmosphäre, die großartig, vor mutiger Farbwahl strotzenden Bilder, die wenigen, aber Eindruck schindenen Geisterszenen (Auch hier wieder: Wunderbarer Sinn für Farbe und deren Wirkung) und die vereinzelten Einschübe von sehr krasser Gewalt mehr her als die Riege an James-Wan-esken Spukfilmen der letzten Jahre, die, wenngleich oft gelungen, kaum mehr als ihre Jump Scares zu bieten hatten. Del Toro ist viel mehr an seiner Geschichte und den Figuren interessiert, und beides hat bei mir, auch wenn er sich mit dem Zeigen von "Sheming" der Sharpe-Geschwister, von denen
wir sowieso wissen, dass die nichts gutes im Schilde führen und dem arg
offensichtlichen Ende nicht die größten Gefallen tut, sehr gut funktioniert. Mia Wasikowska ist umwerfend als Heldin des Films, die genau den Richtigen Takt zwischen Damsel in Distress und selbstbewusster Horrorfilmheldin findet. Tom Hiddleston ist die Rolle des tragisch moralisch und romantisch zerissenen Thomas Sharpe so auf den Leib geschneidert, das man sich kaum vorstellen kann, dass Benedict Cumberbatch mal diese Rolle spielen sollte. Jessica Chastain gibt einen soliden Bösewicht, ist aber nicht die wichtigste oder interessanteste Figur des Trios und meist eher Mittel zum Zweck. Am Ende ist Crimson Peak sicher eher in Film für Liebhaber, einer den del Toro vor allem für sich, und für die gemacht hat, die sich für ähnliche Interessen und Stoffe erwärmen können. Als unterhaltsamer, kurzer Snack-Grusler taugt Crimson Peak nichts, als schamlos altmodische, visuell beeindruckende (Vielleicht Guillermos schönster Film, hier sitzt jedes Detail und jede Einstellung) Horror-Romanze ist Crimson Peak alles was man sich von Guillermo del Toro wünschen kann.
8/10