Bereits geimpft? Impfungpendence Day 2: Ghostboosters vs Megaomikron

Dr. Serizawa

Oxygen Destroyer
Nope, als Luxemburg war eine Zeit lang eingekesselt zwischen Belgien, Frankreich und Deutschland. Luxemburg hat seine Grenzen nicht geschlossen, aber die Nachbarn schon, was eigentlich gegen die Schengener Verträge ging und für viele politische Diskussionen sorgte. Die Einzigen die über die Grenze durften waren Grenzgänger die zum Wohnsitz in Deutschland heimkehrten, aber selbst dafür brauchte man einen gültigen Passierschein. Kim (WIngedDevil) war z.B. in dem Fall, da er seit etwas mehr als 2 Jahren in Deutschland lebt und in Luxemburg arbeitet.

Mich würde mal interessieren, wie du durch die Medien so das Geschehen oder die Handhabe in Deutschland so wahrnimmst?
Hatte das Gefühl dass es recht chaotisch, bzw. langsam, zuging (und noch immer geht) wenn es Entscheidungen getroffen werden sollten. Wenn ich das richtig verstanden habe, habe die verschiedenen Länder sich gegen Beschlüsse der Bundesregierung gestemmt und wollte selbst entscheiden können wie sie die Krise handhaben, oder liege ich da falsch? Bei uns wurde sich halt schnell auf Ausgangssperren und Maskenpflicht geeinigt während es mir vorkam als ob es in Deutschland gedauert hat, bis man sich entschieden hatte so weit zu gehen.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Ab wann gab es denn die Maskenpflicht bei euch?

Das Problem oder die Strukturen sind hier eben so, dass die Bundesregierung nicht in allen Fragen den Bundesländern Vorgaben machen kann. Man setzt sich wohl zusammen und scheint sich zu einigen, aber kann immernoch machen was man will.
Das war aber zu Beginn, wie überall, noch etwas chaotischer als jetzt, wo erstmal überall ähnliche Einschränkungen gelten.
Nach den jeweiligen Sommerferien wirds dann wieder spannend.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Es ist bei einem Land wie Deutschland aber auch schwerer einheitlich zu organisieren als in einem Land mit der Größenordnung Luxemburg oder Liechtenstein. Jedes Bundesland ist zurecht in einigen Punkten selbstständig und ich fand die dadurch regional angepasste Regelungen je nach Verbreitung des Virus auch durchaus intelligent. Das negative dabei war natürlich daß es auch zu Fehlinformationen kam. Jemand der an der Grenze zum Saarland wohnt durfte sich nur mit einem weiteren Haushalt treffen und einen Ort weiter bereits mit fünf. Es gab 2 bis 3 Mal umentscheidungen ob Masken helfen und ob es zur Pflicht wird und dann auch länderunterschiede wann man sie wo tragen muss. 1,5 m Abstand oder doch eher 2? Dazu noch Ibuprofen fakenews und Verschwörungstheoretiker und eine Pandemie entschleunigte Regierung, die auch nicht vorschnell falsch handeln wollte. Ich muss sagen wenn ich mir die Zahlen so angucke, lief es ziemlich gut im internationalen Vergleich. Natürlich hätten so Dinge wie Tönnies nicht passieren dürfen, aber ich hoffe das dies zu einem nationalen umdenken was den Fleischkonsum betrifft anregt. Eine positive Entwicklung erhoffe ich mir durch die Krise auch im digitalen Ausbau und in der Office Flexibilität und dem allgemeinen Verständnis von Arbeitgebern für persönliche Situationen des Arbeitnehmers. Mal abwarten. Laut jhi stagnieren wir ja bereits seit längerer Zeit bei 190000 und sind von anfänglich Platz 5 mit den meisten Infektionen auf Platz 17 abgerutscht. Jetzt darf bloß keine richtige zweite welle kommen.
 

Dr. Serizawa

Oxygen Destroyer
Ab wann gab es denn die Maskenpflicht bei euch?

Seit dem 20. April. Davor bekam jeder Bürger ab 16 Jahren 55 Masken ausgeteilt.
Es ist bei einem Land wie Deutschland aber auch schwerer einheitlich zu organisieren als in einem Land mit der Größenordnung Luxemburg oder Liechtenstein.
Da hast du natürlich recht und von allen Nachbarstaaten hat Deutschland die Krise meiner Meinung Nach am besten geregelt.
 

Raphiw

Guybrush Feelgood
Na gerade sieht's in Luxemburg wieder schlechter aus...

Jupp. Und die Regelungen von rlp und dem sl sind auch noch unterschiedlich. Saarländer müssen 2 wochen in Quarantäne wenn sie auch nur kurz in Lux waren und Rheinland-Pfälzer nur wenn sie länger als 72 Std in Lux waren. Die Regelungen sollen aber denen in rlp angepasst werden.
Ich hoffe unseren Nachbarn geht's bald wieder besser.
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
Die momentan steigenden Fälle wird von vielen schon als der Start der zweiten Welle gesehen. Ich denke, es ist nur die neue Infektionsflut der Urlaubsheimkehrer.

Es kann natürlich auch sein, dass der Virus mutierte und sich an die hohen Temperaturen angepasst hat aber das halte ich für unwahrscheinlich. Das wäre zu schnell gegangen, wenn man die sinkenden Fallzahlen betrachtet. Zwar haben wir mehr Tiefdruckgebiete in diesem Sommer, als in den Sommern der letzten 5 Jahren aber gleichzeitig bleiben die Menschen dabei trotzdem zu Hause.

Meiner Meinung nach, kommt die zweite erst noch, sobald die Temperaturen und der Luftdruck allgemein wieder sinkt. Zusammen mit der nachlassenden Bereitschaft der Bevölkerung wird es wieder schlimmer werden.


Mal was Persönliches von mir. Daher kann man ab hier gerne aufhören zu lesen. Damit es keiner versehentlich lesen muss, setze ich es in einen Spoiler.

Als der Lockdown begann, war ich gerade zwischen Arbeitsstellen. Master in der Tasche, die letzten Arbeitsverträge liefen aus und die ersten Bewerbungen gingen raus. Dann ging es los. Richtung Winter nehmen die Stellenanzeigen sowieso ab, dafür erhöht sich deren Anzahl im Frühling und Sommer rapide. Aber diesen Frühling blieb dieser Anstieg komplett aus. Forschung, Uni, Institute, selbst die Wirtschaft hat keinen in meinen Bereichen gesucht. Bekannte haben ihre neuen Arbeitsverträge gekündigt bekommen, noch bevor sie die Stellen antreten konnten, ich erhielt mehrfach die Rückmeldung, dass die Stelle kurzfristig gestrichen wurde und die Bewerbungen daher vernichtet werden.

Dementsprechend erhöhte sich die Anzahl der Bewerber auf die verbliebenen Positionen, was die Chance für andere drastisch reduzierte. Ich hatte Bewerbungsgespräche mit stellenweise 80 Mitbewerbern und habe bei anderen, wenn überhaupt, erst nach vier bis fünf Monaten Rückmeldungen erhalten. Homeoffice + unsicherer finanzieller Zukunft der Einrichtung + dramatisch erhöhte Anzahl der Bewerber ließ den einzelnen Stellen keine andere Wahl. Ich habe noch Bewerbungen von Januar laufen (Z.B. Max-Planck-Institut) die noch immer "in Bearbeitung" sind.

Positionen die normalerweise für Nachwuchswissenschaftler gedacht sind, werden jetzt von Promovierten überrannt, welche dann auch genommen werden, da die Arbeitgeber sich freuen, einen vollends etablierten Wissenschaftler für ein paar Pennys zu erhalten. Toll für den Arbeitgeber, schlecht für alle die eigentlich jetzt ihre Karriere starten wollten. Ich wurde angenommen an einer Position, mit der Dreistigkeit, dass sie mich nur nehmen, wenn ich plötzlich auf ein Viertel des versprochenen Gehalts verzichte. Dafür fuhr ich 11 Stunden ICE. Ich lehnte ab.

Andere Bereiche sind komplett weggefallen. Forschungsgruppen werden aufgelöst, ganze Institute kämpfen ums Überleben. Die Gesundheitsämter erhalten einen Ansturm an Bewerbungen, da sich viele dort sichere und stabile Jobs erhoffen aber diese nehmen mittlerweile keine Epidemiologen oder anderweitige Gesundheitswissenschaftler mehr, sondern nur noch Fachärzte, wodurch ganze Berufszweige prinzipiell plötzlich sinnlos wurden. Wahrscheinlich nur temporär. Ich habe mehrfach erfahren, dass bei den meisten Positionen, obwohl anders ausgeschrieben, nun mal der Arzt der Vorzug erhält, auch wenn er für die meisten Aufgaben nicht ausgebildet ist.

Ich bewerbe mich weiter aber eine eigentlich sowieso schon schwierige Berufssuche für einen angehenden Nachwuchswissenschaftler, wird momentan unmöglich gemacht. An Promotion ist für mich mittlerweile nicht mehr zu denken. Während ich Ende letzten Jahres wöchentlich drei Bewerbungen auf Promotionsstellen verschicken konnte und es damit nur eine Frage der Zeit war, bis ich etwas bekommen würde, kann ich mittlerweile froh sein, wenn ich alle drei Monate eine Promotionsstelle finde, auf welche ich mich bewerben kann.

Mein Vitamin B ist eingefroren oder überlegt die Rente vorzuziehen. Keiner weiß was kommt, die Semester finden online statt und die Unis dem Präsenzunterricht haben werden, sind bereit sofort wieder alles zu schließen, wenn erforderlich. Niemand kann irgendwas mit Sicherheit sagen, keiner will Versprechungen machen. "Ein gutes Wort einlegen" hat momentan keine Bedeutung.

Eine meiner Betreuerinnen meiner Masterarbeit hat mir gesagt, und das wurde mir an anderer Stelle bestätigt, dass ich mich nicht hätte exmatrikulieren sollen. Ich exmatrikulierte mich, bevor Corona ein großes Thema war. Je länger man aus dem Fach "raus ist", umso schwerer wird es wieder angenommen zu werden. Wenn Corona vorbei ist, werden sie überall die frischen Absolventen des Jahres nehmen, da diese keine "Pause" hatten. Sie meinte, meine Karriere ist eigentlich zu Ende gegangen bevor sie anfing.

Ich fühle mich absolut elend. Ich haue eine Bewerbung nach der anderen raus, um irgendwas zu bekommen, aber ich kann diese Formate, diese Anträge, Lebensläufe, individuellen Bewerbungsschreiben nicht mehr sehen. Es kotzt mich an. An manchen Instituten, Museen, Ämter, Firmen Verlagen etc. suchen sie eierlegende Wollmilchsäue für einen Bruchteil des normalen Lohns, denn jetzt können sie es sich erlauben, so richtig wählerisch zu sein. Ich ziehe alle um mich runter und bin bereits tief in der Depression. Mein einziger Lichtblick ist meine Freundin (Fernbeziehung) aber sie hat auch ihre Probleme (Familie und Kurzarbeit). Ich fürchte meine Freunde mittlerweile nur noch runterzuziehen, da es immer schwerer wird positiv zu bleiben.

Das Schlimmste ist, anfangs habe ich noch geschrieben, habe die Chance genutzt, um meine eigenen Projekte zu verfolgen, wollte auch hier wieder am Schreibwettbewerb mitmachen. Ich wollte wieder richtig durchstarten, da ich endlich nach Abschluss und dem Ende von drei Jobs gleichzeitig (darunter einer mit einem toxischen Chef der dem Rechtsradikalismus verfiel) und nach einer schwierigen Beziehung, endlich wieder durchatmen konnte. Ich wollte wieder lesen, Filme nachholen und ordentlich Sport machen. Näher zu meinen Freunden ziehen, mir endlich wieder ein richtiges Sozialleben aufbauen. Auch mal Feierabend haben und dann andere Dinge tun.
Und jetzt spüre ich nur diesen elendigen Druck im Hinterkopf. Ich habe keine Lust auf Essen, auf große Aktivitäten, der Sport ging zurück, ich breche jedes Buch und jeden Film ab. Ich zocke ab und an aber komme extrem langsam voran. Ich - verdammt nochmal - schreibe wieder nicht!

Früher hatte ich immer eine Stimme im Kopf, welche mich aufforderte für die Uni oder die Arbeit zu schreiben: "Das geht vor "Mach das zuerst", "Du kannst nichts anderes vorher machen" und wenn ich jetzt an etwas eigenem Schreiben will, kommt die Stimme "Überarbeite lieber nochmal die Bewerbung", "du kannst kein Buch schreiben, wenn du keine Arbeit hast", "du bist faul, du hast nur einen Nebenjob und ansonsten Hartz aber trotzdem sitzt du an einer Fantasiewelt" und ich schließe das Dokument wieder. Selbst wenn ich an dem Tag drei Bewerbungen abgeschickt habe, bleibt dieses Gefühl und ich kann mich auf nichts anderes konzentrieren.

Therapie? Gerne aber die müsste ich, sobald ich umziehe, sofort wieder abbrechen und woanders neu anfangen und einen Platz kriege ich momentan sowieso nicht. Meine Versicherung sagte sowieso nein. Wenn ein Umzug bevorsteht, zahlen sie keine, da ich abbrechen würde. Ich wechsle demnächst meine Versicherung.

So, genug von mir. Wenn du das bisher gelesen hast, dann hast du meinen Dank. Ich wollte das nur mal runterschreiben, da ich echt am Rad drehe. Es kann ja nicht nur mir so gehen. Vielleicht hast du ja auch das ein oder andere Problem im Moment und möchtest es davon berichten. Ich würde es gerne lesen, sofern du es teilen möchtest.

EDIT zum Titelkontext:
Corona Wars Episode 1: The Corona Manace
Corona Wars Episode 2: Attack of the Covids
Corona Wars Episode 3: Revenge of the Rapid Response Teams
Corona Wars Episode 4: A New Plague
Corona Wars Episode 5: The Epidemiologists Strikes Back
Corona Wars Episode 6: Return of the Plague
 
Zuletzt bearbeitet:

vampireMiyu

Well-Known Member
Oh man. Das klingt wirklich nicht gut und es tut mir sehr Leid, dass Du durch so eine Zeit durch musst.
Depressionen sind scheiße - das weiß ich aus eigener Erfahrung zur genüge. Auf die Entfernung und weil wir uns auch gar nicht kennen, kann ich dir auch nicht helfen, aber ich kann auf jeden Fall sagen, dass Du nicht alleine mit deinen Sorgen/Ängsten/überhaupt mit dieser Situation bist.
Einer aus meinem engsten Freundeskreis steht da ähnlich da - hatte einen befristeten Vertrag und der ist jetzt mitten in Corona ausgelaufen. Meine Tante wollte sich im Bereich Szenografie/Bühnenbild selbstständig machen und na ja... Corona halt. Läuft alles nicht so an wie erhofft.

Was ich dir nur als Rat mitgeben kann, und ja ich weiß, dass es einfach gesagt ist! Versuch dir selbst den Druck zu nehmen. Du kannst nichts für die Situation. Wenn es dir an Energie fehlt, überlege, was vielleicht kleinere Arbeitspakete sind, die Freunde/Freundin/Familie übernehmen könnte. Mir hat das damals z.B. sehr geholfen, dass ich mich nicht mehr darum kümmern musste, Arzttermine selbst zu machen, sondern andere für mich angerufen haben. Auch wenn es schwer ist, versuch deine Freunde mehr einzubinden. Klar ist die Angst da, dass man eine Last ist, aber meine Erfahrung ist, dass es auch Freunden leichter fällt, wenn man das Gefühl hat, wenigstens bei kleinen Sachen helfen zu können, statt nur hilflos zugucken zu müssen, wie jemand wichtiges immer tiefer in Depressionen abrutscht.

Und versuch zu schreiben. Dann wird es dein zweites Standbein, weil Bewerbungen schreibst Du, du kümmerst Dich ja bereits darum, dass es weiter geht. Vielleicht wird das aber nicht dein Weg. Vielleicht schreibst Du jetzt einfach deinen Roman, mit dem Du später einen Durchbruch haben kannst.

Und es tut mir Leid, wenn ich jetzt vielleicht zu übergriffig werde oder es rüber kommt wie "Sei doch mal positiv" in Situationen, in denen man überhaupt nicht positiv sein kann. Es ist scheiße, dass es dir schlecht geht - das möchte ich auch gar nicht schön reden - aber es ist okay. Du darfst traurig und überfordert sein, wenn das Leben solche Bahnen schlägt und die Zukunft, die vorher noch gut aussah, plötzlich zum Disaster und gar nicht mehr Bestimmbar ist. Ich kenne Depressionen und habe auch erst so seit 2 Jahren das Gefühl mein Leben im Griff zu haben. Das ist scheiße. Es ist harte Arbeit da richtig wieder rauszukommen, wenn man einmal richtig tief drin ist. Aber es geht. Und da bin ich auch keine Ausnahme, es geht. Es wird wieder besser (dann wieder schlechter, dann wieder besser).
Da gehört viel mentale Arbeit dazu. Ich- ich... will eigentlich nur sagen, dass es mir für dich Leid tut und dass du vielleicht deinen Freunden mehr zutrauen solltest, weil es sind ja nicht ohne Grund deine Freunde. Und dir selbst bisschen den Druck nehmen. Vielleicht trainieren, indem man sich immer wieder BEWUSST sagt, dass es ok ist. "Heute habe ich drei Bewerbungen geschrieben. Ich darf jetzt auch was anderes machen". Auch das braucht Zeit.
Letztendlich ist aber glaub eine Therapie der richtige Ansatz.
Ich drücke ganz ganz doll die Daumen, dass es wieder besser wird und wünsche dir viel Erfolg!
 

Constance

Well-Known Member
Die momentan steigenden Fälle wird von vielen schon als der Start der zweiten Welle gesehen. Ich denke, es ist nur die neue Infektionsflut der Urlaubsheimkehrer.

Es kann natürlich auch sein, dass der Virus mutierte und sich an die hohen Temperaturen angepasst hat aber das halte ich für unwahrscheinlich. Das wäre zu schnell gegangen, wenn man die sinkenden Fallzahlen betrachtet. Zwar haben wir mehr Tiefdruckgebiete in diesem Sommer, als in den Sommern der letzten 5 Jahren aber gleichzeitig bleiben die Menschen dabei trotzdem zu Hause.

Meiner Meinung nach, kommt die zweite erst noch, sobald die Temperaturen und der Luftdruck allgemein wieder sinkt. Zusammen mit der nachlassenden Bereitschaft der Bevölkerung wird es wieder schlimmer werden.


Mal was Persönliches von mir. Daher kann man ab hier gerne aufhören zu lesen. Damit es keiner versehentlich lesen muss, setze ich es in einen Spoiler.

Als der Lockdown begann, war ich gerade zwischen Arbeitsstellen. Master in der Tasche, die letzten Arbeitsverträge liefen aus und die ersten Bewerbungen gingen raus. Dann ging es los. Richtung Winter nehmen die Stellenanzeigen sowieso ab, dafür erhöht sich deren Anzahl im Frühling und Sommer rapide. Aber diesen Frühling blieb dieser Anstieg komplett aus. Forschung, Uni, Institute, selbst die Wirtschaft hat keinen in meinen Bereichen gesucht. Bekannte haben ihre neuen Arbeitsverträge gekündigt bekommen, noch bevor sie die Stellen antreten konnten, ich erhielt mehrfach die Rückmeldung, dass die Stelle kurzfristig gestrichen wurde und die Bewerbungen daher vernichtet werden.

Dementsprechend erhöhte sich die Anzahl der Bewerber auf die verbliebenen Positionen, was die Chance für andere drastisch reduzierte. Ich hatte Bewerbungsgespräche mit stellenweise 80 Mitbewerbern und habe bei anderen, wenn überhaupt, erst nach vier bis fünf Monaten Rückmeldungen erhalten. Homeoffice + unsicherer finanzieller Zukunft der Einrichtung + dramatisch erhöhte Anzahl der Bewerber ließ den einzelnen Stellen keine andere Wahl. Ich habe noch Bewerbungen von Januar laufen (Z.B. Max-Planck-Institut) die noch immer "in Bearbeitung" sind.

Positionen die normalerweise für Nachwuchswissenschaftler gedacht sind, werden jetzt von Promovierten überrannt, welche dann auch genommen werden, da die Arbeitgeber sich freuen, einen vollends etablierten Wissenschaftler für ein paar Pennys zu erhalten. Toll für den Arbeitgeber, schlecht für alle die eigentlich jetzt ihre Karriere starten wollten. Ich wurde angenommen an einer Position, mit der Dreistigkeit, dass sie mich nur nehmen, wenn ich plötzlich auf ein Viertel des versprochenen Gehalts verzichte. Dafür fuhr ich 11 Stunden ICE. Ich lehnte ab.

Andere Bereiche sind komplett weggefallen. Forschungsgruppen werden aufgelöst, ganze Institute kämpfen ums Überleben. Die Gesundheitsämter erhalten einen Ansturm an Bewerbungen, da sich viele dort sichere und stabile Jobs erhoffen aber diese nehmen mittlerweile keine Epidemiologen oder anderweitige Gesundheitswissenschaftler mehr, sondern nur noch Fachärzte, wodurch ganze Berufszweige prinzipiell plötzlich sinnlos wurden. Wahrscheinlich nur temporär. Ich habe mehrfach erfahren, dass bei den meisten Positionen, obwohl anders ausgeschrieben, nun mal der Arzt der Vorzug erhält, auch wenn er für die meisten Aufgaben nicht ausgebildet ist.

Ich bewerbe mich weiter aber eine eigentlich sowieso schon schwierige Berufssuche für einen angehenden Nachwuchswissenschaftler, wird momentan unmöglich gemacht. An Promotion ist für mich mittlerweile nicht mehr zu denken. Während ich Ende letzten Jahres wöchentlich drei Bewerbungen auf Promotionsstellen verschicken konnte und es damit nur eine Frage der Zeit war, bis ich etwas bekommen würde, kann ich mittlerweile froh sein, wenn ich alle drei Monate eine Promotionsstelle finde, auf welche ich mich bewerben kann.

Mein Vitamin B ist eingefroren oder überlegt die Rente vorzuziehen. Keiner weiß was kommt, die Semester finden online statt und die Unis dem Präsenzunterricht haben werden, sind bereit sofort wieder alles zu schließen, wenn erforderlich. Niemand kann irgendwas mit Sicherheit sagen, keiner will Versprechungen machen. "Ein gutes Wort einlegen" hat momentan keine Bedeutung.

Eine meiner Betreuerinnen meiner Masterarbeit hat mir gesagt, und das wurde mir an anderer Stelle bestätigt, dass ich mich nicht hätte exmatrikulieren sollen. Ich exmatrikulierte mich, bevor Corona ein großes Thema war. Je länger man aus dem Fach "raus ist", umso schwerer wird es wieder angenommen zu werden. Wenn Corona vorbei ist, werden sie überall die frischen Absolventen des Jahres nehmen, da diese keine "Pause" hatten. Sie meinte, meine Karriere ist eigentlich zu Ende gegangen bevor sie anfing.

Ich fühle mich absolut elend. Ich haue eine Bewerbung nach der anderen raus, um irgendwas zu bekommen, aber ich kann diese Formate, diese Anträge, Lebensläufe, individuellen Bewerbungsschreiben nicht mehr sehen. Es kotzt mich an. An manchen Instituten, Museen, Ämter, Firmen Verlagen etc. suchen sie eierlegende Wollmilchsäue für einen Bruchteil des normalen Lohns, denn jetzt können sie es sich erlauben, so richtig wählerisch zu sein. Ich ziehe alle um mich runter und bin bereits tief in der Depression. Mein einziger Lichtblick ist meine Freundin (Fernbeziehung) aber sie hat auch ihre Probleme (Familie und Kurzarbeit). Ich fürchte meine Freunde mittlerweile nur noch runterzuziehen, da es immer schwerer wird positiv zu bleiben.

Das Schlimmste ist, anfangs habe ich noch geschrieben, habe die Chance genutzt, um meine eigenen Projekte zu verfolgen, wollte auch hier wieder am Schreibwettbewerb mitmachen. Ich wollte wieder richtig durchstarten, da ich endlich nach Abschluss und dem Ende von drei Jobs gleichzeitig (darunter einer mit einem toxischen Chef der dem Rechtsradikalismus verfiel) und nach einer schwierigen Beziehung, endlich wieder durchatmen konnte. Ich wollte wieder lesen, Filme nachholen und ordentlich Sport machen. Näher zu meinen Freunden ziehen, mir endlich wieder ein richtiges Sozialleben aufbauen. Auch mal Feierabend haben und dann andere Dinge tun.
Und jetzt spüre ich nur diesen elendigen Druck im Hinterkopf. Ich habe keine Lust auf Essen, auf große Aktivitäten, der Sport ging zurück, ich breche jedes Buch und jeden Film ab. Ich zocke ab und an aber komme extrem langsam voran. Ich - verdammt nochmal - schreibe wieder nicht!

Früher hatte ich immer eine Stimme im Kopf, welche mich aufforderte für die Uni oder die Arbeit zu schreiben: "Das geht vor "Mach das zuerst", "Du kannst nichts anderes vorher machen" und wenn ich jetzt an etwas eigenem Schreiben will, kommt die Stimme "Überarbeite lieber nochmal die Bewerbung", "du kannst kein Buch schreiben, wenn du keine Arbeit hast", "du bist faul, du hast nur einen Nebenjob und ansonsten Hartz aber trotzdem sitzt du an einer Fantasiewelt" und ich schließe das Dokument wieder. Selbst wenn ich an dem Tag drei Bewerbungen abgeschickt habe, bleibt dieses Gefühl und ich kann mich auf nichts anderes konzentrieren.

Therapie? Gerne aber die müsste ich, sobald ich umziehe, sofort wieder abbrechen und woanders neu anfangen und einen Platz kriege ich momentan sowieso nicht. Meine Versicherung sagte sowieso nein. Wenn ein Umzug bevorsteht, zahlen sie keine, da ich abbrechen würde. Ich wechsle demnächst meine Versicherung.

So, genug von mir. Wenn du das bisher gelesen hast, dann hast du meinen Dank. Ich wollte das nur mal runterschreiben, da ich echt am Rad drehe. Es kann ja nicht nur mir so gehen. Vielleicht hast du ja auch das ein oder andere Problem im Moment und möchtest es davon berichten. Ich würde es gerne lesen, sofern du es teilen möchtest.

EDIT zum Titelkontext:
Corona Wars Episode 1: The Corona Manace
Corona Wars Episode 2: Attack of the Covids
Corona Wars Episode 3: Revenge of the Rapid Response Teams
Corona Wars Episode 4: A New Plague
Corona Wars Episode 5: The Epidemiologists Strikes Back
Corona Wars Episode 6: Return of the Plague

Ich persönlich glaube ja, dass die vorhergesagte zweite Welle aus bleiben wird. Nagelt mich hierfür gerne an die Wand, aber nach so vielen Falschinformationen (nicht bewusst) bin ich einfach vorsichtig und setze mir ein eigenes Bild zusammen. Schlechter als das, was von vorgesetzt bekommt, kann das nicht sein. Und das gesamte Thema um Corona ist erst nach den (geänderten) Pandemie-Definitionen der WHO um 2009 eine Stufe 1 Pandemie.

Und Woody, bei mir ist es genau umgekehrt. Anfangs hat mich der Lockdown kaum tangiert: Ich bin bei der Deutschen Post AG beschäftigt und wir haben den wahnwitzigen Weihnachts"stark"verkehr während des Lockdowns noch um 30% übertroffen. Ich persönlich wünsche mir mal diese "Ruhe" von der viele erwischt wurden. Befinde mich allerdings auch in einem sehr sicheren Job. Diesen Druck im Hinterkopf erlebe ich nicht, weil der Job im Gesamten für mich nicht einmal an den ersten 3 Stellen meiner Priorisierung zu finden ist.

Aber für dich als Einsteiger verstehe ich das und mir tun auch alle diejenigen leid, die dieses Jahr "durchstarten" wollten. Nach meiner persönlichen Sicht würde ich sagen, dass 2021 für die Berufswahl oder auch den Einstieg in die Arbeitswelt noch schlechter wird. Das dicke, wirtschaftliche Fazit kann man erst dann ziehen.

Allgemein fand ich den Lockdown ähnlich katastrophal wie das Handhaben der Flüchtlingskrise. Und ich hätte solch offensichtliche Zensuren in Deutschland auch nicht für möglich gehalten - für mich persönlich das dunkelste, was die gesamte Krise hervorgerufen hat. Auf der anderen Seite wurden unsere Schwächen im System endlich mal eklatant aufgedeckt: Bildung + Digitalisierung, Hygienestandards oder die Nicht-Aufwertung von sozialen Berufen in den letzten Dekaden.
 

Woodstock

Verified Twitter Account ☑️
@Constance
Ich denke die Welle der Rückehrer und die zweite Welle werden Hand in Hand gehen. Wir werden es mit dem Herbstbeginn erleben. Alles in Allem bin ich der Meinung, dass zumindest Deutschland die Sache besser gemeistert hat, als die Flüchtlingskrise. Das Land wird krisensicherer und wenn man betrachtet was noch kommen könnte, dann ist das gut so.

Habe auch überlegt insgesamt in einen krisensicheren Bereich zu wechseln. Das Gute an der Forensik ist, wenn du erstmal drin bist, ist die Chance sehr groß verbeamtet zu werden und dann ist man wirklich ziemlich sicher. Aber da muss man erstmal rein kommen. War mal leichter.

Danke euch allen! Es bedeutet mir viel, das ihr auf meinen langen, Klagetext reagiert (ach an die Like-drücker) :smile:
@Manny
Trotzdem danke! Ich hoffe, dass bei dir alles gut ist! :smile:

@vampireMiyu
Bühnenbild ist sowieso schon ein schweres Feld und jetzt zu Coronoazeiten praktisch nicht mehr existent. Ich hoffe, deine ante bleibt stark und kämpft weiter :smile:
Ich habe noch das Problem, dass ich hier in meiner Stadt mittlerweile allein bin. Fast alle sind mittlerweile weggezogen und meine Familie und Freunde sind auch nicht hier. Es ist wie eine Art, goldener Käfig. Ich kann hier schlichtweg niemanden um irgendwas bitten, da ich hier niemanden habe und Familie usw. haben alle ihre eigenen Probleme. Es belastet mich eigentlich nur noch mehr, wenn ich sie um irgendwas bitten muss.

Ich schreibe schon so lange nicht mehr und die Ideen stapeln sich. Das erhöht eher noch den Druck. Wer wenig schreibt, fördert auch seine Schreibe nicht und wird einfach nicht besser. Das ist ein Teufelskreis. Mein zweites Standbein gerät immer mehr außer Reichweite.

Daran klingt nichts übergriffig! Du hast ja recht, irgendwo muss man ja anfangen. Und das hat schon mal funktioniert aber man sagt sich immer wieder, dass die Situation nur temporär ist und man sich halten kann und dann plötzlich sind sieben Monate vergangen und man will morgens nicht mehr aufstehen. Ich bleibe stark!

@Alle
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Wir brauchen keine Angst mehr vor Covid-19 zu haben, jetzt, wo dieser freundliche Fernseh-Prediger die Krankheit mit seinem vernichtenden Gebet besiegt hat. Bäm!
 

HurriMcDurr

Well-Known Member
Schon wieder?
Ich dachte, er hätte bereits den Wind of God bestellt, der Covid einfach wegpustete.
Da haben die Zuschauer vorm Fernseher vermutlich beim ersten Mal einfach nicht genug Geld in seinen Arsch gepumpt und so Gott erzürnt. :hae:
 

Dr. Serizawa

Oxygen Destroyer
Na gerade sieht's in Luxemburg wieder schlechter aus...

Naja geht so, es wurde jetzt viel auf uns eingeschlagen aus Belgien und Deutschland, aber wirklich schlimmer wurde es eigentlich nicht. Luxemburg hat eben mit dem Large-Scale testing angefangen und da war es ja klar dass die Zahlen in die Höhe schellen. Täglich bis zu 10'000 Tests und die Grenzgänger werden zudem bei uns mitgezählt. Die Reproduktionszahl bleibt aber weiterhin stabil und auch in den Krankenhäuser gab es nur einen leichten anstieg an behandelten Patienten.
 
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