Jay schrieb:
Tyler Durden schrieb:
ich hab es wohl satt, immer wieder das gleiche zu sagen und damit nur auf taube Ohren oder Feindseligkeit zu stoßen
Was meinst du, wie oft mir Naivität und Zynismus vorgeworfen werden.
... also nicht von mir. Auch unterhalten wir uns hier in diesem Fall noch nicht so lange, dass du dich immer und immer wieder hättest wiederholen können. Wir tauschen hier doch bloß Meinungen aus. Feindseligkeit hast du von mir keine zu erwarten, und taube Ohren ist doch auch falsch. Ich kann mir sowas vorstellen. Du eher nicht: Das ist doch ok, oder? Und es sollte auch ok sein, sich gelassen darüber zu unterhalten.
Ich meine jetzt nicht nur diese Unterhaltung, sondern dass ich eigentlich schon seit Jahren das gleiche schreibe, und nie hat es irgendwas gebracht.
Jetzt mal ganz banal. Wär Joel ab morgen alleiniger Landesregent, würdest du ihm wirklich zutrauen, dass er in 1, 2 Jahren soweit ist, Regimekritiker zu enthaupten? Unwahrscheinlich, oder?
Joel würde das nicht tun, aber ich denke auch nicht, dass er überhaupt gern ein Diktator wäre. Und wenn, dann würde er allen seine Kunstfilme aufzwingen, was zu bewaffneter Revolte führen würde.
Tyler Durden schrieb:
Ich komme aus einem anderen Land und habe es auch miterlebt
Ja, du hast sowas schon mal erlebt, das stimmt. In einem Maße, wie ich es mir nicht vorstellen kann, und es hat dich fraglos geprägt.
Tyler Durden schrieb:
Und du hast mir immer noch nicht gesagt, wer denn nun darüber entscheiden soll, wer der Erzieher sein soll.
Der Regierende halt. Wenn Diktator zu böse klingt, nenn ihn den König oder Kaiser oder Regenten oder Stammesältesten oder erfinde einen neuen Namen.
Hä? Also du fragst in die Runde: Wer will das Land regieren und glaubt, dass er ein gerechter Herrscher sein wird? Alle melden sich. Wie gehst du dann vor? Oder meinstest du, dass du dich dann einfach auf ein Podium stellst und dich zum neuen Chef des Ladens erklärst, und die anderen nehmen das einfach hin? Das ist einer der Schwachpunkte deines theoretischen Systems.
Was ist mit den Indios im Amazonas. Wenn da ein Dorf einen Dorfältesten, einen Chef hat, ist das eine ungerechte Diktatur? Ich glaub nicht, dass die da groß wählen gehen.
Wenn Deutschland ein übersichtliches Dorf ohne Infrastruktur wäre, dann könnte hier ein Dorfältester als Regent ausreichen. Aber wir haben hier 80 Millionen Menschen, jeder mit seiner eigenen Meinung.
Und ich würde die Indios sowieso nicht als Vorbild nehmen. In manchen Stämmen war es üblich, dass einer untreuen Frau die Nase abgeschnitten wurde, in anderen gab es Menschenopfer oder Sklaverei. Der Dorfälteste hat in der Regel dafür gesorgt, dass die Traditionen eingehalten werden, was ihn durchaus zu einem kleinen Diktator macht.
Tyler Durden schrieb:
Schon mal was von Kommunismus gehört? Oder willst du ernsthaft sagen, dass es keine Diktatur war? Dann kannst du auch gleich den Holocaust leugnen, läuft auf dasselbe hinaus
Sorry, aber das ist kein guter Vergleich (zumal der HC Spruch wirklich unangebracht ist, im Ernst. Das ist ein ganz blöder Vergleich und darüber sollte man auch keine Witze machen).
Wie kommst du darauf, dass es ein Witz war? Der Kommunismus hat noch mehr Millionen Opfer gefordert als der Holocaust. Ich wüsste nicht, was daran witzig sein sollte oder warum es in deinen Augen ein Witz ist.
Der Kommunismus war ein System, das nur zum Schein für das Allgemeinwohl war. Es wurde zwar groß behauptet, aber das wars doch gar nicht. Den Menschen gings schlecht und wieder haben sich einige wenige bereichert.
In diesem rein theoretischen Konstrukt gings doch um eins, das keins zum Schein ist. Sondern ein ehrlich gutes. Wenn du die Meinung hast, dass so etwas niemals existieren kann und immer in Bösartigkeit endet, ist das eine legitime Meinung.
Der Kommunismus wurde aber in besten Absichten eingeführt und die Leute waren wirklich überzeugt, dass sie damit "Das Paradies auf Erden" schaffen. Eben weil sie so naiv waren und davon ausgingen, dass ein solches System funktionieren kann. Sie stellten sich ein Land vor, in dem alle glücklich und zufrieden sind und niemand hungern muss. Ich beschäftige mich nicht nur mit den Zeiten der Sowjetunion, sondern auch damit, wie das System überhaupt zustande kam etc. Und genau deswegen sagte ich, dass solche naiven Wunschvorstellungen die übelsten Folgen haben können. Als später auch noch Stalin an die Macht kam, war Schicht im Schacht. Denn sobald sich eine Diktatur in einem Land eingenistet hat, wird es schwierig, sie loszuwerden.
Selbst wenn der erste Diktator in deinem System ein guter Mensch ist, ist es eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis er von jemand anderem abgelöst wird. Und du weißt ja, dass die machtgierigsten Menschen meistens auch die skrupellosesten sind. Solche Machtpositionen ziehen halt die übelsten Schurken an und die gehen auch am weitesten, um an die Macht zu kommen.
Ganz zu schweigen, dass allein schon bei der Revolution und bei dem jahrelangen Bürgerkrieg zwischen den Roten und
den Weißen mehrere Millionen Menschen ums Leben gekommen sind.
Tyler Durden schrieb:
Du darfst es auch äußern, oder sind Mohammed-Karikaturen inzwischen verboten? Man muss die Angst nicht vor der Regierung haben, sondern vor den einzelnen Psychopathen, in diesem Fall den religiösen Fanatikern. Oder ist die Regierung schuld, wenn die Islamisten wütend über ein Bild sind und auf uns "Ungläubige" losgehen? In deinem System würden die Islamisten nicht so reagieren, weil...?
Hier hab ich erst viel geschrieben, aber das reißt ein zu großes Fass auf und geht mir zu weit vom Thema weg. In kurz: ob und wie Islamisten in anderen Ländern drauf reagieren, keine Ahnung. Aber in diesem Land würd ich wesentlich mehr dafür veranstalten, dass die unterschiedlichen Kulturen sich näher kommen und einander verstehen. Für zu viele Deutsche sind Aramäer, Russen, Polen, wer auch immer noch fremd. Mein Ideal? Dass Leute sich zumindest im Grunde mit den generellen Aspekten der hier lebenden Kulturen auskennen und dass es bei einem Bewerbungsgespräch um einen Job oder eine Wohnung absolut egal ist, aus welchem Land man kommt. Dass man die andere Kultur so akzeptiert wie man sich auch nicht drum schert, was wer morgens auf sein Brot schmiert. Und ja, ich glaube mit einem wesentlich besseren Zusammenhalt untereinander wären derartige Drohungen von Islamisten weniger gefährlich.
Das wäre wünschenswert, aber die meisten Radikalen sind zu stur und fundamentalistisch, als dass sie zu Kompromissen oder zu einer Zusammenarbeit bereit wären. Da reicht leider kein gutes Zureden und keine Integrationskurse. Wenn du z.B. die Salafisten mit ein paar selbstbewussten Frauen und ein paar Homosexuellen an einen Tisch setzen würdest, würden die ersteren bestenfalls die Ohren zuhalten. Schon mal versucht, mit einem Fanatiker zu diskutieren? Da kannst du hier in Deutschland ein beliebiges System einführen, und die Islamisten würden von ihren Ländern aus immer noch viele Anhänger rekrutieren und nicht weniger Hass auf den Westen verbreiten.
Es gibt einfach Sachen, die wir nicht kontrollieren können. Man muss lernen, die Sachen zu akzeptieren, die man nicht ändern kann, sonst wird man niemals glücklich sein können.