Kurzkritik:
"Drive" ist ein kleiner großer Film geworden, der vor allem von Ryan Goslings Charisma lebt. Allerdings will ich mich hier nicht der Lobhudelei vieler anderer anschließen. Ich las oft den Begriff "Ikone" und finde das dann doch ein wenig zu hoch gegriffen. Gosling startet gerade erst durch, der muss sich erst noch mehr beweisen, um derart gelobt bzw. "ikonisiert" zu werden. Er ist cool und hat Charisma, aber noch ist er kein McQueen!
Auch ein "Actionheld" (habe ich auch oft gelesen) ist er nicht, was schlicht und ergreifend daran liegt, dass er noch nichts derartiges gedreht hat.
Der Film selbst lebt aber vor allen Dingen von dem wunderbaren Gespür für Ästhetik seitens des Regisseurs. Die Bilder, die Farbgebung... Alles ist schön "satt" und dabei ungemein stilvoll. Stil ist sowieso DAS Wort, welches "Drive" am besten beschreibt, da eben dieser sich auch in den Klamotten, den Autos, ja der kompletten Ausstattung wiederspiegelt.
Und die Story ist auch gar nicht so schwach, wie sie immer gemacht wird: Der Film fängt ruhig an, führt die Charaktere ein und zieht dann nach einem Zwischenfall in der Mitte des Films die Spannungsschraube gehörig an, was auch mit exzessiven Gewaltausbrüchen einher geht, die ich nicht so unpassend fand, wie manch anderer. Speziell Ron Perlman hat mir in seiner Nebenrolle gut gefallen. Er spielt zwar "nur" seine Paraderolle des Gangsters, aber die kann er. Sein Gesicht ist wie geschaffen für den Streifen! Der Plot ist nicht komplex, aber die Art wie die Geschichte erzählt ist schlichtweg anders als man es gewohnt ist. Die sonst von mir sehr verhassten Arthouse-typischen Szenen, die davon leben, die Protagonisten ohne Musik und Dialog zu zeigen, funktionieren hier tadellos und wirken nie aufgesetzt oder "pseudo". Bei "Drive" passts irgendwie. Das ist homogen. Gegen Ende wird das Geschehen dann immer temporeicher, weil sich alles immer mehr zuspitzt und auszuarten droht. Die dann angewendete Gewalt ist nur logisch und zeigt, wie schnell man doch in einen derartigen Strudel reingeraten kann, in welchem manche einfach ersaufen.
Auf das Thema "Action" will ich jetzt gar nicht eingehen, da ich die nicht erwartet habe und nicht verstehen kann, wie man sie erwarten kann. "Drive" hat seinen ganz eigenen drive und eine ganz markante Atmosphäre, die auch dem fantastischen Soundtrack geschuldet ist. Dieser erinnert hier ein bisschen an Michael Manns "Thief" und dort ein wenig an die Achtziger. "Drive" ist sowieso ein Film für all jene die mit Manns "Thief" oder auch Hills "Driver" etwas anfangen können, die sicherlich eine Inspirationsquelle darstellten.
Hochachtung! Das ist Kino!
9.5/10