Was meinst du denn da genau?
Nur für den Kontext: Da steht als erstes, dass ich Villeneuve sehr schätze. So etwas geht ja gerne mal unter, wenn einer in den Thread reinstolpert und sich nicht die Mühe macht, einen Verlauf zu lesen.
Was ich mit Selbstverliebt meine? Villeneuve neigt dazu, von allem ein wenig zu viel zu machen. Hier noch ein opulentes Bild, hier noch ein Schwenker, da bitte auch noch was und obendrauf hauen wir dann nochmal was drauf, schlicht, weil es machbar ist. BR2049 ist z.B. länger, als es dem Film gut tut. Straffung, eine klarere Dramaturgie täten dem Film in meinen Augen sehr gut, doch Villeneuve will manchmal zu viel und berauscht sich an sich selbst. Einzeln betrachtet ist das super und schön, als Film kann das zu überladen und ermüdend wirken. Wie bei einem Konditor, der nicht aufhören kann, eine Torte zu kreieren. Irgendwann ist die aber so groß und so überladen, dass sie keiner mehr anschneiden oder gar essen will. Als Kunstwerk betrachtet schön, aber eben zu schön für den einzelnen Zweck. Villeneuve ist ein klassischer Typ, der entweder durch Budget- und/oder Zeitzwänge dazu gezwungen wird, Sachen straight zumachen, um sich nicht zu verrennen, oder er braucht jemanden im Rücken, der ihm dann auch mal sagt: Reicht, Brauner. Jetzt ist gut, das ist too much.
@Dr Knobel
Ich kann absolut nachvollziehen, warum du Dune BR2049 vorziehst (angesprochene Struktur, "an die Leine genommen", etc.).
Allerdings mag ich bei BR2049 gerade diese sperrigen, ungeschliffenen, langwierigen Aspekte. Das macht die Geschichten, Figuren und Atmosphäre dort aus.
Dass sich das finale Ding als klassischer Film schwer tut liegt auf der Hand, aber es machts genauso interessant.
Bitte nicht missverstehen: Ich mag auch BR2049 und bin froh, dass Villeneuve sich mit den Budgets im Mainstreammarkt austoben kann. Es gibt in dem Bereich nicht so viele Filmemacher wie ihn, mit so einer Vision und so einer Klasse. Fakt ist aber, dass er das auch nur machen kann, so lange es finanziell funktioniert, und dann ist es manchmal besser, Kompromisse einzugehen, ohne seinen Ansatz zu verlieren. BR2049 kannst Du locker um 20 Minuten kürzen, ohne dass Villeneuve seine grundsätzliche Vision hätte aufgeben müssen - und dem Film hätte es auch noch geholfen. Wenn jetzt DUNE gar nicht funktioniert hätte, dann wäre es mit den Freiheiten von Villeneuve vorbei. Und ich gehe sehr stark davon aus, dass die Reaktionen auf BR2049 auch massive Auswirkungen auf DUNE hatten. Entweder, weil er selbst gewisse Schlüsse gezogen hat, oder, weil man ihm mitteilte, wo die Probleme von BR2049 lagen und er an DUNE anders herangehen musste.
So etwas ist aber auch ein Lernprozess, und wenn ich sehe, mit welchem Budget DUNE gemacht wurde, scheint das alles recht straff gewesen zu sein, denn ich hatte das Budget tatsächlich um mindestens 25 Millionen Dollar höher eingeschätzt. Anders ausgedrückt: Villeneuve hat scheinbar nicht noch massig mehr an Material gedreht und dann nicht genutzt. Das ist offensichtlich recht effizient abgelaufen.
Villeneuve muss nur verstehen, dass er eben keine kleinen Kunstfilme mehr macht, sondern bei den eingesetzten Budgets Ergebnisse liefern muss, die einen globalen Erfolg ermöglichen. Das ist natürlich ein Spagat, aber bekommt er den nicht hin, wird er solche Projekte nicht mehr angehen können. Mich freut es ausdrücklich, dass ihm dieser Spagat mit DUNE weitestgehend geglückt ist.