Vielleicht lässt sich die Kunstfrage ja vereinfachen/steuern, wenn man primäre und sekundäre handwerkliche Aspekte unterscheidet.
Die primären wären grob gesagt diejenigen, die einen Film überhaupt kinotauglich machen. Erfordert der Film Bauten, Kostüme, müssen die Schauspieler fechten lernen oder andere besondere Fähigkeiten? Dann ist das alles erstmal als Grundarbeit zu leisten, kann exzellente Kulissen oder choreographische Leistungen hervorbringen - und trotzdem kann der fertige Film künstlerisch katastrophal ausfallen, weil auf der sekundären Ebene nichts passt: das Zusammenspiel mit der Handlung etwa, die Dramaturgie, der Schnitt, die Inszenierung von Psychologie, überhaupt alles, was einen "Mehrwert" jenseits des Handwerklichen erzeugen könnte. Eine reine Abfolge inhaltlicher Klischees z.B. würde jeden künstlerischen Anspruch auf dieser Ebene killen.
Avatar 2 ist momentan vielleicht das beste Beispiel. Der Aufwand, das Spezialwissen und das Können, das in den Film gesteckt wurde, ist anerkannterweise enorm. Auf dieser Ebene ist er zweifellos "Filmkunst", sprich, im Sinne seiner extremen (und natürlich auch faszinierenden) Artifizialität.
Aber ist künstlerischer Wert auf der eigentlichen cineastischen Ebene vorhanden? Versucht er da überhaupt etwas zu leisten, oder signalisiert er dem Zuschauer frühzeitig "erfreu dich bitte einfach nur an der Technik, aber erwarte hier nichts anderes als die übliche Klopperei mit etwas Familiengedöns".
Für mich jedenfalls ist Avatar keine große Filmkunst. Enttäuscht hat er mich aber auch nicht, weil es ja von vornherein kaum zu erwarten war.