Toll, da wirft irgendsoeine Knalltüte wieder ein Streichholz ins Feuer, mit seiner total neuen Idee, dass bei den Globes bestochen wird, und alle schreien wieder mit lautem Fingerzeigen "Schiebung!" und "Farce!". Leute, doch mal ehrlich: Natürlich wird da bestochen. Überall wird bestochen und wo man nur ein Kreuzchen machen muss und wenn da noch dazu "nur" Filmpreise von beeinflusst werden, dann nimmt man die paar extra Kröten auch mit. Das ist in der Politik so, das ist im Sport so und das ist bei Preisverleihungen auch so. Wer einigermaßen realistisch ist und genau hinguckt und kapiert, wer da warum welche Filme wählt, dann landet man ganz schnell bei Bestechung. Ist nicht schön, aber auch nicht zu ändern. Aber hier wird ja geredet, als wären sämtliche Stimmen gekauft, als wäre der ganze Zirkus ein sich selbst bepimpernder Haufen Geldgeilheit. Man kann's auch übertreiben. Zwar werden die Globes "nur" von der Auslandspresse vergeben, die zumeist keine Millionäre sind und auch keine Filmschaffende oder Künstler, die wangsläufig ein bisschen Herzblut haben, aber auch da wird es unter Garantie auch noch einige Leute geben, denen der Preis am Herzen liegt und der seine Stimme als repräsentatives Mittel sieht, um für ihn tolle Filme auszueichnen. (Es ist doch bekannt, hoffe ich, dass einige Filme nur durch Filmförderung und ein paar Filmpreise, das Geld und die PR dadurch, finanziert werden?) Ja, man kann davon ausgehen, dass die Nominierungen für "The Tourist" ein wenig gekauft wurden. Da hat die HFPA so massivst gegen den Konsens der Kritiker votiert, das fällt schon arg auf. Der Rest geht aber häufig mit dem bisherigen Konsens des Awards-Zirkus konform, auch was die Gewinner betrifft. Und wer glaubt, ein Studio könnte sämtliche Kritikervereinigungen und sonstige Preisstifter so geschlossen bestechen, wie das mit "TSN" dieses Jahr diesen Unterstellungen zufolge der Fall war, darf auch Kornkreis im Müsli suchen. Die Wahlen sind dieses Jahr meist nicht besonders originell und manchmal wird in einer Nebenkategorie nur der große Name gewählt, der Best Picture Kandidat ist, aber das ist schon wieder eine ganz andere Geschichte.
Ja, man muss sich halbwegs bewusst werden, was da hinter den Kulissen laufen könnte (!), aber wenn man das halbwegs verinnerlicht hat, kann man an den Shows dennoch seine Freude haben. Klar, man sollte die vertretenen Filme einigermaßen mögen, um die Show zu mögen, aber wenn das der Fall ist, dann macht es Spaß, all die Leute zu sehen, sich zu freuen oder zu ärgern, wer oder was da gerade gewonnen hat. Filmauszeichnen haben zwar keinerlei allgemeingültig repräsentativen Wert, wohl aber für einen bestimmten Kreis und nicht zuletzt als Wertschätzung und Aufmerksammachung. Egal wie viel Geld da geflossen ist, letztendlich geht es für genug Leute auch noch um die Filme und die dort erbrachten Leistungen. So.
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Ich habs gestern Nacht geschaut. War mäßig wie immer. Licht und Schatten. Wie immer fehlen Ausschnitte zu den Darstellern. Das stört. Ricky Gervais war ziemlich fies. Zu fies? Ja, vielleicht etwas einseitig fies und nicht abwechselnd fies und parodistisch. Dennoch irgendwie sympathisch. Ähnlich wie die Aktion von Robert Downey jr. Das kann sich wahrscheinlich nur er erlauben. Derart den Womanzier und den notgeilen Macho raushängen zu lassen, derart dreist und kess da oben zu stehen, über einen Dreier mit Annette Bening zu reden um dann den fünf Damen zu sagen "Ich würds euch am liebsten allen geben. Gleich hier, auf der Bühne.", ist schon echt kackendreist und irgendwie arschcool. De Niros Rede war ganz witzig, Matt Damon überfordert, Melissa Leo ein wenig aufgekratzt. Bale nannte de Niro "the Shit", was schon mal cool ist und Andrew Garfields Versprecher war derart drollig, dass ich den Burschen gleich noch sympathischer finde. Trent Reznor als GG-Gewinner ist schon ne geile Sache. Justin Bieber war unnötig, Al Pacino hat keine Friseur und ich habe das Gefühl, Hugh Laurie und "House" werden seit 30 Jahren kontinuierlich nominiert. Ach ja: Boardwalk Empire muss ich gucken.
@Woodstock
"The Kids..." als totalen Müll zu bezeichnen, finde ich unangebracht hart. Ist deine Meinung, klar, aber wie der Müll sein kann und nicht einfach nur "nicht so gut", wird mir nicht ganz klar.