So, vorgestern gesehen.
Eine Frage direkt vorweg: Wird der Film bei euch auch in 2D UND 3D gezeigt? Sowohl im Kino Hamm als auch im Kino Unna hat man die Wahl. Sehr vorbildich, wie ich finde! Das sollte bitte zur Normalsituation werden.
Ironischerweise hat es mich dann aber doch in die 3D Version verschlagen... Meine siebenjährige Nichte hat sich das gewünscht. Da kann man dann nicht nein sagen
Aber da hat sich dann wiederum der weitere Vorteil unseres tollen, kleinen Kinos in Unna bemerkbar gemacht, das nicht nur eine tolle 3D Qualität hat, sondern pro Karte inklusive 3D Zuschlag gerade mal 7 Euro verlangte! Ja, so lasse ich mir auch 3D gerne gefallen
Zum Film: Joa, ein weiterer Ice Age. So weit, so bekannt. Den dritten Teil fand ich ja ziemlich belanglos. Um ehrlich zu sein, kann ich mich kaum an irgendwas aus der zweiten Fortsetzung erinnern. Ich liebäugel gerade mit der dreier-BD-Box, dann mal schauen, ob ich dem dann etwas abgewinnen kann. Aber zurück zum vierten Film, der in meinen Augen wieder eine Steigerung war. Keine große, aber eine deutliche.
Ice Age war für mich schon immer - nicht zuletzt durch Scrat - eine Hommage an den anarchischen Humor alter Warner Cartoons. Diese atemlose Grundhaltung wird auch bei Ice Age 4 wieder - besonders in der Exposition - bis zum Umfallen zelebriert. Das erste Drittel erinnert mit der pausenlosen Aneinanderreihung ruheloser Gag schon beinahe an den hyperaktiven Stil der Madagascar-Reihe. Und das hat auf seine Art durchaus Charme. Mit Scrats seniler Oma wird dann auch die wohl lustigste Figur der Ice Age Fortsetzungen eingeführt - Alleine diese alte Dame sorgt im Verlauf des Films für so viele Lacher, dass sie ohne Weiteres den Film aus der Mittelmäßigkeit hieft. Ein ebensolches Highlight: Eine Armee kleiner, putziger... Was auch immer... Nennen wir sie Wuschels... mit denen Sid (wie immer toll gesprochen von Otto) auf sehr eigenwillige Art kommunizieren muss.
Wenn wir aber einen Blick über die verrückt-gelungenen neuen Charakter werfen, bleibt leider einmal mehr nicht mehr als ein netter, solider Familienfilm. Manfreds Tochter ist nun also im Teenageralter und in den augenscheinlich coolen Mammut der coolen Gang verliebt, die sich an coolen Orten trifft um coole Sachen zu treiben. Das Schwärmen für den coolen Typen, das Übersehen der Liebe des besten Freundes, der Abnablungsprozess zwischen Vater und Tochter: Alles genauso schonmal dagewesen. Kurzzeitig gelingt es diesem Handlungsstrang etwas tiefgreifenderes zu entlocken, wenn das Problem aufgeworfen wird, sich der Liebe wegen zu verstellen und seine wahren Freunde zu vergessen. Aber auch das verläuft schnell im Sand und wird nur allzu wohlwollend klischeehaft gelöst.
Die Reise unserer Hauptprotagonisten wiederum wirkt nicht wirklich aus einem Guss, sondern mehr wie eine Aneinanderreihung kleinerer Abenteuer. Piraten hier, Sturmflut da, Piraten nochmal hier, Sirenen da. Das wird durch die Bemühungen, wieder heimzukehren, zusammengehalten. Mehr ist an rotem Faden aber auch nicht zu finden. Das ist vor allem eins: Ein Zeichen für schlechte Geschichtenschreiber.
Aber immerhin liegt den Autoren das Erfinden guter Gags und, wie bereits erwähnt, teils genial-komischer neuer Charaktere. Somit versagt der vierte Ice Age wieder einmal darin, eine durchgehend gelungene Geschichte zu erzählen, von Tiefgang einmal ganz zu schweigen. Als temporeiche Aneinanderreihung anarchischer Gags ohne großen Leerlauf macht er aber nahezu kaum etwas falsch. Und Sids Oma ist ein Anwärter auf die lustigste Animationsfigur des Kinojahres.
6,5/10 senile alte Faultierdamen.
Und eine generell noch positive Bermerkung zur deutschen Vertonung aller Ice Age Filme: Danke, danke und nochmals danke, dass hier nicht versucht wird, zwanghaft nur auf Prmis zu setzen. Die Verpflichtung von Otto mag Marketing-Gründe haben, aber vor allem macht sie Sinn und steigert die Qualität des Films. Hier wurde sich Gedanken darüber gemacht, weshalb und wieso es Otto sein sollte. Ansonsten kommen ja nahezu nur "echte" Synchronschauspieler zum Einsatz. Manfred ist wie immer Arne Elsholtz und Diego Thomas Fritsch. Und hier sollten sich andere Verantwortliche für Trickfilmsynchros - Ja, auch Pixar, die gut mit Promisynchros umzugehen wissen, dennoch zu häufig davon Gebrauch machen - eine große Scheibe abschneiden. Es macht sich einfach bemerkbar, Profis als Sprecher zu haben!