Die bisherigen Kritiken waren ja echt nicht allzu überzeugend. Hab es aber dennoch gewagt und wurde - ja was wurde ich denn? Ich glaube weder überrascht noch enttäuscht.
Hauptargument für den Film und primärer Anlass meiner Vorfreude war, oh Wunder, nicht die Geschichte um den Mob, sondern die dritte Kollaboration von Russel, Lawrence und Cooper. Von den beiden vorherigen Zusammenarbeiten bin ich großer Fan, daher muss ich gestehen, hatte ich durchaus Erwartungen an Joy. Auch wenn man sich vielleicht dazu verleitet fühlt, bei einer Geschichte über einen Wischmob die Nase zu rümpfen, sollte man Joy keinesfalls nur auf das reduzieren. Vielmehr steht die Flucht einer jungen Frau aus der Eintönigkeit und der Fesseln des Vorstadtlebens im Vordergrund. Bei Ihrem Plan bzw. Ihrem Traum eine der vielen Ideen umzusetzen und zu vermarkten, geht es Joy weniger um Reichtum, als um das wohl Ihrer Familie. Sie sieht darin einen Weg ihnen ein besseres Leben zu ermöglichen und vielleicht den verdienten Respekt und Stolz der Eltern zu bekommen. Im Weg stehen ihr dabei nicht nur gierige Patentanwälte und zwielichtige Geschäftspartner, sondern wie bereits angedeutet eine ungeheuer angespannte und schwierige Familiensituation, bei der Joy wirkt, wie der letzte Faden der alles zusammenhält. Als dann auch noch das liebe Geld ins Spiel kommt, erreichen die Absurditäten in der Familie Mangano Ihren Höhepunkt. Joy muss das tun, was Sie eigentlich nie gemacht hat - ihre eigenen Intressen in den Vordergrund stellen, sich ggfs. auch mal gegen die Familie stellen oder ihr Traum zerplatzt. Russel und Mumolo (Script) inszenieren das derart mitreissend emotional und überspitzt, dass man sich schon fragt, wann Joy endlich mal ausflippt und Ihrer Familie Pest und Cholera an den Hals wünscht. Das Ganze aber durchgehend mit einem gewissen Charme, Herz und Witz. Herrlich! Das kaschiert zwar inhaltliche Schwächen, lässt aber nicht komplett drüber hinweg sehen. Es ist vielleicht etwas zuviel auf einmal. Familendrama, American-Dream und Emanzipationsstudie auf einmal. Getragen von einer wie immer tollen Lawrence, bei der es einfach einen Heidenspass macht zuzuschauen wie sie zwischen Teleshoppingbühne, Konferenzräumen großer Unternehmen und einem kleinen Einbruch in ein kalifornisches Spritzgusswerk gekonnt balanciert.
8 / 10