Sicherlich habt ihr mittlerweile auch schon von Anita Sarkeesian gehört. Sie ist eine Medienkritikerin, die sich mit dem Thema Sexismus in Videospielen befasst und dazu einige längere Analysen auf Youtube veröffentlicht hat. Ihre These: Videogames deklassieren Frauen zu oft als spielirrelevante Fetischfantasie, und desensibelisieren und glorifizieren Gewalt gegen Frauen.
Sarkeesian tauchte jetzt in diversen größeren Gamingportalen als Thema auf, da sie aufgrund ihrer Videos auf extreme Widerstände gestoßen ist. Nicht nur, dass sich sogar Männergemeinschaften gegen sie entwickelt haben, Sarkeesian bekam Vergewaltigungs- und Morddrohungen und ein Verrückter entwickelte sogar ein Browserspiel, in dem man sie blutig schlagen kann.
Vorab: ich denke, dass sie mit ihren Beispielen und Verallgemeinerungen teilweise falsch liegt, aber dennoch spricht sie vieles wichtige an, was Gamer mal nachdenken lassen sollte. Ich denke auch, dass man sich darüber gut unterhalten kann.
Ihre Videos sind alle auf Englisch aber mit dt. Untertitel:
Damsel in Distress Part 1
In diesem ersten spricht sie darüber, dass Frauen meistens als hilfloses Entführungsopfer präsentiert wird, das männliche Helden dann retten müssen, beispielsweise Mario und Link, die andauernd Peach und Zelda befreien.
Ich denke, dass es gar nicht mal so problematisch ist, da es für viele Männer halt eine positive Fantasie ist, einer Frau in Not helfen zu können und dass sicher schon viel geholfen wäre, gäbe es mehr Spiele, in denen Frauen Männer oder ihre Kinder retten können, oder überhaupt aktiver sind. Problematisch ist hier aber, dass Frauen als gewinnbarer Preis präsentiert werden und die sich oft leicht sexuell erkenntlich zeigen, sprich durch Küsse etwa. Das kann man überinterpretieren, man kann es aber auch so deuten, dass die passive Frau dem Held aus Dankbarkeit körperlich entgegen kommt. Das Mann quasi darauf geschult wird, hilfst du, steht dir der Kontakt zu - ob sie den Helden nun mag oder nicht. Befreit ein Mann einen anderen, küsst der ihn schließlich nicht.
Damsel in Distress Part 2
Im zweiten spricht sie davon, dass Frauen in Stories oft nur getötet oder entführt werden, damit der Held einen Grund zum Bösewicht jagen bekommt, oder Frauen einfach nur zur Dramatik einer Geschichte sterben. Hier kann man sie schnell falsch verstehen, denn erst zum Ende sagt sie konkret dass sie nichts gegen dramatische Gewalt gegen Frauen in Spielen hat, zumal das Bestandteil zahlloser Geschichten ist, aber es falsch ist wie es in Spielen oft dargestellt wird. Frauen als Wegwerfschrott, als zerstörter Besitz des Helden, und durchaus fragwürdig sind Spiele, in denen sterbensnahe oder mutierte Opferfrauen darum betteln, erschossen zu werden.
Damsel in Distress Part 3
Im dritten Video das nochmal vertieft und darauf eingegangen, dass veralberter Sexismus an sich immer noch Sexismus sei.
Women as Background Decoration Part 1
In diesem Video geht es darum, dass sexualisierte Frauen oftmals als Gamedeko eingesetzt werden, z.B. darin, dass es in vielen Spielen Prostituierte oder Stripbars gibt. Da ist schon viel wahres dran. Denkt mal nur daran, wieso das Computerhologramm aus Halo heiß aussehen muss. Wie viele Frauenfiguren in Spielen sind aufreizend oder knapp bekleidet, oder entsprechen Playmate-Bildern? Denkt mal drüber nach, wie sehr Männer dagegen sexualisiert werden – kaum. Man darf zwar nicht außer Acht lassen, dass Männer in Spielen oft als perfekt trainierte Superkämpfermodeltypen dargestellt werden, die die meisten Couchpotatoes halt nicht sind. Aber es wirkt selten als würde das gemacht, um weiblichen Spielerinnen zu gefallen. Während viele nackte oder knapp bekleidete Frauen in Spielen definitiv Männern gefallen sollen.
Was dann kommt, dürfte wohl einer der größten Aufreger gewesen sein. Sie zeigt Szenen aus Spielen wie Hitman und Open World Spielen wie GTA, in denen der Held Frauen umbringt. Egal ob er sie umknüppelt, erschießt oder überfährt, Sarkeesian lässt das so aussehen, als wäre das A Ziel dieser Spiele oder B auf Frauen begrenzt. Dass man all diese Sachen auch mit Männern im Spiel machen kann oder in den meisten Spielen bestraft wird, richtet man sich gegen Zivilisten egal welchen Geschlechts, lässt sie unfairerweise außen vor. Natürlich wäre ein Spiel, in dem man auf der Straße ahnungslose Frauen erschlägt und beraubt absolutes Skandalwerk und in Gamerkreisen verpönt. Sicher töten viele Spieler in Open World Spielen sinnlos NPCs, aber dann jeden Geschlechts, aus dem Sandboxprinzip "gucken was passiert" und meist mit dem Wissen, dass das spielerisch was negatives nach sich ziehen wird. Oder dass man halt wie bei GTA einen schwerkriminellen Mörder spielt und keinen Normalbürger mit weißer Weste. Das an sich ist sicher fraglich und hat Platz für Diskussion, hat aber imho nichts speziell mit Sexismus zu tun.
Women as Background Decoration Part 2
Im zweiten Video zeigt sie noch mehr Beispiele von NPC Situationen, in denen Frauen Gewalt angetan wird und das macht definitiv nachdenklich. Andersherum gibt es das fast gar nicht, und dass es in so vielen Spielen vorkommt ist auffällig und extrem fragwürdig.
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Ich denke, die teils falsche Wiedergabe von Fakten untergräbt leider, was Sarkeesian generell wichtiges richtig ankreidet. Dass Frauen in Games zu Sex- / Fetischobjekten degradiert werden, dass ihre Attraktivität Deko ist, Frauenpersönlichkeiten zu kurz kommen und Gewalt gegen Frauen teilweise zu sehr trivialisiert wird. Sie hätte auch noch mehr darauf eingehen müssen, wie Männer und Frauen dargestellt werden. In wie vielen Rollenspielen ist es so, dass der Held ein coole Ganzkörperrüstung hat, die Heldin aber knappen Fummel trägt der nie und nimmer kampftauglich wäre? Oder Thema Lara Croft. Wieso musste Lara in den meisten Spielen riesige Brüste haben? Im neuen ist das ja nicht mehr so, aber da gabs im Gametrailer eine Szene, in der ein Gangster Lara mit Vergewaltigung droht. Wieso wird einem Kratos das nie angedroht?
Wirds nicht Zeit, dass Seximus in Videogames wirklich als Problem erkannt und behandelt wird? Früher mag Gaming eine in erster Linie Männerdomäne ohne weibliches Zielpublikum gewesen sein, aber mittlerweile ist die Quote spielender Frauen mehr als hoch genug.
Was mich erschreckt, sind die vielen feindlichen, aggressiven Reaktionen auf sie. Sich darüber pikieren, dass manche Darstellungen nicht stimmen oder die Wahrheiten verzerren oder man schlichtweg anderer Meinung ist, ist eine Sache. Aber mit Zorn, Trotz und Gewaltandrohung reagieren? Das ist zutiefst beunruhigend und geht über lapidare Gegner-Beschimpfungen in Onlinegames hinaus.
Sarkeesian tauchte jetzt in diversen größeren Gamingportalen als Thema auf, da sie aufgrund ihrer Videos auf extreme Widerstände gestoßen ist. Nicht nur, dass sich sogar Männergemeinschaften gegen sie entwickelt haben, Sarkeesian bekam Vergewaltigungs- und Morddrohungen und ein Verrückter entwickelte sogar ein Browserspiel, in dem man sie blutig schlagen kann.
Vorab: ich denke, dass sie mit ihren Beispielen und Verallgemeinerungen teilweise falsch liegt, aber dennoch spricht sie vieles wichtige an, was Gamer mal nachdenken lassen sollte. Ich denke auch, dass man sich darüber gut unterhalten kann.
Ihre Videos sind alle auf Englisch aber mit dt. Untertitel:
Damsel in Distress Part 1
In diesem ersten spricht sie darüber, dass Frauen meistens als hilfloses Entführungsopfer präsentiert wird, das männliche Helden dann retten müssen, beispielsweise Mario und Link, die andauernd Peach und Zelda befreien.
Ich denke, dass es gar nicht mal so problematisch ist, da es für viele Männer halt eine positive Fantasie ist, einer Frau in Not helfen zu können und dass sicher schon viel geholfen wäre, gäbe es mehr Spiele, in denen Frauen Männer oder ihre Kinder retten können, oder überhaupt aktiver sind. Problematisch ist hier aber, dass Frauen als gewinnbarer Preis präsentiert werden und die sich oft leicht sexuell erkenntlich zeigen, sprich durch Küsse etwa. Das kann man überinterpretieren, man kann es aber auch so deuten, dass die passive Frau dem Held aus Dankbarkeit körperlich entgegen kommt. Das Mann quasi darauf geschult wird, hilfst du, steht dir der Kontakt zu - ob sie den Helden nun mag oder nicht. Befreit ein Mann einen anderen, küsst der ihn schließlich nicht.
Damsel in Distress Part 2
Im zweiten spricht sie davon, dass Frauen in Stories oft nur getötet oder entführt werden, damit der Held einen Grund zum Bösewicht jagen bekommt, oder Frauen einfach nur zur Dramatik einer Geschichte sterben. Hier kann man sie schnell falsch verstehen, denn erst zum Ende sagt sie konkret dass sie nichts gegen dramatische Gewalt gegen Frauen in Spielen hat, zumal das Bestandteil zahlloser Geschichten ist, aber es falsch ist wie es in Spielen oft dargestellt wird. Frauen als Wegwerfschrott, als zerstörter Besitz des Helden, und durchaus fragwürdig sind Spiele, in denen sterbensnahe oder mutierte Opferfrauen darum betteln, erschossen zu werden.
Damsel in Distress Part 3
Im dritten Video das nochmal vertieft und darauf eingegangen, dass veralberter Sexismus an sich immer noch Sexismus sei.
Women as Background Decoration Part 1
In diesem Video geht es darum, dass sexualisierte Frauen oftmals als Gamedeko eingesetzt werden, z.B. darin, dass es in vielen Spielen Prostituierte oder Stripbars gibt. Da ist schon viel wahres dran. Denkt mal nur daran, wieso das Computerhologramm aus Halo heiß aussehen muss. Wie viele Frauenfiguren in Spielen sind aufreizend oder knapp bekleidet, oder entsprechen Playmate-Bildern? Denkt mal drüber nach, wie sehr Männer dagegen sexualisiert werden – kaum. Man darf zwar nicht außer Acht lassen, dass Männer in Spielen oft als perfekt trainierte Superkämpfermodeltypen dargestellt werden, die die meisten Couchpotatoes halt nicht sind. Aber es wirkt selten als würde das gemacht, um weiblichen Spielerinnen zu gefallen. Während viele nackte oder knapp bekleidete Frauen in Spielen definitiv Männern gefallen sollen.
Was dann kommt, dürfte wohl einer der größten Aufreger gewesen sein. Sie zeigt Szenen aus Spielen wie Hitman und Open World Spielen wie GTA, in denen der Held Frauen umbringt. Egal ob er sie umknüppelt, erschießt oder überfährt, Sarkeesian lässt das so aussehen, als wäre das A Ziel dieser Spiele oder B auf Frauen begrenzt. Dass man all diese Sachen auch mit Männern im Spiel machen kann oder in den meisten Spielen bestraft wird, richtet man sich gegen Zivilisten egal welchen Geschlechts, lässt sie unfairerweise außen vor. Natürlich wäre ein Spiel, in dem man auf der Straße ahnungslose Frauen erschlägt und beraubt absolutes Skandalwerk und in Gamerkreisen verpönt. Sicher töten viele Spieler in Open World Spielen sinnlos NPCs, aber dann jeden Geschlechts, aus dem Sandboxprinzip "gucken was passiert" und meist mit dem Wissen, dass das spielerisch was negatives nach sich ziehen wird. Oder dass man halt wie bei GTA einen schwerkriminellen Mörder spielt und keinen Normalbürger mit weißer Weste. Das an sich ist sicher fraglich und hat Platz für Diskussion, hat aber imho nichts speziell mit Sexismus zu tun.
Women as Background Decoration Part 2
Im zweiten Video zeigt sie noch mehr Beispiele von NPC Situationen, in denen Frauen Gewalt angetan wird und das macht definitiv nachdenklich. Andersherum gibt es das fast gar nicht, und dass es in so vielen Spielen vorkommt ist auffällig und extrem fragwürdig.
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Ich denke, die teils falsche Wiedergabe von Fakten untergräbt leider, was Sarkeesian generell wichtiges richtig ankreidet. Dass Frauen in Games zu Sex- / Fetischobjekten degradiert werden, dass ihre Attraktivität Deko ist, Frauenpersönlichkeiten zu kurz kommen und Gewalt gegen Frauen teilweise zu sehr trivialisiert wird. Sie hätte auch noch mehr darauf eingehen müssen, wie Männer und Frauen dargestellt werden. In wie vielen Rollenspielen ist es so, dass der Held ein coole Ganzkörperrüstung hat, die Heldin aber knappen Fummel trägt der nie und nimmer kampftauglich wäre? Oder Thema Lara Croft. Wieso musste Lara in den meisten Spielen riesige Brüste haben? Im neuen ist das ja nicht mehr so, aber da gabs im Gametrailer eine Szene, in der ein Gangster Lara mit Vergewaltigung droht. Wieso wird einem Kratos das nie angedroht?
Wirds nicht Zeit, dass Seximus in Videogames wirklich als Problem erkannt und behandelt wird? Früher mag Gaming eine in erster Linie Männerdomäne ohne weibliches Zielpublikum gewesen sein, aber mittlerweile ist die Quote spielender Frauen mehr als hoch genug.
Was mich erschreckt, sind die vielen feindlichen, aggressiven Reaktionen auf sie. Sich darüber pikieren, dass manche Darstellungen nicht stimmen oder die Wahrheiten verzerren oder man schlichtweg anderer Meinung ist, ist eine Sache. Aber mit Zorn, Trotz und Gewaltandrohung reagieren? Das ist zutiefst beunruhigend und geht über lapidare Gegner-Beschimpfungen in Onlinegames hinaus.