@Clive
Na ja, ich weiß nicht, ob da nicht wieder einem Film hinterhergetrauert wurde, den es halt nicht gab. Wollen wir uns nicht auf das konzentrieren, was der Film tatsächlich leistet und überhaupt leisten wollte?
Man kann über den Sinn und Unsinn von Biopics streiten. Es gibt eigentlich kaum einen biographischen Film, der sich keine Freiheiten herausnimmt, der nicht irgendwie inszeniert und dramatisiert, denn - jetzt kommt der Knüller - das macht einen Film halt aus. Dieser Film basiert u.a. auf Scott Thorsons Autobiographie, was den Fokus auf Matt Damons Charakter erklärt. Der tatsächliche Film löst sich davon doch noch relativ gut. Allein der Originaltitel aber gibt doch schon die Richtung vor. Was geschah hinter dem Kandelaber? Die Wahrheit hinter Liberace? Und Wahrheit ist natürlich als "Wahrheit" zu lesen, denn es ist nunmal ein Film. Wenn du hier schon so kritisch bist, hoffe ich, dass du bei Filmen wie "Walk the Line" und "Ray" fuchsteufelswild und extrem empört warst, denn die sind doch noch viel, viel schlimmer, haben nicht mal im Ansatz einen so klug und passend gewählten Kern, wie dieser Film.
Denn viel privater und intimer kann ein Blick hinter die Kulissen eines Stars ja nicht sein. Und indem wir hauptsächlich Scott folgen, nehmen wir zumeist seine Perspektive ein, blicken mit ihm hinter die Kulissen und ins Schlafzimmer (und den Pool) von Liberace. Der Film wollte keine Entertainer-Biographie sein, sondern diese ziemlich turbulente und vielschichtige Beziehung zweier grundverschiedener und doch irgendwie seelenverwandter Männer zeigen. Und der Film ist halt nicht so super offensichtlich, schreit seine Themen und Ideen nicht immer frei heraus. Gerade die Frage, welche Motivation beide hinter der Beziehung haben, ob Liberace Scott nur als Trophäe wollte, ob er sich bewusst ist, dass er in unregelmäßigen Abständen da irgendwelche jungen Männer "verbraucht", ehe es ihm langweilig wird. Das ist doch enorm spannend und das steht eben ganz bewusst eher im Zentrum als Liberaces Karriere. Und was du anführst, dass du gerne gesehen hättest, wie Liberace die Gerüchte seiner Homosexualität bekämpft... Das sehen wir doch! Auch das wird nicht einfach simpel ausgesprochen, aber wir sehen doch, wie er sich mit Scott zurückzieht, wie dieser sich regelmäßig beschwert, sie würden keine anderen Leute sehen, wie beide quasi als Eremiten in einer überkandidelten Kunstwelt leben. Die gesamte Idee mit der Adoption dreht sich doch nicht zuletzt darum und bei den Gerichtsverhandlungen am Ende erfahren wir ebenfalls, dass Liberaces Anwälte da mit juristischer Macht und mit viel Geld gegen Zeitungen u.ä. vorgehen.
Bei dem hier, weiß ich nicht genau, was du sagen willst...
Clive77 schrieb:
Man konzentriert sich hauptsächlich auf die "Affäre" und täuscht damit einen hohen Standard vor
Und können wir so was nicht lassen?
Ich halte es immer für fragwürdig, wenn man sich eine solche Geschichte zunutze macht, um sich preistechnisch zu etablieren.
Woher wollen wir wissen, ob der Film nur für Filmpreise gemacht wurde? Es wäre nicht so unmöglich für Soderbergh gewesen, den Film fürs Kino zu produzieren, wäre das eine preistechnisch so sichere Sache.