Bericht n° MS56 "Champ de Perruche"
- Fortsetzung -
Erste Berichte über die "Wandelnden Toten" erreichten die Hauptstadt bereits an Tag 1 der Geschehnisse rund um Champ de Perruche (vgl. Anhang A). Wie Befragungen ergaben, wurden diese zunächst nicht weiter ernst genommen. Inwieweit dieses Zögern seitens der offiziellen Stellen die Ereignisse in CdP begünstigte, ist aktuell Gegenstand weiterer Untersuchungen. Die einzigen Notizen in den Akten galten bis zu diesem Zeitpunkt noch immer dem Verschwinden des Umweltinspekteurs Jay.
Derweil gingen die Geschehnisse in CdP ihren Gang. Soweit momentan nachvollzogen werden kann, reagierten die Einwohner zunächst sehr zögerlich auf die neue Situation. Offenbar waren am Ende des Tages 1 neben Paddywise noch keine weiteren Tode eindeutig identifiziert.
Gemäß eines veralteten, in manchen Bergregionen im Süden Frankreich aber noch gültigen Gesetzes steht es den Bürgern der Stadt an jedem Abend zu, einen der ihren bei berechtigten Verdächtigungen zu lynchen*. Am Abend des 20. Oktober 2014 fand eine solche Hinrichtung jedoch nicht statt. Laut einer anonymen Quelle aus CdP "vielleicht einer der größten Fehler, die diese Stadt jemals begangen hat". Andere Stimmen sprechen von einer völlig vernünftigen Zurückhaltung in Anbetracht der zum damaligen Zeitpunkt besonnenen Stimmung. Die Wahrheit liegt vermutlich irgendwo dazwischen.
*Auch dieses Gesetz wird momentan von den zuständigen Stellen ob seiner Rechtfertigung untersucht. Mit einem endgültigen Entschluss diesbezüglich ist allerdings nicht vor zu 2020 rechnen.
Woodstock schrieb:Ja, die Notwendigkeit ist mir gerade auch nicht ganz klar. Es ist niemand tot. Ganz im Gegenteil.
Bericht n° MS56 "Champ de Perruche"
Anhang B: Augenzeugenbericht HurriMcDurr (62)
"Es war am Montag, irgendwann nach 23 Uhr. Ich machte meinen abendlichen Spaziergang durch den Park. Ich dachte mir nichts Böses, als ich auf einmal einen Mann vor einer der Parkbänke liegen sah. Neben ihm hockte ein weiterer Mann, und der war nackt. 'Oooookay', dachte ich mir und war schon dabei, einen großen Bogen um die zwei zu machen. Aber dann schaute ich genauer hin. Der Mann auf dem Boden, das war Presko, und ich sah, dass sich ein großer Blutfleck unter seinem Kopf gesammelt hatte. Der Nackte neben ihm - ich weiß nicht, wer das war - hielt den Kopf des Blutenden und schaute, als er mich sah, ratlos und panisch zu mir hinüber. 'Hilft ja nichts', dachte ich mir und eilte zur Hilfe. Presko hatte eine schlimme Wunde am Hinterkopf. Ich dachte mir damals, dass er vermutlich wieder zu viel getrunken hatte und mit dem Kopf gegen die Parkbank geknallt war. Über den Nackten konnte ich mir keinen Reim machen. Wie dem auch sei, ich holte Hilfe und beobachtete dann, wie Presko zu unserem Doktor gebracht wurde. Für mich war die Geschichte an dieser Stelle zu Ende. Ich hatte einfach keine Zeit, um mich mit diesem ganzen Chaos zu beschäftigen. Lieber gucke ich daheim aus dem Fenster und beobachte."