Mad Max 4: Fury Road ~ Tom Hardy [Kritik]

McKenzie

Unchained
Der Shot war auf jeden Fall unnötig (weil reines 3D-Gimmik), aber selbst bei dem waren viele Elemente (ja auch die Gitarre und das Lenkrad, konnte es selbst kaum glauben) real gefilmt und dann per Compositing zusammengesetzt. Die Gitarre haben sie an nem Gummiband gen SloMo-Kamera geschnalzt, und das Lenkrad drehte sich auf einer Vorrichtung wo man mit der Kamera entgegenfuhr. :smile:
 

00Doppelnull

Statussymbol.
McKenzie schrieb:
Der Shot war auf jeden Fall unnötig (weil reines 3D-Gimmik), aber selbst bei dem waren viele Elemente (ja auch die Gitarre und das Lenkrad, konnte es selbst kaum glauben) real gefilmt und dann per Compositing zusammengesetzt. Die Gitarre haben sie an nem Gummiband gen SloMo-Kamera geschnalzt, und das Lenkrad drehte sich auf einer Vorrichtung wo man mit der Kamera entgegenfuhr. :smile:

Das macht das ganze ja noch viel schlimmer. Die haben das von Hand gedreht und dann lässt man es trotzdem aussehen wie aus einem schlechten Videospiel? Scheisse, was für eine verschwendete Arbeit, wer kommt denn auf solche ideen?
 

Shins

Well-Known Member
Der Shot war ziemlich geil und der alleine ist schon Grund genug, mir die 3D-BD zu holen :biggrin:
 

Shins

Well-Known Member
Ich mag solche Spielereien, gerade wenn sie nur ganz selten eingesetzt werden. Dann darf das auch gerne extrem sein. Zumal es hier die extrem überzogene Darstellung
des Todes
einer Figur war, die während des gesamten Filmes extrem überzogen war. Passte also.
 

Joel.Barish

dank AF
Manchmal, wenn ich mir Reaktionen oder Kommentare von Filmeguckern aus aller Welt im Netz durchlese, da frage ich mich, ob wir alle durch die Konfrontation mit vielen mittelmäßigen Unterhaltungsfilmen über einen zu großen Zeitraum irgendwie verlernt haben Filme zu gucken. Oder wir haben einfach verlernt vernünftig zu reden, weil z.B. heute niemand mehr mit Superlativen umgehen kann und sich in 9 von 10 Fällen gezwungen sieht, diese herabzustufen, weil seine/ihre eigene Reaktion auf den vermeintlichen Superlativ keine göttliche Offenbarung war. Ich weiß allerdings nicht, ob es nur an dieser Tendenz liegt, dass ich es lächerlicher finde, nicht zu erkennen, dass George Miller der absoluten Blockbuster Mehrheit der letzten zehn Jahre überlegen ist, als ihn mit großen Begriffen wie "radikaler Bilderstürmer" auszustatten.

Genauso verhält es sich mit Themen bzw. vermeintlichem Anspruch. Sehen wir ja immer wieder, wenn wir in der Vergangenheit bei Blockbuster X nach einer etwas besseren Handlung/Figuren gelechzt haben und von Fans des Films zu hören bekamen, dass man doch keinen Oscaranspruch erwarten dürfte. Natürlich nicht. Aber es gibt doch noch was dazwischen. Und so verhält es sich auch mit den Gender Untertönen in MM:FR. Natürlich liegt darin nicht der absolute Kernpunkt des Films, natürlich kann Fury Road nicht so sehr in die Tiefe gehen, wie ein reinrassiges Drama, welches sich so einem Thema widmet. Aber man darf schon erkennen, was FR hier eigentlich leistet. Furiosas Plan ist nicht einfach nur Hintergrund und dieser ach so vagen "Ist-Welt", in der Immortan Joe herrscht, fehlt es vielleicht an klaren Ursprungstheorien, doch die sind doch irrelevant. Dystopie Klassiker in Literatur oder Film verplempern ihre Zeit doch auch nur sehr selten bzw. kurz damit, wie "diktatorisches System X" oder "Kontrollstaat Y" zustande kam. Es klingt immer toll zu sagen Science-Fiction erschaffe Welten, doch genau so häufig arbeitet Sci-Fi einfach mit erschaffenen Welten und lässt Figuren in dieser Welt frei. Der mehrfach wiederholte Satz "Wir sind keine Dinge" ist kein Zufall, keine Nebensächlichkeit, sondern etwas was auf Bild- und Textebene behandelt wird. Die ganze Beziehung zwischen Furiosa und Max unterliegt damit auch (!) diesem Gesichtspunkt. Warum die zu befreienden Frauen alle "Models" sind, wurde ja schon erklärt, aber wirklich, das ist doch nicht mal schwierig zu sehen. Zunächst mal macht es für Joe Sinn bzw. passt zu seiner Figur, dass er sich die wenigen "makellosen" "Brüter" herauspickt. Und gleichzeitig konfrontiert uns der Film doch auch damit. Wenn Max zum ersten Mal auf die Frauen trifft, wenn diese sich waschen, sind wir an der Seite von Max und nehmen das ganz bewusst als erotische Szene wahr. Nicht, weil Miller inkonsequent ist, sondern weil Miller super konsequent und super clever ist. Max, so wenig er auch sagen mag und so sehr er ein Mysterium bleiben will, tappt in dieselbe Falle und nimmt die Frauen im Laufe der Handlung eben wirklich als Individuen wahr, als mehr als nur "Dinge", mehr als Opfer, mehr als zu rettende Damseln. Und dass sie ja sehr wohl auch fähig sind, sich ein wenig selbst zu behelfen, wurde hier ja auch schon ein, zwei Mal angesprochen.

Wie gesagt, Millers Charakterisierung und Figurenzeichnung ist gleichermaßen subtil und megamäßig plump, aber nicht im negativen Sinne. Er ist effektiv, weil er ein Minimum an Dialogen verwendet, weil er wenige bis keine Flashbacks nutzt, nicht über Ursprünge (schon wieder :wink:) reden lässt, sondern fertige und glaubwürdige Figuren entwirft, die genug an Äußerlichkeiten oder nach außen dringendem Unterbewusstsein/Persönlichkeit haben, um wirklich dreidimensionale Figuren zu werden. Das ist ungewohnt, aber keineswegs einfach. Im Gegenteil.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Bei mir kam der eben nicht so an.
Hab ja auch mehrmals betont, dass ich das bedauere, aber jetzt irgendwie zu versuchen und zu behaupten (!), dass Miller zweifellos allen überlegen sei, hilft da auch nicht weiter. :wink:
 

Joel.Barish

dank AF
Aber du hast hier behauptet er sei es nicht, ohne groß zu erläutern, was er deiner Meinung nach falsch bzw. "nicht so gut" macht. Ich habe versucht dir aufzuzeigen, wo und wie Millers plump-effektive Art funktioniert bzw. funktionieren soll. Das geklammerte Ausrufungszeichen kannst du dir sparen. Das ist ein wenig frech, weil hier im Thread (und der Kritik) ja doch ein paar Worte von mir zu finden sind, die meine Behauptung unterstützen. Dadurch wird meine Behauptung nicht zu einem unumstößlichen Fakt, aber es ist eben ein Argument, eine Sichtweise. Aber im "Agree to disagree" Zeitalter, wo jeder sein Recht auf eine eigene und freie und individuelle Meinung erhalten will, scheint auch so was nicht mehr zu funktionieren. Alles ist entweder Fakt oder "just, like, your opinion, man", ohne Platz für Argumente und Eindrücke dazwischen. Aber auch das ist okay.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
dass ich es lächerlicher finde, nicht zu erkennen, dass George Miller der absoluten Blockbuster Mehrheit der letzten zehn Jahre überlegen ist

Das war die Behauptung, die micht zu dem "(!)" brachte. Ansonsten spricht ja nichts gegen andere Meinungen.
 

Woodstock

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TheRealNeo schrieb:
Haha. :ugly:
Ne ich meinte damit, dass es eben immernoch genügend CGI-Einsatz gab und es jetzt nicht revolutionär wenig war, wie es andernorts teilweise dargestellt wird. Zeigt ja auch der paar Beiträge vor mir verlinkte Bericht zu den CGI. Ist ja alles ganz nett gelöst und nicht immer gleich beim ersten Sehen zu enttarnen, aber prinzipiell nicht wirklich anders, als es sonst gemacht wird.
Natürlich gab es CGI Effekte. Die Massenszenen sind nun mal billiger mit CGI. Sowas ist auch nicht das Problem aber es gibt Filme, da hätte man die meisten Autos animiert oder alles vor Greenscreen gedreht. Hier nicht.

TheRealNeo schrieb:
Ich finde schon, dass man das trotz allem noch erwarten kann, da alle bisherigen Filme auf eine Art für sich stehen konnten und gerade die ersten beiden Teile um etwas Einordnung bemüht sind. Hier ist ja immernoch die Frage offen, wann der zeitlich situiert werden kann.
Gegenfrage: Warum muss man den Film zeitlich situieren? Die Zeitrechnung ist in diesem Film in keiner Weise relevant. Es gibt keinen Fortschritt mehr. Die Zivilisation ist am Ende. Alles woran wir eine Ära bemessen oder rechnen ist vergangen. Die Menschen reden davon wie es früher war. Ihre Körper leben im Jetzt, ihre Träume in der Vergangenheit. Das sah man schon in den vorherigen Teilen. Erst am Ende, spricht man von Hoffnung. Von einer möglichen Zukunft oder darüber, ob es überall so ist aber auch nicht für alle, nur für eine Hand voll Menschen.
TheRealNeo schrieb:
Wie oben geschrieben, war der CGI-Einsatz bzw. Verzicht für mich keine auffallende Ausnahmeerscheinung und eben die Inszenierung der Action an sich auch nicht besonders.
Und exakt darum geht es! Es ist nichts besonderes! Es soll nichts besonderes sein! Trotzdem sind die Meisten absolut begeistert und viele halten es für revolutionär. Wie gesagt, er erfindet es nicht neu aber Miller, ein Mann der alten Schule, zeigt uns das die alte Schule, keineswegs an ihrem Glanz verloren hat. CGI muss unterstützend wirken, darf aber nicht alles ersetzen. Filme mit gewaltiger Action, tollen Effekten usw. erzeugt bei vielen nur noch ein müdes Lächeln. Richtige Explosionen und tatsächliche Stunts, bringen die Kritiker und Zuschauer plötzlich zum Durchdrehen. Zudem bietet er glaubwürdige und tolle Charakter die alles aufbringen was sie müssen. Miller zeigt uns was die Kinogänger wollen und was das moderne Kino einfach verloren hat.
TheRealNeo schrieb:
Darf er wann er will von mir aus, aber es zeigt eben keine Wirkung, wenn uns die unbekannten Figuren, die der Sturm da mit sich reißt völlig egal sind. Hat das bei dir in dem Moment irgendwas bewegt?
Es geht um die Gewalt in der Szene. Um den Point of no Return und die Kaltblütigkeit von Furiosa. Sie ist gewillt alles zu tun was notwendig ist. Und Max war ebenfalls in Gefahr. Er hat einen solchen Sturm wahrscheinlich noch nie gesehen und ist hinten an einem Fahrzeug festgekettet, dessen Fahrer sich selbst in eine lebende Bombe verwandelt. Schon recht dramatisch oder? In dieser Welt ist alles Gewalt. Die Natur, wie auch die Menschen. Das daramtische Theme ist zusätzlich noch der Machtlosigkeit der Figuren gewidmet.
TheRealNeo schrieb:
Ja klar, aber zeigt auch wie einfach das Medium Film mit Frauen und derem Bild umgeht.
Und genau das war die Botschaft von dem Ganzen. "Wir sind keine Sachen!" ist nicht nur an Immortan Joe(l) gerichet sondern gilt auch der Darstellung der Frauen in den Medien. Darum Models, welche durchaus auf ihre Art heroisch sind.
TheRealNeo schrieb:
Ja, weil er nicht der "Held" der Geschichte ist, ist er keine Hauptfigur und ihn interessieren am Ende sehr wohl Ausgang der Geschichte usw.. Er bekommt da einen pseudo-Hintergrund, der nie wirklich eine Rolle spielt und ist mehr die ganze Zeit ein Zugeber, ohne seine Stärken groß ausspielen zu können,
Seine Stärke ist es doch gerade, dass es ihm scheiss egal ist, ob er die Hauptfigur in seiner eigenen Story ist. Er sagt es am Anfang. Er ist nur motiviert zu überleben und er wird alles dafür tun. Wenn jemand anderes wie Furiosa die meiste Arbeit erledigt, ist ihm das auch recht. Wozu muss er das machen? Er ist elementar für die Handlung, rettet die Leute überall und ihr Ziel ist ihr Sieg. Seiner wie der von allen anderen. Trotzdem wäre es ohne ihn nicht möglich gewesen. Mad Max: Fury Road ist genial, da er ein Actionfilm der alten Schule, im Gewand der Neuzeit ist und gleichzeitig mit allen etablierten Konventionen der aktuellen Medien bricht. Max ist ein Teamworkheld ohne Männlichkeit einzubüßen und Frauen sind keine bloßen Objekte, ohne ihre Weiblichkeit zu verlieren.

TheRealNeo schrieb:
Das war die Behauptung, die micht zu dem "(!)" brachte. Ansonsten spricht ja nichts gegen andere Meinungen.
Dann ziehen wir das Argument mal anders auf. Welcher Blockbuster der letzen Jahre war besser? Welcher hat all das Genannte besser hinbekommen?
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
So gut ich MM: FR auch fand...
Woodstock schrieb:
TheRealNeo schrieb:
Darf er wann er will von mir aus, aber es zeigt eben keine Wirkung, wenn uns die unbekannten Figuren, die der Sturm da mit sich reißt völlig egal sind. Hat das bei dir in dem Moment irgendwas bewegt?
Es geht um die Gewalt in der Szene. Um den Point of no Return und die Kaltblütigkeit von Furiosa. Sie ist gewillt alles zu tun was notwendig ist. Und Max war ebenfalls in Gefahr. Er hat einen solchen Sturm wahrscheinlich noch nie gesehen und ist hinten an einem Fahrzeug festgekettet, dessen Fahrer sich selbst in eine lebende Bombe verwandelt. Schon recht dramatisch oder? In dieser Welt ist alles Gewalt. Die Natur, wie auch die Menschen. Das daramtische Theme ist zusätzlich noch der Machtlosigkeit der Figuren gewidmet.
Die Szene hat bei mir auch nicht mehr als ein Augenbrauenhochziehen bewirkt. Die Gedanken dabei waren etwa so:
"Toll....da wird ein Wagen vom Sturm in die Luft gehoben und dann gibt's ein paar schön leuchtende Explosionen. Und weiter?"
 

Shins

Well-Known Member
Gestern noch einmal drin gewesen. Nach wie vor: So gut! Zitat eines Freundes, der den zum ersten Mal gesehen hat: "Verdammt! Das ist der geilste Film aller Zeiten und ich bete ihn jetzt als Gott an" :ugly:
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Jetzt drin gewesen. Hm. Tut mir leid, ich kann diese euphorischen Reaktionen nicht nachvollziehen, ohne den Film schlecht zu finden. Es ist nicht so, dass ich schlecht unterhalten worden bin. Es ist nicht so, dass ich nicht die positiven Aspekte sehe. Aber diese reichen für mich nicht aus, um "Mad Max" in diese Superlativ-Kategorie einzuordnen.

Ja, es gab exzellente Action-Szenen, extrem wuchtig gefilmt, hervorragend choreographiert und erkennbar und erfreulich überwiegend auf die gute alte Art und Weise umgesetzt. Doch da geht es für mich schon los: Wenn ich eben den Ansatz verfolge, die Action bewusst "altmodisch" anzugehen, kann ich mir die CGI-Gimmicks auch gleich sparen. Wozu den ganzen Aufwand, den ganzen Schweiß, die Probleme, die solche Stunts mit sich bringen, wenn ich mir auf der anderen Seite dann doch wieder untreu werde?

Ja, das Production Design ist überragend und wirklich kreativ. MIt das Beste, was mir je unter die Augen gekommen ist. Aber bei aller Liebe: Es ist ja nicht so, dass die ein Budget von fünf Millionen Dollar gehabt hätten. Da kann ich durchaus schon Extraklasse erwarten. Doch das soll das Design und die Kreativität nicht schmälern.

Ja, Theron ist wirklich klasse - Asche auf mein Haupt, das hätte ich ihr nicht zugetraut. Hardy sehe ich ohnehin gerne, auch wenn er hier einen sicherlich etwas undankbaren Job hatte. Aber jemand mit weniger Charisma wäre hier völlig untergegangen.

Aber das war es dann auch. "Mad Max" ist für mich nicht mehr und nicht weniger als eine knapp zweistündige Verfolgungsjagd mit überwiegend tollen Actionszenen, einem exzellenten Design und zwei guten Hauptdarstellern. Mehr sehe ich da nicht. Und dabei geht es mir auch gar nicht um die eigentliche Handlung: Die ist im Kern plump und altbekannt, auch wenn durch die Einbindung der zu rettenden Brüter eine weitere Komponente hinzukommt. Aber auch die alten Filme - die ich bis auf Teil 2 ebenfalls recht "lala" finde - boten wenig mehr, von daher ist das nur bedingt relevant.
Was mich vielmehr stört ist die weitestgehende Abstinenz jeglicher Dramaturgie und ein äußerst holpriger Spannungsbogen. Das kann man nun in Zeiten von "Marvel"-Blockbustern mit einem nahezu identischen Aufbau natürlich revolutionär und ganz außergewöhnlich finden und in diverse Aspekte alles mögliche hinein interpretieren und von einem bewussten Stil-Bruch sprechen. Kann man, muss man aber nicht.

Man kann genau so gut von einem schwachen Drehbuch sprechen, oder Miller den Vorwurf machen, dass er nur wenig Interesse an Dramaturgie und Spannungsbogen hatte, sich komplett auf das Design, einige verrückte Einfälle und die Action verließ. Kann man, muss man aber nicht.So weit will ich nicht gehen, denn dafür widmet er insbesondere Theron zu viel Aufmerksamkeit. Ich sehe da weder das eine, noch das andere Extrem, aber das ädert nichts daran, dass ich "Fury Road" im allgemeinen Feedback für stark überbewertet halte.

Nach "American Sniper" war das erst mein 2. Kinobesuch dieses Jahr und in beiden Fällen kam ich mit einem "hm" aus dem Kino, wobei das "hm" in diesem Fall allerdings hauptsächlich darauf beruht, dass ich mir das so überwältigende Feedback nicht erklären kann.

6,5/10
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
@Neo
Technisch gesehen ist nichts an Fury Road revolutionär, das stimmt. Auch kreativ gesehen gibt es keinen Terminator 2 oder Matrix Wow-Moment, den man so noch nie zuvor gesehen hatte. Die Action ist allerdings außerordentlich kompetent inszeniert, und auf dem Budget-Niveau ist das heutzutage leider eine Seltenheit. Die meisten Blockbuster-Regisseure scheuen längere Actionszenen, weil sie unglaublich viel Mühe bedeuten. Die meisten scheuen Außendrehs, weil die es weiter verkomplizieren, und man mag keine Stunts, weil es etliche Probleme mit sich bringt welche zu haben. Miller ist sogar noch weiter gegangen und hat das Ding wirklich in der Wüste gedreht. Das mag man unwichtig nennen können, aber Jaws und Waterworld gewannen auch dadurch, tatsächlich auf dem Meer gedreht worden zu sein. Das hätte man auch gänzlich mit Greenscreen, Miniaturen oder Stop Motion machen können.

Die meisten hier langweilt es zum Teil, dass die meisten Showdowns mittlerweile aus dem Rechner kommen. Auch wenns gut gemacht ist und generell unterhält, unterliegt dem ganzen immer das Gefühl der Enttäuschung, dass mans auch besser machen kann (Hand aufs Herz alle: das Avengers 2 Finale ist mit etwas Abstand doch ein wenig enttäuschend gewesen, auch wenn wir alle beteiligten Figuren immens mögen). Das mag nicht das wichtigste Element sein, aber ist denke ich einer der Hauptgründe, wieso der Film solch eine positive Resonanz bekommt. Weil viele das Gefühl haben, dass sich der Macher mal wirklich richtig richtig viel Mühe gegeben hat. Jetzt magst du argumentieren können, dass eine dichte Dramaturgie günstiger und wirkungsvoller sein kann, womit du per se sogar Recht hättest, aber das ist halt nicht die richtige Herangehensweise für einen solchen Film, der so wirken soll.

Das ist kein Film wie Duell, bei dem man bis zum Ende ernsten Thrill und Ahnungslosigkeit verspüren soll, wie das wohl ausgehen mag und wer wohl überlebt. Jedoch gibt es ja auch noch Zwischenstufen zwischen völlig belangloser Knallerei und Gänsehauthochspannung.

Dramaturgie, Regie und Drehbuch boten meiner Meinung nach trotz weniger Dialoge eine Menge, aber das wurde scho genannt und der Post ist so schon lang genug.

@Doppel
Der gute Chekhov. Schöne Idee mit der Ressourcenverwertung. Yep, es ist ungemein schwierig, ein Sixpack Script zu schreiben. Eins, in dem jedes Element eine wichtige Rolle spielt und verwertet oder verbunden wird oder guten Background liefert, ohne dass irgendwas gestellt wirkt und so inszeniert, das alles Sinn ergibt. Gerade die Verwendung der zuvor beiläufig vorgestellten Superwaffe / Schwäche des Bösewichts oder Spezialkenntnis des Helden, die ausgerechnet im Showdown perfekt zum Einsatz kommt, wird doch so oft furchtbar plump inszeniert. Natürlich fällt das umso mehr auf, je öfter man dieses Element eingesetzt sieht. Miller hat das hier doch großartig verwendet, oder was könnte man wirklich streichen (außer deinen 3D Sekunden)?

@Knobel
Die Intention war nicht, einen Film zu drehen, der aussieht wie 1985 gemacht. Ich vermute sogar, dass Miller damals gerne CGI verwendet hätte, hätts das damals in der Qualität gegeben und hätte er mehr Budget gehabt. Muss es für dich denn generell immer (bzw bevorzugt) real aussehende, real mögliche Action nach Art Bourne sein?
Oder gehts jetzt nur um die zwei 3D Shots mit der Gitarre und dem Lenkrad? Bitte, das sind 3 Sekunden in 120 Minuten.

Frage zur Einordnung: welche großbudgetierten, effektlastigen, actionlastigen Filme der letzten Jahre haben dir weitaus mehr gefallen? Ich meine so 8/10 und aufwärts, und keine Filme wie Planet der Affen oder The Dark Knight, die bloß einen kleinen Actionanteil haben. Streichen wir davon sogar mal noch die Filme mit gänzlich realistischen Settings, wie Skyfall und Casino Royale. Ist T2 dann der erstmögliche Kandidat?

Und... überwältigendes Feedback zu American Sniper?
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Ach ja, und ein kleiner Reminder:

auch wenn es hier unterschiedliche Meinungen gibt, versucht keiner, den anderen von seiner richtigen Meinung zu überzeugen. Jede Meinung ist in Ordnung, auch wenn man den Film völlig mistig finden sollte.

Geht ja nur um den interessierten Austausch, wieso man so unterschiedlich empfunden hat.
 

Shins

Well-Known Member
Dr Knobel schrieb:
Ja, es gab exzellente Action-Szenen, extrem wuchtig gefilmt, hervorragend choreographiert und erkennbar und erfreulich überwiegend auf die gute alte Art und Weise umgesetzt. Doch da geht es für mich schon los: Wenn ich eben den Ansatz verfolge, die Action bewusst "altmodisch" anzugehen, kann ich mir die CGI-Gimmicks auch gleich sparen. Wozu den ganzen Aufwand, den ganzen Schweiß, die Probleme, die solche Stunts mit sich bringen, wenn ich mir auf der anderen Seite dann doch wieder untreu werde?
Aber das würde dann ja heißen, dass es nur das eine Extrem, alles handgemacht, und das andere Extrem, alles ausm Rechner, geben würde. "Fury Road" zeigt aber für mich genau den Weg auf, der gegangen werden sollte: Soviel wie möglich mit der Hand machen, aber wo CGI wirklich Sinn macht, sehr gerne CGI verwenden. Das beste aus der alten und der neuen Welt sozusagen :smile:
 

Dr Knobel

Sie nannten ihn Aufsteiger
Original von Jay
Die Intention war nicht, einen Film zu drehen, der aussieht wie 1985 gemacht.

Woran machst du fest, dass ich das erwartete oder vermisste?

Ich vermute sogar, dass Miller damals gerne CGI verwendet hätte, hätts das damals in der Qualität gegeben und hätte er mehr Budget gehabt.

Und? Das ändert nichts an meiner Anmerkung. Einerseits ist es eine reine Vermutung und selbst wenn er das wollte, ändert das ja nichts an meiner Meinung. Ich halte es für falsch.Zudem blendest du auch alles andere aus, was ich sonst noch schrieb.

Muss es für dich denn generell immer (bzw bevorzugt) real aussehende, real mögliche Action nach Art Bourne sein?

Bevorzugt ja, aber nicht zwangsläufig. Es kommt immer darauf an, wie ein Projekt angegangen, was möglich ist, worum es geht und welche Voraussetzungen es gibt.

Oder gehts jetzt nur um die zwei 3D Shots mit der Gitarre und dem Lenkrad? Bitte, das sind 3 Sekunden in 120 Minuten.

Quatsch. Ich habe nicht mit einer Silbe den 3D-Effekt erwähnt. Ich halte ihn für überflüssig, aber nun gut.

Frage zur Einordnung: welche großbudgetierten, effektlastigen, actionlastigen Filme der letzten Jahre haben dir weitaus mehr gefallen? Ich meine so 8/10 und aufwärts, und keine Filme wie Planet der Affen oder The Dark Knight, die bloß einen kleinen Actionanteil haben. Streichen wir davon sogar mal noch die Filme mit gänzlich realistischen Settings, wie Skyfall und Casino Royale. Ist T2 dann der erstmögliche Kandidat?

Damit grenzt du so viel aus, dass ja gar nicht mehr so viel übrig bleibt. Vielleicht verstehe ich dich auch falsch. Du kannst mir gerne eine Auflistung nennen und ich gebe dazu kurz eine Punktebewertung ab. Aus dem Stehgreif fand ich z.B. "Iron Man 1" und "Captain America 2" besser, weiß aber nicht, ob zu dem passen, was du hören willst. Daher: Nenne Beispiele, und ich äußere mich dazu.

Und... überwältigendes Feedback zu American Sniper?

Handwerklich sauber, gut gespielt aber erschreckend mutlos, wenn dir das reicht.

Original von Shins
Aber das würde dann ja heißen, dass es nur das eine Extrem, alles handgemacht, und das andere Extrem, alles ausm Rechner, geben würde. "Fury Road" zeigt aber für mich genau den Weg auf, der gegangen werden sollte: Soviel wie möglich mit der Hand machen, aber wo CGI wirklich Sinn macht, sehr gerne CGI verwenden. Das beste aus der alten und der neuen Welt sozusagen. :smile:

Nein. Es gibt Dinge, die bekomme ich mit reinen Stunts nicht hin. Ich kann Hulk nicht drei Hochhäuser glaubwürdig platt machen lassen, ohne CGI. Das ist nun einmal so. Aber das weiß ich vorher. Gehe ich in "Terminator", werden diverse Actionszenen alleine schon wegen der Maschinen ohne CGI nur begrenzt umsetzbar sein, so dass es nur in Verbindung (!) von echten und CGI-Szenen geht. Und davon ab - wer entscheidet denn, ab wann CGI/grundsätzliche Tricks Sinn machen? John Carpenter erhielt für "Vampire" eine Budget-Auflistung, wo eine Szene mit einem abgetrennten Kopf - der aber trotzdem noch "sprechen" sollte, um die 10.000 Dollar kosten sollte. Er schüttelte den Kopf, ließ ein Loch ausheben steckte einen Schauspieler in das Loch, bis nur noch der Kopf rausschaute, buddelte das Loch wieder zu, machte ein wenig Kunstblut dazu und drehte den Shot. Kostenpunkt: So gut wie nichts. Was ist also wann nötig und wann macht etwas Sinn?

Ich sehe es hier einfach anders, weil CGI auch in den Action-Szenen eingesetzt wurde. Nicht massiv, sondern eher unterstützend. Doch wozu? Die Actionszenen überzeugen hier wegen ihrer Wucht und der sichtbar handgemachten Umsetzung. Ich muss dann nicht noch digital nachhelfen, um es vermeintlich noch spektakulärer zu machen. Das hat dann bei mir einen gegenteiligen Effekt, weil ich es einfach für unnötig halte. Habe ich den Ansatz, und der ist ja offenkundig, es auf die alte Art und Weise anzugehen, dann kann ich mir das sparen. Statt aus den Wagen katapultierte Menschen mit CGI zu "verbessern" nehme ich einfach eine Puppe und fertig. Oder ich lasse es ganz weg. Aber gleichzeitig handgemacht und dann doch wieder CGI beißt sich einfach für mich. Ich fand auch den Sandsturm in dieser Form völlig unnötig und halte es auch stilistisch und visuell gesehen für einen Fehler, weil er eben erkennbar aus dem Rechner kommt und das nicht zum "schmutzigen Rest" passt.

Abschließend noch zu den - ich betone es gerne noch einmal - sehenswerten Actionszenen an sich: Miller hatte hier ein Budget von irgendwas zwischen 150 bis 220 Millionen Dollar zur Verfügung. Das ging natürlich auch für das Setting, die Stars usw drauf. Aber trotzdem dürfte ein Großteil des Budgets auch in die Umsetzung der Actionszenen geflossen sein. Der Film wird ja hauptsächlich dafür gefeiert, dass er eben so grob und rau ist, an echten Locations entstand - ich betone es noch einmal: Dieses Lob ist auch gerechtfertigt.
Schaue ich mir aber mal an, was ein Roel Reine mit einem Budget von sieben Millionen Dollar bei einer DtD-Produktion wie "Death Race 2+3" veranstaltet hat, relativiert sich das ein wenig. Die Sequenzen sind ebenfalls überwiegend altmodisch umgesetzt, wurden ebenfalls überwiegend an echten Locations gedreht. Natürlich sind die nicht so spektakulär, wie auch? Reine hatte nur einen Bruchteil des Budgets, einen Bruchteil der Zeit, einen Bruchteil der Möglichkeiten, ein fast schon aberwitzig kleines Team und musste daher ständig tricksen, in dem er auch viel mit der Handkamera arbeitete. Aber die Actionszenen können sich absolut sehen lassen und sind, insbesondere wenn man die Möglichkeiten berücksichtigt, absolut spitze. Klar: Miller ist es anzurechnen, dass er das bei einer so großen und schwierigen Produktion durchdrückte, aber es gibt sicherlich Regisseure, die ähnliches in der Form oder vielleicht sogar noch besser, hätten umsetzen können. Er hat da kein Monopol und dazu alle Möglichkeiten, die man sich nur wünschen kann.

Aber nochmal: Die Actionszenen sind klasse und darauf ist mein eher zurückhaltendes Feedback - wobei 6,5/10 ja nun auch alles andere als mies ist - sicher nicht zurück zu führen. Aber man darf es trotzdem mal einordnen und vielleicht auch ein wenig relativieren.
 

McKenzie

Unchained
Es wurden doch etliche Puppen/Dummies verwendet, außer wo das eben nicht wirklich ging. Zustimmen würde ich nur beim im Sandsturm rumfliegenden und explodierenden Auto, das war...naja.
 
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