Original von Jay
Die Intention war nicht, einen Film zu drehen, der aussieht wie 1985 gemacht.
Woran machst du fest, dass ich das erwartete oder vermisste?
Ich vermute sogar, dass Miller damals gerne CGI verwendet hätte, hätts das damals in der Qualität gegeben und hätte er mehr Budget gehabt.
Und? Das ändert nichts an meiner Anmerkung. Einerseits ist es eine reine Vermutung und selbst wenn er das wollte, ändert das ja nichts an meiner Meinung. Ich halte es für falsch.Zudem blendest du auch alles andere aus, was ich sonst noch schrieb.
Muss es für dich denn generell immer (bzw bevorzugt) real aussehende, real mögliche Action nach Art Bourne sein?
Bevorzugt ja, aber nicht zwangsläufig. Es kommt immer darauf an, wie ein Projekt angegangen, was möglich ist, worum es geht und welche Voraussetzungen es gibt.
Oder gehts jetzt nur um die zwei 3D Shots mit der Gitarre und dem Lenkrad? Bitte, das sind 3 Sekunden in 120 Minuten.
Quatsch. Ich habe nicht mit einer Silbe den 3D-Effekt erwähnt. Ich halte ihn für überflüssig, aber nun gut.
Frage zur Einordnung: welche großbudgetierten, effektlastigen, actionlastigen Filme der letzten Jahre haben dir weitaus mehr gefallen? Ich meine so 8/10 und aufwärts, und keine Filme wie Planet der Affen oder The Dark Knight, die bloß einen kleinen Actionanteil haben. Streichen wir davon sogar mal noch die Filme mit gänzlich realistischen Settings, wie Skyfall und Casino Royale. Ist T2 dann der erstmögliche Kandidat?
Damit grenzt du so viel aus, dass ja gar nicht mehr so viel übrig bleibt. Vielleicht verstehe ich dich auch falsch. Du kannst mir gerne eine Auflistung nennen und ich gebe dazu kurz eine Punktebewertung ab. Aus dem Stehgreif fand ich z.B. "Iron Man 1" und "Captain America 2" besser, weiß aber nicht, ob zu dem passen, was du hören willst. Daher: Nenne Beispiele, und ich äußere mich dazu.
Und... überwältigendes Feedback zu American Sniper?
Handwerklich sauber, gut gespielt aber erschreckend mutlos, wenn dir das reicht.
Original von Shins
Aber das würde dann ja heißen, dass es nur das eine Extrem, alles handgemacht, und das andere Extrem, alles ausm Rechner, geben würde. "Fury Road" zeigt aber für mich genau den Weg auf, der gegangen werden sollte: Soviel wie möglich mit der Hand machen, aber wo CGI wirklich Sinn macht, sehr gerne CGI verwenden. Das beste aus der alten und der neuen Welt sozusagen.
Nein. Es gibt Dinge, die bekomme ich mit reinen Stunts nicht hin. Ich kann Hulk nicht drei Hochhäuser glaubwürdig platt machen lassen, ohne CGI. Das ist nun einmal so. Aber das weiß ich vorher. Gehe ich in "Terminator", werden diverse Actionszenen alleine schon wegen der Maschinen ohne CGI nur begrenzt umsetzbar sein, so dass es nur in Verbindung (!) von echten und CGI-Szenen geht. Und davon ab - wer entscheidet denn, ab wann CGI/grundsätzliche Tricks Sinn machen? John Carpenter erhielt für "Vampire" eine Budget-Auflistung, wo eine Szene mit einem abgetrennten Kopf - der aber trotzdem noch "sprechen" sollte, um die 10.000 Dollar kosten sollte. Er schüttelte den Kopf, ließ ein Loch ausheben steckte einen Schauspieler in das Loch, bis nur noch der Kopf rausschaute, buddelte das Loch wieder zu, machte ein wenig Kunstblut dazu und drehte den Shot. Kostenpunkt: So gut wie nichts. Was ist also wann nötig und wann macht etwas Sinn?
Ich sehe es hier einfach anders, weil CGI auch in den Action-Szenen eingesetzt wurde. Nicht massiv, sondern eher unterstützend. Doch wozu? Die Actionszenen überzeugen hier wegen ihrer Wucht und der sichtbar handgemachten Umsetzung. Ich muss dann nicht noch digital nachhelfen, um es vermeintlich noch spektakulärer zu machen. Das hat dann bei mir einen gegenteiligen Effekt, weil ich es einfach für unnötig halte. Habe ich den Ansatz, und der ist ja offenkundig, es auf die alte Art und Weise anzugehen, dann kann ich mir das sparen. Statt aus den Wagen katapultierte Menschen mit CGI zu "verbessern" nehme ich einfach eine Puppe und fertig. Oder ich lasse es ganz weg. Aber gleichzeitig handgemacht und dann doch wieder CGI beißt sich einfach für mich. Ich fand auch den Sandsturm in dieser Form völlig unnötig und halte es auch stilistisch und visuell gesehen für einen Fehler, weil er eben erkennbar aus dem Rechner kommt und das nicht zum "schmutzigen Rest" passt.
Abschließend noch zu den - ich betone es gerne noch einmal - sehenswerten Actionszenen an sich: Miller hatte hier ein Budget von irgendwas zwischen 150 bis 220 Millionen Dollar zur Verfügung. Das ging natürlich auch für das Setting, die Stars usw drauf. Aber trotzdem dürfte ein Großteil des Budgets auch in die Umsetzung der Actionszenen geflossen sein. Der Film wird ja hauptsächlich dafür gefeiert, dass er eben so grob und rau ist, an echten Locations entstand - ich betone es noch einmal: Dieses Lob ist auch gerechtfertigt.
Schaue ich mir aber mal an, was ein Roel Reine mit einem Budget von sieben Millionen Dollar bei einer DtD-Produktion wie "Death Race 2+3" veranstaltet hat, relativiert sich das ein wenig. Die Sequenzen sind ebenfalls überwiegend altmodisch umgesetzt, wurden ebenfalls überwiegend an echten Locations gedreht. Natürlich sind die nicht so spektakulär, wie auch? Reine hatte nur einen Bruchteil des Budgets, einen Bruchteil der Zeit, einen Bruchteil der Möglichkeiten, ein fast schon aberwitzig kleines Team und musste daher ständig tricksen, in dem er auch viel mit der Handkamera arbeitete. Aber die Actionszenen können sich absolut sehen lassen und sind, insbesondere wenn man die Möglichkeiten berücksichtigt, absolut spitze. Klar: Miller ist es anzurechnen, dass er das bei einer so großen und schwierigen Produktion durchdrückte, aber es gibt sicherlich Regisseure, die ähnliches in der Form oder vielleicht sogar noch besser, hätten umsetzen können. Er hat da kein Monopol und dazu alle Möglichkeiten, die man sich nur wünschen kann.
Aber nochmal: Die Actionszenen sind klasse und darauf ist mein eher zurückhaltendes Feedback - wobei 6,5/10 ja nun auch alles andere als mies ist - sicher nicht zurück zu führen. Aber man darf es trotzdem mal einordnen und vielleicht auch ein wenig relativieren.