So, heute mal nachgeholt. Meiner Meinung nach, ist der Film als Gesamtpaket besser gelungen als Hunger. Bei Hunger war zwar diese phänomenale Dialogszene, doch ansonsten war er mir zu voyeuristisch aufgezogen. Vor allem der DArstellung des Hungerstreiks konnte ich damals wenig abgewinnen, weil ich fand, dass McQueen dort zu sehr auf die Schockwirkung des ausgemergelten Körpers gesetzt und die eigene sonst so geniale Regie vergessen hat. Mit dem Fazit einer "banal psychologisierten Studie" kann ich mich also gar nicht einverstanden erklären. Der lässt ja alles mehr oder weniger in der Schwebe. Klar werden Andeutungen über die Psyche gemacht, aber kaum etwas wird wirklich zerredet oder analysiert. Und die Szene mit dem Lied ist keineswegs zu lang geworden, ich fand s super, dass McQueen das einfach laufen liess.
Was mich gestört hatte war einerseits die Figur des Chefs und dann diese Unwiderstehlichkeit, die Fassbenders Figur scheinbar auf die Frauenwelt ausübt. Da kann er schonmal ner wildfremden in den Schritt fassen und sie guckt ihn nur fasziniert an. Am Ende fand ich dann auch die eine Sexszene zu lang und überstilisiert. Überhaupt fand ich, dass man den Sex ruhig etwas weniger stilisiert hätte zeigen können.
Ansonsten aber top. Ich würde ihn wohl in meine Jahrestopliste aufnehmen. Schauspielerisch und inszenatorisch herausragend. Wunderschön beispielsweise eine Szene, in der Fassbender einfach die Strasse entlangjoggt.
8.5-9/10.