Nach ersten Kritiken/Meinungen, die ich allerdings nur überflogen habe, habe ich meine Erwartungen wohlwollend etwas zurückgeschraubt. Jedoch nicht all zu sehr. Bin ich doch einer der wenigen die Die Hard 4.0 überaus gelungen und durch die Bank unterhaltsam fanden. Was könnte also bei einem 5. Teil mit John Moore auf dem Regiestuhl, welcher unter anderem für die Verfilmung für Max Payne verantwortlich war (welchen ich an sich als guten Film betrachte, jedoch hätte man aus der Vorlage viel mehr rausholen können) und Bruce Willis in seiner Paraderolle schon schief laufen? Leider so einiges.
Stirb langsam 5 ist bei Gott kein schlechter Film. Aber im Kontext der Stirb Langsam Reihe fällt er mehr oder weniger durch. Das fängt schon beim Grundton an. Es gibt ja Leute, die sich daran stören, was mit Teil 4 aus Stirb Langsam passiert ist. Allerdings fand ich diese Fortführung und Umsetzung (Teil 1 = Hochhaus, Teil 2 = Flughafen, Teil 3 = New York, Teil 4 = gewissermaßen die ganzen Staaten) durchaus gelungen. McClane ging mehr oder weniger mit der Zeit. Und würde man jahrelang den immer gleichen Stirb Langsam machen, der mal in einem Hochhaus, mal auf einem Schiff oder mal auf einem Industriegebäudekomplex spielt, würde ich das auf Dauer weit mehr langweilig und einfallslos finden. So war die Geschichte von Teil 5, welche in einem für McClane fremden Land angelegt ist, eine durchaus logische Weiterentwicklung. Gut umgesetzt wurde dies allerdings nicht.
Das fängt damit an, dass McClane immer und immer wieder betont, er sei nur hier um Urlaub zu machen. Wenn man allerdings die Nachricht bekommt (und das ist denke ich noch keineswegs als Spoiler zu betrachten), dass sein Sohn in einem fremden Land im Gefängnis sitzt und man nur wegen ihm dort hin geht, würde ich das keineswegs als Urlaub ansehen, auch wenn McClane die genauen Umstände natürlich nicht kennt und die will ich hier auch nicht weiter ausführen. So ist schonmal der typische Die Hard Anfang dahin, in welchem McClane ja immer mehr oder weniger zufällig in diverse Aktionen böser Buben reinplatzt. Das gilt hier definitiv nicht und man wird das Gefühl nicht los, als seien den Schreibern schon hier die Ideen ausgegangen.
Nummer 5 hält sich dann auch gar nicht lange mit irgendwelchen Belanglosigkeiten auf und man erfährt relativ schnell, dass der geplante “Urlaub” keiner zu werden scheint. Die anschliessende Verfolgungsjagd quer durch halb Russland stellt dann auch schon den vorzeitigen Höhepunkt des Films dar. Denn diese ist gut eingefangen und es knallt an allen Ecken und Enden. Dass McClane das ganze auch nur ohne den kleinsten Kratzer übersteht ist widerrum ein anderes Thema. Ab hier geht Nummer 5 dann auch schon die Puste aus und man vermisst sowas wie einen klaren roten Faden.
Es wird von Actionszene zu Familiendramaturgie gewechselt und leider kann beides nicht mehr wirklich überzeugen. Die Familiendramaturgie deswegen, weil zwischen McClane und McClane jr. einfach keine richtige Chemie aufkommen will. Für diese Sorte Film wird auf jeden Fall nicht das höchste Maß an schauspielerischem Talent verlangt. Aber Jai Courtney, seines Zeichens Darsteller des McClane jr., fehlt jede Präsenz und er wirkt zu jeder Zeit austauschbar. Da war Mrs. Winstead im 4. Teil noch wesentlich anschaulicher und hatte mehr Tiefe, wenn auch weniger Leinwandpräsenz.
Und wie sieht es mit den Gegenspielern aus? Waren doch ein Hans und Peter Gruber, ein Colonel Stewart oder ein Thomas Gabriel doch immer sehr präsent und auf ihre Weise einschüchternd. Was hat Nummer 5 auf diesem Sektor zu bieten? Leider auch nichts. Ein bekanntes Gesicht sucht man auf der Gegenseite vergebens (auch wenn bei ofdb noch Patrick Stewart als russischer General gelistet ist). Das wäre ja generell kein Problem, könnten die Darsteller wenigstens in ihrem Handeln und Tun überzeugen. Aber auch das sucht man hier vergebens. Lediglich der tanzende Handlanger vermag ein wenig im Gedächtnis zu bleiben.
Wen soll man nun für all das beschuldigen? Ich will Herrn Moore keineswegs fehlendes Talent unterstellen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass ein anderer Regisseur (allerdings hab ich spontan kein Beispiel parat) mit einem anderen Drehbuch und einer längeren Laufzeit viel mehr aus dem Stoff hätte rausholen können. Längere Laufzeit? Richtig, Stirb Langsam 5 geht gerade mal so 1,5 Stunden und wirkt im Vergleich zu den Vorgängern viel zu kurz geraten (diese waren immerhin allesamt 2 Stunden lang. Mal etwas mehr, mal etwas weniger). Würde dieser hier die Laufzeit seiner Vorgänger aufnehmen, so wäre auch für die Vater/Sohn Beziehung mehr Platz gewesen und man hätte sie nicht immer zwischen die aneinandergereihten Actionsezenen quetschen müssen. Oder sogar noch schlimmer, während den Actionszenen, was ab und wann versucht ein bisschen Komik aufkommen zu lassen. Funktioniert aber nicht immer.
Ist denn nun wirklich alles an Nummer 5 schlecht? Definitiv nicht. Bruce Willis in SEINER Rolle zu sehen macht im Großen und Ganzen immer noch Spaß, wenn man über die vielen Schwächen einigermaßen hinwegsehen kann. So darf er immer noch seine Oneliner abliefern, auch wenn diese manchmal einfach nur aufgesetzt wirken. Die Action an sich geht in Ordnung. Man hätte lediglich ein besseres Händchen dafür beweisen müssen und diese nicht nur stumpf aneinander reihen. Stirb Langsam Veteranen werden sich über viele kleine Anspielungen auf die ersten 4 Teile freuen und auch die Tatsache, dass dieser hier keinem PG-13 Rating unterlag, ist erfreuend aufzunehmen. Aber ich bin mir sicher, dass für den Heimkinomarkt der obligatorische Directors/Extended/Was auch immer Cut noch folgen wird. Wer weiss, vielleicht gelingt es dann die viel zu schnelle Hetzjagd ein wenig auszugleichen.
Als Stand Alone Actionfilm wäre er sicher mit dem Prädikat Gut davongekommen. Allerdings trägt er das Laster eines Die Hard mit sich rum und so gibt es leider viel zu viel, teilweise unnötige, Abzüge in der B Note. Dennoch hat es durchaus Unterhaltungswert, einen alternden McClane durch Mütterchen Russland hetzen zu sehen.
6/10