Story I - Clear Sky

mailo

Keine Jugendfreigabe
Erleichterung machte sich breit, doch gerade als ich meine Waffe in meinem klammen Mantel verstecken wollte, fiel mir das Straßenschild auf. Å¡Maple Street. Nun war ich hier und Alles schien von vorne loszugehen. Ich wollte nicht mehr, ich hatte genug davon, wollte weg. Ich dachte, dass ich vielleicht einfach nach Hause fahren könnte, ohne dass etwas passiert, doch es war schon längst zu spät.

Im fahlen Licht der Laterne stand auf der anderen Seite der Straße eine junge Frau, die in meine Richtung schaute. Sie stand still und regungslos, schaute mich aus der Entfernung an. Irgendetwas zog mich zu ihr. Ich spürte meinen Revolver in der Hand hinter dem Mantel. Ich wünschte, ich könnte ihn loslassen. Direkt vor ihr blieb ich stehen, sie schaute mich nüchtern an, verzog keine Miene. Es war die kleine Mary. Sie trug einen weiten, roten Pullover, ihre langen, blonden Haare hingen teilweise aus der Kapuze heraus.

Ihre Augen funkelten im Licht, das sich auf ihrer kleinen Nase brach und fließend über ihr makelloses Engelsgesicht verteilte. Sie sagte kein Wort. Ich kann das nicht, Mary. Ich kann es nicht. Meine rechte Hand hielt ich noch immer hinterm Mantel. Ich sah mich um, ob Niemand mich bemerkte, dann wendete ich mich ab und wollte mich entfernen, nur um derselben Mary direkt in die Arme zu laufen. Sie schaute zu mir herauf. Ein Hauch von Verletzlichkeit lag in ihrem Blick. Das Laternenlicht wurde greller. Å¡Mary, da bist du ja., sagte ich und umschloss sie mit beiden Armen.

Sie reagierte nicht, atmete ruhig und regelmäßig. Ihre Arme hingen schlaff herunter. Sie roch nach getrockneten Zweigen, nach Tannen und Weihnachten. Am Ende der Straße zersprang eine Laterne. In den Nebenstraßen ebenso. Ich versteckte die Waffe hinter meinen Armen. Sie bewegte sich nicht. Ich strich ihr sanft über den Kopf, wollte ihr nichts tun, wollte irgendwie raus aus dieser Situation. Wieder zersprang eine Lampe, weitere folgten, schließlich befand ich mich alleine unter der einzigen noch brennenden Straßenlaterne und hielt die kleine Mary im Arm, die Frau, die ich töten sollte. Niemand sonst war zu sehen, das Schwarz hatte mich wieder eingeholt.

Plötzlich! Sie hebt ihren Arm, berührt mich an meinem Kopf. Å¡Danke Mary. Danke, dass du mir verzeihst. Ihre Hände sind kalt und schwer. Sie steht still, regt sich nicht. Ich wende meinen Blick, streife eine Strähne ihres Goldhaares und erkenne den Lauf meines Revolvers an meiner Schläfe. Mary lächelt mir zu. Sie hält ihn in der Hand. Eine Kugel ist noch übrig. Welch ein Glück., haucht Steve mit letzter Kraft aus und kommt zu einem Ende, sinkt erschöpft in seinem Krankenbett herunter. Die Beatmungsmaschine pumpt etwas schneller. Die kleine Michelle weint, žAufwachen, Daddy. Bitte wach auf., doch Steve reagiert nicht, liegt regungslos und röchelnd im Bett.

Maggie steht abseits an der Fensterbank, hat eine Hand zur Faust geballt, die Andere fest darum geschlungen. Ihre roten Augen forcieren Steve, angespannt und nicht ohne Regung schaut sie auf ihn. Der Doktor tritt ein, eine Schwester folgt ihm. Mit schnellen Handgriffen führen sie Steve einen Schlauch in den Rachen, zur Beatmung. Die Schwester geht auf Michelle zu. žKomm mal mit mir, ich zeige dir was., sagt sie. Michelle weint bitterlich und lässt sich nur schwer von der Schwester hinausführen. žAus ärztlicher Sicht, können wir nichts mehr für ihn tun.

Es ist ein Wunder, es ist eigentlich absolut unmöglich, dass er noch hier liegt und redet. Sein Stammhirn ist völlig zerstört und nach und nach werden sämtliche Körperfunktionen versagen. Am Besten ist, wenn sie die letzten Momente einfach bei ihm sind. Die Worte des Chefarztes gehen Maggie durch Mark und Bein. Sie stößt einen flehenden, glucksenden Laut aus und sinkt an der Wand herunter, hält sich die Hände vors Gesicht. Steves EKG ertönt immer wieder im Hintergrund, langsam aber stetig. Schläuche führen durch Nase und Mund in seinen Körper. Es scheint als hätte er ein leichtes, zufriedenes Lächeln im Gesicht. Maggie weint. žDaddy bitte. Nulllinie
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Der Stil gefällt mir sehr gut. Wirklich schön geschrieben.
Die Story fand ich allerdings nicht besonders interessant.
Aber trotzdem eine sehr gute Geschichte.
 

Joel.Barish

dank AF
Puuuh... das ist aber verdammt lang. Sehr interessant geschrieben mit einigen guten bildhaften Ausdrücken und der Plot Twist, bzw. der Ausbruch aus der Erzählung passt auch. Allerdings überzeugt mich das Ende dann inhaltlich nicht so ganz.
 

Jay

hauptsache bereits gesehen
Teammitglied
Puh, das ist wirklich lang. Aber liest sich gut und man merkt, dass der jenige dahinter das garantiert nicht zum ersten mal gemacht hat. Ich hab auch ein wenig das Gefühl, als wenn da ein Autor hintersteckt, der mit Leichtigkeit 500 Seiten runterschreiben kann.

Derjenige sollte auf jeden Fall eine berufliche Karriere als Schriftsteller oder Drehbuchautor erwägen.

Die Story ist übrigens sehr gut, auch wenn das Ende noch nen Tacken kräftiger hätte sein können.

:top: :wink:
 

Mr.Anderson

Kleriker
Der Schreibstil ist wirklich sehr gut. Die Story interessant, hakt aber stellenweise. Das Ende kommt mir dann zu abprubt und erinnert doch alles in allem stark an "DEAD END"
 
T

Thomas

Guest
Die Geschichte vermittelt wirklich eine beklemmende Atmosphäre. Ich weiss auch nicht warum aber irgendwie musste ich stark an Sin City denken. Die Geschichte würde genau zu diesem Schwarz-Weiss Stil passen.
Jedoch versteh ich eines nicht. Zu Beginn fängt es aus der Ich-Form an doch gegen Ende wechselt die Form plötzlich. Hat das nen bestimmten Grund?
Weil Steve angeschossen wurde, oder?
Was ich jedoch absolut garnicht verstehe ist folgendes:

Maggie weint. žDaddy bitte. Nulllinie

Ich dachte Maggie sei seine Frau und Michelle die Tochter. Und Michelle wurde doch rausgeschickt. Von daher macht der Satz "Daddy bitte." doch überhaupt keinen Sinn.
Kann sein das ich mich irre deshalb sorry falls ich was falsches sage.

Aber die Geschichte ist grandios. Hab richtig mit dem Akteur mitgefiebert.
 

TheRealNeo

Well-Known Member
Original von Mr.Anderson
Der Schreibstil ist wirklich sehr gut. Die Story interessant, hakt aber stellenweise. Das Ende kommt mir dann zu abprubt


Ja teilweise meine ich, dass auch, auch finde ich ist die Einleitung vielleicht zu lang, aber solange es im vorgegeben Wortanzahlrahmen ist, geht das in Ordnung.
 

Basti

Mr. Blonde
Original von Thomas
Die Geschichte vermittelt wirklich eine beklemmende Atmosphäre. Ich weiss auch nicht warum aber irgendwie musste ich stark an Sin City denken. Die Geschichte würde genau zu diesem Schwarz-Weiss Stil passen.
[...]

daran hab ich auch gedacht.

Dieser satz bestätigt es: Ihre Augen funkelten im Licht, das sich auf ihrer kleinen Nase brach und fließend über ihr makelloses Engelsgesicht verteilte.

Das sagte Marv auch mal (etwas anders)

Super Story, schön Schwarz. Sie ist lang aber echt gut vormeliert :yeah:
Kann man Gut verfilmen :top:

@Autor wir können ja einen Deal machen, du schreibst dass Drehbuch ich verlfilme es :biggrin: Überlegs dir, ich mein das ernst :wink:
 

Maga_Barai

New Member
Die Story ist mein favorit! :top:

Mir gefällt es wie auf den Charakter eingegangen wird, seine Situation erläutert wird und wie ihm seine Gefühle im Weg sind.

mir gefiel besonders der anfang und das ende (wobei ich gerne einen der gut platzeirten absätze hätte, nachdem er angeschossen wurde und wieder im krankenbett erwacht).

Die Fahrt im Taxi hätte ich intensiviert, indem ich dem Taxifahrer die Rolle des "Gewissens" gegeben hätte - so das ihm der Taxifahrer ausfragt und ihn von seinem vorhaben irgendwie abbringen möchte... oder so in der art :biggrin:

Gelegentlich bin ich in den zeilen verrutscht und es verwirrte mich ein wenig, das die Sätze innerhalb des absatzes sturr aneinander gereiht waren und keine kleine Pause gaben.

Die Ich-Perspektive wurde gut umgesetzt, wobei mich hier die Handlung ebenfalls etwas verwirrte... ich hätte es gerne nochmal aus einer anderen perspektive gelesen.

Ansonsten :top: der Autor hat übung und weis gut die Szenerie zu beschreiben und kann den Leser gut in den Hauptcharakter versetzen.

Wie gesagt: mein Favorit!
 

j.@.c.K

Liza Saturday
Lang aber gut.

Man fühlt fiebert richtig mit Hauptperson mit.
Alles wird sehr gut beschrieben und man kann sich so sehr gut in die Geschichte hinein versetzen.
 

Jenny

Gefangen im Cube
Gut geschrieben. Mich hat der Stil auch sehr an Sin City erinnert. Für mich wirkte in der Geschichte auch alles sehr düster.
 

Slimbo

New Member
An der Geschichte gefällt mir die besondere Charakterausprägung und die guten Beschreibungen der Szenerie. Da scheint sich jemand wirklich Mühe gemacht zu haben, respekt!
 

Joel.Barish

dank AF
Dies ist mein Schätzchen...

Ich wollt mich noch schnell bei allen bedanken, für das Lob und die Verbesserungsvorschläge.

Ich stecke ja gerade im Abitur und wollte daher nicht so ewig lange daran sitzen, habe mir dann einen Nachmittag genommen und die Geschichte ziemlich schnell heruntergeschrieben und am nächsten Tag noch mal kurz Korrekturgelesen. Mir ist erst beim Schreiben aufgefallen, dass es einiges von "Sin City" hatte. War Zufall, habe ich dann aber einfach akzeptiert. Man könnte es ein wenig als "Sin City" Variante der Weihnachtsgeschichte sehen. Wie gesagt, ich wollte nicht zu viel Zeit daran verschwenden, da das Abi vorgeht, aber ich wolte unbedingt mitmachen. Na ja, es ist dann doch ziemlich lang geworden, was mich nachher sehr überrascht hat, aber es war noch im Rahmen. Mein Word hatte 14.300 Zeichen oder so angezeigt. So, das waren ein paar Worte zu Entstehungsgeschichte.

@Mr. Anderson
Das Ende kommt auch zu abrupt, gefällt mir selbst nicht mehr so stark. Allerdings sind die Ähnlichkeiten mit "Dead End" rein Zufällig, da ich noch keinen Film namens "Dead End" gesehen habe. Welcher genau ist es? Habe in der Ofdb nachgeschaut, aber da gibt es doch einige Verschiedene.

@Thomas
ALso der Übrgang der Ich-Erzählung zur 3.Person-Erzählung findet an dieser Stelle statt: "...Eine Kugel ist noch übrig. Welch ein Glück., haucht Steve mit letzter Kraft aus und kommt zu einem Ende, sinkt erschöpft in seinem Krankenbett herunter...."
Vorher erzählt Steve was er gesehen hat, dann bricht die Erzählung aus und man findet sich im Krankenzimmer wieder. Ich sehe da mittlerweile auch ein paar kleine Mängel am Übergang, aber na ja. Jetzt steht es da.
Die letzten Sätze haben folgende Bedeutung. Es ist eigentlich ganz simpel, denn es ist eine Aufzählung der letzten Aktionen im Krankenzimmer, bevor es mit Steve zu Ende geht. Maggie - seine Frau - weint. Michelle steht draußen und sagt: "Daddy bitte.". Dann ist am EKG die Nulllinie zu hören, Steve stirbt.
So siehts aus.

@Mickey
Du willst also meine Geschichte verfilmen? Nun, da ich selbst im FIlmbereich tätig sein will, werde ich das wenn überhaupt selbst übernehmen. Du könntest mir die Vorlage aber natürlich für eine angemessene sechsstellige Summe abkaufen. :wink:

@all
Nochmal herzlichen Dank für Lob und Kritik.
 

Basti

Mr. Blonde
Original von Joel.Barish
@Mickey
Du willst also meine Geschichte verfilmen? Nun, da ich selbst im FIlmbereich tätig sein will, werde ich das wenn überhaupt selbst übernehmen. Du könntest mir die Vorlage aber natürlich für eine angemessene sechsstellige Summe abkaufen. :wink:

Schade, hätten uns das ja geteilt :wink: Dann würden wir unsere Kreativen ideen austauschen und so ensteht ein Meisterwerk :biggrin:
 

Joel.Barish

dank AF
Da ich aber doch so gerne selbst der Komandogebende bin :biggrin:... hach ja... Vielleicht sprechen wir uns in ein paar Jahren wieder, wenn ich dann Bruce Willis und Scarlett Johansson für die Rollen bekommen habe, den Film zum Abendfüllenden Spielfilm gemacht habe und noch einen Assistenz- oder 2nd-Unit Director brauche
 
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