Zunächst muss ich sagen, dass mir der Schreibstil von allen Geschichten hier am besten gefallen hat. Das hört der Autor vermutlich regelmäßig bei den Wettbewerben, aber ernsthaft, da steckt schon Können dahinter. So einen Satz hier
Woodstock schrieb:
Was ihr allerdings noch viel mehr Sorgen bereitete, war der Treibstoff, dessen letzten Reste im Motor verbrannten.
könnte man auch viel trivialer mit "der langsam ausging" oder "der sich langsam dem Ende neigte" beenden (zumindest vermute ich, dass ich es so geschrieben hätte), aber so ist es ungleich bildhafter beschrieben. Das mag jetzt nicht das herausragende Beispiel sein, aber dieser anschauliche Stil zieht sich durch die gesamte Geschichte.
Inhaltlich hat mir die Geschichte so mittel gefallen. Das Thema ist gut getroffen und die Gedanken und Ängste der Frau werden sehr nachvollziehbar geschildert (*). Allerdings geht die Handlung, zumindest was die Vorgeschichte angeht, sehr vertraute Wege und droht mindestens einmal, etwas melodramatisch zu werden
Woodstock schrieb:
Keiner von ihnen sah ihre Tränen, niemand hörte sie weinen.
Wie Revolvermann finde ich die Mordmethode auch etwas zweifelhaft bzw. sehr optimistisch. Ich glaube aber fast, dass dem Autor das bewusst ist und der Satz
Woodstock schrieb:
Als sie den Notruf wählte und einen Unfall meldete, konnte sie immer noch nicht fassen, dass ihr Plan so reibungslos aufgegangen war.
ein kleines Augenzwinkern beinhaltet. Obendrein: "Reibungslos". Wegen Butter und so. Hihi.
Beim Ende dachte ich erst, Woodstock hätte beim Einstellen einen Fehler gemacht. Ich hätte gedacht, da passiert noch mehr. Ich habe eigentlich die ganze Zeit darauf gewartet, dass die Kinder plötzlich weg sind. Das zeigt aber auch, dass der latente Verfolgungswahn, der die Frau ergreift, auch auf mich als Leser übergegangen ist.
*
Merke gerade, dass ich den beinahe identischen Satz bei einer Geschichten des letzten Wettbewerbs geschrieben habe. Zufall?