Story XXX: Das Gedankenexperiment

HurriMcDurr

Well-Known Member
Das Gedankenexperiment​

Stefan machte sich bereit für sein lang ersehntes Experiment. Jahrelang hatte er ausgetüftelt, wie er es am sichersten durchführen konnte und dabei versucht, alle Eventualitäten zu berücksichtigen. Zeitreisen waren kompliziert, das war ein Fakt. Es wäre ihm sehr leicht gewesen, eine Reise in die Zukunft durchzuführen. Prinzipiell vollzogen tausende von Leuten tagtäglich eine kleine Zeitreise in die Zukunft, ohne dass sie es merkten. Zeit ist relativ und bereits ein Höhenunterschied von 10 Km zur Erdoberfläche lässt z.B. den Reisenden in einem Flugzeug einen kleinen Trip in die Zukunft machen - allerdings so minimal, dass er es nicht merkt. Würde man hingegen mit einem Raumschiff in ferne Welten aufbrechen, noch dazu mit sehr hoher Geschwindigkeit, könnten bei der Rückkehr Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte vergangen sein, obwohl die eigene Flugzeit nur Jahre beträgt. Das war ein Grund, weshalb Stefan nur wenig mit Science Fiction Filmen anfangen konnte, die sich mit Reisen zu fernen Planeten beschäftigten: Sie alle berücksichtigten die Zeitdilatation nicht, obwohl es sich geradezu anbieten würde, Themen wie das Zwillingsparadoxon aufzugreifen.
Aber Stefan ging es nicht um eine Reise in die Zukunft. Er wollte in die Vergangenheit reisen, seine eigene Zeitlinie verändern. Dabei gab es aber verschiedene Probleme: Alle theoretischen Ansätze, die eine solche Reise möglich machten, entzogen sich einer praktischen Lösung. Am plausibelsten wäre die Nutzung eines Wurmlochs in die Vergangenheit möglich, aber abgesehen vom energetischen Aufwand wäre die Nutzung (selbst falls es überhaupt möglich wäre, so eine Singularität berechenbar zu erzeugen) mit ungeahnten Konsequenzen verbunden. Stefan war im Laufe seiner Forschungen mehr und mehr überzeugt davon, dass es physikalisch schlicht unmöglich ist, Materie von der Gegenwart in die Vergangenheit zu befördern. Was sich Astronomen jede Nacht ansahen, war die Vergangenheit von fernen Sternen. Das Licht der Himmelskörper, was auf der Erde ankam, war je nach Entfernung uralt und die Schranke, die es zu durchbrechen galt, war die Lichtgeschwindigkeit der im Ruhezustand masselosen Photonen. Körper, die sich schneller bewegten, hätten im Ruhezustand eine imaginäre Masse (das Quadrat ihrer Masse wäre negativ), weshalb die Lichtgeschwindigkeit eine ernsthafte Hürde für alle Teilchen darstellte - jedenfalls, wenn man Singularitäten außen vor ließ.
Die Lösung für diese Probleme und eine Reise in die Vergangenheit, kam Stefan eines Abends in einem Geistesblitz: Wenn er in seine eigene Vergangenheit reisen wollte, musste er lediglich sein Bewusstsein auf diese Reise schicken. Das menschliche Gehirn, wo sich das Bewusstsein aller Menschen befand, nutzt elektrische Signale im neuronalen Netz. Mittels eines EEGs lassen sich diese Signale messen. Wenn es Stefan möglich wäre, sein neuronales Netz ähnlich eines Radiosignals in die eigene Vergangenheit zu schicken, könnte er mit seinem heutigen Wissen in seinen zwanzig Jahre alten Körper zurück kehren. Der Gedanke war verlockend. Zwar würde die feste Struktur seines Gehirns nicht deckungsgleich mit der heutigen sein, aber Stefan war überzeugt davon, dass sich sein jüngeres Gehirn anpassen würde. Seine eigene Zeitmaschine bestand aus einem Sender, der sein Bewusstsein seinem Körper im Hier und Jetzt entnehmen und mit Überlichtgeschwindigkeit in die eigene Vergangenheit schicken würde. Wenn seine Theorie stimmte, brauchte er dafür nicht einmal genau wissen, wo er sich in der Vergangenheit aufgehalten hatte. Ein ungefähreres Areal reichte und die Signale würden ihren Zielpunkt in der Vergangenheit finden. Die technische Lösung für die Reise hatte einiges an Zeit in Anspruch genommen und stellte ihn ebenfalls vor große Herausforderungen. Vor allem den halbwegs genauen Zeitpunkt zu bestimmen, in dem sein Bewusstsein in der Vergangenheit ankommen würde, war nicht einfach. Er wollte schließlich nicht riskieren, in die Zeit vor seiner Geburt geschickt zu werden (denn dann bestand die Gefahr, dass sein Bewusstsein ohne Empfänger einfach verpuffen würde) und die Berechnungen gestalteten sich als äußerst schwierig. Aber er hatte die Lösung. Vielleicht nicht auf das Jahr genau, aber gut genug, um in den eigenen zwanziger Jahren anzukommen - zur Zeit seines Studiums, wo er sich stets in der gleichen Stadt aufhielt.
Bevor er das Experiment in Angriff nahm, gingen ihm verschiedene Gefahren durch den Kopf. Vor allem das bekannte Großvater-Paradoxon kam ihm in den Sinn. Allerdings waren die meisten Paradoxa zu Zeitreisen an die Überlegung angelehnt, dass Zeit eine lineare Größe ist. Das menschliche Gehirn dachte nun einmal gerne in linearen Abläufen - erst die Ursache, dann die Wirkung, niemals umgekehrt - aber Stefan glaubte nicht an die Zeit als lineare Größe. Sollte man wirklich in der Vergangenheit auf den eigenen Großvater treffen und ihn umbringen, bevor er einen Nachkommen gezeugt hat, würde sich das nicht auf die eigene Zukunft auswirken. Das Paradoxon würde durch die nicht-lineare Gestalt der Zeit aufgehoben werden. Oder besser und auf „quantenmechanisch“ gesagt: Die Viele-Welten-Interpretation bot eine plausible Lösung für derartige Probleme. Demnach können mehrere unterschiedliche Zustände gleichzeitig existieren, was sich im Gedankenexperiment von Schrödingers Katze hervorragend ausdrücken ließ. Stefan glaubte jedenfalls daran, dass diese Interpretation sich auch auf die Zeit und Zeitreisen anwenden ließ und ging deshalb davon aus, dass er in einer parallelen Vergangenheit landen würde, die er gefahrlos nach seinen Wünschen formen konnte.
Er könnte sein jetziges Wissen mit in die Vergangenheit nehmen und dort erweitern, seinen Werdegang als Wissenschaftler verbessern und später, wenn er wieder alt geworden war, auf eine neue Reise gehen und so weiter. Er könnte ewig existieren.
Für den Fall, dass etwas schief ging, hatte er seinen alten Freund und Kollegen Jochen dabei. Jochen würde im Jetzt seinen medizinischen Zustand überwachen und das Experiment abbrechen, sobald es unvorhergesehene Fehler mit der Zeitmaschine gab. Sicher war sicher. Stefan war zwar überzeugt davon, dass er nichts übersehen hatte - schließlich hatte er alle Systeme doppelt und dreifach überprüft und auch die Berechnungen mehrfach kontrolliert - aber trotzdem wollte er auf eine Fehlfunktion vorbereitet sein.
Dann war es soweit. Stefan wurde an die Maschine angeschlossen und gab Jochen das Signal, den Schalter umzulegen, der die Maschine aktivierte. Ein tiefes lautes Brummen manifestierte sich in Stefans Kopf, was langsam in höhere Tonlagen wechselte und schließlich zu einem schrillen Schreien wurde. Dann wurde ihm schwarz vor Augen und er verlor das Bewusstsein.

30 Jahre vorher: Stefan schlug die Augen auf. Das Summen in seinem Kopf wurde vom Brummen seines alten Weckers abgelöst. Er stieß ihn vom Nachttisch und stand schließlich fluchend auf, weil das Ding auch am Boden weiter seinen brummenden Alarm ausstieß. Stefan erinnerte sich an diesen Tag und erlebte mit, wie sein jüngeres Ich den Wecker auflas, den Alarm ausschaltete und schließlich wieder auf dem Nachttisch platzierte. Es war Zeit, sich für die Uni fertig zu machen. Aber halt, das war doch überhaupt nicht mehr nötig. Er wusste bereits, was in den Vorlesungen drankommen würde. Er kannte bereits die Aufgaben, die ihm am Semesterende in den Klausuren bevor standen. Er könnte heute einfach sein gelungenes Experiment genießen und sich eine verdiente Auszeit nehmen.
Aber sein Körper gehorchte ihm nicht. Alle Abläufe, die sein jüngeres Ich damals vollzogen hatte, wiederholten sich Schritt für Schritt. Er ging in die Küche, stellte die Kaffeemaschine an und erleichterte sich anschließend im Bad. Zurück in der Küche, schaufelte sich Stefan lustlos sein Müsli rein, trank dabei einen Kaffee und ging anschließend wieder ins Bad, wo er sich wusch und die Zähne putzte. Stefan strengte sich an, diese Abläufe zu verändern. Er konnte dabei die Gedanken seines jüngeren Ichs wahrnehmen, aber die eigene Stimme (gedanklich oder physisch) blieb ihm verwehrt. Den ganzen Tag lang versuchte er, diesen Tag aus seiner Vergangenheit abzuändern - aber ohne Erfolg. Vielleicht brauchte es etwas Zeit, bis sein jüngeres Gehirn sein altes Bewusstsein akzeptiert hatte und Veränderungen zuließ?
Nein. Erst vergingen Tage, dann Wochen, dann Monate, schließlich Jahre. Stefan war zwar in seinen jüngeren Körper zurück, aber Veränderungen waren nicht möglich. Sollte er sich geirrt haben? War die Zeit doch eine lineare Größe, die sich - einmal so abgespielt - nicht mehr verändern ließ? Diese Möglichkeit hatte er nicht berücksichtigt. Aber nun war sie logisch: Wenn sich die Vergangenheit zwar besuchen, aber nicht verändern ließ, konnten auch keine Paradoxa entstehen. Verdammt dazu, immer wieder die letzten 30 Jahre seines Lebens zu erleben, blieb Stefan nichts anderes übrig, als sich in sein Schicksal zu ergeben.

Epilog
Jochen starrte auf das EEG. Laut der Anzeige war Stefan hirntot. Stefan hatte ihm erklärt, dass diese Anzeige auf den Erfolg des Experiments hinweisen könnte. Aber er hatte auch gesagt, dass dieser Zustand aus Jochens Sicht nicht lange anhalten würde. Während Stefan seine letzten Jahrzehnte wiederholte, würde Jochen wahrscheinlich sogar gar nicht bemerken, dass Stefans Bewusstsein verschwindet. Er hatte erklärt, dass Jochen quasi augenblicklich veränderte Hirnströme beobachten würde - verändert durch eine neue Entwicklung von gut drei Jahrzehnten in Stefans Gehirn. Aber das EEG zeigte weiterhin den Hirntod an. Als die Rettungssanitäter ankamen, war es bereits zu spät. Ohne Bewusstsein hatte Stefans Körper alle lebensnotwendigen Funktionen wie Atmung und Herzschlag eingestellt.
 

Mrs. Rotwang

New Member
Das hatte jetzt aber einen hohen didaktischen Mehrwert :wink:
Ein nettes Gedankenexperiment. Ich finde der Tital nimmt der Geschichte aber auch gleichzeitig wieder etwas: ohne den Titel würde man die Geschichte nicht so schnell als ein Gedankenexperiment lesen. Tut man dies, fragt man sich leider automatisch wieviel Geschichte dabei jetzt noch übrig böeibt. Vllt hätte etwas mehr Inhalt (im Sinne der Handlung), wie zB warum er seine Vergangenheit ändern will dem Ganzen nicht geschadet und es weniger... theoretisch gehalten.
Super gut geschrieben und ich hab was gelernt. Daumen hoch!
 

Clive77

Serial Watcher
Hmm, die Idee gefällt mir wirklich sehr gut, auch wenn sie etwas an "Quantum Leap"/"Zurück in die Vergangenheit" erinnert. Aber die ersten Dreiviertel lesen sich eher wie eine kurze Abhandlung über Zeitreisen als eine flüssige Geschichte. Ich find's zwar gut, wenn man sich reale Begriffe zu nutze macht, aber für Geschichten ist es an sich besser, solche Begriffe kurz zu erklären und etwas "fließender" in die Story mit einzubauen (wer will schon beim Lesen alle zwei Sätze einen Begriff bei Wiki oder so nachschlagen?)
Ich stimme auch mit Mrs. Rotwang überein, dass etwas mehr Inhalt - vor allem zur Motivation der Hauptfigur - sicher ratsam gewesen wäre. Platz wäre schließlich noch genug vorhanden gewesen.
 

Deathrider

The Dude
Mrs. Rotwang schrieb:
Das hatte jetzt aber einen hohen didaktischen Mehrwert :wink:
ohne den Titel würde man die Geschichte nicht so schnell als ein Gedankenexperiment lesen. Tut man dies, fragt man sich leider automatisch wieviel Geschichte dabei jetzt noch übrig böeibt. Vllt hätte etwas mehr Inhalt (im Sinne der Handlung), wie zB warum er seine Vergangenheit ändern will dem Ganzen nicht geschadet und es weniger... theoretisch gehalten.
Ich glaube bei dem Titel "Gedankenexperiment" handelt es sich um ein Wortspiel, sonst wäre der Epilog ja vollkommen sinnlos.

Interessante Überlegung, auch wenn sich für mich die Frage stellt, ob vielleicht nicht eher "nichts" passieren würde, wenn die Zeit/Geschichte/Biografie eine lineare Größe wäre, denn zwei Bewusstseine in einem Körper stellt ja auch schon eine Veränderung dar (wenn auch nicht auf materieller Ebene). Und werden bei dem Zeitsprung alle Bewusstseine durch die Zeit geschickt? Könnte ja auch sein, dass nur das "vordere" durch die Zeit reist, die "ältere Seele" aber im "neuen" Körper verbleibt (dann hätte Stefan die letzten 30 Jahre zwar nochmal durchlebt, aber nochmal Schwein gehabt. Oder auch nicht, je nachdem ob das Bewusstsein den Platz der Fortgeschickten einnähme)...

Sehr guter Diskussionsanheizer auf jeden Fall, als spannungsgeladene Geschichte aber nur gegen Ende brauchbar. Und obwohl viel erklärt wird, poppen an anderen Stellen umso mehr Fragezeichen auf. Aber so ist das nunmal mit Zeitreisestories. Ein Grund warum ich mich davon fern halte, solche zu scheiben. ;-)

Trotzdem, guter Beitrag.
 

Tyler Durden

Weltraumaffe
Teammitglied
Eine nette Geschichte, die vielmehr ein Gedankenspiel ist. War eine Mischung aus Butterfly Effect und Zeitbeben, was aber nichts Schlechtes bedeuten muss. Nur sind die ganzen Überlegungen schon ziemlich bekannt und enthalten wenig Neues.
Das war ein Grund, weshalb Stefan nur wenig mit Science Fiction Filmen anfangen konnte, die sich mit Reisen zu fernen Planeten beschäftigten: Sie alle berücksichtigten die Zeitdilatation nicht, obwohl es sich geradezu anbieten würde, Themen wie das Zwillingsparadoxon aufzugreifen.
Das fand ich zu pauschalisierend. Es gibt schon Sci-Fi-Filme, die das berücksichtigen, zum Beispiel Planet der Affen:wink:

Alles in allem eine solide Story, die gut geschrieben ist. Wobei ich den ersten großen Textblock etwas anstrengend fand, da hätten ein paar Absätze gut getan.
 

Sittich

Well-Known Member
Irgendetwas drängt mich dazu, mit dem Kommentieren bei dieser Geschichte zu beginnen.

Ich finde sie gut. Der Titel ist schön doppeldeutig, das Thema sowieso interessant und die Auflösung des Ganzes gelungen. Ein wirklich unheimlicher Gedanke, sein halbes Leben noch einmal tatenlos mitanschauen zu müssen. Und damit zu beobachten, wie man jahrelang an den Forschungen sitzt, die einen schlussendlich in die eigenen Gedanken einsperren werden. Das hätte gerne etwas ausführlicher beschrieben und auch etwas deprimierender dargestellt werden können. Am Ende klingt es fast so, als habe Stefan einfach eine interessante Erkenntnis gewonnen und nehme sein Schicksal achselzuckend zur Kenntnis. Ohne dabei die Achseln zucken zu können.

Den Anfang hätte man vielleicht etwas kürzen können. Der Ausflug in die theoretischen Zukunftsreisen z.B. ist wie Tyler schon sagte ein oft vorgebrachtets Thema, das keinen wahnsinnig interessanten Einstand bot.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich es rchtig verstanden haben. aber was genau wird nun in die Vergangenheit geschickt? Die Information über den Aufbau des neuronalen Netzes von Stefans Gehirn? Und durch diese würde sich dann das Hirn des vergangenen Stefans neu formen, neue Verbindungen würden geschlossen und neue Synapsen würden gebildet, sodass sich praktisch das Gehirn des älteren Stefans im Kopf des neuen manifestiert? So in etwa?

Was ich auf jeden Fall nicht ganz verstehe, ist das Ende.
Er hatte erklärt, dass Jochen quasi augenblicklich veränderte Hirnströme beobachten würde - verändert durch eine neue Entwicklung von gut drei Jahrzehnten in Stefans Gehirn.
Der Stefan, der da liegt, wäre doch nicht der Stefan gewesen, der im Alter von 20 durch sein älteres Ich ausgetauscht wurde. Denn er geht ja selbst davon aus, in einer parallelen Vergangenheit zu landen, in der er munter forschen kann, bis er mit seinen neuen Erkenntnissen mal eben die Zeitmaschine wieder aufbaut, um erneut zurückzukehren. Wobei, :check:, vielleicht hat Stefan gewusst, dass er einen toten Körper hinterlassen würde, und seinen Freund nur beruhigen wollen. Das wäre wiederrum eine spannende Idee.

Ich möchte nach dem Wettbewerb auf jeden Fall mehr vom Autoren über seine Geschichte hören. Bis dahin: Ein gutes Gedankenexperiment, das interessant zu lesen war.
 

Clive77

Serial Watcher
o.k., die Richter haben entschieden. Somit kann ich nun diese Geschichte als die meine preisgeben.

Bevor ich auf die Kommentare eingehe: Ich hab' das Ding in gut zwei Stunden runter geschrieben, Korrektur gelesen und abgeschickt. Die Idee dazu kam mir erst in der Nacht zum Deadline-Sonntag, an dem ich ohnehin nicht viel Zeit zum Schreiben hatte. Davor hatten sich zwar einige andere Ideen in meinem Kopf breit gemacht, aber die wurden wieder verworfen. Meine erste Idee hätte viel besser zu "XXX" gepasst, denn die hätte sich um einen Sexualforscher gedreht (mühsame Recherchen zum Schmerzempfinden während des Aktes und der berümt-berüchtigten Gräfenberg-Zone der Frau verliefen somit im Sande :ugly: ). Das "Ding" wurde einfach zu lang.

Nun zu den Kommentaren: Der Titel war in der Tat doppeldeutig gedacht und bezieht sich auf das Zurücksenden der "Gedanken" oder des "Bewusstseins" einerseits und auf die Idee an sich andererseits (denn die Geschichte ist ein Gedankenexperiment meinerseits).
Aufgrund der knappen Zeit (was ganz allein an mir liegt/lag) konnte ich auch Stefans Motive für den Trip nicht weiter ausführen. Hätte ich mehr Zeit gehabt, wäre aber sicher eine verflossene Freundin o.Ä. seine Hauptmotivation gewesen. Vielleicht etwas klischeehaft, aber eine Motivation, die sich aus meiner Sicht durchaus lohnen würde.
Was die Abhandlungen über Zeitreise-Theorien angeht: Ja, das war eindeutig zuviel und wurde mir erst im Nachhinein klar (nachdem ich die Geschichte an Hurri geschickt habe). Der erste Akt hätte ausführlicher sein müssen (Stichwort hier auch wieder: Motivation von Stefan) und sich auf Reisen in die Vergangenheit beschränken müssen.

@Deathrider: In meiner Vorstellung konnte Stefan nichts verändern und hat deshalb den "Rücksitz" im Bewusstsein eingenommen. Tatenlos zusehen, wie er selbst in das eigene Schicksal steuert - eine sehr gemeine Strafe für den Versuch, das eigene Schicksal zu verändern. Im Moment des Experiments hätte sich eine Zeitschleife ergeben, denn es wird das gesamte Bewusstsein (inlusive "Rücksitz") auf die Reise geschickt. Theoretisch würde sich dort mit jedem Zyklus der Rücksitz weiter anfüllen. Wie gesagt, ein sehr gemeines Ende. Mögliche Fragezeichen, wie von Dir angedeutet, würde ich aber gerne erfahren.

@Tyler: An den Planeten der Affen habe ich nicht gedacht, shame on me. Andererseits kann ich das auf Stefan abwälzen, der den Film vielleicht nicht gesehen hat. Zu den Absätzen: Ich hab' mir kaum Gedanken um die Formatierung gemacht und daher oft nur auf die RETURN-Taste zurück gegriffen. Erst beim Schnitt auf die Vergangenheit habe ich eine Leerzeile gelassen. Das wird nächstes Mal anders werden.

@Sittich: "Die Zeit ist das Feuer, in dem wir verbrennen" - auch den letzten Akt vor dem Epilog hätte ich gerne noch etwas länger und deprimierender beschrieben. Achselzuckend hat Stefan seine Situation sicher nicht in Kauf genommen, soviel sei an dieser Stelle gesagt. Aber er konnte halt nix machen, was seine Situation verändert.
Die Idee war, dass das Bewusstsein in der Zeit zurück geschickt wird - wie das genau funktioniert, weiß nur Stefan und den können wir leider nicht befragen. Das neurale Netz, messbar durch EEG, stelle ich mir hauptsächlich als elektrischen Strom vor, den man (in dieser Geschichte) abgreifen und auf die Reise schicken kann. Da hinkt das ganze dann auch wieder, weil eben nicht nur elektrische Signale ein Bewusstsein ausmachen - dazu gehört eben auch der physische Aufbau des Gehirns, aber darauf bin ich nicht näher eingegangen. Deine Erklärungsfragen entsprechen jedenfalls meiner Vorstellung vom Ganzen.
Und ja, im Epilog habe ich einen Fehler gemacht. Stefan wäre so oder so in der ersten Realität, in der er Jochen um Unterstützung bittet, tot gewesen. Wobei mir Dein Erklärungsansatz gefällt - den hatte ich allerdings beim Schreiben nicht im Kopf, da bin ich nur wieder meiner eigenen linearen Denkweise über die Zeit erlegen gewesen. Das würde ich bei einer Überarbeitung der Geschichte anders darstellen.

Soviel zum Gedankenexperiment. Freut mich, dass ich trotz der Eile noch ein paar Punkte abgreifen konnte.

P.S.: Es macht echt Spaß, die eigene Geschichte durch den Kakao zu ziehen. Mal in die Runde gefragt: Hat jemand geahnt, dass das mein "Baby" ist?
 

Mr.Anderson

Kleriker
Sehr gute Idee! Hat mir sehr gut gefallen! Ich verstehe allerdings nicht die Frage nach der Motivation, die hier einige gestellt haben.

HurriMcDurr schrieb:
Er könnte sein jetziges Wissen mit in die Vergangenheit nehmen und dort erweitern, seinen Werdegang als Wissenschaftler verbessern und später, wenn er wieder alt geworden war, auf eine neue Reise gehen und so weiter. Er könnte ewig existieren.

Wissen, Reichtum, Macht und Unsterblichkeit. Für mich genug Gründe für das Experiment. :biggrin:
 

Mrs. Rotwang

New Member
So wie sichs aussieht wäre aber der Ansatz mit dem Sex bei Clive auch noich unbedingt erotisch, sondern eher theoretisch geworden, oder? Meine Kritik bleibt nach Veröffentlichung dieselbe. Ich hatte auf die Gewinnergeschichte übrigens aber auch den wirklich Gewinner getippt (um hier mal seine Ehre zusätzlich zu verteidigen).
Schöne Sache, würde mich freuen, wenn du nächstes Mal wieder mitschreibst!
 

Clive77

Serial Watcher
Mrs. Rotwang schrieb:
So wie sichs aussieht wäre aber der Ansatz mit dem Sex bei Clive auch noich unbedingt erotisch, sondern eher theoretisch geworden, oder?
"Erotisch" wäre sicher das falsche Wort gewesen. Aber ich hätte schon versucht, das ganze möglichst "praxisnah" zu beschreiben, denn der oben genannte Forscher hätte sich auf "maximalen Lustgewinn" konzentriert. :squint:
Mal schauen, vielleicht bietet sich bei den kommenden Themen nochmal die Chance, was derartiges mit einzubauen.

Ich bin jedenfalls schon auf das nächste Thema gespannt und werde versuchen, dort auch wieder was abzuliefern - diesmal hoffentlich ganz ohne Hektik.
 

Sittich

Well-Known Member
Clive77 schrieb:
Mal in die Runde gefragt: Hat jemand geahnt, dass das mein "Baby" ist?
Ne, gar nicht. Aber ich mache mir da vor den Outings eigentlich auch keine großen Gedanken drum.

Coole Geschichte auf jeden Fall. In Anbetracht der knappen Zeit souverän gemacht :top:
 

Clive77

Serial Watcher
Deathrider schrieb:
Insgesamt 2 Stunden Arbeit? Nicht schlecht! Hab für meine Fehlersammlung zwei Tage gebraucht.
Mit den oben genannten geschätzten zwei Stunden meinte ich die reine Schreibarbeit. Nachdem die Idee da war, schrieb sich alles sehr flüssig und fix runter. Aber nachschlagen von Begriffen, Korrekturlesungen, usw. sind da nicht eingeschlossen. Ich habe am besagten Sonntag gegen 10 Uhr angefangen und gegen 15 Uhr hatte Hurri das Ding im Postfach.
Sowas würde ich aber nicht noch einmal machen, weil mir später (siehe meinen ersten Kommentar zur Story) das Resultat auch nicht ganz gefiel. Ist besser, wenn man noch einmal drüber schlafen und nachbessern kann...
 

Manny

Professioneller Zeitungsbügler
Ja doch, jetzt weiß ich wieder, warum diese Geschichte den Punkt bekommen hat. :biggrin:
Insgesamt mehr Handlung als die meisten der anderen Geschichten, sehr schön zu lesen und dabei ebenso frei von Rechtschreibfehlern.
Auf der anderen Seite könnte man das ganze recht ausführliche Wissenschafts Gedöns bemängeln, was mich jetzt aber weniger gestört hat. Vermutlich, weil ich es sowieso mit Science Fiction hab.

Wenn man jetzt mal annimmt, dass das ganze, was er in seinem jüngeren Ich erlebt nicht einfach nur Einbildung im Sinne von "das ganze Leben läuft vor dem geistigen Augen nochmal ab" darstellt, frage ich mich noch folgendes:

Wird wenn der Punkt erreicht ist, wo das jüngere Ich das gleiche Experimet durchführt, das Bewusstsein von beiden zurück geschickt und wenn ja, können die beiden dann im Körper des noch jüngeren Ichs miteinander kommunizieren, ohne von dem jüngsten Ich gehört zu werden? Oder geht wieder nur ein Bewusstsein in die Vergangenheit zurück? Und dann immer nur das jüngere, so dass der ältere nach dem zweiten Leben erlöst ist oder immer wieder der Älteste, so dass er diese Hölle immer wieder alleine durchmachen muss?
 

Clive77

Serial Watcher
Manny schrieb:
Wird wenn der Punkt erreicht ist, wo das jüngere Ich das gleiche Experimet durchführt, das Bewusstsein von beiden zurück geschickt und wenn ja, können die beiden dann im Körper des noch jüngeren Ichs miteinander kommunizieren, ohne von dem jüngsten Ich gehört zu werden? Oder geht wieder nur ein Bewusstsein in die Vergangenheit zurück? Und dann immer nur das jüngere, so dass der ältere nach dem zweiten Leben erlöst ist oder immer wieder der Älteste, so dass er diese Hölle immer wieder alleine durchmachen muss?
Es wird immer das komplette Bewusstsein zurück geschickt. Wie oben schon einmal geschrieben, würde sich der "Rücksitz" damit immer weiter anfüllen. Ich bezweifle aber, dass die verschiedenen "Stadien des Bewusstseins" mit einander kommunizieren können. Eine Erlösung habe ich nicht vorgesehen.
 
Oben