HurriMcDurr
Well-Known Member
Für die Wissenschaft
Es war ein Freitagabend. Ich saß entspannt an meinem Ende der Couch und schaute einen Jackie Chan-Film, während Sandra, damals noch meine Verlobte, links neben mir saß und eine Zeitschrift las. Sie hatte ihre Füße auf die Couch gestellt und nutzt ihre Oberschenkel als Ablage für das Blatt, das ein Spiegel oder auch ein Stern gewesen sein könnte. Eigentlich müsse ich es noch wissen, denn an jenem Nachmittag war es mir zufällig in die Hände geraten und ich hatte aus Langeweile die Karikaturen und ein oder zwei Artikel gelesen. Ein Umstand, welcher an diesem Abend noch Bedeutung erlangen sollte.
Ich saß also da und betrachtete diesen gelenkigen Chinesen, während Sandra in ihre Lektüre vertieft war. Während einer Szene, in der Jackie Chan beeindruckende und eigentlich völlig naheliegende Dinge mit einem Klappstuhl vollbrachte, hob sie plötzlich ihren Kopf und schaute nachdenklich in meine Richtung. Ich tastete vorsichtig mit meiner rechten Hand nach der Fernbedienung und erfühlte die Pause-Taste.
„Wusstest du...“, begann sie und ich pausierte den Film, „dass es bis in die 90er Jahre hier ganz in der Nähe eine psychiatrische Anstalt für Jugendliche gegeben hatte?“
Tatsächlich wusste ich das. Ich hatte es wenige Stunden zuvor in der Zeitschrift gelesen, die Sandra auf ihren Beinen balancierte.
„Nein“, antwortete ich.
„Voll heftig,“ fuhr sie fort, „Die wurde dichtgemacht, als sich zwei Insassen umgebracht haben. Sechs Ärzte mussten ins Gefängnis. Ist der Film vorbei? Hier, lies mal den Artikel! 'Für die Wissenschaft?' heißt...“.
Ich unterbrach sie mit einem laut ins Leere gerufenen „Pro Scientia!“.
Sie starrte mich an. Ich erwiderte ihren Blick völlig unschuldig.
„Was?“, brachte sie hervor.
„Hm?“, erwiderte ich, „Ich muss mir den Artikel durchlesen, okay. Mach ich nachher. Der Film ist bald vorbei.“
„Was hast du eben gesagt?“ Ihr Blick war wirklich komisch. Ich setzte derweil eine amüsiert fragende Miene auf.
„Dass...äh...ich den Artikel nachher durchlese?“, sagte ich.
„Schatz! Verarsch mich nicht! Du hast doch gerade laut „Pro Scientia“ gerufen!“
Oh ja, das hatte ich. Genauso wie es die Jugendlichen dieser Anstalt, der in dem Artikel zwei Absätze gewidmet wurden, es offenbar jeden Morgen getan hatte. Unbewusst. Denn anscheinend waren die leitenden Ärzte dieser Einrichtung der Meinung gewesen, dass ihre teilweise drogenabhängigen, meist suizidgefährdeten Patienten ideale Versuchskaninchen darstellten. Dabei war es vor allem um unbewusste Beeinflussungen und geistige Konditionierung gegangen. Was wohl ursprünglich dazu gedacht war, den Drang nach Drogen und Selbstzerstörung zu schwächen oder ganz aus dem Bewusstsein zu löschen, geriet im Laufe der Zeit außer Kontrolle und nahm autoritäre Züge an. So war den Jugendlichen sinnloser weise einprogrammiert worden, auf die Aussage „Für die Wissenschaft“ mit einem enthusiastischen 'Pro Scientia!' zu antworten. Und das nur, weil der Anstaltsleiter dies als inoffizielles Motto der Einrichtung ausgerufen hatte und seine morgendliche Ansprache mit jener Phrase zu beenden pflegte. Echter Irrsinn.
Aber Menschen machen Dinge aus den seltsamsten Gründen. Wollte ich in diesem Moment meiner Freundin weismachen, dass ich einst in dieser Anstalt gesessen hatte, ohne mich daran erinnern zu können. Ja, ich glaube schon.
Ich behielt also meinen total unwissenden Ausdruck bei und versicherte Sandra, dass ich ganz sicher nicht 'Prosit Neujahr' gerufen hatte. Ihre Augen verengten sich.
„'Pro Scientia'! Du bist blöd! Ich weiß ganz genau, dass du fürdieWissenschaft!“ Das kam unerwartet, und vielleicht zögerte ich zu lange, doch ich erwiderte erneut „Pro Scientia!“. Sandra betrachtete mich mit ihren schmalen Augen und einem Stirnrunzeln, aber sie schien auch ein bisschen unsicher. Dennoch sah sie das ganze als Herausforderung, und das liebte ich an ihr. Sie verlagerte ihr Gewicht, wobei die Zeitschrift auf den Boden fiel, und kroch auf Händen und Knien dicht an mich heran, bis ihr Gesicht nur noch wenige Zentimeter von meinem entfernt war. Ich erwiderte ihren Blick ratlos und hoffentlich auch ein wenig verängstigt. Ich wappnete mich für den nächsten Ausruf, als Sandra ihren Mund leicht öffnete. Doch sie zögerte. Bis plötzlich ihre Hand nach oben schnellte und mich unerhört fest in die Wange kniff.
„Au!“, rief ich, „Warum...“.
„Für die Wissenschaft“, rief Sandra fast im gleichen Augenblick, aber das interessierte mich gar nicht. Wie weh das tat! Ich rieb mir die Wange und überprüfte, ob Blut floss. Das tat es unvorstellbarer weise nicht.
„Du hast es nicht gesagt!“, sprach Sandra derweil und strahlte mir triumphierend ins Gesicht. „Und du sollst mich nicht immer verarschen! Schatz?“
Inzwischen war mir ihr fieser Trick eingeleuchtet. Gut, sie hatte mich erwischt, aber mit welch finsterer Methode. Ich war tatsächlich ein wenig sauer. Und ja, möglicherweise hatte ich auch Tränen in den Augen von diesem fiesen Kniff. Sandra schien meine Pein dann schließlich auch mitzubekommen, denn sie rückte noch ein wenig näher und nahm die Hand, mit der ich meine Wange rieb.
„Alles okay?“, fragte sie.
„Das hat echt wehgetan!“, antwortet ich, ganz wehleidig.
„Och, Schatz. Warum machst du auch immer solche Sachen?“, sagte sie, als wäre ich für alles verantwortlich. Sie näherte sich noch weiter, stützte sich mit der einen Hand an der Sofalehne und betrachtete meine Wange aus der Nähe. Ich spürte ihren warmen Atem auf meiner noch immer brennenden Haut. Vor allem spürte ich aber ihre andere Hand, mit der sie sich nach unten hin abstützte. Aus einem mir unbekannten Grund war sie dabei ziemlich genau in einem Schritt gelandet. Während Sandra mir nun sanft auf die Wange küsste, fing sie an, da unten rumzukneten. Das entging mir natürlich nicht.
„Oho“, sagte sie, als sie sich ein wenig zurück neigte, um mir ins Gesicht zu blicken, „soll ich dich lieber woanders kneifen?“
Ich zuckte wohl ein wenig zusammen, weil sich das im ersten Moment ganz schrecklich anhörte. Sandra lachte nur und sagte, dass ich ganz entspannt bleiben solle. Daher beobachtete ich atemlos, wie sie ein wenig zurück kroch, sich niederkniete und mit beiden Händen über mein prall gefüllten Schritt strich, mal ganz sanft, dann wieder ein wenig fester, bis ich fast wahnsinnig wurde. Sie ließ sich unendlich lange Zeit. Als sie schließlich meine Hosenbund ergriff und wir das störende Ding inklusive Unterhose endlich loswurden, war ich schon, nun, äußerst angespannt, daher schnappte ich mir Sandra, brachte uns beide in eine entsprechende Position und verwöhnte sie ein wenig. Ihr Stöhnen vermengte sich irgendwann mit dem von von Jackie Chan verprügelten Männern, denn während dieses Vorspiels waren wir wohl irgendwie an die Fernbedienung geraten, sodass der Film weiterlief. Danach kam, wenn ich mich recht entsinne, ein alberner Actionfilm mit Chuck Norris, aber von dem bekamen wir so gar nichts mit. Tatsächlich trieben wir es die halbe Nacht durch. Auf der Couch, vor der Couch, auf dem Tisch, meistens untermalt von wuchtigem Geballer und inbrünstigen Männerschreien.
So wurde diese Nacht aus dem Nichts eine der geilsten meines Lebens. Ich weiß nicht, wieso sie diesen Verlauf genommen hat, wie anders alles gekommen wäre, wenn ich diesen Artikel nicht gelesen hätte oder wie Sandra und ich am nächsten Tag noch vernünftig laufen konnten. Aber eins weiß ich: Seit dieser Nacht bekomme ich immer, wenn ich den Ausdruck 'Für die Wissenschaft' höre, einen steifen Penis.